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Sonntag, 10. März 2024

Kulinarische Abenteuer auf meiner Reise

By On März 10, 2024


Vielleicht habt ihr schon mitbekommen, dass ich verdammt gerne esse - vor allem Unbekanntes ;) Ich liebe es verrückte Mahlzeiten auszuprobieren und bin dabei relativ wagemutig - würde ich jetzt einfach so behaupten.

Warnung: Nichts für sanfte Gemüter!

Hier eine kleine Zusammenfassung meiner kulinarischen Abenteuer auf Reisen: 


Seeigel in Neuseeland

In Neuseeland im Pelorus Sound habe ich zum ersten Mal im Leben Seeigel gegessen - roh! Dazu bin ich mit dem Kajak die Küste entlang gerudert und habe die stacheligen Meeresbewohner gesammelt. Meine Gastgeberin hat mir dann gezeigt wie man sie aufarbeitet: Mit einem Messer in der Mitte durchschneiden und alles herausnehmen, bis auf die orangefarbenen Gonaden ( = Sexualorgane). Diese pult man zu allerletzt heraus und kann sie auch gleich essen. Dazu trinkt man hier traditionellerweise ein kaltes Bier. Viel Essbares ist an den Tieren auf alle Fälle nicht dran. Geschmacklich ganz lecker - wie süße Meeresfrüchte. Die Konsistenz würde ich als cremig bezeichnen.

Die orangefarbenen Gonaden sind der essbare Teil des Seeigels

Possum in Neuseeland

Während einer 2-tägigen Wanderung im Kaweka Forest habe ich gemeinsam mit meinem Couchsurfing Gastgeber John ein selbsterlegtes Possum gegessen. Man muss dazu sagen, dass diese Tiere in Neuseeland eine richtige Plage sind. Sie wurden ursprünglich aus Australien eingeschleppt und haben sich dann hier hemmungslos vermehrt. Die Neuseeländer betrachten die Possums somit als Schädlinge, aber komischerweise wollen sie sie trotzdem nicht essen. Stattdessen werden sie aber zu Hundefutter verarbeitet. Vielleicht liegt es auch daran, dass einige der Tiere mit Tuberkulose infiziert sind, was aber nach dem Erhitzen des Fleisches kein Problem mehr darstellen sollte. Es war nicht allzu schwer John zu überreden ein Possum zu erlegen. Leider tappte das Tier  nicht wie erhofft in unsere Falle, also beschloss mein Gastgeber es eigenhändig mit einem Holzknüppel zu erschlagen, was ihm auch gelang. Wir arbeiteten es mitten in der Nacht noch auf und ließen es bis zum Morgen aushängen. Am Abend machten wir uns dann daran unser selbst erlegtes Mahl im Gaskocher zuzubereiten. Der Geruch war irgendwie nicht sonderlich vielversprechend. Als wir es dann schließlich probierten, wurde uns klar: es schmeckte genauso grauenhaft, wie es gerochen hat. John musste sich beinahe übergeben. Es blieb also nur bei einer kleinen Kostprobe. Im Nachhinein kamen wir zu dem Entschluss, dass wir wohl bei der Aufarbeitung des Tieres einen Fehler gemacht hatten. Wahrscheinlich haben wir in die Duftdrüse des Possums geschnitten, was den unangenehmen Geschmack verursachte. Beim nächsten Mal wissen wir es auf alle Fälle besser ;)


Entenembryo auf den Philippinen

Die Delikatesse heißt Balut. Es handelt sich dabei um ein angebrütetes, gekochtes Enten- oder Hühnerei. Im Schnitt sind die Eier etwa 19 Tage alt, wenn sie gegessen werden. Im Inneren steckt also ein Vogelembryo. An einem Straßenstand wurden wir fündig. Anthony - eine Couchsurfing Bekanntschaft - führte mir genau vor, wie man das Ding essen sollte. Schon beim Zuschauen wurde mir leicht schlecht, obwohl ich in Sachen Essen wirklich sehr abgehärtet bin. Anthony verglich den Embryo mit einem Baby-Dinosaurier. Ja, das könnte vielleicht hinkommen. Nun war ich an der Reihe. Zuerst startet man mit dem gelben Teil, also dem Dotter, welcher auch ungefähr so schmeckt, nur bereits etwas härter ist. Dann kommt der Embryo. Gespannt und leicht schmunzelnd beobachteten die zwei Männer meinen Gesichtsausdruck. Das Ding sah tatsächlich schon aus wie ein kleines Küken. Man erkannte bereits deutlich den Kopf und den Schnabel. Es ließ sich aber erstaunlich leicht kauen, da selbst die Knochen noch weich sind. Im Nachhinein kann ich gar nicht viel zum Geschmack sagen, da man recht viel Essig darüber kippt, was dann der vorherrschende Geschmack ist (vielleicht auch besser so). Nach diesem kleinen Abenteuer beschloss ich, dass das eindeutig ein einmaliges Erlebnis gewesen ist. 

"Balut", eine philippinische Delikatesse

Elch und Rentier in Schweden

Elch und Rentier würden vielleicht viele nicht unbedingt als "kulinarisches Abenteuer" bezeichnen, dennoch war es für mich etwas ganz Besonderes und stand auf meiner To-Do-Liste für Schweden ganz oben. Beide Tiere habe ich in Form eines Burgers verdrückt. Den Elch gab es in einem traditionellen, schwedischen Gasthaus - erinnerte mich irgendwie an eine österreichische Apres-Ski Hütte - mit Preiselbeermarmelade, Pilzsauce und Kartoffelspalten. Ein Traum! Den Rentier-Burger haben wir selbst gemacht. Wir bekamen nämlich 16 kg Rentierfleisch von einem benachbarten Sami, welches dann einen ganzen Nachmittag über verarbeitet wurde. Im Prinzip war der Burger nicht so schlecht, doch ein kleines Missgeschick trübte das Vergnügen etwas: Wir haben nämlich unabsichtlich ein faules Ei in die Hackfleischmasse geschlagen und es leider zu spät bemerkt. Wir versuchten das Unding zwar wieder vollständig herauszuholen, was uns aber wahrscheinlich nicht zu 100% gelang. Der Rentier-Burger wurde natürlich brav aufgegessen - wäre ja schade um das wertvolle Fleisch - aber der Gedanke an das faule Ei schwang die ganze Zeit etwas mit. Zum Glück hat niemand eine Magenverstimmung davongetragen ;)

Matumbo in Kenia

Dabei handelt es sich um die Gedärme und Mägen von einem Tier - meist Rind, Schaf oder Ziege. Ich konnte mich mit diesem Gericht nicht wirklich anfreunden, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich gleich am Anfang beinahe traumatisiert davon wurde. Als ich in Kapkoi war, schlachtete mein Couchsurfing Gastgeber nämlich ein altes Schaf. Die Gedärme und der Magen wurden dann über Nacht in einen Topf mit Wasser gegeben, der dann genau in meinem Zimmer deponiert wurde. Das Ganz roch so penetrant nach einem Mix aus Schaf und Sch*****, dass mir beim Gedanken daran immer noch übel wird. Genauso schmeckt das Zeug dann auch im gekochten Zustand. Die nächsten Tage wurde dann wirklich jede Mahlzeit damit verfeinert - bzw für mich versaut *lach*. Die Kenianer lieben Matumbo tatsächlich - und das wirklich so gut wie alle die ich getroffen habe. Ich habe mir anstandshalber das eine oder andere Mal ein paar Bissen hinuntergewürgt, aber Gaumenfreude war es keine. 

Matumbo (hier vom Rind) im ungekochten Zustand. Ich habe beim Auswaschen und Zerkleinern geholfen

Mursik in Kenia

Mursik ist eine traditionell fermentierte Milch der Kalenjin in Kenia. Milch wird in einer Kalebasse (= Gefäß, das aus einem Flaschenkürbis angefertigt) ist mit der Holzkohle von bestimmten Bäumen gemischt und dort für einige Tag stehen gelassen und somit fermentiert. Schmecken tut das Ganze gar nicht schlecht, so ähnlich wie Buttermilch würde ich es beschreiben. Manchmal wird dem fertigen Mursik noch ein bisschen frisches Blut hinzugemischt. Diese Variante habe ich jedoch nicht ausprobiert. 

Mursik

Grashüpfer in Uganda 

Extrem lecker! Sie werden in einer Pfanne im eigenen Saft herausgebraten und etwas gesalzen. Außen knusprig, innen weich - ein Traum. Man erhält sie in der Grashüpfer-Saison überall am Straßenrand in kleinen Plastiksäckchen, bereits fertig zubereitet. 

Frisches Ziegenblut in Tansania

Eher gewöhnungsbedürftig, obwohl ich es mir eindeutig schlimmer vorgestellt habe. Der Massai-Stamm, bei dem ich wohnte, schlachtete am Morgen eine Ziege, indem sie dem lebenden Tier einfach den Kopf abtrennten. Das Blut, das aus dem Hals sprudelte wurde in einem Gefäß aufgefangen und immer schön umgerührt, damit es nicht zu stocken beginnt. Sie verfeinerten das Getränk mit etwas Milch und Salz. Man sollte es dann recht rasch trinken, denn mit der Zeit wird das Zeug gelleeartig, was ziemlich ekelhaft ist. Geschmacklich erstmals warm und salzig. Der Nachgeschmack ist metallisch.

Ziegenblut in Tansania

Raupen in Sambia

Nicht mein Fall. Diese Dinger werden überall auf den Märkten in getrocknetem Zustand verkauft. Zu Hause legt man sie dann in Wasser ein, bis sie weich werden. Danach werden sie mit jeder Menge Fett frittiert. Ich probierte sie jedoch nur ein einziges Mal, vielleicht hatte ich bloß nicht den besten Koch.

Getrocknete Raupen am Markt in Sambia

Leguan in Honduras

Sehr lecker. Geschmacklich würde ich es als eine Kreuzung aus Huhn und Fisch beschreiben. Wird teilweise auf den Märkten verkauft, obwohl es anscheinend illegal sei und gilt als Delikatesse. Ich erzählte meinem Couchsurfing Gastgeber von meiner Vorliebe für verrücktes Essen, er überraschte mich daraufhin eines Tages mit einem Leguan zum Frühstück.

Lebende Muscheln in El Salvador

Sehr lecker. Sie werden auf den lokalen Märkten in Meeresnähe verkauft und sind bei den Einheimischen sehr beliebt. Die lebenden Tierchen werden aus der Schale genommen und mit Limettensaft, Zwiebeln, Chili, Paprika und Salz verfeinert. Die Muscheln müssen sich noch bewegen, wenn man sie mit dem Limettensaft beträufelt, sonst sind sie schon alt. Es gibt in El Salvador mehr als genug Fischvergiftungen nach dem Vezehr dieser Dinger.

Schildkröte in Kolumbien

War absolut nicht mein Fall. Könnte aber auch daran liegen, dass das Tier schon sehr alt war. Das Fleisch war nämlich sehr zäh. Serviert wurden das in Würfel geschnittene Schildkrötenfleisch und die Leber mit Arepas. Wenige Stunden nach dem Genuss dieser Mahlzeit spielte mein Darm verrückt - ich verbrachte die ganze Nacht am WC. Schlussfolgerung: nicht empfehlenswert.

Meerschweinchen in Ecuador & Peru

Sehr lecker aber wenig dran. Das Tier bestand vorwiegend aus Haut - die aber ganz lecker knusprig war - und Knochen. In Ecuador bekam ich es mit leckerer Erdnusssauce serviert und in Peru mit pikanter Sauce - am besten geschmeckt hat es in Peru.  Auf alle Fälle empfehlenswert!

Meerschweinchen

Schafskopfsuppe in Peru

Also dieses Gericht gehört eindeutig nicht zu meinen Lieblingsgerichten. Und das Schlimmste dran: Ich bekam die Suppe zum Frühstück serviert - mit einem halben Schafskopf drin. Die Haare waren vermutlich das Einzige, das entfernt wurde. Außerdem bestand das Ding bestand bloß aus aufgeweichter, ledriger Haut, einer Zunge, Mundschleimhaut mit ekelhaften Zotten dran und irgendwelchen Sehnen. Ich biss bloß ein Stück ab, doch das war bereits fast zu viel für meinen normalerweise doch recht widerstandsfähigen Magen. Dieses Gericht bekam ich übrigens in Puno am Titicacasee serviert.

Schafskopfsuppe zum Frühstück

Lama in Bolivien

In Bolivien zählt Lama zu einem ganz normalen und auch beliebten Gericht. Ich habe es zum ersten Mal in der Stadt Oruro ausprobiert. Ich war etwas verwundert, über das Aussehen des Fleisches, es wird nämlich zuerst getrocknet und dann werden die Fleischfasern klitzeklein abgezupft. Diese werden dann in einer ordentlichen Portion Fett herausgebraten. Serviert wird das Ganze mit Mais, Käse, Karatoffeln, Ei und scharfer Sauce. Vom Geschmack her ähnelt das Lama vielleicht etwas dem Schafsfleisch. Ich fand das Gericht ganz lecker, bloß war es mir eine Spur zu deftig - das Fleisch trieft bloß so vom Fett. Das zweite Mal aß ich Lamafleisch vom Grill bei einer Lama-Opferungsfeier in Bolivien. Es war ganz lecker aber ziemlich zäh.



Freitag, 1. März 2024

Route Neuseeland

By On März 01, 2024


Reisezeitraum & Route: 

02.12.2023 - 27.02.2024

NEUKALEDONIEN - Nordinsel: Auckland - Taipa - Honeymoon Valley - Coopers Beach - Mangonui - Russell - Bay of Islands - Moturua Island - Auckland - New Plymouth - Stratford - Whanganui - Taihape - Kaweka Forest - Bulls - Rotorua - Pukehina - Taupo - Ruapehu Forest - Paihiatua - Featherston - Cape Palliser - Wellington - Südinsel: Queenstown - Manapouri - Milford Sound - Lumsden - Queenstown - Dunedin - Oamaru - Queenstown - Earnslaw Burn Track - Hawea - Wanaka - Franz Josef - Greymouth - Nelson -  Golden Bay - Nelson - Pelorus Sound - Whakatahuri - Picton - Nordinsel: Wellington - Auckland - SCHWEIZ


Nordinsel:


Südinsel: 




=> Hier findest du alle Fotoalben von Neuseeland <=

 





Dienstag, 27. Februar 2024

Goodbye Neuseeland - Eine Reise geht zu Ende

By On Februar 27, 2024

 

Ich sitze gerade am Flughafen in Auckland und lasse meine Reise ein wenig Revue passieren. Flughäfen sind für mich immer sehr emotional behaftet, da sich dort meistens ein Kapitel schließt, aber natürlich auch wieder ein neues öffnet. Unglaublich wie schnell die letzten Tage bzw sogar Wochen vergangen sind. Über sechs Monate habe ich nun Ozeanien bereist und Länder erkundet, die so kontrastreich waren wie Tag und Nacht. Von den wilden Stämmen in Papua-Neuguinea ging es zu traumhaften Stränden auf den kleinen Fidschi-Inseln. Weiter zu einer adrenalinreichen Vulkanbesteigung bei Nacht in Vanuatu und danach auf die absolut malerische Pinieninsel in Neukaledonien. Zum Schluss hat dann noch Neuseeland mein Herz erobert. Die Vielfalt der Landschaften hier ist unglaublich - von schneebedeckten Bergen und tiefen Fjorden bis hin zu üppigen Regenwäldern, Vulkanen und endlosen, menschenleeren Stränden. Auch die Tierwelt hat mich begeistert: Ich sah zum ersten Mal im Leben Possums und ein Wallaby. Zudem beobachtete ich Pinguine und jede Menge Robben. Ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir die Einheimischen mit ihrer lässig gelassenen Art, ihrer unglaublichen Gastfreundschaft und obendrein noch einer ordentlichen Prise Verrücktheit. Ich habe es geliebt auf all den abgelegenen Farmen zu arbeiten, wo die Menschen größtenteils als Selbsversorger leben. Ich habe jagen und fischen gelernt, Kühe gemolken und ohne Ende Unkraut gejätet ;) 


Natürlich gab es auch immer wieder sehr herausfordernde Situationen, aber die schönen Momente und all die wundervollen Begegnungen haben eindeutig überwogen. 


An meinem letzten Tag in Auckland habe ich mir eine Thai-Massage gegönnt :)


Ich bin schon gespannt wohin mich meine nächste große Reise führen wird, die voraussichtlich Ende November startet.


Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt! 


Bis bald!


Eure Michi :)




=> Hier findest du alle meine Fotoalben von Neuseeland <=









Samstag, 24. Februar 2024

Action im Pelorus Sound: Auf der Suche nach Polly

By On Februar 24, 2024

 

Am Samstag Nachmittag beschloss ich wieder einmal eine kleine Wanderung zu machen. Zu spät bemerkte ich, dass Polly - der Hund - mir folgte. Ich war nicht sonderlich glücklich darüber, da Natalie mir vor Kurzem erzählte, dass Polly letztes Jahr auf das Grundstück des Nachbarn - scheinbar ein ziemlich unguter Mensch - gerannt sei. Dieser hätte den Hund dann eingefangen und ihn erst nach langem Hin und Her wieder herausgerückt. Dann hat er sogar noch gedroht, dass er den Hund beim nächsten Mal erschießen würde. 


Polly verschwand immer wieder für eine Weile und kam irgendwann wieder kurz zurück. So ging es die ganze Wanderung. 


Die Landschaft hier im Pelorus Sound ist einfach traumhaft!


Die verzweifelte Suche nach Polly

Als ich schließlich wieder zu Hause ankam, fehlte von Polly jede Spur. Natalie und Gavin beruhigten mich und versicherten mir, dass der Hund bestimmt gleich zurückkommen würde. Irgendwann wurde es dunkel. Nun begannen wir uns alle Sorgen zu machen. Natalie fluchte und machte sich mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Suche nach Polly. Begleitung wollte sie keine.


Als Natalie zurückkehrte, sah ich ihr sofort an, dass die Aktion nicht erfolgreich war. Sie hörte Stimmen im Wald, es waren zwei Männer, die über den Hund redeten. Doch niemand antwortete auf ihre Rufe. Es war nun klar: der Nachbar hatte Polly. Natalie war außer sich vor Wut und wollte mit niemandem sprechen. Verständlich, immerhin fürchtete sie um das Leben ihres geliebten Hundes. Frustriert griff sie zu einer Flasche Whisky - obwohl sie normalerweise keinen Alkohol trinkt - und setzte sich aufs Sofa. Mit einem unguten Gefühl ging ich zu Bett. 


Am nächsten Morgen war Natalie immer noch nich viel besser drauf, aber zumindest konnte man wieder mit ihr reden. Sie versicherte mir zudem, dass das alles nicht meine Schuld sei. Natalie hatte dem Nachbarn eine Nachricht geschickt, woraufhin dieser antwortete, dass Polly mit dem Boot abgeholt werden könnte.  Das hob die Stimmung ein wenig, denn immerhin wussten wir nun, dass der Hund noch am Leben war. Mit dem Boot bis zu ihm zu fahren würde jedoch eine Tagesreise werden, da man dazu um eine große Landzunge herumfahren musste. Das würde viel Zeit und Sprit kosten. Gavin beschloss zu Fuß zum Nachbarn zu gehen, was ebenfalls eine mehrstündige Wanderung bedeutete.


Am Nachmittag kehrte Gavin zurück - ohne Hund. Der Nachbar weigerte sich Polly herauszugeben, da Gavin sein Grundstück ohne Erlaubnis betreten hatte. Unglaublich, wie kindisch manche Menschen sein können. Er ging jedoch den Kompromiss ein, den Hund morgen an das Mailboot (= Postboot) abzugeben. 


An diesem Abend verließen uns Gavin und Stan. Gavin musste aufgrund eines familiären Notfalls aufs Festland und Stan setzte seine Reise fort. Nun waren Natalie und ich allein.


Einen riskante Rettungsaktion

Am nächsten Morgen telefonierte Natalie mit dem Kapitän des Mailbootes, der jedoch mitteilte, dass das Boot voll beladen sei und er Polly nicht mitnehmen könne. Nach einer kurzen Diskussion stimmte er schließlich zu, den Hund für eine etwa 15-minütige Fahrt an Board zu lassen und an einer Stelle abzuladen, die Natalie mit dem Motorboot und einer kurzen Kletterei erreichen konnte. Gute Nachrichten, wenn da nicht das schreckliche Wetter wäre. Ein heftiger Sturm tobte draußen. Natalie entschloss sich dennoch das Risiko einzugehen. Ich sollte zu Hause bleiben. 


Der Sturm wurde immer stärker. Vor dem Haus wurden Gegenstände durch die Luft gewirbelt. Ich machte mir ernsthafte Sorgen um Natalie, die eigentlich längst zurück sein sollte.


Meine Erleichterung war groß, als ich am späten Nachmittag Motorengeräusche hörte. Ich rannte zum Bootssteg. Natalie und Polly waren wohlauf zurückgekehrt. Was für eine Action! Ich war heilfroh, dass die Geschichte  noch einmal gut ausgegangen ist. 


Polly ist nach ihrem abenteuerlichen Ausflug wieder da :)


Meine restlichen Tage in Whakatahuri verliefen zum Glück ruhig und friedlich. Natalie brachte mir das Schießen mit dem Gewehr bei, und ich ging abends auf Possumjagd. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich diese Tiere bei meiner Ankunft in Neuseeland so unglaublich süß fand. Das hat sich aber mittlerweile geändert. Die Viecher sind wirklich eine absolute Plage und machen nachts einen fürchterlichen Radau. Sie haben mich nun schon mehrmals aus dem Schlaf gerissen. Als ich dann eines nachts mit der Stirnlampe vor meine Hütte trat, sah ich einfach überall diese leuchtenden Possum-Augen. Es waren wahrscheinlich hunderte. Die Tiere sind zudem ziemlich garstig. Steht man beispielsweise unter einem Baum auf dem ein Possum sitzt, dann kann es gut passieren von einem solchen angepinkelt zu werden. 


Ein besonderes Highlight war es, als wir eines Abends Pinguine zu hören, die tatsächlich wie Esel schreien. Natalie meinte zwar, dass die Pinguine normalerweise erst in ein paar Wochen zum Nisten kämen, aber offenbar waren sie dieses Jahr früher dran. Ich machte mich also auf die Suche, konnte aber leider keinen finden.


Eine kulinarische Entdeckung: Seeigel

Zu guter Letzt erlebte ich sogar noch ein kulinarisches Abenteuer: Seeigel. Als ich eines Nachmittags mit dem Kajak aufs Meer hinausfuhr, sammelte ich einige dieser stacheligen Meeresbewohner. Natalie zeigte mir, wie man sie zubereitet. Man muss sie einfach mit einem Messer in der Mitte durchschneiden und das Innere bis auf die orangefarbenen Gonaden (= Spermien und Eier) herausnehmen. Die Gonaden kann man dann roh essen, (bzw fast lebendig?). Ich war überrascht, wie wenig Fleisch man aus einem Seeigel herausholen kann. Für ein Abendessen reichte das keinesfalls. Der Geschmack war jedoch erstaunlich gut, süß und cremig. Dazu genoss ich, auf Natalies Empfehlung hin, ein kaltes, selbstgebrautes Bier.



Seeigel

Der aufgeschnitten Seeigel. Das Innere wird nun herausgeräumt, nur die Gonaden lässt man noch drin. 

Hier sieht man die Gonaden. Diese holt man als letztes heraus und kann sie dann auch gleich verspeisen. 

Seeigel-Gonaden


Als Gavin ein paar Tage später vom Festland zurück kam, gingen wir mit seinem großen Fischerboot zum Fischen. Natalie und Gavin erklärten und zeigten mir alles was ich übers Angeln wissen musste. 


Gavin auf seinem Fischerboot

Unsere Ausbeute des Tages


Am nächsten Tag durfte ich bereits alleine mit dem Dingi (=kleines Holzboot) hinausrudern zum Fischen. Polly ließ es sich nicht nehmen mitzukommen. 


Polly und ich beim Fischen

Das Dingi. Einer von Gavins Vorfahren hat es gebaut. 

Seesterne


Abschied und Rückkehr in die Zivilisation

Gestern war es dann soweit: Ich musste Abschied nehmen von Natalie, Gavin und den Tieren. Ich werde diesen wundervollen, friedlichen Ort sehr vermissen. Außerdem habe ich so viel gelernt hier: angeln, schießen, jagen, frisch gefangene Fische aufarbeiten und filetieren, Muscheln aufarbeiten, ein Dingi und ein Kajak fahren, usw. 


Gegen Mittag kam das Mailboot, mit dem ich nach Havelock aufs Festland fuhr. Dabei staunte ich nicht schlecht, dass das Boot nicht nur für die Postlieferung genutzt wird, sondern mittlerweile auch eine Touristenattraktion ist. Für 132 NZD (72 €) können Touristen den ganzen Tag mitfahren. Die nette Dame am Boot gewährte mir jedoch für die 3-stündige Fahrt den gleichen Preis wie den Einwohnern des Pelorus Sounds: 12,5 NZD (7,15 €). Sie half mir sogar, eine Mitfahrgelegenheit nach Picton zu finden, und so nahm mich ein älteres Ehepaar für die einstündige Fahrt mit.


Pechsträhne

Gegen 18 Uhr kam ich in Picton an, wo ich ein Einzelzimmer im Atlantis Hostel gebucht habe. Ich ging früh zu Bett, da ich heute bereits um kurz nach fünf für die Fähre nach Wellington aufstehen musste. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Mein ganzer Körper begann zu jucken. Wie ich leider feststellen musste handelte es sich um Bettwanzenbisse – schon wieder! Das war nun schon das zweite Mal auf dieser Reise. Vielleicht erinnert ihr euch, dass die Bisse, die ich auf Fidschi bekam, sich schlussendlich schrecklich entzündet haben. Sofort ging ich zur Rezeption. Die Besitzer des Hostels waren zum Glück sehr freundlich und besorgt. Sie wiesen mir sofort ein anderes Zimmer zu. Doch der Schreck saß tief, und ich fand nur schwer in den Schlaf. Fun Fact: An diesem Tag hat mir übrigens am Hafen von Havelock ein Hund gegen meinen Rucksack gepinkelt. Manchmal hat man einfach Pechtage.


Heute bin ich entsprechend erschöpft, aber zumindest hat mit der Fähre von Picton nach Wellington alles geklappt. Ich sitze nun gerade an Bord und genieße die wunderschöne Landschaft des Queen Charlotte Sounds, während ich diesen Text schreibe. Nun geht es wirklich Schlag auf Schlag: Heute Nachmittag fliege ich von Wellington nach Auckland. Dort verbringe ich meine letzten zwei Tage, bevor es endgültig zurück nach Hause geht. 


Queen Charlotte Sound. Am Weg von Picton nach Wellington mit der Fähre. 


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Whakatahuri & dem Pelorus Sound <=





Freitag, 16. Februar 2024

In der Einsamkeit des Pelorus Sounds: Meine Zeit in Whakatahuri

By On Februar 16, 2024

 

Nach dem aufregenden Goldgräberabenteur ging es am Dienstagmorgen dann weiter. Mein nächstes Ziel: Kaikoura. Ich werde am Weg dorthin noch eine Nacht in Nelson verbringen. Ich machte mich also per Autostopp auf den Weg dorthin. Habe ich schon einmal erwähnt, dass Neuseeland ein Paradies für Tramper ist? Es ist wirklich super einfach hier eine Mitfahrgelegenheit zu finden. 


Ich entschied mich wieder eine Nacht im "Crystal Meth Hostel" zu verbringen. Am Mittwoch brach ich schließlich in Richtung Kaikoura auf. Ela hat mir dort einen Kontakt vermittelt, bei dem ich kostenlos unterkommen kann. Die sonstigen Unterkünfte waren nämlich wieder restlos ausgebucht. 


Eine unerwartete Wendung 

Doch wie so oft kam alles anders als geplant. Nach einer über zweistündigen Fahrt erreichte ich gerade Blenheim, etwa auf halber Strecke nach Kaikoura, als plötzlich eine Nachricht von Natalie - einer Workaway-Gastgeberin - auf meinem Handy aufploppte. Sie lebt mit ihrem Mann Gavin völlig abgeschieden im Pelorus Sound. Es handelt sich dabei um einen weit verzweigten Meeresarm mit vielen kleinen Inseln und Fjorden im Norden der Südinsel. Das wäre ein absoluter Traum! Das Problem ist, dass man dort nur schwer hinkommt: Entweder eine 4,5-stündige Reise, davon zwei Stunden mit dem Auto und 2,5 Stunden mit dem Boot, oder einmal in der Woche mit dem "Mailboot" - also ein Postboot. Da Gavin gerade zufällig in Nelson war, könnte er mich mitnehmen. Dazu müsste ich aber zurück nach Nelson - also genau dorthin wo ich gerade herkam. Ich setzte mich in Blenheim erstmal in ein Café, um über meine Optionen nachzudenken. Das nächste Problem war nämlich, dass meine Reise schon dem Ende zugeht und ich am 24. in Auckland sein muss. Laut Natalie wäre die erste Möglichkeit, von ihrem Zuhause wieder wegzukommen der 23. mit dem Mailboot. Das würde natürlich alles extrem knapp, immerhin ist der Weg nach Auckland weit. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich jedoch das Risiko einzugehen. Es war eine einmalige Chance für ein letztes richtiges Abenteuer vor meiner Heimreise. 

Es ging also den ganzen Weg zurück nach Nelson. Unglaublich, wie oft ich auf dieser Reise so kurzfristige Planänderungen vorgenommen habe.

Der abenteuerliche Weg von Nelson nach Whakatahuri

Gegen 18 Uhr traf ich Gavin, einen etwa 70-jährigen, mega freundlichen und ruhigen Neuseeländer. Es konnte losgehen: Zwei Stunden Fahrt nach Elaine Bay. Dort wartete sein uraltes Fischerboot auf uns. Damit sollte es nun zu ihm nach Hause nach Whakatahuri gehen. Gavin erzählte mir, dass seine Vorfahren alle in Whakatahuri gelebt haben und Bootsbauer und Fischer waren. Früher wohnten dort mehrere Menschen - alles Verwandte. Es gab sogar eine kleine Schule. Heute sind nur noch er und Natalie dort. Langsam wurde es dunkel. Leider konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht viel von der eindrucksvollen, zerklüfteten Landschaft sehen. Zwischendurch begann das Boot ordentlich zu rauchen. Gavin meinte, dass etwas nicht stimmen würde. Das fand ich nicht gerade beruhigend hier am offenen Meer mitten in der Nacht. Ich mag zwar recht angstfrei in den Bergen sein, aber auf hoher See sieht das schon ganz anders aus. Ich war heilfroh, als es schließlich weiterging.

Gegen 23 Uhr kamen wir in Whakatahuri an. Natalie, Polly (der Hund) und die Katze kamen uns am Bootssteg entgegen. Natalie zeigte mir mein Schlafgemach: eine eigene kleine Holzhütte. Ich konnte zwar aufgrund der Dunkelheit nicht viel sehen, fühlte mich aber trotzdem gleich pudelwohl.


Das Leben in Whakatahuri

Ich wachte auf mit Vogelgezwitscher. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich Schafe, Ziegen und Hühner vor dem Haus herumspazieren. Ich konnte nun endlich sehen, wo ich mich hier befand. Als ich das Haupthaus betrat, staunte ich nicht schlecht, als ich dort eine Ziege antraf. Sie darf ihr Frühstück im Haus einnehmen, damit es ihr die Schafe nicht wegfressen. Zwischendurch rumpelte es immer wieder an der Haustür. Es war ein Schaf, das auch ins Haus wollte. Was für eine Comedy!


Pelorus Sound. Links unten sieht man Whakatahuri

"Lilly" darf zum Frühstücken ins Haus :)


Natalie führte mich ein wenig herum. Besonders beeindruckend fand ich das riesige Schiffswrack am Ufer vor ihrem Haus. Es handelte sich um die "Tiroa", die 1916 in Auckland gebaut wurde. In der Bucht liegen noch zwei weitere uralte Schiffswracks im Wasser, die jedoch schon beinahe völlig zersetzt bzw. von Sand bedeckt sind. Auf ihrem Grundstück lassen sich außerdem jede Menge antiker Gegenstände, vor allem Teile von alten Schiffen, entdecken.


Whakatahuri mit dem Wrack der "Tiroa" am Ufer

Ein alter Zeitungsartikel - hier war die "Tiroa" noch ganz


Neben mir war noch ein polnischer Mann namens Stan als Workawayer da. Stan half Gavin mit Renovierungsarbeiten. Meine Arbeiten wurden mir von Natalie zugeteilt und bestanden größtenteils aus Gartenarbeit, Rasenmähen, Hecken schneiden, Brennholz richten, usw. Abgemacht sind 4 Stunden Arbeit am Tag, aber es geht sehr gemütlich mit ausreichend Pausen zu. Belohnt werden wir mit super leckerem Essen von Natalie: Es gibt Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, Eier von den Hühnern, die ums Haus herumlaufen, dazu selbst gefangenen Fisch, Meeresfrüchte und selbsterlegtes Fleisch wie z.B. Wildschwein oder Reh. Von Zeit zu Zeit wird auch mal ein eigenes Schaf geschlachtet. Sie leben also größtenteils als Selbstversorger. Strom kommt aus Solarenergie und das Wasser von einem kleinen Bach hinter dem Haus. Das Leitungswasser kommt zwar manchmal etwas trüb aus der Leitung, aber Gavin erklärte mir, dass das gar nichts machen würde, man könne es problemlos trinken.


Die Schafe fressen mir das Unkraut weg ;)


Gleich am ersten Tag fuhr Natalie mit mir und Stan mit dem Motorboot zum Muscheln sammeln. Unsere reiche Ausbeute waren Miesmuscheln und Grünlippmuscheln (auch Grünschalmuschel genannt). Zum Aufarbeiten musste ich zuerst das Seegras entfernen. Daraufhin wurden sie in einem großen Kochtopf dampfgegart, bis sich die Schalen öffneten. Dann konnte ich die leckeren Stücke herausholen und bereits probieren. Normalerweise bin ich nicht so der Muschel-Fan, aber diese hier schmeckten vorzüglich. Natalie zauberte ein leckeres Abendessen aus einem Teil der Muscheln, der Rest kam in die Gefriertruhe. 


Grünlippmuscheln

Unsere Ausbeute


Für meine Freizeitgestaltung habe ich allerhand Möglichkeiten: Natalie und Gavin besitzen Kajaks, Kanus, ein Standup-Paddle-Board (SUP), Dingis (= kleine Holzboote), usw. Ich darf davon Gebrauch machen, wie ich nur will. Zudem gibt es ganz tolle Wandermöglichkeiten. Als ich meine erste Wanderung machte, rief mir Natalie noch nach, ich solle mir doch ein selbstgebautes Bier von ihr mitnehmen und es mit der wunderschönen Aussicht da oben genießen.


Blick hinunter auf Whakatahuri


Bei meinen Ausflügen mit dem Kajak oder dem SUP entdeckte ich massenweise Stachelrochen - es wimmelt hier nur so von ihnen. Gut, dass mich meine Gastgeber darauf aufmerksam gemacht haben, dass die Tiere nicht ganz ungefährlich sind, und mich auf ein paar Vorsichtsmaßnahmen hinwiesen. Ich stieß zudem noch auf Teppichhaie. Diese sind aber scheinbar absolut friedlich. 


Stachelrochen



Ich genieße das simple Leben und die beeindruckende Natur hier in vollen Zügen. Am Abend lausche ich gerne den Geschichten von Natalie und Gavin über die interessante Vergangenheit von diesem Ort und das Leben in der Abgeschiedenheit. Nun bleibt mir noch genau eine Woche in Whakatahuri bevor ich wieder in die große Stadt Auckland muss. 


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Whakatahuri und dem Pelorus Sound <=







Montag, 12. Februar 2024

Hippies und Goldgräber-Abenteuer

By On Februar 12, 2024

 

Greymouth machte seinen Namen alle Ehre - nichts Besonderes also. Der Ort wird von den Einheimischen teilweise sogar als "Shithole" bezeichnet, was aber vielleicht doch etwas zu hart ausgedrückt ist. 


Von Greymouth machte ich mich dann per Autostopp auf den Weg weiter in Richtung Norden. Nelson sollte mein nächstes Ziel sein. Den ersten Teil der Strecke nahm mich eine junge deutsche Frau mit ihrem Campervan mit. Die Gute hustete und nieste die ganze Fahrt über wie verrückt. Als sie später in ihre Banane biss und mir dabei erklärte, dass diese nach gar nichts schmecken würde, machte mich das ein bisschen stutzig. Ich kann nur von Glück reden, dass ich in den folgenden Tagen nicht auch todkrank wurde, immerhin saßen wir mehrere Stunden nebeneinander. Meine weitere Mitfahrgelegenheit war ein super lieber älterer Kiwi-Herr. 


Eine planlose Pause in Nelson

Es war gar nicht so einfach in Nelson eine Unterkunft zu finden. So gut wie alle halbwegs erschwinglichen Hostels waren ausgebucht und keiner der Couchsurfing Gastgeber antwortete mir. Letztendlich kam ich im "The Bug Backpackers" unter. Die hatten zwar halbwegs vernünftige Preise, dafür aber nicht sonderlich gute Bewertungen. Scheinbar würden dort Gangs leben, die mit Crystal Meth dealen. Das klang auf alle Fälle abenteuerlich. Als ich dort ankam rechnete ich mit dem Schlimmsten, muss aber sagen, dass ich mich ganz wohl dort fühlte. Es liefen war ein paar ziemlich zwielichtige Gestalten dort herum, die scheinbar dauerhaft im Hostel wohnen, aber zu mir waren alle ganz freundlich. Ich verbrachte im Endeffekt einige Tage in Nelson, da mir ein bisschen der Plan fehlte, wie es weitergehen sollte. Unterkünfte waren überall ausgebucht und auch auf meine Wwoofing Anfragen antwortete niemand. 


Am Tahunanui Strand in Nelson


Spontanes Goldgräber-Abenteuer 

Am Freitag meldete sich plötzlich Dave - ein Helpx Gastgeber (Helpx ist ähnlich wie Wwoofing, also arbeiten gegen Unterkunft und Verpflegung). Er meinte ich sollte unbedingt noch heute zu ihm in die Golden Bay  kommen, da er und zwei Freunde morgen Früh für drei Tage in den Busch gehen wollen, um Gold zu suchen. Das ging mir fast ein bisschen zu schnell, zudem hatte ich meine Unterkunft bereits für die kommende Nacht bezahlt. Dave meinte, das würde das Abenteuer meines Lebens werden und es wäre toll wenn wir zu viert wären. Sein Freund John, der morgen auch mitkommt, wäre sogar gerade in Nelson und könnte mich abholen. Das klang natürlich sehr verlockend. Ganz spontan sagte ich zu. So ein Erlebnis konnte ich mir wirklich nicht entgehen lassen!


Kurze Zeit später stand John bereits mit seinem Pick-up vor meiner Unterkunft. Die Fahrt zur Golden Bay dauerte 2,5 Stunden, war aber sehr kurzweilig, da wir durch wunderschöne Landschaften fuhren. 


Dave empfing mich herzlich mit einer innigen Umarmung in seinem simplen Zuhause. Er lebt in einer selbstgebauten Holzhütte, die auf dem Grundstück eines Freundes steht. Strom bekommt er von den Solarzellen auf dem Dach und Wasser von einer Quelle hinter dem Haus. Er lebt also völlig kostenlos. Er verdient sich ein wenig Kleingeld durch Gelegenheitsjobs und mit dem Goldgraben. Ein echter Hippie-Lebensstil, wie er in Neuseeland nicht ungewöhnlich ist. Neben John und Dave wird auch Ela morgen auf unser Abenteuer mitkommen - eine junge Frau aus Deutschland, die ebenfalls zum Wwoofing da ist. 


Dave's Hütte


Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke. Letztendlich waren sie ordentlich beladen, wobei den Großteil des Gewichts das Bier ausmachte. Die Jungs waren der Meinung, dass dies das Wichtigste sei nach einem anstrengenden Tag. Zu dem Zeitpunkt war mir noch gar nicht bewusst was für eine harte Arbeit uns bevorstand.  Zuerst ging es mit einem Geländewagen unwegsame Schotterwege entlang. Wir starteten unsere Wanderung durch dichten Busch. Weiter ging es entlang steiler Klippen und durch mehrere Flüsse mit hüfthohem Wasser. Wir sollten aufpassen nicht zu viele Spuren zu hinterlassen, warnte Dave. Immerhin war das alles streng geheim - und wie ich später erfuhr wohl auch nicht ganz legal. 


Am Weg zum Goldgräber Camp


Wir waren heilfroh als das Camp erreichten und unsere schweren Rucksäcke abladen konnten. Das Camp hatte Dave selbst gebaut. Es bestand hauptsächlich aus einer kleinen Holzhütte, einer Feuerstelle und zwei Zelten. Rundherum konnte man allerhand uralte Gegenstände und alte Goldminen finden. Hier waren anscheinend bereits im Jahr 1850 Goldminenarbeiter unterwegs. Heutzutage macht das wohl fast niemand mehr, da nicht mehr viel zu finden ist. Nach einer kurzen Pause ging unser Abenteuer bereits weiter. Wir zogen Neoprenanzüge an und es ging nochmals eine ordentliche Strecke flussaufwärts - diesmal großteils im eiskalten Wasser. Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der wir nach dem Gold suchen sollten. Ich staunte nicht schlecht was für Gerätschaften Dave und John aus diversen Verstecken holten. Ein Riesenstaubsauger, welcher aus einer meterlangen Röhre besteht, die Gold aus dem Wasser filtert. Dazu Art Floß mit Motor und noch vieles mehr. Wir sollten aufpassen, da manchmal Helikopter über das Gebiet fliegen würden. Diese dürften uns keinesfalls sehen. Die Jungs verbrachten die nächsten Stunden im Wasser und gruben sich durch die Steine. Ela und ich sollten große Steinbrocken am Ufer rollend zur Seite schieben, um Wasserwege zu schaffen. Das Ganze war harte körperliche Arbeit. Als die Sonne weg war wurde es ziemlich kalt. Ela und ich waren froh, als Dave schließlich beschloss, dass es genug für heute sei. Der Rückweg machte richtig Spaß - wir konnten uns großteils einfach flussabwärts treiben lassen. 


Das Goldgräber Camp

Ein kleiner Dieb in unserer Hütte: Es handelt sich hierbei um eine Wekarelle. Diese flügellosen Vögel sind bekannt dafür alles Mögliche zu stehlen: Schlüssel, Handys, Essen, usw.


Wir ließen den Tag gemütlich am Lagerfeuer mit einem wohlverdienten Bier ausklingen. Am nächsten Tag starteten die Jungs in aller Früh zum Goldgraben. Ela und ich beschlossen im Camp zu bleiben, da wir ihnen sowieso nicht viel helfen können, zudem haben wir gestern ordentlich gefroren. Wir hübschten in der Zwischenzeit das Camp ein bisschen auf, sammelten Feuerholz und schwammen im glasklaren Fluss. 




Als Dave und John am Abend zurückkamen, konnte wir ihnen sofort ansehen, dass es ein erfolgreicher Tag war. Sie strahlten über beide Ohren und meinten, dass sie heute außergewöhnlich viel Gold gefunden hätten: ganze 21 Gramm. Das entspricht etwa 2.100 NZD (= 1.200 €). Das musste natürlich gefeiert werden. 


Gold :)


Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück mit deutlich leichteren Rucksäcken wieder auf den Rückweg. 


Takaka - ein Hippie Ort

Dave wohnt nur wenige Fahrminuten von Takaka entfernt. Der 1.300 Seelen Ort war in den 60er und 70er Jahren eine richtige Hippie-Hochburg. Aber auch heutzutage leben noch reichlich Hippies dort. Da ich noch eine weitere Nacht bei Dave bleiben wollte, nutzte ich den Nachmittag, um mir Takaka anzusehen. Flower-Power, barfüßige Menschen und bunt bemalte Campervans prägen das Ortsbild. Insgesamt ist die Stimmung hier mega entspannt und lässig.


Labyrinth Rocks in Takaka


Heute, am Montag, werde ich schön langsam in Richtung Kaikoura aufbrechen. Dave hat zwar versucht mich zu überreden noch länger zu bleiben, was ich auch liebend gerne machen würde. Jedoch rennt mir leider langsam die Zeit davon, immerhin steht mein Rückflug nach Hause schon fast vor der Türe. 


Bis bald!


Eure Michi :)



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