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Donnerstag, 25. Februar 2021

Unter dem freien Sternenhimmel von La Gomera

By On Februar 25, 2021

 

Die letzten drei Tage verliefen wieder etwas abenteuerlicher und rustikaler. Gemeinsam mit Sdravko startete ich eine Mehrtageswanderung, um die geheimen Ecken von La Gomera zu erkundschaften. Im Gepäck hatten wir unseren Schlafsack, eine Isomatte, warme Klamotten für die Nacht und natürlich viel Wasser. 


Tag 1: Von Valle Gran Rey zum Strand Playa de Iguala

Flor - die äußerst liebe Vermieterin unseres Appartements - erklärte sich bereit, das überschüssige Gepäck, welches wir während der Wanderung nicht brauchen, bei sich zu lagern. Wir starteten am späten Vormittag von Valle Gran Rey in Richtung La Dama. Im Endeffekt erreichten wir unser Tagesziel nicht ganz, aber wir haben ja wirklich keinen Stress. 



Irgendwann kamen wir an einer Hippie-Finca vorbei. Zuerst dachten wir sie wäre verlassen. Doch dann erspähten wir einen älteren Herrn mit Schlabberhose und Ziegenbart. Wir waren ziemlich froh darüber, da unsere Wasserreserven bereits dem Ende zugingen. Und Wasser ist auf den kanarischen Inseln Mangelware. Sdravko konnte sich bereits in dem Bergdörfchen Gerian etwas Wasser bei einer netten alten Omi erbetteln. Der Hippie erzählte uns, dass er bereits 13 Jahre hier leben würde. Er hätte die Ruinen dieser alten Finca etwas auf Vordermann gebracht und solange niemand das Grundstück kauft, ist es scheinbar geduldet, dass er hier lebt. Wenn das Corona nicht wäre, dann würde er hier regelmäßig psychodelische Festivals veranstalten. Im Moment sei dies aber nicht möglich. Er servierte uns eine Tasse Kaffee und füllte uns eine Wasserflasche auf. Mehr konnte er nicht entbehren, da er es selbst von weit her schleppen muss.


Die Hippie Finca


Da es schon später Nachmittag war, schauten wir uns schön langsam nach einem Schlafplatz um. Als wir den Strand Playa de Iguala erreichten, war uns sofort klar, dass dies der perfekte Platz ist. In der hübschen kleinen Bucht befindet sich eine Ruine in der wir sogar zwei alte Matratzen fanden. So komfortabel hätte ich mir das Ganze nicht einmal erträumen gewagt. Da die Sonne noch am Himmel stand, beschlossen wir uns erstmals eine Abkühlung im Meer zu gönnen. Es gab sogar eine Stelle mit schwarzem Lavasand. Die Strömungen hier sind jedoch ziemlich gefährlich, deshalb konnten wir nicht weiter hinaus schwimmen. Zu unserer Freude entdeckten wir in den Klippen natürlich geformte Schwimmbecken. Es fühlte sich an als würden wir in einem Jacuzzi sitzen, während die Sonne schön langsam unterging. Sdravko schaffte es sogar ein paar Krebse zu fangen, die er mir voller Stolz präsentierte *lach*.  Später kamen noch drei junge Hippie- Frauen an den Strand, die sich dort auch badeten - ganz so wie Gott sie schuf. In den Höhlen unter den Klippen entdeckten wir verlassene Hippie-Behausungen. Wahrscheinlich wohnt dort auch von Zeit zu Zeit jemand, im Moment waren sie aber leer. 


Playa de Iguala: In dieser Bucht verbrachten wir die Nacht

Sehr komfortabel: Wir fanden zwei alte Matratzen

Verlassene Hippie-Behausungen


Als wir es uns auf den Matratzen gemütlich machten, hatte überkam Sdravko plötzlich eine Paranoia vor Flöhen. Das ging dann soweit bis ich auch irgendwann das Gefühl hatte, dass es mich auf und auf juckt. Ich glaubte ja, dass es von den Matratzen käme, während Sdravko der Überzeugung war, dass wir sie uns beim Hippie geholt haben. Letztendlich glaube ich, dass wir uns beide getäuscht hatten, denn der weitere Verlauf der Nacht war völlig "juckfrei". 


Tag 2: Von Playa de Iguala über Chipude in die Schlucht Barranco de Arganga

Geschlafen habe ich trotz der Luxus Matratze nicht sonderlich viel. Grund dafür war ein Vogel - oder vielleicht war es auch ein anderes Viech - der die ganze Nacht grauenhaft geschrien hatte. Auf alle Fälle, war es ein super unheimliches Geräusch. 
Während Sdravko ein morgendliches Bad im Meer nahm, kletterte ich ein wenig an den Klippen herum. Danach machten wir uns auf den Weg in Richtung La Dama. Dabei handelt es sich um ein kleines Bergdörfchen, das großteils aus Bananenplantagen besteht. Es gibt eine kleine Bar in dem Örtchen, welche gleichzeitig den einzigen Shop darstellt. Zu unserem großen Glück hatte sie geöffnet. Wir gönnten uns eine Tasse Kaffee. Zum Essen gab es zwei Auswahlmöglichkeiten: entweder Sandwich oder Paella (= Reisgericht mit Meeresfrüchten). Ich entschied mich für die Paella, was eine sehr gute Entscheidung war. Zudem ein wahres Schnäppchen: gerade mal 4€ kostete ein großes Teller; der Kaffee war mit 1,50€ ein kanarischer Durchschnittspreis würde ich behaupten. Von La Dama aus versuchten wir es mit Autostoppen. Wir hatten Glück, ein äußerst freundlicher, älterer Herr aus Kanada nahm uns mit bis nach Chipude. Von hier wanderten wir auf den La Fortalza, ein 1 Quadratmeter großes Felsplateau. Wäre es nicht so neblig gewesen, dann hätten wir von hier aus eine traumhaft schöne Aussicht gehabt. 

Aussicht von La Fortaleza

An dieser Stelle trennten sich die Wege von Sdravko und mir für die nächsten Tage. Während er sich aufmachte zu den Hippies in Santiago, wanderte ich in Richtung Barranco de Arganga - eine malerisch schöne Schlucht, durchzogen von Palmen und einem halb ausgetrockneten Fluss. Ich fand ein super schönes Fleckchen für die Nacht. Bevor es ab in den Schlafsack ging, nahm ich noch ein Bad in einem der Tümpel im Fluss. 

Hier nahm ich ein Bad

Mein Schlafplätzchen :) 

Gute Nacht 

Tag 3: Vom Barranco de Argaga nach Valle Gran Rey

Die Nacht war eisig kalt. Kein Wunder, ich befand mich auch auf über 1.000 Meter Seehöhe. Besonders krass war der massive Abendtau. Mein kompletter Schlafsack wurde davon feucht und trocknete auch die ganze Nacht nicht mehr wirklich. Aufgrund dessen beschloss ich, dass es heute zurück nach Valle Gran Rey gehen sollte und ich mir dort ein Zimmer nehmen werde. 

Gleich nach dem Aufwachen wurde ich von einigen spanischen Männern überrascht. Oder besser gesagt: Sie waren äußerst überrascht mich hier alleine in meinem Schlafsack vorzufinden. Es stellte sich heraus, dass sie Jäger sind. Die Männer warnten mich vor, dass es nun etwas lauter werden könnte, weil sie schießen werden. Noch ziemlich müde, packte ich meine sieben Sachen zusammen und startete meine heutige Etappe. Im Örtchen El Cercado fand ich eine kleine Bar, wo ich mir einen Kaffee gönnte. Aber auch der konnte keine Wunder bewirken. Leider hat mich meine Online-Landkarte wieder einmal einen absolut lebensmüden Weg entlang geführt. Irgendwann musste ich dann umdrehen, da es viel zu gefährlich wurde. 

Als ich dann endlich in Valle Gran Rey bei der Unterkunft ankam, die ich mir kurz zuvor online gebucht hatte, ließ man mich erstmals eine Stunde warten. Ich wurde bereits etwas ungeduldig. Irgendwann kam dann die Besitzerin auf mich zu und meinte, dass es ihr schrecklich leid tue, aber es wären alle Zimmer besetzt. Sie hätte mir nun aber ein hübsches Appartement besorgt, in welchem ich zum selben Preis schlafen könnte. Morgen bekomme ich dann mein versprochenes Zimmer in ihrem Hostel. Gegen dieses gratis Upgrade hatte ich natürlich nichts.
Angekommen in meinem Appartement fiel ich schon bald in einen tiefen und erholsamen Schlaf. 

Wanderung zum Aussichtspunkt Tequergenche

Heute wechselte ich meine Unterkunft vom Appartement ins Hostel. Ich habe ein wunderschönes Einzelzimmer mit zwei Balkonen und einem traumhaften Ausblick aufs Meer bekommen. Hier lässt es sich eindeutig länger aushalten.

Mein heutiger Plan war es auf den Berg südlich von Valle Gran Rey zu wandern, den Tequergenche. Es ist eine recht anspruchsvolle Tour und man sollte keinesfalls Höhenangst haben. Die Aussicht von oben war traumhaft:

Traumhafte Aussicht vom Tequergenche






Buenas noches!

Eure Michi :)



Samstag, 20. Februar 2021

Valle Gran Rey: Abenteuer im Tal des großen Königs

By On Februar 20, 2021

 

Valle Gran Rey, La Gomera

Nun bin ich tatsächlich schon wieder ein ganzes Weilchen gemeinsam mit Sdravko in dem kleinen Hippie-Örtchen Valle Gran Rey auf der Kanareninsel La Gomera. Zuerst haben wir unser Appartement für vier Nächte gebucht, es dann jedoch auf sieben verlängert. Die Unterkunft liegt an einem Berghang im Ortsteil La Calera, mit einer wundervollen Aussicht auf den Ort und das Meer hinunter. Naja, oder sagen wir mal, die Aussicht wäre wundervoll, wenn wir nicht gerade starke Kalima (= Sandwind aus Afrika) hätten, die die Fernsicht enorm beeinträchtigt. 


Barranco de Arure

Ihr wisst ja, dass ich mir mein Knie bei meinem kleinen Absturz vor einigen Tagen ordentlich geprellt und aufgeschürft habe. Aufgrund dessen standen erstmals ganz gemütliche Spaziergänge/Wanderungen auf dem Plan - zur großen Freude von Sdrako, dem ich sonst nämlich meistens beim Wandern davonlaufe bzw ihn zu viel antreibe *lach*. 


Wir wanderten also am Dienstag ganz gemütlich die kleine Schlucht Barranco de Arure entlang. Start war direkt bei unserer Unterkunft. Es ging durch das Künstlerdorf El Guro und dann hinein ein idyllisches Seitental. Am Ende erwartete uns ein kleiner, hübscher Wasserfall. Das Highlight waren sicher die Wollmispelbäume am Weg, wovon wir einen gut gefüllten Sack der leckeren Früchte ernten konnten. 


Leckere Wollmispeln

Mein Knie ist langsam am Weg zur Besserung


Playa del Inglés 

Am Mittwoch spazierten wir mehr oder weniger planlos durch die Gegend, wobei Sdravko natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Obstgärten und die dort angebauten seltenen Früchte legte. Wir wanderten einen Wasserkanal entlang, der uns jedoch irgendwann in das Privatgrundstück einer deutschen Dame führte, welche uns recht schnell wieder verjagte. Hier im Valle Gran Rey wimmelt es tatsächlich nur so von Deutschen. Man kann so gut wie jeden, der nicht nach einem Einheimischen aussieht, auf Deutsch ansprechen. 



Fincabesuch

Sdravko hat es mittlerweile geschafft Kontakt zu ein paar Finca-Besitzern hier in der Gegend herzustellen, die seltenes Obst anbauen. Eine davon besuchten wir am Donnerstag. Der äußert nette Besitzer Antonio zeigte uns ganz stolz die verschiedenen Obstbäume in seinem Garten. Ich muss zugeben, dass ich von den ganzen botanischen Fachbegriffen nicht besonders viel verstand, trotzdem war es eine ganz spannende Sache. 

Am Strand Charco del Conde habe ich heute das erste Mal in meinem Leben eine kleine Garnele fangen können :)
Natürlich wurde sie danach wieder in die Freiheit entlassen!


Ansonsten haben wir uns heute ein paar Datteln von den Palmen an der Strandpromenade gepflückt und diese auch gleich voller Freude verdrückt. Lustigerweise haben wir später in der Inselzeitung gelesen, dass die Palmen hier mit Gift besprüht werden, wegen dem ganzen Ungeziefer. Zum Glück scheinen wir keine gröberen Schäden davongetragen zu haben. 


Auf den Spuren der Hippies: Die Schweinebucht

Wie bereits in einem schon mal erwähnt, kamen in den 60er und 70er Jahren viele Hippies und Aussteiger hierher ins Valle Gran Rey. Sie lebten in Höhlen in der sogenannten "Schweinebucht" (Playa de las Arenas). Der Name kommt scheinbar von den Einzhemischen, da die Hippies ihre Fäkalien dort hinterließen. In den letzten Jahren wurde die Bucht aber regelmäßig von der Polizei geräumt. Sdravko meinte jedoch, dass er dort vor einigen Jahren noch ein paar von diesen Aussteigern gesehen hätte. Ich wollte unbedingt dorthin. Leider ist vor Kurzem (im November 2020) die Schotterstraße dorthin von einem massiven Felssturz verschüttet worden. Sie ist nun nach wie vor gesperrt und es ist streng verboten sie zu betreten. Die andere Möglichkeit die Schweinebucht zu erreichen ist über einen Berg. Ich sah mir die Route auf der Landkarte an und musste festellen, dass es eine ordentliche Tour werden würde - vor allem mit meinem verletzten Knie. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann möchte ich das auch durchziehen. Sdravko streikte, da er meinte die Wanderung wäre für ihn eindeutig zu weit. Er würde aber versuchen über die abgesperrte Straße dorthin zu kommen, dann könnten wir uns in der Schweinebucht treffen. Gesagt getan. Ich startete früh am Morgen. Zuerst ging es einen steilen, aber gut ausgebauten Bergweg nach oben. Mein Knie machte erstaunlich gut mit. Später durchquerte ich das idyllische Bergdörfchen Gerian


Blick hinunter ins Valle Gran Rey (deutsch: Tal des großen Königs)

Eine kleine Kirche etwas außerhalb von Gerian


Wir hatten abgemacht uns um 13 Uhr zu treffen. Ich war guter Dinge pünktlich dort anzukommen. Womit ich aber nicht gerechnet hatte war, dass der Abstieg fürchterlich wurde. Es gab keinen richtigen Weg bzw war es scheinbar der "alte" Weg, den schon seit Ewigkeiten niemand mehr geht. Zudem bestand er vorwiegend aus losen, kleinen Steinen. Da es steil nach unten ging, wurde das meinem armen Knie eindeutig zu viel. Ich kam nur noch langsam voran und überlegte immer wieder, ob ich nicht doch besser umdrehen sollte. 


Zuguterletzt kam ich aber mehr oder weniger wohlbehütet unten an. Und siehe da, Sdravko wartete schon auf mich. Er fragte mich warum zur Hölle ich mir eine solche lebensmüde Route aussuchen musste. Aber es war hald genau der Weg den mir meine "Maps.me" App angezeigt hatte. 

Wir kletterten die großen Steine am Strand entlang bis wir an der Schweinebucht ankamen. Sie war menschenleer, wir fanden bloß ein paar verlassene Hippiehöhlen. Nur neben dem verschütteten Schotterweg sieht man noch ein paar Camper, die den "modernen Hippie Lifestyle" leben. 


Hier kam es im November 2020 zu einem massiven Felsabsturz. Die Straße ist seitdem verschüttet und abgesperrt. Ein paar "Hippie-Camper" leben dort aber immer noch.

Immer wieder dieselben Probleme *lach*

Die Schweinebucht auf La Gomera. 

Verlassene Hippie-Höhlen



Nachdem wir am Strand ein wenig relaxt und gebadet hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Mein Knie hatte sich gut erholt, also dachte ich, dass ich den Weg über den Berg wieder schaffen würde. Zudem hatte ich auch ein wenig Angst, dass wir Probleme mit der Polizei bekommen könnten, wenn wir die abgesperrte Straße entlang laufen würden. Diesmal ließ sich Sdravko sogar überreden mit mir mitzukommen. Wir nahmen aber eine andere Route - durch die wunderschöne Schlucht Barranco de Argaga. Dort fanden wir sogar ein paar Tümpel, in die wir kurz hineinspringen konnten. 



Insgesamt kam ich mit ganz schrecklichen Knieschmerzen zurück in der Unterkunft an. Es glühte wahrlich. Die 28 Kilometer und 1.600 Höhenmeter heute waren wohl eindeutig zu viel. Die nächsten Tage werden wieder etwas gemütlicher angegangen. 


Im Appartement erwartete uns eine weniger schöne Überraschung: Es ist scheinbar ein Vogel durch das offene Fenster reingekommen, denn sowohl im Bad als auch auf Sdravkos Bett befand sich relativ frische Vogelkacke *lach*. 


Lorbeerwald

Der "gemütliche" Plan für heute war es, zum Lorbeerwald hinaufzutrampen und dort ein wenig herumzuwandern. Wir hatten Glück mit dem Autostoppen, aber leider weniger Glück mit dem Wetter. Nachdem wir etwa eine Stunde durch den zauberhaften Nebelwald gewandert sind, zog es plötzlich zu. Wenig später begann es auch schon leicht zu regnen. Schade, ich wäre gerne noch länger durch diesen Märchenwald mit seinen knorrigen, von Moos und Flechten bewachsenen Baumstämmen spaziert. Es ist übrigens der größte zusammenhängende Lorbeerwald Europas. Aus diesem Grund wurde er auch von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. 


Der Lorbeerwald auf La Gomera


Morgen möchten wir den Sonntagsmarkt im Valle Gran Rey besuchen. Wenn das Wetter (und mein Knie) mitspielt werden wir dann ab Montag wieder etwas rustikaler weiterreisen: Geplant wäre es mit dem Schlafsack und der Matte einige Tage durch die Berge zu Schluchten auf La Gomera zu ziehen. 


Eure Michi :)




Montag, 15. Februar 2021

Angekommen auf La Gomera - der Aussteiger-Insel

By On Februar 15, 2021

Valle Gran Rey, La Gomera 

Das Fährticket nach La Gomera war erstaunlich teuer - mit 41€ kostet die 50-minütige Überfahrt fast gleich viel wie der Weg von Gran Canaria nach Teneriffa. Einheimische zahlen übrigens nur einen Bruchteil des Preises. 


La Gomera ist die zweitkleinste bewohnte Kanareninsel. Vor etwa 40 Jahren sind viele deutsche Hippies und Aussteiger hierher ausgewandert. Scheinbar hat sogar Kolumbus auf seinem Weg nach Amerika auf La Gomera einen Zwischenstopp gemacht. Die Insel besteht aus tiefen, schroffen Schluchten und schwarz-sandigen Stränden. Daneben gibt es ein paar kleine Dörfer. Insgesamt leben etwa 21.000 Menschen hier. 

Der heutige Tag startete bereits richtig warm, bedingt durch den Saharawind "Kalima". Durch den Sandstaub in der Luft ist die Fernsicht nicht besonders gut. Die kurze Überfahrt nach La Gomera verlief zum Glück ohne großes Geschaukel. Ein bisschen wilder gestaltete sich dann die Busfahrt von San Sebastián nach Valle Gran Rey. Die enge Straße schraubt sich zuerst die Berge in Richtung Inselmitte hoch und dann auf der anderen Seite wieder hinunter.

Der Hafen von San Sebastián de La Gomera 

Valle Gran Rey heißt übersetzt Tal des großen Königs und liegt an der Westküste von La Gomera. Obwohl dieser Küstenort der touristischste auf der Insel ist, merkt man nicht viel davon. Es herrscht eine recht stressfreie Atmosphäre. In den späten 1960er Jahren haben Aussteiger und Hippies diese Ecke für sich entdeckt. Am Abend scheint es ein Ritual zu sein, dass sich bei Sonnenuntergang Trommler, Gitarrenspieler und barfüßige Hippies in Dreadlocks am Strand versammeln. 

Nachdem Sdravko und ich unser kleines Airbnb Appartment bezogen hatten, spazierten wir noch ein wenig durch die Straßen des Küstenortes. Da mein Knie noch nicht ganz in Ordnung ist, verlief der Tag recht gemütlich. Während Sdravko im Meer badete, musste ich das Ganz aus der Ferne im Schatten beobachten. Zum Sonnenuntergang schauten wir uns kurz das Hippie-Spektakel am Strand an. 

Relxen im Schatten am Strand

Heute habe ich wieder eine neue super leckere Frucht kennengelernt: die Surinamkirsche (Pitanga Tuba)

Sonnenuntergang im Valle Gran Rey

Nun hoffe ich wirklich, dass mein Knie die nächsten Tag besser mitmacht, damit ich wieder etwas aktiver sein kann. Wie gesagt, dass Passivsein liegt mir nicht besonders.



Buenas noches!

Eure Michi :)

Sonntag, 14. Februar 2021

Letzter Stopp auf Teneriffa: Los Cristianos

By On Februar 14, 2021

 

Los Cristianos, Teneriffa

Mittlerweile bin ich an einem der wohl touristischen Orte von Teneriffa angekommen: Los Cristianos. Die Stadt liegt an der Südwestküste der Insel und ist umgeben von einigen Sandstränden. Trotz der derzeitigen Corona Pandemie tummeln sich hier jede Menge Menschen, darunter wahrscheinlich auch viele einheimische Touristen. Ich bin vor allem hier, weil ich morgen auf die nächste Insel möchte - nämlich La Gomera, auch als die Aussteigerinsel bekannt. Vom Hafen in Los Cristianos fahren dreimal täglich Fähren dorthin.


Playa de las Vistas


Gestern ist mir übrigens überraschenderweise ein alter Bekannter über den Weg gelaufen: Der Früchtesammler Sdravko. Ich wusste zwar, dass er auch hier in der Nähe ist, aber ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass ich ihn dann auch schon gleich nach meiner Ankunft auf einer Bank sitzen sehe. Der verrückte Kerl hat wieder mal kein Zimmer gebucht, sondern schläft mit seiner Isomatte und dem Schlafsack auf dem kleinen Vulkanhügel im Ort. Ich dagegen habe mir ein kleines Zimmer in einer günstigen Pension am Strand gefunden. Wir beschlossen am Montag gemeinsam nach La Gomera zu fahren. 


Autsch... !

Gestern Abend genossen wir dann noch einen traumhaft schönen Sonnenuntergang von den Klippen am Strand aus. Als wir uns auf den Rückweg machen wollten, passierte mir dann leider ein kleines Missgeschick. Ich wollte gerade auf einen Felsen unter mir springen und bin wohl irgendwie weggerutscht. Dabei bin ich voll gegen einen scharfkantigen Steinklotz gefallen. Ein grausamer Schmerz durchbohrte mich. So schnell konnte ich gar nicht schauen, sprang Sdravko schon neben mich und fragte ganz aufgeregt ob alles in Ordnung sei. Mein rechtes Knie schmerzte ordentlich. Beim Blick nach unten sah ich das Blut schon an meinem Unterschenkel hinunterlaufen. Mit Sdravkos Hilfe humpelte ich zurück in meine Unterkunft und verband das Knie nachdem ich es gereinigt hatte. Der Sturz hat mir zudem noch Abschürfungen am Bauch, an den Fersen und den Handgelenken beschert. Sdravko meinte auch, dass der Sturzhergang ziemlich besorgniserregend aussah. Ein Glück, dass nicht mehr passiert ist! Für die Nacht musste ich eine Schmerztablette einnehmen. Heute morgen ging es aber zum Glück schon wieder ganz gut. Ich humple zwar noch etwas, aber die Wunden sehen nicht schlecht aus. Mit dem Baden und Wandern wird es wohl die nächsten Tage noch nichts. Jetzt heißt es erstmal still halten - was für mich nicht besonders einfach ist!


Heute Morgen sah das Knie schon wieder ganz passabel aus, aber noch etwas geschwollen. 

... der Tag wurde aufgrund dessen vorwiegend im Schatten am Strand verbracht.


Dementsprechend relaxt verlief der heutige Tag: Im Schatten herumliegen, Kaffee trinken und entspannen. 


In diesem Sinne: Schönen Valentinstag :)


Eure Michi





Mittwoch, 10. Februar 2021

Der Fischerort Alcalá und das Bergdörfchen Chío

By On Februar 10, 2021

 

Chío, Teneriffa

Gestern Vormittag mussten wir dann Abschied von unserer wunderschönen Unterkunft in Los Gigantes  nehmen. Zudem trennten sich auch die Wege von mir und Sdravko wieder. Während er sich noch weiter im Teno-Gebirge aufhalten möche, zog ich ein paar Ortschaften weiter nach Alcalá.


Der Fischerort Alcalá

Der Fischerort Alcalá gehört zu den schönsten Fischerorten an der Südwestküste Teneriffas. Ich machte eine kleine Pension ausfindig, in der ich dann übernachtete. Den Nachmittag verbrachte ich mit einem ausgedehnten Spaziergang an der wunderschönen Küste mit ihren einladenden Naturwasserpools. Wenn die Pension etwas schöner gewesen wäre, hätte ich vielleicht ein paar Tage mehr dort verbracht. Aber irgendwie fehlte ein wenig der "Wohlfühlfaktor" in dieser Unterkunft. 


Nach kurzer Recherche beschloss ich dann heute Morgen nach Chío weiterzuziehen. 


Das Bergdörfchen Chío

Chío ist ein typisch kanarisches, malerisch schönes Dorf und hat etwa 2.500 Einwohner. Auch meine Unterkunft => MITI Vivienda Vacacional <= war mir sofort sehr sympathisch. Der Gastgeber empfing mich freundlich und zeigte mir den schönen Garten, einen kleinen Pool, eine Dachterrasse mit grandioser Aussicht und mein kleines, rustikales Zimmerchen mit eigenem Bad. Auf der Dachterrasse lernte ich auch sogleich weitere Alleinreisende kennen. Ich liebe solche Orte - wenn man Zeit für sich braucht, hat man sein eigenes kleines Reich und wenn man Unterhaltung sucht, muss man bloß auf die Dachterrasse oder in die Gemeinschaftsküche. 


Meine Unterkunft hier in Chío :)

Mein Zimmer

... und mein Bad


Geplant sind erstmals drei Tage hier. Schön langsam möchte ich danach weiterziehen auf die nächste Insel: La Gomera






Montag, 8. Februar 2021

Der verschneite "El Teide"

By On Februar 08, 2021

 

Los Gigantes, Teneriffa

Die Schlechtwetterfront vor einigen Tagen, hat dem El Teide eine ordentliche Schneehaube beschert. Da ich den Schnee manchmal schon ein kleines bisschen vermisse, beschlossen wir heute irgendwie dort hinauf zu kommen. So weit es möglich war fuhren wir mit dem Bus, in unserem Fall war das das Örtchen Chiguergue. Weiter mussten wir es dann per Autostopp versuchen. Diesmal ging das Ganze um einiges schneller, als das vorherige Mal. Ein nettes, älteres Ehepaar aus Zürich nahm uns mit. Leider nicht so weit wie erhofft, da die Straße auf etwa 1.800 m Seehöhe gesperrt war, wegen des Schnees. Aber gut, wir konnten ja weiter wandern. 


Als Barfußliebhaberin mussten die Schuhe natürlich gleich ausgezogen werden ;) Der linke Gipfel im Hintergrund ist der El Teide.



Zurück wanderte ich bis in das hübsche Örtchen Chío zu Fuß. Der Weg entpuppte sich wieder einmal als eine kleine Herausforderung. Er war völlig zugwachsen mit dornigem Gebüsch und Kakteen. Hier ist wohl schon ewig niemand mehr entlang gegangen.


In den tieferen Lagen hat die Mandelblüte schon begonnen. 


Von Chío aus nahm ich den Bus zurück nach Los Gigantes. Sdravko versuchte den Rückweg wieder per Anhalter. Im Endeffekt kamen wir fast genau gleichzeitig zurück in unserer Unterkunft an. 






Sonntag, 7. Februar 2021

Los Gigantes: Erkundschaftung der tiefen Schluchten des Teno-Gebirges

By On Februar 07, 2021

 

Los Gigantes, Teneriffa

Das Auge von Los Gigantes

Die gestrige Wanderung starteten Sdravko und ich wieder direkt von Los Gigantes aus. Wir hatten kein richtiges Ziel vor Augen, sondern wollten einfach schauen wo wir landen. Zuerst ging es den Wanderweg Richtung Tamaimo hoch. Dann bogen wir einen Weg nach links ab. Nach einem kurzen Aufstieg wurden wir mit einem grandiosen Ausblick aufs Meer und den verschneiten El Teide belohnt. Wir stärkten uns mit ein paar leckeren Kaktusfrüchten, die wir am Weg fanden. Schon bald erreichten wir einen weiteren Aussichtspunkt: Das Auge von Los Gigantes oder auch El Bujero genannt. Es handelt sich dabei um ein riesiges Felstor, welches man sogar von Los Gigantes aus gut sehen kann.  Was wir leider nicht wussten war, dass man direkt zu dem Felsloch hin kann. Das habe ich erst bei der Recherche im Nachhinein herausgefunden *lach*. Ist aber halb so schlimm, denn auch dort wo wir waren, war es atemberaubend schön. 


Ausblick von El Bujero auf Los Gigantes hinab


Blick auf den verschneiten El Teide 3.715m - den höchsten Berg Spaniens

So sehen meine Finger nach dem Essen der Kaktusfrüchte aus *lach*


Wir setzten die Wanderung fort und kamen dabei unterhalb des Cruz de los Misioneros vorbei. Da unsere Tour bereits um einiges länger dauerte als ursprünglich gedacht, hatten wir nicht genügend zu essen dabei. Auch das ist halb so schlimm wenn man einen Biologen dabei hat, der auf essbare Früchte und Wildpflanzen spezialisiert ist ;) Sdravko zeigte mir wieder allerhand essbare Wildkräuter. 


Besonders lecker finde ich den Gänsefuß


Noch mehr Wasserstollen...

Heute Morgen setzten wir die Erkundschaftung des Teno-Gebirges fort.  Zuerst ging es wieder den sozusagenen "Skywalk" entlang der Steilklippen und durch die erste Galería (Wasserstollen). Gleich links nach dem Ausgang dieses ein Kilometer langen Wassertunnels erspähten wir ein altes Höhlenhaus in der Felswand. Von der Abenteuerlust getrieben, wollte ich es mir natürlich näher ansehen. Das Unterfangen war mit einer kurzen Kraxelei verbunden. Als ich die Höhle betrat, hat es mich fast umgehauen: Ein richtig ekelhafter Geruch kam mir entgegen - so ähnlich wie alter Stinkekäse, nur noch um einiges stärker. Da der Raum komplett vollgestopft war mit diversen Dingen - wie beispielsweise alten, verrosteten Eisenbahnteilen - konnte ich nicht gleich herausfinden wo der Gestank herkam. War es vielleicht eine Leiche? Ich begann herumzusuchen, musste dabei aber aufpassen nicht zu tief einzuatmen, sonst hätte ich mich wohl übergeben müssen. Schon kurze Zeit später war dann alles klar: Es handelte sich um einen toten, halbverwesten Ziegenbock. 


Wir wanderten die Schlucht Barranco Mancha de Los Díaz nach unten bis zum Strand Playa de Barranco Seco. Dort machten wir eine kurze Mittagspause. Ein kleines Boot mit zwei Tauchern legte gerade an, ansonsten war niemand hier. 


Der Strand Playa de Barranco Seco


Wir beschlossen für den Rückweg die nächste Schlucht Barranco los Sauces zu nehmen, welche sich als etwas anspruchsvoller als die vorherige entpuppte. Wir verloren mehrere Male den Weg und mussten ein paar happige Kletterpassagen überwinden. Schwindelfrei und trittsicher sollte man hier auf alle Fälle sein. Die Schlucht war stellenweise gigantisch tief. Alle paar hundert Meter lagen verrostete Eisenbahnteile herum. Besonders eindrucksvoll fanden wir die weißen Kalksteinformationen. 


Die eindrucksvolle Schlucht Barranco los Sauces

Überall liegen alte Eisenbahnteile herum...


Wir entdeckten auch eine Ruine...

Wunderschöne Kalksteinformationen


Da wir nicht so schnell voran kamen wie geplant, mussten wir uns schön langsam etwas schleunen. Es wäre nicht gut, wenn wir nach Einbruch der Dunkelheit noch irgendwo in diesen Schluchten herumirren würden. Auf unserer Landkarte sahen wir, dass es einen weiteren Wasserstollen quer durch den Berg geben sollte. Dort angekommen, hielt sich unsere Begeisterung erstmals in Grenzen. Er war mit einer Gittertüre verschlossen. Bei genauerem Hinsehen, bemerkten wir jedoch, dass zwei Gitterstäbe herausgebrochen waren. Wir zwängen uns durch die kleine Öffnung hindurch und hofften inständig, dass wir am anderen Ende auch wieder herauskommen würden. 


Vor diesem verschlossenen Wasserstollen standen wir... Zum Glück konnten wir uns durch die Öffnung rechts unten hindurch zwängen. 

Wasserstollen überall! Insgesamt durchquerten wir heute drei davon. Die Länge variiert meist zwischen einem und drei Kilometern.


Wieder einmal stand das Glück auf unserer Seite. Nach etwa zwei Kilometern waren wir wieder draußen. Nun mussten wir noch ewig lang auf dem Wasserkanal entlangwandern, bis wir dann vor der nächsten Galería standen. Durch diesen letzten Wassertunnel kamen wir wieder problemlos hindurch. Er endete etwas unterhalb des Örtchens Tamaimo


So neigt sich wieder einmal ein unheimlich spannender und abenteuerlicher Tag dem Ende zu. Wir haben übrigens unsere Unterkunft in diesem tollen Apparthotel verlängert und bleiben noch bis zum 9.2. hier. 


Hasta luego!


Eure Michi :)