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Mittwoch, 7. November 2018

Kalanga Falls und die Quelle des Nils

By On November 07, 2018


Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Genusses. Wir gönnten uns ein äußerst leckeres Frühstück in unserem Hostel mit einem der schönsten Ausblicke überhaupt auf den Nil. Danach wurde noch der Tarzanswing und der Hostelpool unsicher gemacht.

Später meldete sich sich Mozzy und fragte, ob wir Lust hätten mit ihm und seinem Freund etwas zu unternehmen. Sie würden uns ein paar schöne Fleckchen in der Gegend zeigen. Ja klar, warum denn nicht!

Sie holten uns mit dem Auto ab und wir machten uns auf den Weg zur anderen Uferseite des Nils, nämlich zu den Kalanga Falls.

"Jeden Tag eine gute Tat"

Anki hatte noch ein paar Klamotten mitgenommen, die sie nicht mehr braucht. Darunter ein selbstgenähter Rock von ihrer Mama. Sie bat Mozzy und seinen Freund irgendwo Halt zu machen, wo Menschen wohnen, die sich darüber freuen würden. Die beiden meinten, das wäre überhaupt kein Problem. Als wir anhielten, stiegen wir zögernd aus dem Auto. Wir wussten erstmals nicht wohin wir sollten. Zudem ernteten wir natürlich jede Menge neugieriger Blicke, die uns von oben bis unten musterten. Anki war es wichtig, noch ein Foto von der Person, die die Sachen erhalten wird, mit dem Rock ihrer Mama, zu machen. Wir gingen vorsichtig durch die recht schmutzigen Gassen, in diesem doch recht ärmlich wirkenden Viertel. Schon bald, fanden wir eine Frau, die so aussah als würden ihr die Klamotten passen. Als Anki ihr die Dinge überreichte, strahlte diese über das ganze Gesicht und bedankte sich herzlich.



Die Kalanga Falls

Wenige Fahrminuten später kamen wir bei den Kalanga Falls an.

Die Kalanga Falls am Nil



Es war zugegebenermaßen wunderschön hier. Die Einheimischen kommen anscheinend hierher, um zu beten und zu planschen. Mozzy erzählte uns noch allerhand andere Fakten über diese Gegend, aber ehrlich gesagt, hörten wir ihm nicht mehr richtig zu. Es war wahnsinnig heiß und ich wollte eigentlich nur noch in das kühle Nass springen. Mozzy warnte uns vor der starken Strömung. Etwas verunsichert sprangen wir drei Mädels dann doch hinein. Die Jungs konnten wir nicht überreden mitzukommen.



Jana, ich, Mozzy und Anki

auch ein paar einheimische Kids waren vor Ort zum planschen

Das Bad war äußerst erfrischend. Doch nun zogen plötzlich dunkle Wolken auf. Wir machten uns rasch auf den Weg zum Auto. Kaum dort angekommen begann es wirklich wie aus Eimern zu schütten. Da unser Auto schon etwas in die Jahre gekommen war, funktionierte die eine Fensterscheibe nicht mehr ganz so wie sie sollte und ließ sich nicht mehr schließen. Somit bekamen wir selbst im Auto noch eine ordentlich Dusche ab.

Auf die Frage, wohin es denn nun gehen sollte, meinte Mozzy, dass er uns kurz sein Zuhause zeigen wolle und später machen wir eine Bootsfahrt zur Quelle des Nils.

Das Zuhause von Mozzy war ganz nett eingerichtet. Er hatte einige selbstgemalte Bilder aufgehängt und zeigte uns noch allerhand andere selbstgemachte Kunstwerke. Dazu servierte er uns grünliches Gemüse, ähnlich wie Spinat - schmeckte aber gar nicht so schlecht.


Die Quelle des Nils

Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns auf zum Nil. Dort wartete bereits ein gar nicht so kleines motorisiertes Holzboot inklusive Fahrer auf uns.

Von hier aus holte uns das Holzboot ab. Im Hintergrund kann man eine kleine Insel sehen, mit kleinen Hütten darauf - dort ist die offizielle Quelle des Nils. 

Wir stiegen in das Boot und es ging erstmals zu der kleinen Insel, wo der Nil entspringen sollte. Die Stelle ist mit einem blauen Schild gekennzeichnet:

"Die Quelle des Nils. Der längste Fluss der Welt."

Hier befindet sich die Quelle des Nils

Ein Nil-Bier am Nil :D

Unser äußerst lieber Bootsfahrer


Wir gönnten uns noch ein, zwei leckere "Nile Special" am Nil bzw Viktoriasee. Wir fuhren nämlich mit unserem Boot dann vom Nil raus auf den Viktoriasee. Dort erlebten wir einen traumhaft schönen Sonnenuntergang. So neigte sich wieder ein wunderschöner Tag dem Ende zu (außer dass Anki sich vielleicht ein ganz klein bisschen von den ständigen Anmachen der zwei Muzungu Hunters gestört fühlte).

Bis morgen :)



findest du noch mehr unserer Fotos 
zum Nil und dem Viktoriasee

=> HIER <= 
findest du alle meine Fotoalben 
von Uganda


Dienstag, 6. November 2018

Auf zum Nil

By On November 06, 2018

Weiter geht´s 

Heute sollte es weiter gehen, zurück in Richtung Kampala. Bevor wir uns jedoch wieder in das Großstadtgetümmel wagen, möchten wir noch zwei entspannte Tage am Nil verbringen. Die Zeit rennt mittlerweile - in ein paar Tagen sitzen wird schon wieder im Flugzeug nach Hause.

Wir frühstückten im Camp und wollten dann schön langsam packen. Der Besitzer des Camps saß noch gemütlich beim Frühstück. Er wollte ja dann mit uns nach Mbale fahren, damit wir ihm dort das Geld geben können. Plötzlich rief uns jemand zu, dass der Bus schon da sei. Da der nur einmal am Tag fährt, mussten wir den auf alle Fälle erwischen. Das war jetzt natürlich wieder ein Riesenstress. So früh haben wir wirklich nicht damit gerechnet, dass er aufkreuzt. Gestern kam er immerhin über eine Stunde später an. "T.I.A." - sag ich da nur.

Auch der Campbesitzer wurde nun sichtlich gestresst. Hektisch rief er uns zu wir sollten uns beeilen. Letztendlich klappte es alles.

Der Bus war etwa halbvoll mit Leuten. Die unasphaltierte Straße war ordentlich holprig, doch mit der Zeit wurde sie zum Glück etwas besser. Der junge Mann, der eine Sitzreihe vor uns saß, zeigte ein ausgeprägtes Redebedürfnis und wollte dann auch noch unbedingt meine E-Mail Adresse und meine Handynummer haben.

Mbale - eine chaotische Stadt 

Endlich in Mbale angekommen, folgten wir dem Campbesitzer quer durch die Stadt, da er uns zu einem Bankomaten bringen wollte. Mbale ist ziemlich chaotisch, voll von Menschenmassen, staubig und heiß. Die Bankomat-Suche zog sich noch ordentlich in die Länge. Der erste funktionierte nicht. Vor dem zweiten stand bereits eine endlose Schlange an. Schlussendlich klappte es dann aber doch noch.

Der Campbesitzer brachte uns in ein kleines Restaurant. Eigentlich wollten wir jetzt gar nichts essen, sondern einfach nur möglichst schnell weg von hier, um dann die Zeit am Nil noch genießen zu können. Wir erklärten ihm kurzerhand, dass wir ihn jetzt gleich zahlen möchten und dann weiterreisen werden. Wir übergaben ihm das Geld.

Er ließ es sich aber nicht nehmen, uns noch zum Busbahnhof zu bringen. Alle paar Meter wurden wir von Männern angequatscht, die unbedingt wollten, dass wir mit ihrem Matatu oder Bus mitfahren. Natürlich hatten sie alle den billigsten Preis und die schnellste Route. Letztendlich entschieden wir uns für einen großen Bus, da diese meistens nicht so oft halten, wie die kleinen Matatus. Woran wir aber nicht gedacht hatten ist, dass es natürlich viel länger dauert, so einen großen Bus zu füllen. Es zog sich also noch ordentlich in die Länge, bis wir endlich losfuhren.

Wieder hatte ich einen äußerst redseligen Sitznachbar. Großzügig teilte er Nüsse und andere kleine Snacks mit mir. Und natürlich wollte auch er wieder meine Nummer und E-Mail Adresse.

Angekommen in Jinja

Was waren wir froh, als wir endlich in Jinja ankamen. Von dort aus ging es mit einem Boda-Boda zu einem wirklich schönen Camp am Nil.

Wir schliefen in einem sozusagenen Dorm (=Schlafsaal) mit drei Stockbetten. Es war eigentlich ganz okay. Das beste war, dass das Hostel über einen kleinen Pool verfügte und natürlich die direkte Lage am Nil.

Es führte ein steiler Weg hinunter zum Fluss. Dort gab es zu unserer Freude einen Tarzanswing, den wir natürlich sofort ausprobierten.





Ganz begeistert waren wir auch von all den süßen Äffchen, die sich rund um die Anlage und auch in der Anlage tummelten.






Aussicht von der Hostelbar über den Nil - traumhaft schön :)

Später gönnten wir uns ein leckeres Abendessen im Hostel. Lang ist es nun schon her, dass wir so etwas Gutes zu essen bekamen. In der Karamoja-Region, war das Nahrungsmittelangebot immerhin sehr beschränkt.

Am Abend besuchte uns dann noch Mozzy. Den kenne ich von meiner ersten Ugandareise. Mozzy ist eigentlich ein ganz Lieber, aber so ein richtiger "Muzungu-Hunter". Darunter versteht man Afrikaner, die es sich mehr oder weniger zur Lebensaufgabe gemacht haben, sich weiße Frauen zu angeln. Ich glaube Mozzy ist tatsächlich einer der bekanntesten Muzungu-Hunter in ganz Uganda *lach*. Sogar meine Freundin Katharina, die ich damals in Uganda kennengelernt habe, hat schon Bekanntschaft mit ihm gemacht.

Mozzy und ich





Montag, 5. November 2018

Nationalpark Pian Upe

By On November 05, 2018

Heute war es wieder Zeit weiterzureisen. Wir müssen schön langsam wieder zurück in Richtung Kampala aufbrechen. Dabei wollten wir noch einen Zwischenstopp am Nil machen und eventuell im Naturreservat Pian Upe vorbeischauen. Wir konnten im Internet ein paar Infos zu dem Reservat finden. Anscheinend kostet der Parkeintritt 10 USD pro Person und eine Safaritour 20 USD pro Gefährt. Das wäre eigentlich ganz günstig. Leider gibt es nicht allzu viel Information dazu, welche Tiere man sehen kann. Aber wahrscheinlich nicht allzu viele, sonst wäre der Park bestimmt bekannter. Da er aber am Weg liegt und nicht allzu teuer ist, beschlossen wir den Versuch zu wagen.

Von Nakapiripirit aus, gibt es nur einen Bus am Tag, der nach Mbale fährt. Nachdem wir drei verschiedene Leute nach der Abfahrtszeit fragten, erhielten wir auch drei verschiedene Antworten. Das war klar! Die uns angegebenen Zeiten lagen zum Glück alle zwischen sieben und halb neun Uhr morgens. Wir beschlossen um halb acht an der Straße zu stehen. Und siehe da, schon nach wenigen Minuten kam der Bus angefahren.


Letztendlich standen wir aber bestimmt noch bis halb neun in Nakapiripirit. Es wurde gehupt und geschrien, um noch mehr Leute zum Mitfahren zu animieren. Mit eher wenig Erfolg. Der Bus füllte sich nur etwa zu einem Drittel. Mit uns an Bord jede Menge lebender Hühner, die einfach in die Gepäckabladeflächen oberhalb unserer Sitze verstaut wurden. Na hoffentlich verrichtet da keine ihr Geschäft auf unserem Kopf oder legt uns ein Ei runter *lach*.

unsere Mitfahrer ;)


Ich war tatsächlich erstaunt, wie es dieser große Bus schaffte, die extrem schlechten Straßen entlangzufahren. Wir wurden auf unseren Sitzen ordentlich durchgerüttelt, zudem konnten wir uns natürlich nur sehr langsam fortbewegen. Wir durchquerten einige kleine Dörfer.

Streetlife


Nach etwa drei Stunden kamen wir bereits beim Naturreservat Pian Upe an. Wir zahlten pro Person übrigens 8.000 USH für die Fahrt hierher. Kaum angekommen, wurden wir gleich in das Büro geführt. Die nette Dame dort erklärte uns noch ein paar mehr oder weniger interessante Fakten zu dem Reservat hier.

Unser ursprünglicher Plan wäre eigentlich gewesen kurz eine Safarifahrt zu machen und dann am selben Tag noch weiterzufahren. Es kam aber wieder einmal alles anders. Die sogenannten "Game Drives" oder Pirschfahrten, werden nämlich nur am Abend oder am frühen Morgen gemacht. Da wir alle nicht mehr besonders viel Geld dabei hatten, würde dies wohl nicht mehr reichen, um auch noch eine Übernachtung hier zu bezahlen. Da wir aber ein paar Hinweisschilder entdeckten, dass man auch mit Kreditkarte zahlen könne, waren wir wieder guten Mutes, dass es doch noch klappen könnte.

Als wir die Dame danach fragten, wusste sie leider nichts darüber. Sie würde aber ihren Chef fragen. Wir warteten also. Sie kam mit schlechten Nachrichten zurück. Leider funktioniere das Gerät im Moment nicht. Als wir uns nochmals über die Preise erkundigten, meinte sie zudem, dass der Parkeintritt nicht mehr 10 USD wäre, sondern neuerdings 35 USD pro Person. So viel Geld hatten wir erst recht nicht mehr dabei.

Wir genehmigten uns erstmals eine Rolex und eine kühle Cola und genossen die wunderschöne Aussicht auf die scheinbar endlosen Weiten der Steppe.




Wir berieten was wir tun könnten. Anki und Jana haben noch nie zuvor eine Safari gemacht. Für sie wäre es natürlich mega schade, wenn wir nun einfach wieder fahren würden. Zudem wussten wir gar nicht, ob wir noch ein Gefährt finden würden, um von hier weg zu kommen. Immerhin fährt der Bus ja nur einmal am Tag vormittags. Da fiel uns ein, dass wir doch fragen könnten, ob wir eventuell mittels Rechnung zahlen könnten. Oder sogar per Banküberweisung, die wir sogar von hier aus tätigen könnten per Online-Banking, falls es ein Internet geben sollte.

Letztendlich meinte der Chef er könnte mit uns morgen nach Mbale zum Bankomaten fahren und dann könnten wir ihn einfach dort bezahlen. Das war doch ein guter Plan. Wir waren ziemlich erleichtert, dass wir nun zu dieser Lösung gekommen sind. Wir hatten nun bis 16 Uhr Zeit um ein wenig zu Relaxen, bis dann die Safari losgehen sollte. Wir vergnügten uns mit dem Strauß, der hier im Camp herumlief.

Strauß

Straus Selfie
Strauß Selfie ;)

wir konnten sogar schon vom Camp aus Tiere sehen

Um etwa zehn Minuten vor 16 Uhr, kam der Chef noch einmal an. In der Hand hielt er eine Broschüre. Er fing irgendetwas recht verwirrendes bezüglich der Preise zu erklären an. Nach mehrmaligem Nachfragen stellte sich heraus, dass er eigentlich viel mehr Geld möchte, als wir vorher mit der Dame besprochen  hatten. Wir sollten die 35 USD pro Person Parkeintritt zahlen, dazu kamen noch 50 USD pro Person für die Pirschfahrt und noch die 20 USD für das Gefährt. Ich muss zugeben, dass ich nun ziemlich wütend war. Vor allem, da er mit diesen Detail erst wenige Minuten vor dem Start herausrückte. So ein hinterhältiger Kerl. Ich sagte, dass ich das keinesfalls zahlen werde und deshalb nicht an der Safari teilnehme. Anki und Jana schienen recht unschlüssig zu sein, was sie tun sollten.

Nach einer kurzen Diskussion, meinte er plötzlich, er könnte den Preis reduzieren. Wir sollten pro Person die 35 USD Parkeintritt zahlen und einmal 50 USD gemeinsam für die Pirschfahrt. Anki und Jana waren damit einverstanden. Ich war anfangs noch recht unschlüssig, da ich ziemlich enttäuscht von der hinterhältigen Art dieses Kerles war. Aber gut, nun waren wir schon mal hier und allein im Camp warten wollte ich auch nicht. Es ging also los.




Die Landschaft fand ich sehr eindrucksvoll - eine weite, monotone, trockene Steppe. Wir sahen auch ein paar Antilopen, aber das war es auch schon an Tieren. Anki und Jana waren sichtlich enttäuscht, sie hätten sich mehr erwartet. Laut den Infos der netten Dame, sollte es nämlich auch Zebras, Hyänen, Leoparden usw geben. Leider sahen wir nichts davon.


Zum Sonnenuntergang machten wir an einer Höhle halt und bestiegen einen kleinen Hügel, um von dort aus, die Aussicht zu genießen.



Insgesamt waren wir etwa 2,5 Stunden unterwegs. Im Nachhinein mussten wir feststellen, dass es das Geld wohl nicht wert war, aber Anki und Jana hätten es wahrscheinlich ewig bereut, wenn wir es nicht gemacht hätten. Man hat ja immerhin nicht oft im Leben die Möglichkeit eine Safari zu machen. Als der Chef fragte wie es war, brachten Anki und Jana ein gequältes "Nice" heraus, während ich mir meine Antwort verkniff.

Wir genossen im Camp noch ein kühles Bier und ein leckeres Hühnchen-Süßkartoffel-Reis-Abendessen, während tausende Mücken um uns herumschwirrten.

In diesem Sinne: Gute Nacht & bis morgen :)



Sonntag, 4. November 2018

Wanderung am Mount Kadam - Tag 2

By On November 04, 2018

Traumhafte Morgenstimmung
Als wir frühmorgens erwachten, wurden wir von einem unbeschreiblich schönen Morgenrot überrascht. Geschlafen haben wir nicht viel, es war nämlich eine bitterkalte Nacht. Die Jungs waren wohl auch die meiste Zeit wach. Sie saßen schon am Lagerfeuer und kochten Teewasser. Was für eine herrliche Morgenstimmung!


Was für ein traumhaftes Fleckchen für einen morgendlichen Kaffee






Gipelsieg fällt aus
Als es wieder weiter gehen sollte, fragte ich die beiden, wie lange es denn noch auf den Gipfel dauern würde. Verdutzt schauten sie mich an. Welchen Gipfel? "Na den vom Mount Kadam", antwortete ich. Dafür waren wir ja immerhin hier. Wir sind doch am Mount Kadam, meinten sie. Es stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung davon hatten, dass wir er einen Gipfel besteigen wollten. Und genauso wenig Ahnung schienen sie davon zu haben, wo der überhaupt sei. Der Berg ist nämlich recht zerklüftet. Haha, ja so etwas kann einem natürlich wieder nur in Afrika passieren.
Wir nahmen es aber mit Humor. Immerhin waren wir eh noch ziemlich k.o. von gestern und geschlafen haben wir auch nicht viel. Also hatten wir eigentlich überhaupt nichts dagegen, wenn es heute etwas gemütlicher wird. Ema meinte, dass wir einfach einen der zerklüfteten Gipfel besteigen könnten, am besten den, der am nächsten ist.



Undurchdringlicher Dschungel
Gut, dann los. Die beiden schienen sich aber recht unsicher bezüglich der Route. Wir befanden uns mittlerweile schon auf gar keinem Weg mehr. Es ging wortwörtlich durch den allerdichtesten Urwald. Ema schritt mit der Machete bewaffnet voran und schlug uns den Weg frei. Doch das Dickicht wurde immer dichter. Wir kamen nur sehr langsam voran und waren mittlerweile schon ordentlich aufgeschürft und von Dornen zerkratzt. Ema fragte mich, was wir tun sollen. Sollte nicht er als Guide das wissen? *lach* Wir beschlossen, dass umdrehen die einzige sinnvolle Lösung ist.

mit der Machete voran durch das Dickicht



Wasserstelle





Mittagsidylle
Wir kochten uns in der Nähe des Nachtlagers noch ein sehr leckeres Mittagessen und genossen noch ein wenig die schöne Bergidylle.

Dann machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Nakapiripirit. Wir hatten fast das Gefühl, dass Peter sich ein wenig in Anki verschaut hatte, denn er konnte seine Blicke nur schwer von ihr lassen und wollte ihr dann auch noch den Rucksack tragen. Sein Zeug wollte er dafür bei Jana unterbringen *lach*.



Der Rückweg
Am Rückweg fragten uns Ema und Peter, ob es okay wäre, wenn wir die Lebensmittel, die noch übrig geblieben sind wie Öl, Salz usw. an die Leute verschenken, die hier in den Bergen wohnen. Was für eine Frage, natürlich! Die Freude der Bergbewohner war jedes Mal riesengroß, auch wenn es sich nur um etwas Salz oder eine leere Plastikflasche handelte. Unglaublich oder?

Wir kamen auch wieder an dem Haus des malariakranken Mädchens vorbei. Die Mutter begrüsste uns mit einem Knicks und lächelte uns an. Auch das Mädchen sah wieder besser aus. Als wir sie fragten wie es ihr ginge, antwortete die Mutter freudestrahlend, dass es ihr um Einiges besser geht und sie sogar schon wieder spielen würde. Gott sei Dank!

Der restliche Nachhauseweg zog sich noch ordentlich in die Länge, da unsere Beine schon ganz schön müde waren. 

Zu Tränen gerührt
Zurück in unserer Unterkunft genossen wir erstmals eine ausgiebige Dusche. Später kamen die Jungs noch vorbei und wir bezahlten sie noch und gaben ihnen ein kleines Trinkgeld obendrauf. Immerhin war die Tour ein unvergessliches Erlebnis und die beiden waren im Endeffekt wirklich superlieb und versuchten alles zu unserer besten Zufriedenheit zu machen. Anki schenkte Peter obendrauf noch ihr Paar Sportschuhe und ein paar Socken. Die Schuhe die er am Berg anhatte, waren nämlich schon ordentlich ausgelascht und durchlöchert. Die beiden jungen Männer konnten ihr Glück gar nicht fassen. Peter bekam sogar glasige Augen. Dieser Moment war so rührend, dass auch wir mit den Tränen kämpfen mussten. 

Ema, ich, Anki, Peter, Jana




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Samstag, 3. November 2018

Wanderung am Mount Kadam - Tag 1

By On November 03, 2018

... auf dem Weg in Richtung Mount Kadam


Los geht's
Um 6 Uhr morgens klingelte unser Wecker. Peter und Ema standen schon bereit.

Nach einem raschen Frühstück in unserer Unterkunft ging es los.

Anki, Ema, Jana, Peter & ich

Zuerst wanderten wir etwa eine Stunde geradeaus. Dabei verfolgten uns Kinderscharen, die lautstark "Muzunguu, Muzunguuu!!" grölten. Peter und Ema fanden das nicht so toll und versuchten sie zu vertreiben. An den Lehmhütten, an denen wir vorbeikamen, drehten sich die Leute neugierig nach uns um. Wir waren wohl die Attraktion des Dorfes.





Ein beschwerlicher Weg
Schön langsam wurde der Weg immer steiler und war teilweise ordentlich zugewachsen. Scheint also nicht viel begangen zu sein. Gut dass wir eine Machete dabei hatten. Laut den Jungs soll es aber noch Leute geben, die weit oben am Berg wohnen.

Die Pflanzenwelt hier ist einfach gigantisch. Ausserdem fand ich die Geräuschkulisse sehr beeindruckend. Man hörte das Zirpen von Insekten, wunderschöne Vogelgesänge und das fast unheimlich klingende Brüllen der Colobus-Affen. Wir konnten sogar mehrere davon sehen. Die Tiere haben ein weiß-schwarzes Fell und einen recht auffälligen Schwanz, der hinten wie ein Staubwedel auseinander geht.

Die Luft war schwül und es war sehr heiß. Der Weg wurde extrem steil und das Vorankommen war ziemlich beschwerlich. Anki, Jana und ich waren schon sichtlich erschöpft.



Hilfe für ein kleines Mädchen mit Malaria
Irgendwann kamen wir an einer kleinen Holz - Lehmhütte vorbei, in der ein paar Leute wohnten. Ein kleines Mädchen lag im Schatten am Boden und die Mutter wirkte besorgt. Ema erklärte uns, dass die Kleine Malaria hat und fragte uns ob wir ein Schmerzmittel dabei hätten. Zum Glück hab ich für den Fall der Fälle tatsächlich etwas dabei gehabt. Und Anki fiel dann auch noch ein, dass sie sogar Malaria-Tabletten dabei hatte. Sie spendierte diese dem kleinen Mädchen.

das kleine Mädchen, dem wir unsere Medikamente spendierten

So eine Malaria darf nämlich keinesfalls unterschätzt werden, denn immerhin sterben hier viele daran, vor allem wenn sie abseits medizinischer Versorgung wohnen oder einfach nicht genug Geld für die nötigen Medikamente haben. Wir erklärten der Mutter noch genau wie die Tabletten einzunehmen sind.

Das Geschäft mit den Kath-Blättern
Peter erzählte uns noch, dass die meisten Leute, die hier in den Bergen wohnen, von der Ernte und dem Verkauf von Kath-Blättern leben, da diese hier in Hülle und Fülle wachsen. Die Blätter haben ähnlich wie die Koka-Blätter eine leicht berauschende Wirkung. Sie sollen stimmungsaufhellend und wachmachend wirken. Zuerst werden sue gekaut und dann in der Backentasche behalten, ohne sie zu schlucken. Erst nach Stunden werden die Reste ausgespuckt. Wir kauften ihnen eine Tüte davon ab. Ich stopfte mir auch sogleich ein paar davon in den Mund und bildete mir tatsächlich ein, schon kurze Zeit später eine Wirkung zu verspüren. Nichts Krasses, aber ich fühlte mich plötzlich viel fitter und war gut drauf. Vielleicht war aber auch etwas Placeboeffekt dabei *lach*.

Kath Blätter

... und es wird noch anstrengender
Anki und Jana quälten sich dafür immer mehr ab. Vor allem Jana schien schon recht am Ende zu sein. Als wir einen kurzen Stopp einlegten, gingen dann plötzlich die Emotionen ein bisschen durch mit ihr und sie brach in Tränen aus.


Zum Glück war es von da aus bis zu der Höhle, in der wir laut den Jungs heute schlafen werden, nicht mehr lange. Anki und Jana bissen noch äußerst tapfer bis zum Ende durch.



Suchbild


die traditionelle Kleidung der Karamoja 

Endlich bei der Höhle angekommen
Als wir endlich unser Nachtlager erreichten, staunte ich nicht schlecht. Es war wunderschön hier. Wir hatten eine traumhafte Aussicht über die weite Steppe des Karamoja-Landes. Unter uns der dichte Urwald mit all seinen beeindruckenden Geräuschen.

der Zugang zur Höhle


Der Zugang zur Höhle war zwar mit einer leichten Kletterei verbunden, aber schlussendlich schafften wir es alle dort anzukommen.

Sieht doch ganz gemütlich aus, oder? 😉

Vorbereitung des Nachtlagers
Peter und Ema tauten mit der Zeit auch immer mehr auf und wir hatten richtig Spaß mit ihnen. Jetzt wussten wir wenigstens, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, mit ihnen zu gehen. Wir halfen ihnen beim Gras ausreißen, um daraus eine Matratze für die Nacht zu machen.


Wir genossen die idyllische Abendstimmung während Peter begann ein ein super leckeres Abendessen zuzubereiten. Langsam ging es auch Jana wieder besser.


Interessante Gespräche
Als es finster wurde, saßen wir alle gemeinsam beim Lagerfeuer und tauschten interessante Fakten über die kulturellen Unterschiede unserer Heimat und die der Jungs aus.




Hier eine kurze Zusammenfassung der spannendsten  Sachen, die sie uns erzählten:


  • Möchte ein Mann heiraten, dann muss er bzw. seine Familie die Eltern der Zukünftigen mit Kühen auszahlen.
  • Im Durchschnitt kostet eine Frau etwa 20 Kühe.
  • Kann es sich ein Mann leisten, dann kann er auch mehrere Frauen haben.
  • Die Frau hat meist wenig Mitentscheidungsrecht bei der Wahl ihres Gatten.
  • Hat der Mann die Eltern seiner zukünftigen Frau mit den Rindern bezahlt, dann gehört die Frau sozusagen ihm. Der Frau ist es dann auch nicht erlaubt, einfach vom Mann wieder wegzugehen und wieder zu den Eltern zurückzukehren.
  • Würde die Frau fremdgehen, dann müsste der Mann, der mit der Frau geschlafen hat, den Mann der Frau mit Kühen bezahlen.
  • Die teils bewaffneten Unruhen, die es in der Karamojaregion in den letzten Jahren aufgrund der Viehdiebstähle gegeben hat, entstanden meist genau aus dem Grund, dass Männer nicht genug Rinder hatten, um sich eine Frau zu kaufen.
  • Homosexualität ist verboten. Es wird mit dem Tod bestraft. Abscheinend gab es vor ein paar Jahren mal so einen Fall in einem Nachbarort. Die Betroffenen wurden mit Steinen erschlagen.
  • In einigen abgelegenen Dörfern wird die weibliche Genitalverstümmelung nach wie vor durchgeführt, obwohl diese auch in Uganda verboten ist. Den Mädchen werden im Alter von etwa 7 Jahren die äußeren Geschlechtsteile weggeschnitten, meist unter sehr unsterilen Bedingungen. Dann wird ein Gemisch aus Kohle und rohen Eiern in das Mädchen eingeführt - das soll nämlich die Wundheilung fördern. Dann wird wieder alles vernäht.
  • Dem Mädchen werden dann für eine Woche die Beine zusammengebunden und sie muss in der Hütte liegen bleiben. Logischerweise versterben viele Mädchen bei dem Prozess. Nicht selten werden die Mädchen auch schon bald darauf verheiratet und das oft an deutlich ältere Männer.
Wir waren sehr schockiert über die meisten dieser Fakten. Ich denke es wurde uns plötzlich ganz deutlich bewusst, wie gut wir es eigentlich in unserer Heimat haben und welche unglaublichen Freiheiten wir genießen.

Auf der anderen Seite waren wir sehr berührt darüber, wie ehrlich Peter und Ema mit uns darüber sprachen. Sie lauschten auch sichtlich interessiert wie das alles in Österreich läuft und stellten viele Fragen. Vieles heißen sie nämlich hier auch nicht gut. Aber dass man eine Frau bei uns "gratis" bekommt, schien ihnen etwas unverständlich. Interessant ist auch noch, dass die Jungs Christen sind, obwohl da bestimmt auch viel Einfluss von traditionellen Naturreligionen dabei ist.


Gegen 22 Uhr legten wir Mädels uns ins Schlafgemach. Es war richtig kalt diese Nacht. Kein Wunder wir waren auch auf knapp 2.500 Höhenmetern.



Die Jungs hüteten Kathblätter-kauend das Feuer noch bis in die frühen Morgenstunden.





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