Nach dem aufregenden Goldgräberabenteur ging es am Dienstagmorgen dann weiter. Mein nächstes Ziel: Kaikoura. Ich werde am Weg dorthin noch eine Nacht in Nelson verbringen. Ich machte mich also per Autostopp auf den Weg dorthin. Habe ich schon einmal erwähnt, dass Neuseeland ein Paradies für Tramper ist? Es ist wirklich super einfach hier eine Mitfahrgelegenheit zu finden.
Ich entschied mich wieder eine Nacht im "Crystal Meth Hostel" zu verbringen. Am Mittwoch brach ich schließlich in Richtung Kaikoura auf. Ela hat mir dort einen Kontakt vermittelt, bei dem ich kostenlos unterkommen kann. Die sonstigen Unterkünfte waren nämlich wieder restlos ausgebucht.
Eine unerwartete Wendung
Der abenteuerliche Weg von Nelson nach Whakatahuri
Das Leben in Whakatahuri
Ich wachte auf mit Vogelgezwitscher. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich Schafe, Ziegen und Hühner vor dem Haus herumspazieren. Ich konnte nun endlich sehen, wo ich mich hier befand. Als ich das Haupthaus betrat, staunte ich nicht schlecht, als ich dort eine Ziege antraf. Sie darf ihr Frühstück im Haus einnehmen, damit es ihr die Schafe nicht wegfressen. Zwischendurch rumpelte es immer wieder an der Haustür. Es war ein Schaf, das auch ins Haus wollte. Was für eine Comedy!
Pelorus Sound. Links unten sieht man Whakatahuri |
"Lilly" darf zum Frühstücken ins Haus :) |
Natalie führte mich ein wenig herum. Besonders beeindruckend fand ich das riesige Schiffswrack am Ufer vor ihrem Haus. Es handelte sich um die "Tiroa", die 1916 in Auckland gebaut wurde. In der Bucht liegen noch zwei weitere uralte Schiffswracks im Wasser, die jedoch schon beinahe völlig zersetzt bzw. von Sand bedeckt sind. Auf ihrem Grundstück lassen sich außerdem jede Menge antiker Gegenstände, vor allem Teile von alten Schiffen, entdecken.
Whakatahuri mit dem Wrack der "Tiroa" am Ufer |
Ein alter Zeitungsartikel - hier war die "Tiroa" noch ganz |
Neben mir war noch ein polnischer Mann namens Stan als Workawayer da. Stan half Gavin mit Renovierungsarbeiten. Meine Arbeiten wurden mir von Natalie zugeteilt und bestanden größtenteils aus Gartenarbeit, Rasenmähen, Hecken schneiden, Brennholz richten, usw. Abgemacht sind 4 Stunden Arbeit am Tag, aber es geht sehr gemütlich mit ausreichend Pausen zu. Belohnt werden wir mit super leckerem Essen von Natalie: Es gibt Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, Eier von den Hühnern, die ums Haus herumlaufen, dazu selbst gefangenen Fisch, Meeresfrüchte und selbsterlegtes Fleisch wie z.B. Wildschwein oder Reh. Von Zeit zu Zeit wird auch mal ein eigenes Schaf geschlachtet. Sie leben also größtenteils als Selbstversorger. Strom kommt aus Solarenergie und das Wasser von einem kleinen Bach hinter dem Haus. Das Leitungswasser kommt zwar manchmal etwas trüb aus der Leitung, aber Gavin erklärte mir, dass das gar nichts machen würde, man könne es problemlos trinken.
Die Schafe fressen mir das Unkraut weg ;) |
Gleich am ersten Tag fuhr Natalie mit mir und Stan mit dem Motorboot zum Muscheln sammeln. Unsere reiche Ausbeute waren Miesmuscheln und Grünlippmuscheln (auch Grünschalmuschel genannt). Zum Aufarbeiten musste ich zuerst das Seegras entfernen. Daraufhin wurden sie in einem großen Kochtopf dampfgegart, bis sich die Schalen öffneten. Dann konnte ich die leckeren Stücke herausholen und bereits probieren. Normalerweise bin ich nicht so der Muschel-Fan, aber diese hier schmeckten vorzüglich. Natalie zauberte ein leckeres Abendessen aus einem Teil der Muscheln, der Rest kam in die Gefriertruhe.
Grünlippmuscheln |
Unsere Ausbeute |
Für meine Freizeitgestaltung habe ich allerhand Möglichkeiten: Natalie und Gavin besitzen Kajaks, Kanus, ein Standup-Paddle-Board (SUP), Dingis (= kleine Holzboote), usw. Ich darf davon Gebrauch machen, wie ich nur will. Zudem gibt es ganz tolle Wandermöglichkeiten. Als ich meine erste Wanderung machte, rief mir Natalie noch nach, ich solle mir doch ein selbstgebautes Bier von ihr mitnehmen und es mit der wunderschönen Aussicht da oben genießen.
Blick hinunter auf Whakatahuri |
Bei meinen Ausflügen mit dem Kajak oder dem SUP entdeckte ich massenweise Stachelrochen - es wimmelt hier nur so von ihnen. Gut, dass mich meine Gastgeber darauf aufmerksam gemacht haben, dass die Tiere nicht ganz ungefährlich sind, und mich auf ein paar Vorsichtsmaßnahmen hinwiesen. Ich stieß zudem noch auf Teppichhaie. Diese sind aber scheinbar absolut friedlich.
Stachelrochen |
Ich genieße das simple Leben und die beeindruckende Natur hier in vollen Zügen. Am Abend lausche ich gerne den Geschichten von Natalie und Gavin über die interessante Vergangenheit von diesem Ort und das Leben in der Abgeschiedenheit. Nun bleibt mir noch genau eine Woche in Whakatahuri bevor ich wieder in die große Stadt Auckland muss.
Eure Michi :)
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