Karneval in Quito / Ecuador
By
Michaela Gruber
On
Februar 28, 2017
Karneval in Ecuador
Die letzten vier Tage - also von Samstag bis Dienstag - wurde Karneval hier in Ecuador gefeiert. Dieses vorchristliche Fest, ist eine Mischung aus einer uralten Tradition der indigenen Bevölkerung - sie feierten ein Fest, um die bösen Geister aus den Maisfeldern zu vertreiben. Dabei kamen Maismehl und Wasser zum Einsatz - diese Tradition hat sich bis heute erhalten. Gleichzeitig wird im Christentum zum Karneval aufgelassen gefeiert, bevor die Fastenzeit beginnt. Wer sich zur Karnevalszeit in Ecuador aufhält, muss damit rechnen, dass er auf offener Straße mit Wasser überschüttet wird. Auch Sprühschaum, rohe Eier und Farbpulver kommen gerne zum Einsatz.Die meisten Bewohner von Quito treibt es zu Karneval an den Strand. Die Hauptstadt selbst ist deshalb relativ ruhig. In den umliegenden Städten und Dörfern wird aber teilweise ordentlich gefeiert. In Ambato (ca 100km von Quito) beispielsweise ist das Fest der Früchte und Blumen "Fiesta de las Frutas y las Flores". Es findet ein großer Umzug statt und tausende Blumenzüchter ziehen mit ihren Produkten vorbei.
Bereits am Freitag bekam ich unfreiwillig etwas von dem Karnevalsvergnügen ab, als ich gerade bei einem gemütlichen Spaziergang in der Altstadt war. Hat mich doch glatt jemand auf und auf mit Schaum besprüht. Und nicht etwa ein Kind, sondern ein mindestens 50 jähriger Herr. Als ich später durch den Park spazierte, hörte ich schon von weitem das laute Gelächter und Geschreie der Kinder. Alle waren sie mit einer Schaumsprühdosen bewaffnet und spritzten sich damit von oben bis unten nass. Nur gut, dass die Sonne schien, denn ansonsten würde dieses Vergnügen ziemlich kalt werden. Die Temperaturen in Quito sind nämlich zur Zeit etwas unangenehm, sie schwanken so zwischen 5 und 15°C. Das hört sich zwar nicht so schlimm an, da wir von zu Hause ja um einiges kältere Temperaturen gewohnt sind. Das Problem ist bloß, dass hier in Ecuador niemand Heizungen hat und auch die Dusche maximal lauwarm ist. Aufgrund dessen ist es schwer sich aufzuwärmen, vor allem wenn man am Abend im Haus sitzt. Aber genug vom kalten Wetter geredet, zurück zum Karneval.
Verrückter Karneval in Amaguaña
Am Sonntag traf ich mich dann mit Ivan, einem Ecuadorianer, der derzeit in Quito wohnt. Wenn ich schon zur Karnevalszeit hier in Südamerika bin, wollte ich diesen natürlich auch hautnah erleben. Auf Empfehlung meines Chefs Aaron (den ich wohl eher als guten Freund bezeichnen würde) ging es nach Amaguaña - dort sollte der Karneval noch recht wild gefeiert werden, während in Quito selbst nicht viel los ist. Amaguaña liegt etwas außerhalb von Quito, ist aber vom Busterminal "Playon de La Marin" in etwa 40 Minuten zu erreichen.Bereits als wir uns dem Dorfzentrum von Amaguaña näherten, wurde mir das Ausmaß des Karneval feierns hier, bewusst. Überall liefen Leute komplett durchnässt von Wasser und Sprühschaum und mit Farbe am ganzen Körper bekleckert herum. Keiner schien von den Schlamassel verschont zu bleiben, egal ob jung oder alt. Zudem waren fast alle mit einer Waffe ausgestattet: Sprühdose, Farbpulver, Wasserflaschen oder gar rohen Eiern. Was war ich doch froh, dass Aaron mir noch den Tipp gab, einen wasserdichten Rucksack mitzubringen und keine allzu schöne Kleidung anzuziehen. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, ging es schon los. Innerhalb kürzester Zeit war ich mit Schaum vollgespritzt und im ganzen Gesicht mit Farbe angeschmiert. Ivan stand zwar nicht ganz so arg unter Beschuss wie ich, er sah aber auch schon ganz lustig aus. Wie beschlossen zum Gegenangriff überzugehen und statteten uns auch erstmals mit einer Schaumprühdose aus.
Der richtige Spaß ging dann am Hauptplatz los, dort wo das Karnevalsfest stattfand. Von allen Seiten wurden wir nassgespritzt, mit Farbe angeschmiert und mit rohen Eiern beschossen - wobei ich anmerken muss: vor allem ICH. Augenscheinlich war ich die einzige Gringa (Touristin) weit und breit und uzog somit zog ich auch sämtliche Aufmerksamkeit auf mich und stand somit unter Dauerbeschuss. Zwei Stunden lang, hatten wir wirklich Spaß wie kleine Kinder, doch dann wars genug. Meine Augen und mein Gesicht brannten vom Schaum, meine Haare klebten von den ekelhaften rohen Eiern und mit unseren nassen Kleidern wurde es auch ziemlich frisch. Wir beschlossen uns also auf den Rückweg zu machen.
Als wir an einer kleinen Bar vorbeikamen, in der Jung und Alt gerade ausgelassen tanzten, beschlossen wir uns dort noch einen Drink zu genehmigen. Es stellte sich heraus, dass wir auf einer Art Privatparty gelandet sind. Wir wurden sofort mit Getränken beschenkt und die Gäste schienen großen Gefallen an meiner Anwesenheit gefunden zu haben. Ich bekam gleich noch eine Salsa-Tanznachhilfe, wobei die gesamten Anwesenden mich fest anfeuerten und mir durch ihre Zurufe ihre Freude über mein Tanztalent zeigten. Leider mussten wir bei Einbruch der Dunkelheit zurück nach Quito, da es später keine öffentlichen Busse mehr gibt. Am Rückweg kamen wir noch an einer ziemlich wilden Schlägerei vorbei - hat mich ein bisschen an unsere Bierzelt-Raufereien erinnert. Am Ende war es ein Riesenauflauf von Schaulustigen, Polizisten und Mitraufern.
Endlich wieder im Hostel ging es erstmals unter die Dusche. Oh Mann, das war ein Kampf mit dem klebrigen Zeugs in den Haaren und der hartnäckigen Farbe auf der Haut. Sogar heute habe ich noch harzartiges klebriges Zeugs in den Haaren, das ich noch nicht herausbekommen habe. So lustig es war, vorerst habe ich genug von Karneval :D
unter Sprühschaumbeschuss |
auf der Straße schien kein Einziger von dem wilden Karnvals-Treiben verschont geblieben zu sein |
Sogar die Autos waren bewaffnet und beteiligten sich an dem Vergnügen |