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Sonntag, 15. November 2015

Mbirizi: Im Busch - Tag 1

T.I.A.

Erneut stand eine Fahrt nach Mbirizi an. Ihr werdet euch sicher fragen, warum ich nicht gleich gestern dort geblieben bin, denn das wäre eigentlich um einiges einfacher gewesen, als heute nochmals dorthin zu fahren. Ich werde diese Sachlage jetzt nicht näher erklären, da es zu kompliziert werden würde - ich sag deshalb einfach nur "T.I.A. - This is Africa!". Im Dorf angekommen, gingen Nathy und Lukas noch sicher, dass mir an nichts fehlt hier und verabschiedeten sich dann von mir. Die beiden machten sich auf den Rückweg nach Kampala.

Lebensbedingungen im Dorf

Ich wohne hier nun in einem kleinen Raum ohne fließend Wasser und ohne Strom. Das Zimmer ist trostlos leer mit einem winzigen rostigen Metallgestell-Bett in der Ecke. Zum ersten Mal seit dem Beginn meiner Reise bin ich froh mein Moskitonetz dabei zu haben, denn die Vieher sind derzeit ziemlich aggressiv. Die einzige Stromquelle des Dorfes ist die Schule. Dort haben sie ein kleines Solarpanel am Dach. Leider sind die Steckdosen aber meist besetzt, denn immerhin müssen sie vom gesamten Dorf geteilt werden. Die Schule ist zum Glück nur etwa 300 m von meinem neuen Zuhause entfernt. Handyempfang hat man teilweise - ich glaub so je nach Windrichtung - aber mehr schlecht als recht.

Die Menschen im Dorf leben unter einfachsten Bedingungen in ihren Lehmhütten, welche zumeist bloß aus einem einzigen Raum besteht, in dem die ganze Familie schläft. Gekocht wird vor der Hütte im Freien. Das ganze Dorf teilt sich wenige Plumsklos, welche auch dementsprechend verdreckt sind. Ich muss gestehen, dass ich da wirklich die Buschtoilette bevorzuge.

Küche

so sehen Behausungen der meisten Dorfbewohner aus

Die Dorfgemeinschaft freute sich enorm, dass ich ein paar Tage mit ihnen verbringen werde und die Kinder belagerten mich sogleich. Ich werde die nächsten Tage ein wenig in der Schule mithelfen. Gleich bei meiner Ankunft wurde ich mit mit Matoke, Reis und Bohnen verköstigt - welch Überraschung, ganz etwas Neues! Aber diese Gerichte sind hier einfach Hauptnahrungsmittel. Etwas anderes zu essen zu finden ist in den ländlichen Gebieten ein Ding der Unmöglichkeit. Aber man gewöhnt sich ja immerhin an alles. Einige Familien fragten mich beim Empfang ob ich denn Geld für sie mitgebracht hätte. Da musste ich sie leider enttäuschen. Nathy, Lukas und ich haben zwar jede Menge Schulmaterialen für das Dorf gekauft, doch auf Geldspenden haben wir bewusst verzichtet. Es ist mir schon öfters aufgefallen, dass Muzungus (so werden die weißhäutigen Menschen von den Ugandern genannt) gerne mit Geldspenden in Verbindung gebracht werden. Aber sie verübelten es mir zum Glück nicht, als ich dies verneinte. Es stimmt mich trozdem immer sehr traurig wenn ich sehe wie diese Menschen unter einfachsten Bedingungen leben, großteils ohne ärztliche Hilfe auskommen müssen, Wasserknappheit haben, ohne Strom leben, nur 2-3 Garnituren Klamotten und maximal 1 Paar Schuhe haben, es Unmengen an Waisenkindern gibt, ... - die Liste könnte man unendlich fortsetzen. Dieses simple Leben hier mitleben zu dürfen ist eine total spannende Erfahrung für mich und die Gastfreundschaft ist wirklich unübertrefflich. Die Menschen hier haben so wenig und doch teilen sie alles so bereitwillig. Und sehr hervorzuheben ist auch ihre Lebensfreude - es braucht also nicht Playstation, I-Phone und weiß der Geier was um glücklich zu sein.




so ein Muzungo ist für viele erstmals erschreckend








Meine liebenswürdigen Nachbarn

Meine Nachbarn, eine junge 3-köpfige Familie - Arafath und Fatima mit Arafath Junior 1 Jahr alt - kümmern sich rührend um mich und versuchen mich den ganzen Tag zu unterhalten. Sie sind beid Lehrer in der Schule und wohnen alle zusammen in einem ungefähr 8m² kleinem Raum. Als ich abends bei ihnen zu Hause war, staunte ich nicht schlecht als ich dann plötzlich noch drei Hühner neben ihrem Bett entdeckte. Sie haben diese nachts in einem Karton bei ihnen.

Sobald es dunkel wird, wird es im Dorf richtig ruhig und vor allem finster. Ist schon eine Umstellung sich ganz ohne Strom, nur mit meiner Minitaschenlampe  zum Glück habe ich eine mit Kurbelantrieb dabei - zurechtzufinden. Ich hatte in Uganda zwar schon öfter keinen Strom, aber dafür meist Kerzen, denn auch diese spenden viel Licht. Doch hier im Dorf gibt es auch keine Kerzen.

Heute half ich übrigens Arafath beim Zeugnisse schreiben, diese gibts nämlich am Mittwoch, dann ist das Schuljahr vorüber und die Kids haben zwei Monate Ferien. Unter anderem musste ich auch eine Verhaltensnote in die Zeugnisse eintragen, ich fragte also Arafath, was ich bei den verschiedenen Kindern so eintragen sollte. Er meinte ich sollte je nach Belieben "Sehr brav" oder "Brav" eintragen. Haha, ich sag nur T.I.A. So gutmütig wie ich bin habe ich naütrlich nur "Sehr brav" vergeben.



Arafat und ich beim Zeugnisse schreiben







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