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Sonntag, 13. August 2017

Wie hat mich das Reisen verändert?


Als ich damals den Entschluss zu dieser Reise fasste, meinte eines Tages eine Arbeitskollegin zu mir: „Ich bin schon gespannt wie dich diese Reise verändern wird.“ Ich schaute sie verwundert an. Aber ja, sie hatte recht, so eine Reise wird mich bestimmt verändern. Aber wie? So genau wusste ich das damals noch gar nicht. Ich war auch lange während meines Trips der Meinung, dass ich immer noch die selbe bin. Doch nun weiß ich es besser: Natürlich hat mich das Reisen schrittweise verändert und noch dazu durchwegs positiv.


Ich bin selbstbewusster und mutiger geworden.

Das ist eine der Veränderungen, die mir ganz zuerst aufgefallen ist. Mir wurde plötzlich bewusst wie krass das eigentlich ist, dass ich gerade komplett alleine mit meinem Rucksack auf dem Rücken irgendwo mitten in Afrika herumreise. Ich hätte mir niemals zuvor gedacht, dass ich in der Wüste Namibias mitten im Nirgendwo bei 40°C an der Straße stehen würde um Auto zu stoppen, da es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Oder dass ich in Uganda im Busch fernab jeglicher Zivilisation mit einem Stamm zusammenlebe. Oder dass ich als einzige Weiße die Nacht auf einer Fähre verbringe. Die Liste könnte ich noch unendlich weit fortführen. Diese Reise zeigte mir, dass ich zu viel mehr imstande bin, als ich mir jemals zuvor erträumen gewagt hätte. Ich bin auch selbstbewusster geworden in Sachen wie auf andere Menschen zugehen. Das fiel mir vorher oft sehr schwer, aber beim Alleinreisen bleibt einem gar nichts anderes übrig. Ich weiß nun, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es nur wirklich will.


Ich bin geduldiger geworden.

Wie oft wäre ich am Anfang meiner Reise einem Busfahrer am liebsten an die Gurgel gesprungen, weil er mir bereits seit drei Stunden versicherte, dass wir in zehn Minuten los fahren würden, doch wir befanden uns immer noch an Ort und Stelle. Mittlerweile habe ich eine außerordentliche Ruhe in solchen Situationen entwickelt. Ich möchte zwar nicht behaupten, dass ich gar nicht mehr ungeduldig bin, aber es hat sich auf alle Fälle um ein Vielfaches gebessert. Und glaubt mir, ich war oft ein sehr ungeduldiger Mensch. Das liegt wohl auch an unserem stressigen europäischen Leben. Alles muss schnell gehen und keiner hat auch nur Zeit für irgendetwas. Ein Mann in Tansania sagte einmal einen sehr schönen Spruch: „Die Europäer haben zwar die Uhren, die Afrikaner haben jedoch die Zeit.“ – Wie wahr das doch ist. Und wie schlimm unsere Ungeduld manchmal ist. Aber diese rührt ganz einfach daher, dass wir oft ununterbrochen unter Strom stehen. Wie musste ich doch in den ersten Wochen in Afrika die Einheimischen bewundern, die völlig ruhig blieben und sich angeregt miteinander unterhielten, als sie schon fast eine Stunde an der Kassenschlange im Supermarkt anstanden oder schon zwei Stunden auf einen Bus warteten, der eigentlich schon längst da sein müsste. Mittlerweile kann ich behaupten, dass ich von diesen Menschen sehr viel gelernt habe. Ungeduld bringt schlichtweg niemandem etwas.


Ich lernte mich selbst besser kennen

Beim Alleinreisen verbringt man natürlich auch viel Zeit mit sich alleine. Man hat dadurch auch viel Zeit um über so Einiges nachzudenken. Was sind meine Ziele im Leben? Was macht mich glücklich? Außerdem kommt man in Situationen, die man noch nie zuvor erlebt hat. Ich weiß nun wie ich in bestimmten Situationen – vor allem auch ausweglos scheinenden Lagen – reagiere. Somit habe ich mich selbst besser kennen gelernt. Zusätzlich treffe ich alle Entscheidungen für mich alleine, meist ohne mit jemanden Rücksprache zu halten. Früher habe ich sobald jegliche Entscheidungen anstanden fast immer Freunde oder Bekannte, um ihren Ratschlag gebeten und somit meist nach deren Meinung gehandelt. Durch das Reisen halbe ich gelernt, tagtäglich wichtige Entscheidungen für mich alleine zu treffen, und habe somit auch etwas mehr über mich selbst erfahren – was will eigentlich ich?


Ich brauche weniger Materielles um glücklich zu sein.

Ich muss ja eingestehen, dass ich es vor meiner Reise geliebt habe zu shoppen – egal ob Klamotten, Schuhe, Dekorationen für die Wohnung, etc. Und ich konnte auch nie genug davon bekommen. In meinem Kleiderschrank stapelten sich Kleider, die ich noch nie getragen habe. Solche materielle Dinge machen einen vielleicht kurzfristig glücklich aber die Betonung liegt auf „kurzfristig“. Auf Dauer gesehen jedoch nicht. Man strebt immer nach mehr und mehr, ist aber trotzdem nicht befriedigt. Klar habe ich auch beim Reisen manchmal das Verlangen einen Tag einfach mal nur zu shoppen. Das ist jedoch nur bedingt möglich, da ich bloß mit meinem Rucksack unterwegs bin und einfach nicht mehr Platz ist. Immer wenn ich mir ein neues Teil kaufe, muss ich einen Kompromiss eingehen und dafür etwas anderes weg geben.


Ich habe sehr viele neue Fähigkeiten gelernt.

Hier eine kleine Liste der Dinge, die ich während meiner Reise gelernt habe:

Ich spreche nun fast fließend Englisch.
Ich habe Spanisch gelernt und kann mich bereits recht gut in dieser Sprache verständigen und Konversationen führen.
Ich habe Grundkenntnisse in Swahili, der Landessprache Tansanias, erworben.
Ich habe gelernt wie man auf Märkten gewinnbringend verhandelt.
Ich habe gelernt wie man ohne Strom leben kann.
Ich kann nun meine Wäsche richtig gründlich und schnell händisch waschen.
Und noch vieles, vieles mehr!



29 Kommentare:

  1. Jede Reise erweitert den persönlichen Horizont,- man sieht viele Dinge dann gewissermaßen differenzierter, bzw auch von der anderen Seite,- wenn man zb dieses Land etwas kennenlernen durfte. - diese Eindrücke und Erlebnisse trägt man dann tief im Herzen,- keiner kann sie dir nehmen. HUT ab vor allem was du erleben und dabei leisten musstest! - Gut geschildert dieser Bericht! vg Michi B.

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  2. Vielen Dank für die Einblicke in deine Reisen. Ich kann dir nur Recht geben: Reisen verändert einen und zwar positiv (habe es zumindest noch nie anders erlebt). Ich selbst war schon in Australien, Spanien und den Niederländen für mehrere Monate und habe dort viel gelernt!
    LG Svenja

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    1. Oh ja, reisen ist wirklich die beste Schule des Lebens!

      Liebe Grüße,
      Michaela

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  3. Hallo Michaela,

    eine so lange Open-End Weltreise und dann auch noch als Frau alleine ist schon beeindruckend. Vor allem da Du ja nicht die typischen Backpacker Länder wie Australien, Neuseeland oder die USA in Deinem Plan hast, sondern viel in Afrika und Südamerika. Das ist sehr besonders und finden wir toll!

    Und ja, Reisen verändert auf jeden Fall. Wir waren zwar "nur" 6 Monate auf Weltreise, aber selbst diese Zeit möchten wir nie missen. Ein tolles Erlebnis, einfach mal raus aus seiner gewohnten Umgebung zu kommen und so viele neue Eindrücke zu gewinnen.

    Viele Spaß weiterhin und wir freuen uns natürlich auf einen Gegenbesuch :)
    https://one-million-places.com

    Viele Grüße
    Michael & Sandra

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    1. Vielen Dank ihr zwei. Euren Blog werde ich jetzt gleich erforschen ;)

      Ganz liebe Grüße,
      Michaela

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  4. Vieles davon kenne ich aus persönlicher Erfahrung sehr gut. Vor allem die Aspekte mit der Geduld und dem Mut. Ich finde, man wird gelassener, wenn man sich auf die Mentalität und Kultur der anderen Länder einlässt. Ein paar Dinge kosten mich als eher introvertierten Menschen dann aber doch immer noch ziemlich viel Überwindung - ob sich das jemals ändern wird, egal wie viel ich reise oder wohin, ist allerdings fraglich. Reisen verändert zwar viel zum Positiven, aber ich glaube grundlegende Charaktereigenschaften dauern länger bis sie sich ändern. Andre sind einfach das, was eine Person ausmacht und werden sich nie 100% ändern. :)

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    1. Ja, da gebe ich dir recht, grundlegende Charaktereigenschaften werden sich wohl nur schwer ändern. Aber ich denke gelassener wird man auf alle Fälle.

      Liebe Grüße,
      Michaela

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  5. Wahnsinn! Ich verfolge deine Artikel ja schon länger und du bist eine der wenigen Reiseblogger, die ich wirklich bewundere. Ohne das du einem eine bestimmte Lebenseinstellung aufdrängen möchtest, berichtest du von deinen Erlebnissen, die ich oft sehr beeindruckend finde. Ich kann gut nachvollziehen, dass dich diese Erlebnisse nachhaltig verändert haben! Herzliche Grüße Sabine

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  6. Liebe Michaela,

    dass Dich Deine Reisen verändert haben, kann ich sehr gut nachempfinden. Gerade was Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen anbelangt, wirkt das Allein Reisen Wunder. Mir erging es genauso. Als ich vor vielen Jahren von meinem Forschungsjahr bei nordamerikanischen Indianern zurückkam, war ich ein anderer Mensch. Das Reisen hilft dabei, sich selbst zu finden und zu sich selbst zu stehen, finde ich. Ich bin schon neugierig, wohin Dich Deine nächsten Reisen führen werden.

    Liebe Grüße,
    Monika

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    1. Ja, da bin ich selbst auch schon gespannt, wo es bei mir als nächstes hingehen wird, da ich noch überhaupt nichts geplant habe *lach*. Aber in ca 1,5 Monaten sollte es auf alle Fälle wieder losegehen ;)

      Liebe Grüße,
      Michaela

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  7. Ein wirklich toller Bericht! Ich bin auch der Meinung, dass Reisen und die Erfahrungen, die man macht, viel wertvoller sind als alles was man sich kaufen kann. Das ist mir allerdings auch erst in den letzten Jahren so richtig bewusst geworden. Die Hürde, mal alleine loszuziehen, hab ich bisher aber noch nicht gepackt ;-)

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    1. Danke Christine :) Und versuch das mit dem alleine reisen einfach mal - du wirst sehen, das ist eine ganz wundervolle Erfahrung, aus der du viel profitieren wirst!

      Liebe Grüße,
      Michaela

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  8. Super schön, wenn ich das so lesen, dann wird ganz deutlich: du hast deinen Weg gefunden. Ich denke, wenn du mal in einer schwierigen Situation bist, dann zurück blickst auf alles, was du schon gemacht und geschafft hast... verlieren sicher alle Fragezeichen ihren Schrecken.
    Viele Grüße
    Katja

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  9. Hallo Michi,

    da kann ich dir wirklich nur gratulieren. Alleine so viele aufregende Erlebnisse mitzunehmen, sich darauf ein zu lassen und daraus positiv gestärkt hervorzugehen schafft nicht jeder. Du hast aber deinen Weg ganz deutlich gefunden und nun mach weiter so, lass dich nicht mehr davon abbringen und genieß jede Minute.

    Viele Grüße
    Victoria

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  10. Reisen ist eben nicht nur sich schöne Dinge anzugucken, sondern Reisen bildet. Man lernt viele neue Dinge, über das Land, über die Menschen und natürlich für und über sich selbst und das hast du hier sehr schön beschrieben :-)

    Liebe Grüße
    Sandra

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  11. Ja ich glaube auch das eine längere Reise einen verändert und die Personen die zurückbleiben sich nicht in der Schnelligkeit verändern wie man selbst. Ich war 1 Jahr in Amerika unterwegs und am Ende wollte ich unbedingt nach Hause, weil ich wissen wollte was sich da getan hat. Ende vom Lied - hätte auch 1 Tag später zurück nach Amerika fliegen können, weil sich kaum etwas verändert hatte außer ich selbst. Selbstbewusster, Unabhängiger, Verständisvoller,Einfühlsamer...neue Pläne etc.

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    1. Ja, da geht es mir genau gleich. Irgendwie scheint es so, als wäre zu Hause die Zeit stehen geblieben *lach*

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  12. Liebe Michaela,

    das geht uns in vieler Hinsicht genau wie dir.
    Wir waren auch gespannt, wie (und ob überhaupt!) uns ein Jahr Weltreise verändern würde.
    Auf jeden Fall sind wir gelassener und geduldiger geworden. Wenn man sieht, unter welchen Bedingungen viele Menschen auf der Welt leben und dabei trotz allem fröhlich sind, erkennt man, dass wir hier doch viele Luxusprobleme haben.
    Und auch die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen, dass es schon irgendwie klappen wird sind Gewinne, die ich nicht mehr missen möchte.
    Es war das beste Jahr unseres Lebens, auch wenn oder gerade weil wir mit Mitte Fünfzig nicht mehr zu den jungen Reisenden zählen. Es ist nie zu spät tolle Erfahrungen zu machen und sich zu verändern!

    Liebe Grüße
    Gina

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    1. Das finde ich wirklich sehr toll, dass ihr so eine Reise mit Mitte 50 noch gemacht habt, denn genau wie du sagst, man ist nie zu alt um zu reisen!!

      Ganz liebe Grüße,
      Michaela

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  13. Hey Michaela,

    was für ein schöner Artikel!
    Genauso geht es mir mit dem Alleinreisen aus. Zwar habe ich nicht so krasse Erfahrungen gesammelt wie du, und dennoch hat auch mich das alleine Reisen mir selbst näher gebracht und mich mutiger gemacht.

    Außerdem, und ich glaube, das ist eine der größten Sorgen der meisten Leute vor dem Allein Reisen, macht allein reisen nicht einsam. Ganz im Gegenteil. Man trifft immer wieder neue Leute und lernt sie auch viel eher und viel besser kennen, als wenn man zu zweit oder als Gruppe reist. Ich hatte dazu auch mal einen Artikel geschrieben: http://passenger-x.de/reisen/solo-reisen/alleine-reisen-menschen/

    Also weiter so:)
    Und wenn du noch verraten willst, wie du schnell und gut deine Wäsche händisch wäschst: das würde mich echt interessieren. Denn wenn ich ab Oktober 5 Monate unterwegs bin, wäre es schon toll, dass ordentlich zu können:)

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hey Nicole!

      Sorry für meine verspätete Antwort. Das mit dem händisch Wäsche waschen ist etwas schwer zu beschreiben, das muss man fast gezeigt bekommen *lach* - vielleicht mache ich ja mal ein Youtube-Anleitungs Video ;) Aber auf alle Fälle muss man die Wäsche in Wasser einweichen - am besten mit Waschpulver, ich nahm aber meist bloß Duschgel bzw. die in Afrika und auch Südamerika gängigen Seifenstücke, die extra fürs Wäsche waschen gedacht sind. Dann werden die Kleidungsstücke fest aneinander gerieben, um Verunreinigungen herauszubekommen. Je nach Verschmutzungsgrad der Sachen wiederhole ich diesen Vorgang öfters hintereinander. Am Ende wechsle ich immer noch einmal das Wasser und weiche das Zeug dann nochmal für ca 2 Stunden in Wasser mit Waschpulver, Duschgel oder was auch immer ein - dann riecht das Zeug danach gut. Wenn ich keine Waschschüsseln für das Waschen hatte benutzte ich oft nur das Waschbecken und dann zum einweichen eine Plastiktüte ;)

      Liebe Grüße,
      Michaela

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    2. Hab auch gerade noch einen Anleitungsartikel im Internet gefunden ;)
      https://de.wikihow.com/Kleidung-von-Hand-waschen

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  14. Hallo Michaela,

    ich finde deinen Artikel mega gut! Es stimmt... reisen verändert einen Menschen.
    Meistens komme ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück wenn ich in
    ärmeren Gebieten unterwegs gewesen bin. Uns geht es in Deutschland sehr sehr gut und wir sind einfach eine "Jammer" Gesellschaft auf hohen Niveau!

    Und ich habe echt über den Satz "Die Europäer haben zwar die Uhren, die Afrikaner haben jedoch die Zeit.“ geschmunzelt! Da hast du absolut recht!

    Ich wünsche dir noch eine tolle Zeit beim AlleinReisen und pass gut auf dich auf!

    Liebe Grüße

    Saskia

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  15. Hallo Michaela,
    bin zu Deinem Blog gelangt, weil ich gerade eine Reise nach Guatemala plane. Eine Weltreise am Stück, so wie Du, habe ich bisher nicht gemacht, aber schon einige Reise in viele interessante Länder (und einen Reiseblog habe ich auch: https://www.foto-reise-welt.de :-)). Bin schon ganz gespannt auf Guatemala.
    LG und allzeit gute Reise :-)
    Stefan

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