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Freitag, 31. Januar 2020

Fahrt mit dem Nachtbus nach Bangalore

By On Januar 31, 2020

Entspannung in einem Dschungelparadies

Ich verbrachte nun ein paar super entspannte Tage bei Motty in seinem kleinen Dschungelparadies mit Spaziergängen, Schwimmen im Fluss, Lesen in der Hängematte und dem allerbesten Essen, das ich hier in Indien jemals gegessen habe - täglich frisch gekocht von seinem Dienstmädchen. Die Zutaten dafür stammten großteils aus dem eigenen Garten (selbstgemachte Kokosmilch, selbstgemachtes Kokosöl, Muskatnuss, frischer Kurkuma, Gemüse aus dem Garten, usw). 

Meine erste Nachtbusfahrt in Indien - inklusive wilder Verfolgungsjagd

Gestern Abend sollte es dann mit dem Nachtbus weitergehen nach Bangalore (Bengaluru), der Hauptstadt des südindisches Bundesstaates Karnataka. Man sollte die Busse für längere Strecken schon frühzeitig buchen, denn die Tickets sind recht schnell ausgebucht. Die App "Redbus" ist da super hilfreich. Man bucht online, erhält auch das Ticket online und gibt an, wo man auf der Strecke eingesammelt werden möchte. Motty meinte, dass er mich mit dem Auto zur Abholstelle fahren würde. Ich dachte zwar, dass ich es auch alleine ganz gut schaffen würde, war dann aber im Endeffekt heilfroh, dass er dabei war. Es trug sich nämlich folgendes zu: Wir fuhren früh genug weg - Motty hat übrigens seinen Fahrer organisiert - um auf alle Fälle pünktlich dort zu sein. Es war schon eine mittelprächtige Herausforderung die Abholstelle zu finden. Dort angekommen warteten wir erstmals ziemlich lange - der Bus hatte nämlich eine dreiviertel Stunde Verspätung. Zum Glück gibt es auf der Redbus App ein Live-Tracking, so konnten wir sehen, wo der Bus im Moment war. Nun sahen wir dann endlich den Bus kommen... und der donnerte mit einer Mordsgeschwindigkeit einfach so an uns vorbei. Gibt es etwa noch einen zweiten Bus der selben Firma, der hier vorbeikommt? Motty schickte seinen Fahrer los, dass er sich darüber erkundige. Wir mussten erfahren, dass das der richtige Bus war, der jedoch einfach nicht stehen geblieben ist. Wir stiegen also ins Auto und versuchten ihn einzuholen. Motty gab das Kommando an. Sein Fahrer schien etwas gestresst, er war  nämlich eher vorsichtig unterwegs im Straßenverkehr. Da der Bus eine ordentliche Geschwindigkeit an den Tag legte, war es gar nicht so einfach den wieder zu sichten. Es begann eine wilde Verfolgungsjagd. Nach etwa zwanzig Minuten schafften wir es dann endlich, ihn zu überholen. Motty winkte und deutete wie wild aus dem Beifahrerfenster in Richtung Bus. Und siehe da, er blieb tatsächlich stehen. Motty rannte auf den Bus zu und begann dem Fahrer ordentlich die Leviten zu lesen. Keine Ahnung was da genau für Worte fielen, aber auf alle Fälle schien der Fahrer ziemlich kleinlaut und eingeschüchtert. 

Ich bedankte mich herzlich bei Motty für seine Gastfreundschaft und stieg in den Bus. Wow, so komfortabel hätte ich mir den Nachtbus gar nicht vorgestellt. Es gibt richtige Betten dort, in Form von Stockbetten - also übereinander. Dazu erhält man eine Decke und ein Kopfkissen. Die Matratze ist zwar recht dünn, aber sonst könnte ich wirklich nicht klagen. 



Die größte Problematik für mich war, dass es keine Toilette an Bord gab. Anscheinend ist das nicht üblich bei den Nachtbussen. Wir machten nur eine einzige offizielle Klopause. Da ich tagsüber leider recht viel getrunken hatte, musste ich die ganze Fahrt leiden. Ehrlich gesagt habe ich keine Sekunde in dem Bus geschlafen, aber ich konnte ein wenig vor mich hin dösen. Als ich den Fahrer fragte, ob wir eine Pinkelpause einlegen könnten, da ich es wirklich nicht mehr aushalte, schien er nicht besonders erfreut zu sein. Er hielt aber letztendlich an einer Tankstelle für mich an. 

Falls sich jemand fragt, warum der Bus vergessen hat mich einzusammeln: Man muss bei der Buchung eine Telefonnummer angeben. Es steht dort, dass man dann über WhatsApp informiert wird, wann der Bus genau kommt. Da ich blöderweise meine österreichische Nummer angegeben habe, und ich hier in Indien aber eine indische Nummer für Anrufe nutze, konnte der Busfahrer mich anscheinend telefonisch nicht erreichen und dachte somit, dass ich nicht aufkreuzen würde. 

In Bangalore angekommen, nahm ich mir ein diesmal ein Zimmer, gleich neben der bekannten Einkaufsstraße Brigade Road

Hier bleibe ich nun bis zum 3. Februar. Und dann bekomme ich tatsächlich wieder Besuch :) Eine Freundin aus der Schweiz wird mit mir dann für eine Woche gemeinsam reisen. Wir werden zuerst mit dem Nachtzug nach Hampi fahren und dann noch ein paar Tage in Goa verbringen. Ich freue mich schon sehr darauf.

Namaste




















Dienstag, 28. Januar 2020

Willkommen in Thattekad - einem Dunschgelparadies

By On Januar 28, 2020

Nachdem ich gestern nach einer etwa zweieinhalbstündigen Busfahrt in Kothamangalam ankam, wartete dort bereits mein neuer Gastgeber Motty auf mich. Er lebt etwa 12 km von der Stadt entfernt in einem kleinen Bungalow mitten im Dschungel. Ganz in der Nähe befindet sich das Vogelschutzgebiet Thattekad


In seinem Zuhause angekommen  staunte ich nicht schlecht: Ein richtig paradiesisches Fleckchen Erde hier. Rings um sein Haus nur Urwald und exotisches Vogelgezwitscher. Als er mir mein Zimmer und sein nobles Zuhause von innen zeigte, war ich echt überwältigt. Er überreichte mir ein eiskaltes Bier und hieß mich herzlich willkommen. Ja, so stellt man sich das Paradies auf Erden vor. Der Höhepunkt war das Mittagessen, das sein Dienstmädchen Sherley für uns zubereitet hatte: Kokosmilch mit Shrimps, Reis, frischen Früchten usw. Wow!



Nach einer kurzen Mittagsruhe zeigte er mir die Plantagen rund um sein Haus: Dort wächst so allerhand: Pfeffer, Kokosnüsse, Kautschuk, Jackfrüchte, Maracuja, Papaya, Zimt und noch vieles, vieles mehr. 
Motty Schnitt ein Stück der Rinde vom Zimtbaum für mich ab, und ließ mich daran kauen. Es war unheimlich lecker und zu meinem Erstaunen auch sehr süß und natürlich "zimtig". Der ganze Baum roch zudem superlecker nach Zimt. 

Motty schneidet ein Stück Zimtrinde für mich ab

Das Grundstück ist riegengroß. Am Ende gelangten wir zu einem riesigen Fluss. Schade, daß ich meinen Bikini nicht dabei hatte. Zu gerne wäre ich gerade da reingesprungen. 


Als ich heute Morgen aufwachte, bereitete Sherley bereits ein fabelhaftes Frühstück für uns zu. Später führte mich Motty erneut durch die Plantagen. Eines der Highlights war es, einen Mann dabei zuzusehen wie er Kokosnüsse erntete. Unglaublich wie schnell er die Kokospalme hinaufkletterte und dann aus schwindelnden Höhen die Kokosnüsse ausriss und auf den Boden hinunter schmiss. 

Mann beim Erklimmen einer Kokospalme 



Das nächste Highlight war ein erfrischendes Bad im Fluss. Motty versicherte mir, dass es dort weder Krokodile noch Piranhas oder Anakondas gibt - na ich hoffe mal, dass das wahr ist, er selber wagte sich nämlich nicht hinein.














Montag, 27. Januar 2020

Munnar - Tee so weit das Auge reicht

By On Januar 27, 2020

Chaos am Busbahnhof von Alappuzha 

Vorgestern Vormittag ging es dann also endlich weiter - raus aus diesem Moskitonest. Ich packte meine sieben Sachen und machte mich auf zum Busbahnhof von Alappuzha. Um 10:30 Uhr sollte ein Direktbus nach Munnar abfahren. Es war ein wildes Chaos dort. Einen Fahrplan konnte ich nirgendwo finden, also fragte ich mich durch die Menge, wo und wann denn genau der Bus abfahren würde. Je mehr Leute ich befragte, desto mehr verschiedene Antworten bekam ich. Aber ich habe da schon meine Taktik: Ich befrage einfach so viele Menschen bis eine der Antworten eindeutig überwiegt und auf diese verlasse ich mich dann. Gegen elf Uhr saß ich endlich im richtigen Bus. Er war recht rustikal, ohne Fensterscheiben und ohne Türen. Das war aber wiederum ganz angenehm, da so der Fahrtwind ordentlich durch den ganzen Bus ziehen konnte, was bei der Hitze unendlich gut tat. Die Fahrt nach Munnar kostete 171 INR und dauerte etwa 5,5 Stunden. 

Munnar - ein idyllischer Ort inmitten von Teeplantagen

Ich war nun wirklich froh, der Hitze entflohen zu sein. In Munnar herrscht ein recht angenehmes Klima. Tagsüber hat es so um die 26 Grad und nachts frische 13 Grad - herrlich! Der Ort liegt auf 1500 m Seehöhe und ist bekannt für seine Teeplantagen. Ja, hier wächst tatsächlich Tee so weit das Auge reicht. Munnar ist zudem umgeben von saftig grünen Hügeln, Flüssen, Wasserfällen und vielen kleinen Bergdörfern - ein richtig idyllisches Fleckchen hier. Der Ort selber ist zwar nicht so schön, aber es gibt Unmengen an Unterkünften in den umliegenden Dörfern. Ich habe mich dazu entschlossen mir ein günstiges Hotel im Vorort Old Munnar zu nehmen, da ich kein eigenes Gefährt habe und somit recht zentral liege. 

Wandern in Munnar ohne Guide

Als ich in der Touristeninformation nach einer Wanderkarte fragte, erhielt ich zur Antwort, dass dies ohne geführte Tour nicht möglich sei - warum auch immer. Ich hatte keine Lust lange zu diskutieren und bedankte mich freundlich für die Info. Dann startete ich gestern Vormittag auf eigene Faust meine erste Wanderung. Es war alles völlig problemlos. Es gibt hier Wanderwege ohne Ende. Sie sind zwar nicht als solche ausgeschildert, aber mit einer guten Online-Landkarte ist das überhaupt kein Problem. Da die Teeplantagen in privatem Besitz sind, sollte man diese ohne Genehmigung jedoch nicht durchqueren - aber gut, solange sich niemand beschwert ist es bestimmt kein Problem. In meinem Fall begegnete ich bloß sehr freundlichen Einheimischen, die mich freundlich anlächelten und sofern sie ein paar Brocken Englisch konnten sofort Smalltalk mit mir begannen. 

Saftig grüne Teeplantagen soweit das Auge reicht in Munnar

& noch mehr Tee

Kinder in einem Bergdorf

Da ich es sehr genieße endlich wieder etwas aktiver sein zu können, startete ich nach dem gestrigen Wandertag heute gleich noch einen. Ich  fand diesmal einen recht schmalen Pfad, dem ich stundenlang folgte. Und das hat sich eindeutig ausgezahlt. Die Gegend war atemberaubend schön und die abgelegenen Bergdörfer einfach malerisch. Zudem faszinierte mich die farbenprächtige Vogelwelt. Leider bekam ich keinen vor die Linse, da ich bloß mit dem Handy, das keine gute Zoom-Funktion hat, fotografiere. Die Einheimischen schienen sich recht zu wundern, dass sich ein Tourist hierher verirrt. Sie waren mir aber alle äußerst freundlich gesinnt und winkten mir zu oder begannen mit mir zu sprechen - meist jedoch in ihrer Landessprache Malayalam. Interessanterweise fragten mich fast alle Männer, die ein paar Brocken Englisch konnten, immer gleich als erste oder zweite Frage ob ich Single wäre *lach*. Natürlich gab ich vor verheiratet zu sein. 


ein Tempel in einem Bergdorf


Fast wie zu Hause *lach*

"Autsch" - diese Klett-Stacheln haben sich in meiner Hose verfangen. War gar nicht so leicht das Zeugs wieder raus zu bekommen!

An diesem traumhaften Plätzchen legte ich eine kleine Mittagspause ein. 

Morgen geht es wieder in wärmere Gefielde. Ich habe einen Couchsurfing Gastgeber in der Nähe des Vogelschutzgebietes Thattekad - nicht unweit der Stadt Kothamangalam - gefunden. Er wohnt dort mitten in der Wildnis, was sich ganz spannend anhört. Die Busfahrt dahin sollte zum Glück nur 2-3 Stunden dauern. 

Namaste :)




=> Hier findest du mehr Fotos zu Munnar <=







Donnerstag, 23. Januar 2020

Bootstour auf den Backwaters

By On Januar 23, 2020

Wie schon befürchtet wurde es eine recht schlaflose Nacht: die Moskitos attackierten mich die halbe Nacht, es war schweißtreibend heiß und die Matratze bescherte mir fürchterliche Kreuzschmerzen. Letztendlich platzierte ich sie am Boden. Das machte die Situation ein wenig erträglicher, denn in dem halbkaputten Bettgestell war es eine Katastrophe. 

Der Plan für heute war es die Backwaters auf einem Boot zu erkunden. Ich hatte die Wahl zwischen einer geführten Touristentour auf einem Kanu mit etwa zwölf weiteren Personen oder einem lokalen Boot, das etwa Platz für fünfzig Leute hat und zu den einzelnen Dörfern an den Backwaters fährt. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, entschied ich mich für das lokale Boot. Ich bin ja überhaupt kein Fan von diesen Touristentouren. Zudem war die lokale Variante um einiges günstiger, ich bezahlte 120 INR (= 1,50 Euro) für über drei Stunden Bootsfahrt. Es war super entspannend und der leichte Fahrtwind machte die Hitze erträglicher. 

Hausboote auf den Backwaters


Viele kleine Dörfer sind an den Backwaters angesiedelt


Am Nachmittag besuchte ich den Strand von Alappuzha. Ich war jedoch etwas enttäuscht, als ich ihn sah. Er war menschenleer und das Wasser schien nicht besonders sauber. Die Hitze hier war zudem fast unerträglich. Am liebsten wäre ich trotz des ganzen Mülls einfach hineingesprungen, aber dann hätte ich dies wohl mitsamt meinen Klamotten machen müssen. Mit dem Bikini würde man hier in Indien zu viel unerwünschte Aufmerksamkeit erregen - zumindest in der Gegend, wo ich gerade bin. Ich entschied mich also dagegen und startete die fast aussichtslose Suche nach einem Café, in dem ich mir etwas Kühles zu trinken bestellen konnte. Letztendlich fand ich zum Glück noch ein ganz passabel aussehendes Strandrestaurant.

Am Abend meldete sich Jibu bei mir und fragte, ob wir gemeinsam zu Abend essen gehen. Ich hatte jedoch weiterhin das Gefühl, dass er über meine Absage zu seiner Massage noch nicht ganz hinweg war. Er zeigte sich äußerst wortkarg und verabschiedete sich nach dem Essen auch gleich wieder. Ich beschloss heute, dass es morgen für mich weiter nach Munnar gehen sollte. Das ist ein kleines Bergdorf inmitten von Teeplantagen, etwa 5-6 Fahrstunden von Alappuzha entfernt. Dort hat es dann auch wieder ein angenehmeres Klima. 


Mittwoch, 22. Januar 2020

Erste Zugfahrt in Indien: von Kochi nach Alappuzha

By On Januar 22, 2020

Nächtliche Streetfood Tour in Kochi

Da gestern mein letzter Abend bei Sidharth war, schlug er vor, dass wir etwas trinken gehen könnten. Das hörte sich gut an. Zu dritt - Sidharth, die holländische Couchsurferin und ich - zogen wir los. Mit dem Auto. Das hielt Sidharth aber keineswegs davon ab zu trinken - und das obwohl er Anwalt ist. Aber anscheinend ist das hier überhaupt kein Problem, betonte er. Ich muss aber anmerken, dass er "nur" zwei Bier getrunken hat. 
Wir verbrachten einen äußerst lustigen Abend in einer - für meinen Geschmack - ziemlich noblen Bar. Als wir Sidharth fragten, warum wir denn nicht ein "einfacheres" Lokal gehen, erklärte er uns, dass es dort für Touristinnen nicht sehr gemütlich sei, da man ununterbrochen angestarrt und angesprochen wird. Naja, dafür fühlten die Holländerin und ich uns hier in der Bar etwas fehl am Platz. Das Klientel erschien ziemlich aufgetackelt mit Anzug und schönen Kleidern. Und wir saßen da mit unseren Schlabberhosen.
Als wir dann Hunger bekamen, beschlossen wir nach Straßenständen zu suchen, die um diese Zeit noch offen hatten. Es wurde eine lustige Fahrt, quer durch die Stadt. Wir konnten noch so einiges finden. Ich probierte beispielsweise mein erstes Porotha, welches sofort eines meiner Lieblingsgerichte wurde. 

Meine erste Zugfahrt in Indien

Am späten Vormittag startete ich heute meine Weiterreise nach Alappuzha - auch Alleppey genannt. Es sollte mit dem Zug dorthin gehen. Das indische Bahnnetz ist das drittgrößte der Welt und es gibt etwa 7.000 Bahnhöfe. Die Bahn ist also eine ziemlich beliebte Fortbewegungsart. Für längere Zugfahrten muss man schon viele Tage im Voraus buchen, um noch ein Ticket zu ergattern. In meinem Fall reichte es aber einfach zum Bahnhof zu gehen und dort eins zu kaufen. Für eine 3-stündige Fahrt zahlte ich lächerliche 35 Rupies (= 44 Cent bzw 47 Schweizer Rappen). Wie ihr seht, ist der Zug hier unglaublich günstig - ganz im Gegensatz zu Daheim *lach*. Natürlich ist der Komfort auch ein anderer. Ich fand es aber ganz okay. Zum Glück waren nicht allzu viele Leute im Waggon, ich hatte also ausreichend Platz für mich. Die Fenster waren offen, aber vergittert. Somit wehte ein herrlich erfrischender Wind durch den Zug - es hatte immerhin 35 Grad Celsius. Auch die Zugtüren nach außen blieben offen. Teilweise fuhr der Zug so langsam, dass Leute während der Fahrt aus- und zusteigen konnten. 


In Alappuzha angekommen, wartete bereits mein Couchsurfing Gastgeber Jibu auf mich. Er brachte mich mit seinem Motorrad in meine Unterkunft für die nächsten Tage. Diese war zu meiner Verwunderung nicht bei ihm zu Hause. Er hatte eine eigene kleine Hütte für Couchsurfer. Das war doch auch mal ganz schön. Es gab aber auch ein paar Nachteile: Es schwirrten Unmengen von Moskitos dort herum und ich wurde nonstop gestochen. Mein Insektenschutz wirkte nur maximal eine Stunde, dann hatte ich wieder alles rausgeschwitzt. Es gibt zwar nicht allzu viel Malaria in dieser Gegend, dafür aber Dengue - was auch nicht besonders angenehm ist. Obendrein war gerade Stromausfall, was mein Schwitzen noch verstärkte. Die hohen Temperaturen machen mir tatsächlich ordentlich zu schaffen. Ach, und dann ist da noch das Bett - falls man es so nennen kann: ein rostiges, halb kaputtes Bettgestell mit einer dünnen Matratze, die dermaßen ausgebeult ist, dass ich mir unmöglich vorstellen kann, darin zu schlafen. Aber mal sehen. 

Die Backwaters von Allappuzha 

Am späteren Nachmittag lud mich Jibu auf eine Motorradfahrt zu den Backwaters ein. Es handelt sich hierbei um ein verzweigtes Wasserstraßennetz. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, die Gegend ist einfach wunderschön: Palmwälder, saftiges Grün, Reisfelder, farbenfrohe Vogelarten und atemberaubende Wasserlandschaften. 





Am Abend war ich mit Jibu in einem lokalen Straßenrestaurant etwas essen. Für unglaubliche 50 Rupies (=63 Cent) bekommt man hier ein ordentliches Hauptgericht, das noch dazu sehr lecker ist. 

Jibu begleitete mich zurück in meine Hütte. Dann bot er mir tatsächlich noch eine Ayurveda Massage an - er macht dies wohl auch beruflich. Da er mir vorher bereits recht prahlerisch berichtet hat, wie viele Couchsurferinnen er schon rumbekommen hatte, lehnte ich dankend ab. Sein männliches Ego schien nun etwas angekratzt, er verabschiedete sich bloß mit einem recht kalten "Gute Nacht". Man kann nicht abstreiten, dass es auf Couchsurfing immer wieder Männer und natürlich auch Frauen gibt, die diese Webseite hauptsächlich als Dating Plattform nutzen - leider! Nichtsdestotrotz gibt es aber auch genug Leute dort, die absolut nicht so sind. Wichtig ist seinen Gastgebern klare Grenzen aufzuzeigen - besonders hier in Indien, wo das ganze ja doch recht männerdominiert ist. Meine Erfahrungen waren aber wirklich durchwegs positiv. 

Nun hoffe ich, dass ich diese Nacht irgendwie schlafen kann. Zum Glück funktioniert wenigstens der Strom wieder, das heißt nämlich, dass auch der Ventilator wieder läuft. Bloß diese Matratze und die Moskitos geben mir zu bedenken. 



Ab in die Hitze - Willkommen in Kochi

By On Januar 22, 2020

Der gestrige Flug nach Kochi verlief ohne jegliche Zwischenfälle. Mein neuer Gastgeber Sidharth erklärte mir genauestens wie ich am besten vom Flughafen zu ihm nach Hause finde. Ich machte mich also auf die Suche nach der Metro (U-Bahn) Station. Dort wurde ich von der Dame am Ticketschalter gleich mit einem breiten Grinsen begrüßt. Ebenso freundlich war die junge Sicherheitsbeamtin, die meine Tasche kontrollierte. In Delhi hatte ich das Gefühl, dass die Leute eher kalt wirkten. Selten kam ein Lächeln über ihre Lippen. Also ich muss sagen, der Süden Indiens gefällt mir auf Anhieb. Bloß die schweißtreibenden Temperaturen machen mir sehr zu schaffen. Selbst am Abend um 20 Uhr hatte es noch Temperaturen von knapp 30 Grad Celsius. 

Sidharth holte mich von der Metrostation ab. Er ist Anwalt (scheinbar gibt es recht viele Anwälte auf Couchsurfing in Indien *lach*) und hat ein riesiges Haus für sich. Im Moment beherbergt er noch eine weitere Couchsurferin. Sie ist aus Holland. Ich habe den gesamten untersten Stock seines Hauses für mich alleine. Wow, was für ein Luxus. Wir saßen bei einer Tasse Tee zusammen und quatschten. Nachdem wir uns noch einen mittelprächtigen Horrorfilm reingezogen haben, ging es dann für mich aber ab in die Federn. 

Meine heutige Mission war es Fort Kochi zu erkundschaften. Das ist ein charmanter Stadtteil von Kochi, der auf einer Art Halbinsel liegt. Ich glaube die Fotos sprechen für sich ;)



Mit einer Vespa lässt sich die Halbinsel am besten erkundschaften. Vor allem der Gegenwind tut bei den schweißtreibenden Temperaturen äußerst gut. 

Der Strand von Fort Kochi. 

Frische Kokosnuss - Ich liebe es :)

Chinesisch Fischen

Sonnenuntergang in Fort Kochi















Montag, 20. Januar 2020

Goodbye Neu-Delhi

By On Januar 20, 2020

Heute ist es Zeit von Neu-Delhi Abschied zu nehmen. Es geht weiter nach Kochi, im Süden Indiens.

Die letzten zwei Nächte habe ich bei Prachi verbracht. Das ist die junge Inderin, die letztes Jahr in der Schweiz war. Diese taffe, junge Frau hat mich wirklich sehr imponiert. Es ist nämlich äußerst selten, dass Inderinnen alleine mit dem Rucksack reisen. Es ist sogar ziemlich verpönt hier so etwas zu machen. Umso mehr fasziniert mich ihr Mut und ihre Weltoffenheit. Wir hatten sehr spannende Gespräche und ich konnte wieder unheimlich viel über die Kultur und die Denkweisen der Menschen in Indien erfahren. 

Da Prachi gestern tagsüber beschäftigt war, traf ich mich nochmals mit Athan. Er war mein erster Couchsurfing Gastgeber in Delhi und ich muss sagen, dass wir ziemlich gute Freunde wurden. Athan hat wirklich ein Herz aus Gold und wir haben immer endlos viel zu lachen gemeinsam. Außerdem ist er ein top Fotograf und wir machten ein kleines Shooting mit einem wunderbar farbenfrohen Schal aus seiner Heimat dem Nagaland.

Danke an Athan für die tollen Bilder




Wir kochten auch noch ein letztes Mal gemeinsam. 

Athan und ich


Den Abend verbrachte ich mit Prachi und ihren WG-Kollegen.

Prachi und ich

Ich staunte nicht schlecht, als ich dann plötzlich eine Nachricht von Andrea auf meinem Telefon hatte. Das ist der junge Italiener mit dem ich drei Wochen lang durch das Everest Gebiet in Nepal wanderte. Er teilte mir mit, dass er nach Delhi kommen würde. Da ich ja heute schon meinen Flug nach Kochi habe, war die Zeit für ein Treffen recht begrenzt. Doch wir konnten es tatsächlich schaffen, uns heute Morgen noch für eine gute Stunde auf einen leckeren Masala-Tee zu treffen. Ich staune immer wieder wie klein die Welt doch ist. 

Nun bin ich gerade am Flughafen in Delhi. Bin schon äußerst gespannt auf den Süden Indiens. 

Namaste








Samstag, 18. Januar 2020

Neu-Delhi: Metro, Lodi Gärten & neue Bekanntschaften

By On Januar 18, 2020

Zu meinem Erstaunen, wurde der gestrige Tag noch ganz aufregend. Somit konnte ich  meinen Großstadt-Koller ein wenig überwinden. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass in Delhi etwa 20 Millionen Menschen leben. Das ist zweinhalb Mal Österreich oder auch die Schweiz. Und das alles in einer Stadt. Unglaublich! 

Jedenfalls machte ich mich gestern nach meinem Morgenkaffee auf in Richtung Lodi Gärten. Kaushik - der Mitbewohner von meinem Gastgeber Nik - meinte nämlich, dass es dort ganz schön und friedlich wäre. Ich nahm also die Metro (U-Bahn) dorthin. Das Metrosystem in Neu-Delhi ist wirklich gut ausgebaut. Man kommt rasch und günstig so gut wie überall hin. Ich habe mir eine Metrokarte gekauft. Diese kann man immer wieder aufladen und sie ist zudem sehr praktisch in der Handhabung. Was mich sehr verwundert hat ist, dass man bevor man das Metrosystem betritt einer Sicherheitskontrolle unterzogen wird. Wichtig: Männer und Frauen müssen sich in getrennten Reihen anstellen - das habe ich anfangs nicht ganz geschnallt und war plötzlich recht beunruhigt, als ich in einer Riesenmasse an Männern als einzige Frau stand. Im weiteren Verlauf muss man die Tasche auf ein Fließband legen - wie beim Flughafen - damit sie durchleuchtet wird. Man wird dann von einer Sicherheitsbeamtin von oben bis unten ausgegrabscht und dann darf man weiter. Selbiges Szenario spielt sich auch ab, wenn man beispielsweise in einen MC Donalds oder ins Starbucks-Cafe will. Ähnliches habe ich auch in Südafrika und in einigen Ländern in Lateinamerika erlebt. 

Die Lodi Gärten haben mich sehr beeindruckt: Eine sehr vielfältige Pflanzenwelt, antike Bauten aus dem 15. und 16. Jahrhundert und jede Menge Vögel. Zudem nur relativ wenige Menschen, die in Grüppchen zusammensaßen und picknickten oder einfach nur die Ruhe auf einer Parkbank genossen. 

Lodi Gärten in Neu-Delhi 



Ich traf mich dort mit Abhishek (natürlich von Couchsurfing, wie ihr euch wahrscheinlich schon vorstellen könnt). Der junge Mann erzählte mir voller Begeisterung viele spannende Fakten über Indien und Neu-Delhi. Dann drehten wir mit seinem Motorrad eine Runde. Wir hielten an einer der Garküchen am Straßenrand, um uns dort ein Mittagessen zu kaufen. Dieses wird dann einfach im Stehen am Straßenrand gegessen. Ich liebe solche Erfahrungen. Ja, ich liebe dieses einfache Leben. Obwohl Kaushik mich heute morgen noch extra gewarnt hat, dass ich nichts von der Straße essen sollte, da dieses oft recht unhygienisch zubereitet werden würde. Aber gut, er fällt auch in eine ganz andere Gesellschaftsklasse als Anwalt. Er ist stets fein gekleidet mit Anzug und hält sich wohl eher in vornehmen Restaurants mit Spitzenküche auf. Aber wie schon erwähnt, ich fühle mich viel wohler mit einfachen Menschen. Das Essen schmeckte vorzüglich und ich habe nicht die geringsten negativen Nachwirkungen davongetragen. 

Essen am Straßenrand :)

Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben, ging die Erkundungstour auf seinem Bike weiter. 

Ugrasen ki Baoli

Abhishek & ich

Einheimische, die mich um ein Foto fragten

Er zeigte mir dann noch die indische Eisenbahn und lud mich anschließend auf eine Tasse Tee zu ihm nach Hause ein. Seine Oma öffnete die Tür. Sie sprach kein Englisch, sah mich aber freudestrahlend an und begann mit mir auf Hindi zu sprechen. Ich genoss eine Tasse Masala Tee, welcher wunderbar würzig war. 





Als ich am Abend nach Hause kam, saß Kaushik mit einem Freund auf der Couch. Sie tranken Whiskey. Sein Freund schien ein äußerst feiner Herr zu sein mit frisch polierten Schuhen und einem sehr exquisiten Anzug. Bereits seine zweite Frage an mich war, was ich von Beruf war. Als ich "Krankenschwester" antwortete, verzog sich sein Gesicht und er musterte mich von oben bis unten. Aus seinem Mund ertönte ein recht freudloses "Nobel". Ja, der Beruf einer Krankenschwester ist in Indien nicht besonders angesehen, wie ich bereits vorher erfahren habe. Hier erwartet man von den Menschen der oberen Gesellschaftschicht, dass sie mindestens Ärzte oder Anwälte werden. Aber eine solch abwertende Reaktion hätte ich nicht erwartet. Ich wünschte gerade, dass mich der Erdboden verschlucken würde. Einmal tief durchatmen und gute Mine zu dem bösen Spiel machen. Ich setzte mich zu den beiden an den Tisch. Zum Glück schenkte mir der Schnösel nicht weiter Beachtung und verabschiedete sich bereits nach zehn Minuten. Mein Gastgeber Nik kam nicht nach Hause an diesem Abend. Kaushik fragte mich, ob ich Lust hätte mit ihm auszugehen. Ich gab vor schon unendlich müde zu sein, da ich wirklich keine Lust hatte mehr von diesen hochgestochenen Typen zu treffen. 

Heute Morgen überlegte ich mir dann ernsthaft, ob ich noch einmal meinen Gastgeber hier in Delhi wechseln sollte. Wie durch ein Wunder bekam ich plötzlich eine Nachricht von Prachi. Das ist eine junge Inderin, die letztes Jahr durch die Schweiz reiste. Sie schickte mir damals eine Nachricht, ob sie bei mir couchsurfen könnte. Aufgrund diverser Zwischenfälle klappte es dann aber nicht. Als ich nun vor einigen Tagen nach Neu-Delhi reiste, kontaktierte ich sie. Leider war sie gerade selber auf Reisen. Und genau heute schrieb sie mir, dass sie am Abend zurückkommen würde und ich doch bei ihr unterkommen sollte. Was für ein glücklicher Zufall. Ich hoffe nun wirklich, dass es auch klappt. Ich würde mich nämlich wahnsinnig freuen, endlich einmal bei einer weiblichen Person unterkommen zu können. Das ist nämlich hier in Indien gar nicht so einfach. 99,9% der Couchsurfing Gastgeber sind nämlich Männer, da es in dieser Kultur äußerst selten ist, dass Frauen alleine wohnen. Meistens bleiben sie bis zur Heirat im Elternhaus. Und diese sind natürlich meist nicht so erfreut, wenn andauernd fremde Leute ins Haus kommen. 

Namaste