Schildkröten-Attacke auf der Isla Isabela
Isla Isabela, Galapagos, Ecuador
Ankunft auf der Isla Isabela
Am Sonntag, dem 2. Februar, ging es mit der Fähre von Santa Cruz auf die Insel, auf die ich mich am meisten freute: die Isla Isabela. Nach wenigen Minuten an Board der Speed-Fähre fiel bereits der Motor aus. Dieser wurde kurzerhand ausgetauscht und es ging weiter. Der neue Motor schien weniger leistungsstark zu sein, denn es ging recht langsam voran. Anstatt der geplanten zwei Stunden dauerte die Fahrt etwa drei Stunden. Unterwegs sah ich zu meiner Freude einen Rochen, der immer wieder aus dem Wasser sprang. Auf der Isla Isabela wurden wir von leichtem Regen begrüßt. Dieser konnte meine Freude jedoch nicht trüben, denn am Pier wartete Didi auf mich - eine Kärntnerin, mit der ich vor über einem Jahr Papua-Neuguinea erkunden wollte. Aus diversen Gründen wurde daraus nichts. Wir blieben aber ständig im Kontakt und trafen uns nun tatsächlich das allererste Mal auf den Galapagos-Inseln. Die Freude war natürlich riesig.
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Riesenschildkröten auf der Isla Isabela |
Wanderung zur Mauer der Tränen
Ich quartierte mich in einem Airbnb für 10 USD pro Nacht ein. Es handelte sich dabei um das Zuhause eines jungen einheimischen Pärchens. Die Nacht war eine Herausforderung, da es unglaublich heiß war. Leider gab es weder Klimaanlage noch Ventilator. Erschwerend kam hinzu, dass der Raum nach oben hin nicht vollständig abgeschlossen war, sodass die Geräusche und das Licht vom Nebenzimmer ungefiltert zu mir kamen. Trotz der nächtlichen Strapazen taf ich mich am frühen Montagmorgen mit Didi zu einer Wanderung. Am Plan stand die Mauer der Tränen (Muro de las Lágrimas), eine etwa 20km lange Strecke. Am Weg dorthin kamen wir an einer Salzwasserlagune vorbei, in der ein paar Flamingos standen.
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Zum ersten Mal im Leben sehe ich wilde Flamingos so nahe |
Weiter ging es einen knapp drei Kilometer langen Sandstrand. Wir zogen unsere Schuhe aus und legten die Strecke barfuß zurück. Danach ging es vorbei an mehreren kleinen Stränden, Lagunen und Mangrovenwäldern. Immer wieder begegneten wir riesigen Landschildkröten, die gemütlich den Weg entlang marschierten oder plötzlich irgendwo aus dem Unterholz auftauchten. Es ist absolut faszinierend wie sie ihre massigen Körper mit dem schweren Panzer durch die Gegend schaukeln. Mit ihren elefantenartigen Beinen stapfen sie sogar durch das dichte Dornengestrüpp. Zwischendurch blieben sie stehen und hoben ihren Kopf mit dem faltigen Hals langsam nach oben und schienen uns mit ihren urzeitlichen, dunklen Augen zu mustern.
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Neben den Riesenschildkröten trafen wir auf massenweise Leguane am Weg |
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Und noch mehr Leguane |
Irgendwann kamen wir dann an der Mauer der Tränen an. Sie wurde in den 1940er- und 50er- Jahren von Gefangenen eines Straflagers errichtet. Sie mussten massive Lavasteine unter unmenschlichen Bedingungen tragen und aufschichten - ein Sinnbild für Leid und sinnlose Arbeit. Die Einheimischen sagen, dass man hier noch die Schreie der Gefangenen hören kann, wenn der Wind durch die Steine pfeift.
Am Ende kamen wir an einem Aussichtspunkt an, von dem aus man bis Puerto Villamil sehen kann. Mittlerweile brannte die Sonne unerbittlich vom Himmel. Wir machten uns schön langsam an den Rückweg.
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Der Aufstieg zum Aussichtspunkt |
Die Schildkröten-Attacke
Was sich anhört wie ein schlechter Witz, wurde für mich zur Realität. Am Rückweg unserer Wanderung machten wird im Schatten eines großen Baumes auf einer Holzbank eine Pause. Plötzlich entdeckten wir eine Riesenschildkröte, die ganz gemächlich aber zielstrebig auf uns zukam. Die Regel auf den Galapagos Inseln besagt, dass man mindestens zwei Meter Abstand zu Wildtieren halten soll. Diese Vorgabe lässt sich in der Praxis oft nicht einhalten, da die Tiere beispielsweise mitten am Weg liegen. Zudem dachte ich mir, es sei okay, wenn das Wildtier von selbst die Initiative ergreift und auf einen zukommt. Das Tier begann neugierig an meinen Sandalen herumzuspielen, stupste meinen Fuß an und versuchte dann sogar in meine Ferse zu beißen. Didi meinte lachend, dass die Tiere eh keine Zähne hätten. Voller Übermut hielt ich der Schildkröte meinen Finger hin. So schnell konnte ich gar nicht schauen, da hatte das Vieh schon mit voller Wucht zugebissen. Reflexartig riss ich meine Hand zurück. Blut tropfte auf den staubigen Boden und mein Finger sah aus als wurde er teilweise abgeschält. Ungläubig und gleichzeitig schockiert starrten Didi und ich die Wunde an. Dann brachen wir tatsächlich in Gelächter aus, die Situation war einfach zu skurril. Doch der Schmerz wurde schnell unangenehm und bei genauerem Hinsehen wurde uns klar, dass die Wunde tiefer war als gedacht. Also machten wir uns auf den Rückweg zum Ranger-Posten. Zum Glück hatte der Park-Ranger Desinfektionsmittel. Zuhause versorgte ich die Wunde dann ordentlich und verband sie. Da es hier andere Keime als Zuhause gibt und auch das Leitunswasser nicht sauber ist, muss man sehr aufpassen keine Wundinfektion zu bekommen.
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Nicht nachmachen! |
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Der Schildkrötenbiss |
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Diese Schilder sind scheinbar nicht umsonst aufgestellt ;) |
In den folgenden Tagen musste ich feststellen, dass die ganze Sache doch nicht so witzig war, wie ich anfangs dachte. Schwimmen und Schnorcheln war nämlich erstmal nicht drin, bis die Wunde völlig verschlossen war. Bei späterer Recherche fand ich heraus, dass Schildkröten zwar keine Zähne haben, dafür aber einen scharfen Hornschnabel, mit dem sie kräftig zubeißen können. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, aber eines habe ich gelernt: Selbst die langsamsten Tiere können überraschend schnell zuschnappen. Und auf Galápagos sollte man die Wildnis nicht unterschätzen, immerhin handelt es sich hier um Wildtiere und keine Haustiere.
Umzug ins Hostal Villamil
Als die nächste Nacht aufgrund der Hitze wieder wieder sehr schweißtreibend war, beschloss ich gleich am nächsten Morgen die Unterkunft zu wechseln. Ich nahm mir ein Zimmer im selben Hostel wie Didi, nämlich im Hostal Villamil. Da ich mich fast zwei Wochen dort einquartieren werde, konnte ich den Preis von 20 USD pro Nacht auf 15 USD herunter handeln. Das Hostel befindet sich nur drei Gehminuten vom langen Sandstrand des Ortes entfernt, es gibt eine Klimaanlage, ein eigenes Bad, schnelles WLAN, Trinkwasser und eine Gemeinschaftsküche - also absoluter Luxus für mich. Gleich hinter der Unterkunft ist die Salzlagune mit den Flamingos.
Da auch in den nächsten Tagen nicht an Baden im Meer zu denken war, begann ich mit täglichen Strandläufen. Vor allem frühmorgens oder abends zum Sonnenuntergang ist es ein absoluter Traum barfuß den Sandstrand entlang zu rennen. Mit hin und zurück kommt man insgesamt auf 5km.
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Die ausgedehnten Strandläufe sind ein Traum |
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Sonnenuntergangsstimmung |
Zudem begleitete ich Didi zur Schnorchelbucht Concha de Perla. Dort tummeln sich Rochen, Seelöwen, Wasserschildkröten, Meeresleguane und kleine Riffhaie. Wie sehr freue ich mich schon, wenn ich selbst wieder ins Wasser kann!
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Am Holzsteg von Concha de Perla mit den Leguanen am Relaxen |
Abends gibt es im Moment hier im Ort viel Ramba Zamba aufgrund der bevorstehenden Wahlen. Es wurde sogar eine Bühne am Hauptplatz aufgebaut. Sobald die Sonne untergeht wird hier lautstark Musik gespielt und hupende Auto- bzw Mopedkolonnen ziehen durch die Straßen. Das Spektakel dauert bis tief in die Nacht hinein. Jeden Abend zieht eine andere Partei ihre "Show" ab.
Hasta luego!
Eure Michi :)