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Sonntag, 31. Dezember 2023

Zwischen Possums, Aal-Attacken und Alien-Theorien

By On Dezember 31, 2023

 

Einblick in eine Welt voller Kuriositäten

Am Dienstag Vormittag kam ich bei meinem Couchsurfing Gastgeber John in Whanganui an. Ein facettenreicher junger Mann mit ungewöhnlichen Weltansichten: Er erzählt mir von der flachen Erde, von Bergen, die Überreste antiker Riesenbäume sein sollten und Alien Begegnungen. Nebenbei jongliert er als ITler, Imker, Pilot, DJ und spielt in einer Band – ein echtes Multitalent. Wie man sich vorstellen kann, hatten wir in den kommenden Tagen viele tiefsinnige Gesprächsthemen, die zum Denken anregten. 


Wandervorbereitungen

John zeigte mir sein kleines Häuschen mit Garten, wo er allerhand Obst und Gemüse anbaut. Wir machten dort nur einen kurzen Halt, um unsere sieben Sachen für die geplante 4-tägige Wanderung im Kaweka Forest zu packen. Mit einem jeweils etwa 14kg schweren Rucksack sollte es losgehen. Man muss dazu sagen, dass dieses Gewicht auch Zelt und sämtliche Campingausrüstung inkludierte. Es folgte noch ein weiterer Stopp bei seinen Bienenstöcken, um zu sehen ob alles in Ordnung war. 


Zwischenstopp in der River Valley Lodge

Da der Weg bis zum Startpunkt der Wanderung recht lang war, machten wir eine Nacht Zwischenstopp in der abgelegenen River Valley Lodge in der Nähe von Taihape, welche am Ufer eines malerischen Flusses liegtein richtiges Paradies! Ein weiteres Highlight ist der Hot Pool, von dem aus man Ausblick auf einen Wasserfall hat. Als wir dort gerade den Tag gemütlich ausklingen lassen wollten, nahm das ganze eine unerwartete Wendung: Ein Possum erleichterte sich vom Baum herab direkt in unseren Pool. Die Biester sind wirklich überall. Sobald es dunkel wird kommen sie aus ihren Löchern hervor und treiben ihr Unwesen.


Ich beschloss dann noch - entgegen Johns Warnung - mich für ein nächtliches Bad in den Fluss zu wagen. Die idyllische Nachtstimmung nahm jedoch durch meinen eigenen Aufschrei ein jähes Ende. Es hatte mich tatsächlich ein Aal in den Zeh gebissen. Auch von diesen Untieren gibt es in den Flüssen hier mehr als genug. Hätte ich das im Vorhinein gewusst, dann hätte ich mir dieses nächtliche Abenteuer wahrscheinlich erspart. 


Die River Valley Lodge liegt an diesem malerischen Fluss


Abenteuer im Kaweka Forest

Am nächsten Morgen hatten wir eine weitere zweistündige Fahrt vor uns, bis wir schließlich den Kaweka Forest erreichten. Am Parkplatz trafen wir auf einen mysteriösen Wanderer, der uns vor dem gefährlichen Track warnte. Da er diesen dermaßen dramatisierte beschlossen wir kurzerhand unsere ursprünglich geplante Route etwas abzuändern. Zudem sah die Wettervorhersage für die nächsten Tage leider nicht so prickelnd aus. Wir starteten bei bewölktem Himmel, später setzte leichter Regen ein. Glücklicherweise erreichen wir unser Nachtlager, die Mackintosh Hutvor Einbruch der Dunkelheit. Wir hatten Glück, denn wir waren die einzigen Gäste in der Selbstversorgerhütte. Wir heizten die Feuerstelle an und kochten Tee und Abendessen. Zudem mussten unsere nassen Schuhe und Kleider getrocknet werden. 



Mackintosh Hut


Possum-Jagd

Ich habe mich schon lange gefragt, warum niemand die Possums in Neuseeland isst, wenn diese doch so eine schlimme Plage sein sollten. Da ich den Grund noch nicht herausgefunden hatte, erzählte ich John von meinem Traum einmal ein Possum erlegen und essen zu wollen. Normalerweise werden die Tiere nur zu Hundefutter verarbeitet. Es ist jedoch Vorsicht geboten, da etwa 2% der Tiere mit Tuberkulose infiziert sind. Wenn das Fleisch aber ausreichend erhitzt wird, dann werden auch sämtliche Bakterien getötet. Wir hatten also eine Possumfalle dabei, die wir vor der Hütte aufstellten. John warnte mich vor, dass es mitten in der Nacht sein könnte wenn ein Possum in die Falle tappt. Dann müssten wir natürlich aufstehen und es aufarbeiten. Bereits bei Einbruch der Dunkelheit sahen wir mindestens drei dieser Unruhestifter, jedoch waren sie alle schlau genug nicht in die Falle zu treten. Wir gingen also schlafen. Irgendwann mitten in der Nacht wurde ich durch einen unglaublichen Krach jäh aus dem Schlaf gerissen. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich wie John gerade wie ein Verrückter mit einem Holzstück auf ein Possum einschlug. Das Ganze hatte irgendwie etwas von einer Horrorfilm-Szene. Ich quälte mich aus dem Bett. Wie ich erfuhr hat das mit der Falle leider nicht geklappt, weshalb John kurzerhand beschlossen hatte, das Possum eigenhändig zu erlegen. Verwunderlicherweise ist ihm das tatsächlich gelungen. Die Aufarbeitung des Tieres dauerte seine Zeit. Wir zogen das Fell ab, schnitten die Innereien heraus und ließen es über Nacht aushängen. 


Die Possum-Falle.





Leider zwang uns das schlechte Wetter am nächsten Tag die Wanderung vorzeitig zu beenden. Somit wurden aus den geplanten vier Tagen nur zwei.



Sandfliegenattacke

Wir beschlossen die Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen, da der Rückweg nach Whanganui ziemlich lange ist. Zum Abendessen stand heute das Possum am Plan. Es könnte sein, dass wir beim Aufarbeiten einen Fehler gemacht haben, denn das Tier roch.... nun ja, abenteuerlich! John musste sich beim Zubereiten sogar übergeben. Als das Fleisch fertig durchgebraten war, überzeugte uns der Geschmack immer noch nicht so richtig, weshalb wir es bei einer kleinen Kostprobe beließen. 

Auch diese Nacht war nicht von sonderlich viel Schlaf geprägt. Es fing nämlich an wie aus Eimern zu schütten. Das war aber noch das geringere Übel. Als John dann noch einer Sandfliegenattacke zum Opfer fiel, beschlossen wir gegen ein Uhr nachts zurück nach Whanganui zu fahren. Nach einer dreieinhalbstündigen Fahrt - begleitet von dem aromatischen Hauch des Possum-Fleischs - erreichten wir dann endlich Johns Haus. 


Entspannte Tage in Whanganui

Die nächsten Tage verliefen recht entspannt. Ich musste sowieso erst einmal etwas Schlaf nachholen. Ansonsten half ich John im Garten, wir bereiteten eingelegtes Gemüse aus seinem Garten zu, brauten Bier und sammelten Muscheln am Strand, welche zu leckeren Meeresfrüchte-Spaghetti verarbeitet wurden. Zuguterletzt standen noch Besuche bei seinen zwei Omis am Plan. 


Relaxen im Garten

Eingelegte Gurken

Eine typische Kiwi-Mahlzeit: Fisch & Chips, dazu selbstgebautes Bier


Abenteuerliche Tage in der Wildnis mit einigen tierischen Attacken und vielen spannenden Gesprächen neigen sich nun wieder dem Ende zu. 


Mit all diesen skurrilen Erlebnissen im Gepäck geht es für mich weiter auf eine Milchfarm in Rotorua, wo ich die nächste Woche mit Kühe melken und Traktor fahren verbringen werde. 


Praktische Infos:

  • Wenn man in den sogenannten DOC-Hütten übernachten möchte, muss man sich im Vorhinein Coupons besorgen, welche man dann in die Kassa der Hütten wirft. Ein Coupon kostet 10 NZD (= 5,70 €). In den Selbstversorgerhütten sind Matratzen vorhanden. Schlafsack muss mitgebracht werden. 


Ich wünsche ein frohes Neues Jahr!

Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von der River Valley Lodge <=




Montag, 25. Dezember 2023

Die skurrile Schweinefarm

By On Dezember 25, 2023

 

Kulinarische Höhen und hygienische Tiefen

Nach der einstündigen Busfahrt von New Plymouth nach Stratford erwartete mich dort nicht die versprochene Schweinebauern-Familie sondern nur Frieda (Name abgändert) - eine deutsche Frau Anfang sechzig, die schon seit vielen Jahren in Neuseeland lebt. Sie wohnt gemeinsam mit einem Hund, vier Schweinen und unzähligen Hühnern etwas außerhalb von Stratford in einem Minihaus. Als ich sie nach ihrer Familie fragte, meinte sie, dass es diese gar nicht gäbe. Sie hätte diese nur erfunden, damit niemand erfährt, dass hier ganz alleine wohnt. Zu ihrem eigenen Schutz also. Diese kleine Lüge gab mir von Anfang ein etwas komisches Gefühl. Irgendwie konnte ich ihr nicht ganz trauen. 


Eines von Friedas Haustieren. Dieses Schweinchen heißt Rose und ist ein Kunekune Schwein. Der Name kommt von den Maori und heißt so viel wie "fett und rund".


Kaum hatte ich ihr Haus betreten, wollte ich eigentlich nur rückwärts wieder raus. Die hygienischen Umstände waren alles andere als einladend: überall Ratten- und Mäusekot am Boden, schimmlige Lebensmittel in den Schränken und im Kühlschrank und Hundehaare soweit das Auge reichte. Als sie mir dann noch offenbarte, dass ich nicht wie in ihrem Profil angegeben ein eigenes Zimmer bekommen würde, sondern auf der schmutzigen Couch schlafen müsste, war mir dann klar, dass ich schnellstens von hier weg will. Unmöglich möchte ich - wie ursprünglich geplant - die ganzen Weihnachtsfeiertage hier verbringen. 


Eine Liebe, die Grenzen überschreitet

Während sie mir das Haus zeigte, sprang der Hund auf meinem Schlafgemach herum. Kurz zuvor spielte er noch im Schweinekot. Frieda liebt ihre Tiere über alles, weshalb diesen auch alles erlaubt ist. Ihre Tierliebe geht sogar so weit, dass sie täglich mehr Zeit und Kosten in die Mahlzeiten ihrer Schweine investiert als in ihr eigenes Essen. Sie macht ihnen Bananen-Milchshakes, Linseneintöpfe und noch vieles mehr. Die Enthüllung, dass sie gelegentlich sogar bei ihren Lieblingen im Schweinestall schläft und diese mit Sonnencreme einschmiert, verstärkte mein Gefühl, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt nur noch mehr. 



Friedas Minihaus


Als Frieda mir frische Bettwäsche für die Couch brachte, beschloss ich der Situation erstmal eine Chance zu geben. Immerhin konnte ich auf die Schnelle gar nicht weg von hier. Ich war mehr oder weniger darauf angewiesen, dass sie mich wohin fährt. Sie bereitete ein äußerst leckeres und gesundes Abendessen zu, was nach dem anfänglichen Schock ganz gut tat. Ich durfte einfach nicht näher über die Hygiene nachdenken. Es heißt ja so schön: "Was dich nicht umbringt macht dich stärker!". 


Ein Wechselbad der Stimmungen

Die Nacht am Sofa war nicht so prickelnd. Frieda werkte bis nach Mitternacht neben mir in der Küche herum, um das Essen für die Schweine für morgen vorzubereiten. Ab vier Uhr morgens schrien dann die Hähne wie am Spieß. Frieda musste am nächsten Tag arbeiten - sie ist selbständige Fensterputzerin. Mir gab sie in der Zwischenzeit eine Liste mit Aufgaben, die erledigt werden sollten. Unter anderem musste ich einen Drahtzaun aufstellen, was mir grundsätzlich viel Spaß machte. Das Ding ist nur, dass sie mir so viele Sachen aufgab, dass sie unmöglich an einem Tag zu schaffen waren. Ausgemacht waren vier Stunden Arbeit am Tag. Die Schränke, die ich putzen sollte, haben vermutlich in den letzten 20 Jahren nie einen Putzlappen gesehen. Sie waren zentimeterdick von Ratten- und Mäusekot bedeckt. Als Frieda sich dann am Abend darüber aufregte, dass ein paar Gegenstände nicht mehr exakt an derselben Stelle wie zuvor standen, brachte dies das Fass zum überlaufen. Dieser kleine Fehler wurde zum Dauerthema des Nachmittags. Eigentlich wollte ich ihr nun offenbaren, dass ich beschlossen habe, schon vorzeitig abzureisen. Doch irgendwie schaffte ich es nicht, da sie plötzlich wieder so unglaublich lieb war. Ihr ambivalenter Charakter war ein Wechselspiel aus übertriebener Freundlichkeit und unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen.


Blick auf den Mount Taranaki von Friedas Farm

Zaun fertig aufgestellt


Mein Loch im Mund, aus dem der Zahn vor ein paar Tagen gezogen wurde, hat sich vermutlich etwas infiziert. Die Schmerzen werden nämlich leider immer mehr statt weniger. Frieda versorgte mich sogleich mit sämtlichen Hausmitteln und rief sogar den Zahnarzt für mich an. Dieser wird jedoch erst nach Weihnachten wieder öffnen. Ich sah das Ganze aber nun als triftige Begründung für meine vorzeitige Abreise. Also erzählte ich Frieda, dass ich mich einfach nicht sonderlich gut fühlte und gerne die nächsten Tage eine Unterkunft für mich haben würde, um ein wenig auszuruhen. Zum Glück reagierte sie ganz gelassen darauf und ich konnte schlussendlich am 23. Dezember ihre Farm ohne viel Drama verlassen. Frieda fuhr mich sogar nach Stratford, wo ich nun die Weihnachtsfeiertage auf einem Campingplatz verbracht habe. Ich mietete mir eine kleine Hütte mit Küchenzeile. Der Platz ist wirklich wunderschön gelegen neben einem Fluss und vielen Wanderwegen. Somit konnte ich hier ganz entspannte und friedliche Weihnachtsfeiertage verbringen. Ich kochte leckeres Essen und machte ausgedehnte Spaziergänge und Läufe entlang des idyllischen Flusses. 


Wunderschöne Flusswanderungen neben dem Campingplatz



Nun bin ich also wieder eine Erfahrung reicher, die mich im Nachhinein wahrscheinlich noch lange zum Lachen bringen wird. Gleich geht es mit dem Bus weiter nach Whanganui. Bin schon gespannt welche Abenteuer mich dort erwarten werden.


Eure Michi 



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Stratford und der skurrilen Schweinefarm <=









Mittwoch, 20. Dezember 2023

New Plymouth und der beeindruckende Mount Taranaki

By On Dezember 20, 2023

 

Autsch!

Mein Zwischenstopp in Auckland erwies sich als äußerst nützlich. Die Stadt an sich ist ja eigentlich nicht mein Ding, aber wenn man samstags einen Zahnarzt braucht, dann hat so eine Großstadt schon so seine Vorteile. Nachdem mir mein bereits mehrfach wurzelbhandelter Backenzahn schon seit Tagen Schmerzen bereitete, beschloss ich am Samstag Morgen, dass sich das besser ein Spezialist ansehen sollte. Nach langem Herumtelefonieren fand ich eine Zahnarzt, der offen hatte und mir spontan einen Termin anbieten konnte. Nach einer kurzen Untersuchung klärte er mich auf, dass der Zahn wohl seine besten Tage hinter sich hat und er mit einer weiteren Wurzelbehandlung von einer maximalen Erfolgsquote von 40% ausgehen würde. Mein Geldbeutel und meine Geduld waren von dem Zahn nun genug strapaziert und ich beschloss ihn mir ziehen zu lassen. Da er sich ziemlich wehrte musste ich eine über einstündige Folter über mich ergehen lassen bis sämtliche Teile des Zahns heraußen waren (das hoffe ich zumindest). Nun ist erstmal einige Tage Breikost angesagt. Zudem wurde ich mit einer ordentlichen Ladung Schmerzmittel eingedeckt, um die ich aber letztendlich ganz froh war.


New Plymouth - eine Küstenstadt am Füße des Mount Taranaki

Am Sonntag Morgen ging es mit leicht geschwollener Backe weiter nach New Plymouth. Bereits die Busfahrt war beeindruckend: saftig grüne Hügel, Flüsse und Schafe ohne Ende. Die Stadt selbst war mir gleich von von Anfang an sympathisch. Sie liegt am Fuße des imposanten Mount Taranaki mit seinem schneebedeckten Gipfel. Es handelt sich hierbei um einen aktiven Vulkan mit einer sehr symmetrischen Form. Er stellt das markante Wahrzeichen von New Plymouth dar. Weiters ist die Region hier ein Paradies für Surfer aufgrund der fantastischen Wellen und einer lebendigen Surfkultur. 

Mount Taranaki - ein aktiver Vulkan

Ich wurde von dem Kiwi-Pärchen Esther und Alister - meinen Couchsurfing Gastgebern - herzlich in ihrem Zuhause empfangen. Mein Schlafzimmer dort macht jedem 5-Sterne-Hotel Konkurrenz: es ist vermutlich das gemütlichste Bett, in dem ich jemals geschlafen habe. Ein riesiges Queensize Bett mit etlichen Daunenkissen. Und alles frisch gewaschen und duftend. So etwas erlebe ich auf meinen Reisen tatsächlich selten. In manchen Haushalten wird Bettwäsche nämlich einfach gar nie gewaschen (zumindest lässt der Geruch das vermuten). Genauso flauschig und wohlriechend wie das Bett ist ihr kleiner kuschelbedürfiger Hund "Malo". Und als wäre das nicht genug wurde ich jeden Abend mit einem super leckerem Abendessen überrascht. Alister hat am ersten Abend sogar extra wegen meiner Zahngeschichte eine Gemüsecremesuppe gemacht.

Der Coastal Walk

Nach einer erholsamen Nacht startete ich am Dienstag Morgen den Coastal Walk in New Plymouth - eine eine Wanderung entlang der spektakulären Küste. 



Zudem besuchte ich noch das kostenlose Museum der Stadt, welches auf alle Fälle empfehlenswert ist. 

Ich hatte das Glück das "Festival of Lights" in New Plymouth erleben zu können, welches erst vor ein paar Tagen gestartet hat. Es findet jedes Jahr während der Sommermonate im Pukekura Park statt. Gemeinsam mit Esther und Allister ging es am Dienstag Abend bei Einbruch der Dunkelheit dorthin. Wir konnten super beeindruckende Licht- und Soundeffekte von verschiedenen Künstlern bestaunen. 

"Festival of Lights" in New Plymouth

Pouakai Crossing - Mount Egmont Nationalpark

Am Dienstag wurde ich frühmorgens von einem Shuttle abgeholt. Das Ziel sollte der Egmont Nationalpark sein, wo das Pouakai Crossing - eine Tageswanderung mit super schönen Aussichten - am Plan stand. Das Shuttleservice ist ziemlich praktisch wenn man kein Fahrzeug hat. Busse fahren leider keine dorthin und es per Anhalter zu versuchen war mir etwas zu riskant, da die Wanderung scheinbar den ganzen Tag dauern sollte. Ich staunte nicht schlecht, als die drei weiteren Fahrgäste ebenso deutschsprachig waren: zwei 18-jährige Jungs, die gerade ihre Ausbildung beendet hatten und Jasmin - eine junge Frau in meinem Alter, die sich erstmals in die große weite Welt wagt. Kurzerhand beschlossen wir gemeinsam loszuwandern. 

Wir hatten den ganzen Tag ungetrübten Sonnenschein, wodurch sich spektakuläre Aussichten auf den schneebedekten Mount Taranaki boten. 

Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Mount Taranaki 


Entlang der Wanderwege sind alle 50-100m Fallen aufgestellt. Hier mit einer toten Ratte. In anderen befanden sich Possums (zumindest hätte ich sie als solche identifiziert). Als Köder dient ein Ei. Man macht dies zum Schutz der einheimischen Vögel.  

Holly Hut - eine Selbstversorgerhütte. Im Hintergrund der Mount Taranaki

Die Wanderung war um einiges einfacher als ich dachte. Die Wege sind in einem top Zustand und es geht abwechselnd leicht bergauf und bergab. Ich hätte meinen Internetrecherchen nach eine super anstrengende, fast schon hochalpine Tour erwartet. Aufgrund meiner überschüssigen Energie beschloss ich einen kleinen Abstecher zu den Bells Wasserfällen zu machen. Meine drei deutschen Freunde konnte ich die Idee aber nicht wirklich schmackhaft machen, also machte ich mich alleine auf den Weg. Das war dann auch der schwierigste Teil der Wanderung. Scheinbar wird dieser Trail nicht so oft begangen, weshalb er etwas zugewachsen war. Zudem war es ziemlich matschig. Der Wasserfall selbst war wunderschön, man konnte aber leider nicht ganz nah ran. Also natürlich könnte man, aber das wäre eine wilde Flusswanderung geworden und ich war mir nicht sicher, ob die Zeit das noch zugelassen hätte.

Bells Falls

Ahukawakawa Swamp - eine Sumpflandschaft durch die der Wanderweg auf Holzstegen führt.

Als ich später meine neuen deutschen Freunde wiedertraf musste ich feststellen, dass ich wohl das absolute Highlight übersehen hatte: einen kleinen See, in dem sich der Mount Taranaki ziemlich spektakulär spiegelt. Er ist für viele Foto-Fanatiker der einzige Grund warum sie die ganze Wanderung überhaupt machen. Ich musste schmunzeln. Ähnliche Versäumnisse solcher Sehenswürdigkeiten sind mir tatsächlich schon öfter passiert, was wahrscheinlich an meiner bedürftigen Recherche liegen könnte. Nichtsdestotrotz störte es mich nicht sonderlich, da es an solchen Orten meist nur so wimmelt von Menschenmassen, was für mich die Stimmung dann sowieso zerstört. 

Goodbye New Plymouth

Nachdem ich mich heute Morgen von Esther und Alister verabschiedet hatte, verbrachte ich den Tag noch in New Plymouth. Meinen großen Rucksack durfte ich in der Zwischenzeit im Stadtmuseum lagern. Scheinbar muss man normalerweise 5 NZ$ bezahlen, der nette Mitarbeiter dort meinte aber das sei schon in Ordnung so. Da ich vorgestern nur einen Teil der Küstenwanderung geschafft habe, wollte ich nun den Rest davon erwandern. 

In der Ferne sieht man bereits mein nächstes Ziel: der Paritutu Rock

Der heutige Höhepunkt - im wahrsten Sinne des Wortes - war der Paritutu Rock. Es handelt sich dabei um einen beeindruckenden Felsen, der einen spektakulären Rundumblick auf die Küstenlandschaft und die Stadt New Plymouth bietet. Das Ganze gestaltete sich als kleine Kletterherausforderung, vor allem da ich in Flip-Flops unterwegs war. Letztendlich beschloss ich den Fels barfuß zu erklimmen. 

Ausblick vom Paritutu Rock. Auf diesen kleinen Inseln im Meer leben scheinbar Robbenkolonien

Eine kleine Kraxelei


Nun warte ich auf meinen Bus in Richtung Stratford. Die Fahrt dorthin dauert nur eine Stunde. Dort werde ich über Weihnachten auf einer kleinen Schweine- und Hühnerfarm arbeiten. 


Praktische Infos:

  • Shuttleservice von New Plymouth zum Egmont Nationalpark kann man HIER buchen. Man wird morgens in New Plymouth direkt von der Unterkunft abgeholt und zum Startpunkt für die Wanderung gebracht. Nachmittags um 16 Uhr wird man vom Endpunkt der Wanderung wieder abgeholt. 
  • Pouakai Crossing: ca 19 km und 900 Höhenmeter. Inklusive Bells Falls: 22km und 1000 Höhenmeter.  




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von New Plymouth <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos vom Egmont Nationalpark und dem Mt Taranaki <=







Donnerstag, 14. Dezember 2023

Possumjagd & Segeltrip im hohen Norden Neuseelands

By On Dezember 14, 2023

 

Possumfelle und Anitquitäten

Mit Gummistiefeln und Latzhose stand mein neuer Couchsurfing Gastgeber Michael vor mir. Er passte wieder genau in mein Bild der verrückten Kiwis im hohen Norden Neuseelands. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich ein ziemlich schräger Vogel ist, jedoch mit einem großen Herz. Er holte mich von Mangonui ab, da er gerade zufällig dort war. Michael ist nämlich Bienenexperte und musste nach den erkrankten Bienen eines Imkers dort schauen. In seinem mit Possumfellen dekorierten Pick-up ging es nun in Richtung Russell. Es wurde mir sogleich klar, dass der Aufenthalt bei ihm ziemlich außergewöhnlich werden würde. Er zeigte mir auf der Fahrt noch ein paar schöne Ecken von Bay of Islands. Zudem stoppten wir an einem Feld mit grasenden Pferden. Michael liebt nämlich Pferde. Also eigentlich liebt er generell Tiere. 


Michael's abgelegenes Zuhause ist ein bescheidenes kleines Häuschen mit traumhafter Aussicht direkt aufs Meer. Ich hatte das Privileg in einem alten Vintage-Campervan neben seinem Haus zu schlafen. Es lassen sich allerhand interessante Antiquitäten finden bei ihm. Darunter beispielsweise ein Spinnrad. Mit Anfang vierzig ist er wohl der einzige Mann auf dieser Erde, der noch die Kunst des Spinnens beherrscht, denn er benutzt dieses Ding tatsächlich noch. Vor dem Haus steht noch ein riesiger Regenwassertank - seine Wasserversorgung. 


In diesem Vintage-Campervan durfte ich schlafen. Eingebettet in jede Menge Kissen und Decken war es richtig gemütlich da drin.


Das Spinnrad


Possumjagd

Mit einem Gewehr in der Hand fragte mich Michael ob ich denn schießen könnte. Ich verneinte. Er bot mir an es zu lernen und später mit ihm auf Possumjagd zu gehen. Ich glaube ich habe es schon einmal erwähnt, dass diese Tiere in Neuseeland eine ziemliche Plage sind, da sie von Australien eingeschleppt wurden und hier recht viel zerstören. Auf alle Fälle war ich natürlich sofort begeistert von seiner Idee. Die Schießübungen liefen gar nicht so schlecht. Als wir uns dann nachts in den Busch wagten, war ich leider nicht mehr so erfolgreich. Wir haben zwar zwei von den ulkigen Tierchen gesehen, aber eins ist uns auf einen hohen Baum entwischt und das andere ins Gebüsch. Trotz allem war es ein riesiges Abenteuer. Zudem war es eine sternenklare Nacht. Von hier aus scheint die Milchstraße so unglaublich nah. 



Russell Erkundungstour

Ich habe super gut geschlafen in dem alten Campervan. Nachts hörte man sogar die Kiwis, gesehen habe ich aber leider immer noch keinen. Michael musste arbeiten und lud mich in Russell ab - ein hübsches kleines Küstendorf mit einer entspannten Atmosphäre. Es hat eine historische Bedeutung, da es die erste Hauptstadt Neuseelands war und zudem ein wichtiger Hafen für den Handel im 19. Jahrhundert. 

In der Umgebung von Russell gibt es einige Wanderwege mit beeindruckenden Aussichten, welche ich an diesem Tag ausreichend erkundschaftet habe. Darunter zum Beispiel der Flagstaff Hill. Auf dem Gipfel dieses Hügels steht ein Flaggenmast, der in den 1840er Jahren errichtet wurde. 



Ausblick vom Flagstaff Hill hinunter nach Russell

Der Hafen von Russell

Segelabenteuer in der Bay of Islands

Als Michael mich am Nachmittag wieder einsammelte fragte er mich, ob ich Lust hätte mit ihm auf einen kurzen Segeltrip zu kommen. Er müsste nämlich vor Weihnachten noch unbedingt zu seinem zweiten Ankerplatz hinaussegeln, um nach dem Rechten zu sehen. Tatsächlich finde ich alle seine Ideen absolut genial. Natürlich wollte ich mitkommen! So eine Gelegenheit bietet sich immerhin nicht alle Tage. Wir packten ausreichend Verpflegung und warme Kleider ein - mit dem Wind kann es nämlich ziemlich kühl werden - und dann ging es auch schon los. Wir wurden bereits von hohen Wellen begrüßt, als wir mit dem Dingi - das kleine Beiboot - zum Selgeboot ruderten. Das sollte heißen, dass wir inklusive all unser Zeug klatschnass dort ankamen. 


Das Dingi fertig bepackt


Michael erklärte mir die Grundlagen des Segelns und ließ mich dann auch schon gleich das Segelboot steuern. Der Höhepunkt des Tages waren neben dem traumhaften Sonnenuntergang die selbstgefangenen Fische (Schnapper), die zu einem leckeren Abendessen verarbeitet wurden. 


Zum ersten Mal im Leben steuere ich ein Segelboot

Abendessen


Die Nacht an Bord verlief erfreulicherweise sehr gut. Es war richtig angenehm im leichten Schaukeln des Bootes zu schlafen. Am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Zum Frühstück erwartete mich ein weiteres kulinarisches Abenteuer: selbstgebackener Bananenkuchen von Michael. Er hat mich schon vorgewarnt, dass er nicht der beste Koch sei. Optisch war das Ding tatsächlich katastrophal, es ist nämlich in einen einzigen Bröselhaufen zerfallen. Geschmacklich war es überraschenderweise ein Gedicht. Gegessen wurde es sozusagen als Fingerfood ;)


Michael's vorzüglicher selbstgebackener Bananenkuchen ;)


Wir segelten weiter auf die Insel Moturua. Dort machten wir einen Stopp und wanderten einmal um die kleine Insel, was nur etwa eine gute Stunde dauerte. Und natürlich ging es zur Abkühlung auch ab ins Meer. Die neuseelanländische Sonne ist ultra stark. Ich bin normalerweise nicht sonderlich konsequent mit Sonnencreme, aber hier bekomme ich sogar mit LSF 50+ einen Sonnenbrand. 


Moturua Island

Michael's Selgeboot heißt übrigens "Timeless"

Auf dem Rückweg nach Russell haben wir es tatsächlich geschafft das kleine Dingi zu verlieren. Michaels Begeisterung hielt sich in Grenzen. Es war immerhin nicht einfach so ein kleines Boot im großen weiten Ozean wiederzufinden. Die starke Strömung lässt es nämlich ziemlich schnell irgendwo im Nirgendwo verschwinden. Ich habe bestimmt schon einmal erwähnt wie freundlich und hilfsbereit die Neuseeländer sind, trotzdem muss ich es noch einmal hervorheben. Ein liebenswertes Pärchen mit Motorboot half uns kurzerhand bei der Suche. Und siehe da, sie konnten es tatsächlich finden und brachten es uns zurück. Was für ein Glück!



Wieder zurück Zuhause bei Michael war ich völlig platt und konnte mich kaum noch vom Sofa bewegen (ich machte "Couchsurfing" also alle Ehre *lach*). Ich war am ganzen Körper krebsrot und fühlte mich als hätte ich einen leichten Sonnenstich. Ja, so ein 2-tägiger Segeltrip an der prallen Sonne ist nicht zu unterschätzen. 


Es weihnachtet sehr bei Michael zu Hause ;)


Meine Zeit hier in Russell bei Michael - einem ebenso schrägen wie liebenswerten Gesellen - geht nun wieder zu Ende. Die Possumjagd, das Segelabenteuer und der legendäre Bananenkuchen - das alles machte dieses Couchsurfing-Abenteuer im hohen Norden von Neuseeland zu einem absolut unvergesslichen Erlebnis. 


Michael brachte mich heute Morgen zur Fähre von Russell nach Paihia (Dauer 10 min, Preis 10 NZ$). Von da aus geht es nun gleich mit dem Intercity Bus wieder nach Auckland, zu einem kurzen Zwischenstopp. Mein nächstes Ziel wird New Plymouth sein. 





=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Russell 

& Bay of Islands <=