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Montag, 20. November 2023

Farmarbeit in Neukaledonien

By On November 20, 2023

 

Der nächste Nachbar liegt viele Kilometer entfernt und um in das nächste Dorf zu kommen muss man mindestens eine Stunde lang mit dem Geländewagen einer unasphaltierten, extremst holprigen Straße folgen. Dabei sind zudem noch drei Flüsse zu durchqueren. Die Farm, auf der ich nun schon seit einer Woche arbeite, befindet sich also ziemlich ab vom Schuss. Umgeben von kleinen Bergen - wir Österreicher würden vielleicht "Hügel" dazu sagen (der höchste davon ist gut 1.000 m hoch) - und einer Unzahl von glasklaren Flüssen. In den Wäldern lassen sich Rehe, Pfaue, Papageien und mit etwas Glück auch Wildschweine finden. Und das beste: Scheinbar gibt es keine Schlangen oder sonstigen gefährlichen Tiere. Ein wahrliches Paradies also! 



Gegen ein paar Stunden Arbeit am Tag darf ich bei Eric auf der Farm kostenlos schlafen und essen. Eric lebt die meiste Zeit hier, während seine Frau nur am Wochenende kommt, da sie unter der Woche in Nouméa arbeitet. Die beiden haben also ein zweites Haus in der Hauptstadt. Im Moment ist neben Eric und mir noch ein weiterer junger Franzose als Freiwilligenhelfer auf der Farm: der 30-jährige Vivien. Und wie ihr euch wahrscheinlich schon denken könnt, spricht keiner der beiden Englisch. Vivien meinte zwar, er würde ein paar Worte können. Wie sich herausstellte beschränken sich diese jedoch lediglich auf "yes" und "no". Zum Glück gibt es den Google-Translator! Das Gute an der Sache ist, dass ich nach einer Woche nun wirklich schon das Gefühl habe mich ein wenig auf Französisch verständigen zu können. 


Hausgemacht

Auf Eric's Farm ist das meiste selbstgemacht. Er hat ein riesiges Grundstück, auf welchem er Gemüse (Kürbis, Gurken, Tomaten, Kräuter) und Obst (Papaya, Ananas, Mangos, Himbeeren, Litschis, Granatapfel, Orangen, Zitronen, Pomelos, Marillen,...) anbaut. Leider ist das meiste im Moment nicht reif. Lediglich die Himbeeren, die Papaya und die Tomaten können wir zur Zeit ernten. Außerdem hat Eric Hühner - und somit täglich frische Eier - und normalerweise auch noch Schweine, welche aber vor kurzem geschlachtet wurden. In seiner Freizeit geht er jagen und fischen. Er stellt seine eigene Wurst her und braut sogar sein Bier selbst - das Himbeer-Bier ist ein Traum! Nicht zu vergessen sind die Bienen, wodurch er super leckeren Honig hat. Strom bekommt er aus Solarzellen und das Wasser von den Flüssen. Er ist also zu einem großen Teil Selbstversorger. 



Mein Tagesablauf

Der Tag auf der Farm startet früh. Da es um kurz vor fünf Uhr bereits langsam hell wird, erwache ich meistens auch um diese Zeit. Um kurz nach sechs frühstücken wir drei gemeinsam, dann geht es für mich zu den Tieren: Hühner füttern, Eier holen, usw. Vivien hilft Eric bei diversen Baustellen. Unter anderem bauen sie gerade ein weiteres Gebäude, das als Schlachterei dienen soll. Ich helfe ihnen dabei manchmal bei Kleinigkeiten. Ansonsten habe ich die neuen Bienenhäuser bemalt und beim Verliefern der Erde mit einem kleinen Muli geholfen. Da bin ich übrigens super stolz drauf, da ich seit etwa acht Jahren kein Fahrzeug mehr gefahren bin. Es war also eine richtiges Erfolgserlebnis nach so einer langen Zeit noch ein Gefährt bedienen zu können. Eric empfand meine Fahrkenntnisse sogar ausreichend, um mir zuzutrauen alleine bis ins Dorf - welches übrigens Boulouparis heißt - zu fahren, damit ich Vivien abholen konnte. Dieser ist nämlich übers Wochenende campen gegangen. Es war schon recht abenteuerlich auf der holprigen Straße mit all den Schlaglöchern und Fussdurchquerungen auf mich alleine gestellt zu sein. Dabei durchquerte ich auch einige Privatgrundstücke, welche alle mit einem Tor und Zahlenschloss verriegelt sind. Ich musste mir also sämtliche Codes vor der Fahrt notieren. 


Mein neues Gefährt: der Muli ;)


Wir arbeiten normalerweise von sieben bis elf Uhr. Dann wird das Mittagessen gekocht bzw kocht Eric das Mittagessen und wir helfen ihm wenn Bedarf ist ;) Er ist übrigens ein fantastischer Koch! Bis 15 Uhr haben Vivien und ich dann sozusagen frei. In dieser Zeit gehe ich eigentlich immer zum Fluss. An ein paar Stellen ist er so tief, dass man gut schwimmen kann. Danach gibt's eine kurze Yoga-Einheit. Um 16 Uhr werden die Pflanzen gwässert und das war´s dann auch schon. Die Arbeit macht mir irrsinnig viel Spaß und ist auch nicht sonderlich anstrengend. Eric kümmert sich gut um uns und versichert sich stets, dass wir genügend Kaffeepausen machen.


An diesem wunderschönen Fluss verbringe ich täglich meine langen Mittagspausen mit Schwimmen und Yoga


Tagsüber hört man Unmengen an verschiedensten Vogelgesängen. Einige davon klingen äußerst skurril, wie beispielsweise der Pfau. Anfangs dachte ich es gäbe hier Katzen, da sich seine Laute eher wie ein hysterisches Miauen anhören.


"Sturmfrei"

Von Freitag Nachmittag bis Sonntag Abend hatte ich sozusagen "sturmfrei Bude" auf der Farm. Eric musste in die Hauptstadt für ein paar Feierlichkeiten und Vivien nutzte seine freien Tage, um campen zu gehen. Ich war also mit Jaika - Eric's Hund - und den Hühnern alleine. Da hatte ich auch nichts dagegen. Mein Plan war es sowohl am Samstag wie auch am Sonntag wandern zu gehen. Womit ich aber nicht gerechnet hatte war, dass ich dazu noch ein weiteres Privatgrundstück durchqueren musste und dies scheinbar nicht sonderlich erwünscht ist. Eric musste die Nachbarn anrufen und um Erlaubnis bitten. Die Besitzerin bestand darauf mich am Tor zu ihrem Grundstück abzuholen. Das war mir ziemlich unangenehm, ich schließlich niemanden Umstände machen wollte. Die Grundstücke sind alle irrsinnig groß, so kann man locker mal zwei Stunden damit verbringen ein solches zu durchqueren. 


Am Samstag um Punkt sieben Uhr morgens stand ich also am Tor zum Nachbargrundstück. Eine ältere Dame kam mir entgegen und drückte mir kurzerhand links und rechts ein Küsschen auf die Wange. Ihr Name ist Valerie und sie spricht tatsächlich ein bisschen Englisch. Es folgte ein etwa 30-minütiger Fußmarsch mit vier Flussdurchquerungen bis wir an ihrem super idyllischen Holzhäuschen ankamen. Ganz stolz zeigte mir Valerie ihr schönes Zuhause. Sie erklärte mir genau welche Wege ich nehmen musste, um zu meinem Ziel dem Mont Do auf 1.024 m Seehöhe zu kommen. Nachdem ich ihr versprochen hatte, nach der Wanderung noch kurz vorbei zu schauen, damit sie sich versichern könnten, dass mir nichts passiert sei, konnte ich die Wanderung starten. 


Das Zuhause von Valerie. Sie kauft viele Dinge auf Flohmärkten auf und bastelt daraus die tollsten Dinge. 


Vom Mont Do hat man Ausblick bis zum Meer :)

Es gibt hier kostenlose Schutzhütten in den Bergen, die jedem zugänglich sind. Sie sind tatsächlich in einem tadellosen Zustand inklusive Regenwasserspeicher, Plumsklo und Matratzen.   


Etwa fünf Stunden später kam ich wieder bei Valerie und ihrem Ehemann an. Die beiden servierten mir sogleich Kaffee und Kuchen und schienen sich sehr über meinen Besuch zu freuen. Während wir auf der Terrasse saßen spazierte plötzlich ein wilder Pfau in den Garten. Valerie erzählte mir schmunzelnd, dass dieser bereits seit drei Wochen täglich vorbeikomme, da er sich wohl in ihr Huhn verliebt hatte. Während sie das sagte, fing das Schauspiel schon an: Der Pfau begann seine Schwanzfedern zu spreizen und um das Huhn herum zu tanzen. Dieses würdigte ihn jedoch keines Blickes. Nach etwa 20 Minuten gab er schlussendlich auf. Was für ein spektakulärer Auftritt!


Der Pfau versucht mit dem Huhn zu flirten ;)


Da Valerie und ihr Mann nicht jagen, kommen auch regelmäßig Rehe ganz nahe an ihr Haus. Die beiden luden mich ein, am Abend mit ihnen auf "Rehsafari" zu gehen. Da sagte ich natürlich nicht nein. Sie holten mich um kurz nach 17 Uhr mit ihrem Geländewagen von meiner Farm ab. Die nächsten zwei Stunden fuhren wir querfeldein und sahen wirklich massenweise Rehe aus nächster Nähe. Interessanterweise haben die Tiere vor Fahrzeugen weniger Angst als vor Menschen, wenn sie zu Fuß kommen. 


Auf Rehsafari ;)


Am Sonntag starte ich eine weitere Wanderung. Diesmal sollte der Mont Mé Nejuu auf 566m Höhe das Ziel sein. Diese Tour war fast noch schöner, als die am Tag zuvor. Es ging die meiste Zeit einem wunderschönen Fluss entlang, der etliche Möglichkeiten für eine Abkühlung bot. Unglaublich beeindruckend fand ich zudem die Unzahl an bunten Vögeln, die ich in den Wäldern beobachten konnte. 


Auch hier gibt es wieder einfache, kostenlose Unterkünfte für Wanderer. Hier muss man jedoch eine Matte und den Schlafsack selbst dabei haben. 

Ein toter Pfau am Wegrand


Mittlerweile sind meine Tage auf der Farm schon wieder gezählt. Morgen geht es für mich bereits wieder nach Nouméa. Eric wird wird am Vormittag zurück auf die Farm kommen und mich nach Boulouparis fahren. Von da aus fahre ich dann mit dem Bus weiter. Im Moment sind Vivien und ich also alleine auf der Farm. Eric hat uns zwar ein paar kleine Arbeiten aufgetragen, es bleibt aber noch ausreichend Zeit zum Entspannen und Genießen der Ruhe. 


Es war auf alle Fälle eine super gelungene Woche mit vielen spannenden Erlebnissen hier an diesem abgelegenen Ort. Zudem habe ich viel Neues gelernt z.B. wie man Honig gewinnt, wie man einen Muli fährt, usw ;)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Boulouparis & Umgebung <=




Sonntag, 12. November 2023

Willkommen im Land der Kanaken: Neukaledonien

By On November 12, 2023

 

Was für uns nach einem üblen Schimpfwort für Ausländer klingt, ist hier in Neukaledonien lediglich die Bezeichnung für die Ureinwohner dieser Inselgruppe.  Viele wissen wahrscheinlich nicht einmal genau wo sich dieses Land überhaupt befindet. Tatsächlich liegt es so ziemlich auf der anderen Seite der Welt und gehört seit mehr als 160 Jahren zu Frankreich. Heute leben dort sowohl Franzosen wie auch Kanaken mehr oder weniger friedlich zusammen. Die Kanaken, welche etwa 45% der Bevölkerung ausmachen, kämpfen jedoch schon seit längerem für ihre Unabhängigkeit. Da Neukaledonien schätzungsweise über 10% der weltweiten Nickelreserven verfügt, hat die Pazifikinsel aber eine große Bedeutung für Frankreich.


Ein weiterer spannender Fakt ist, dass Neukaledonien als die weltweit gefährlichste Region bezüglich des Risikos von Haiangriffen gilt. Die meisten Attacken auf den Menschen verursachen der Tigerhai und der Bullenhai. Die Tendenz der Angriffe ist steigend. Mittlerweile sind viele Strände aufgrund dessen gesperrt. 


Sonnenuntergang am Hafen Port Moselle in Nouméa 


Ankunft in Neukaledonien

Am Samstag Abend startete mein Flug von Vanuatu nach Nouméa - der Hauptstadt Neukaledoniens - mit einer guten Stunde Verspätung. Ich schien plötzlich in einer völlig anderen Welt zu sein. Lange war ich nicht mehr von so vielen weißhäutigen Menschen umgeben. Was mich aber am meisten erstaunt hatte war, dass plötzlich alle nur noch französisch zu sprechen schienen. Und wie viele von euch vielleicht wissen reden Franzosen recht ungern Englisch. Ich bemerkte schnell, dass sich meine drei Jahre Französischunterricht nicht sonderlich gelohnt hatten. 


Zum Glück klärte mich mein Couchsurfing Gastgeber Jerome vor meiner Ankunft darüber auf, dass die einzige Möglichkeit nachts vom Flughafen in die Hauptstadt zu kommen ein Shuttle sei, das man im Vorhinein buchen musste. Der Flughafen befindet sich nämlich etwa eine Stunde Fahrt außerhalb der Hauptstadt. Sonst hätte man nur ein sündteuers Taxi zur Auswahl. Die Abholung mit dem Shuttle funktionierte problemlos. Obwohl Jerome auf Couchsurfing ist, sprach er zu meinem Erstaunen sehr limitiertes Englisch. Aber mit Händen und Füßen konnten wir uns irgendwie unterhalten. Er ist ein ziemlich ruhiger und angenehmer Mann, der vor einigen Jahren von Frankreich nach Neukaledonien ausgewandert ist.


Es war etwas irritierend für mich als ich ihn am nächsten Morgen splitternackt in seinem Liegestuhl im Garten antraf. Tja, hätte ich seine französischen Couchsurfing Referenzen im Vorhinein schon übersetzt, wäre der Schock wohl nicht ganz so gravierend gewesen. Dort wurde nämlich bereits mehrmals erwähnt, dass Jerome ein bekennender FKK-Liebhaber ist. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe ist die Nudistenszene - auch "Naturismus" genannt - in Frankreich sowieso recht stark vertreten.


Da Sonntag war genehmigte sich Jerome zum Frühstück bereits eine kleine eine Dose Bier und zündete sich alle paar Minuten eine neue Zigarette an. Zu Mittag wurde der Grill angeheizt und es gab ein super leckeres Steak und gebratene Zucchini. 


Parlez-vous francais?

Am Nachmittag beschloss Jerome sich dann doch anzuziehen und mir während eines Road-Trips seine Stadt Nouméa zu zeigen. Obwohl es die Hauptstadt ist wirkt es eher wie eine Kleinstadt. Es gibt irrsinnig viele Parks und Hügel. Und natürlich Strände. Nach dieser kleinen Stadt-Tour ging es in ein Nakamal, also eine Kava-Bar. Ich war ziemlich erstaunt so etwas hier zu finden. Scheinbar ist Kava hier erst seit wenigen Jahren legal. In der Bar trafen wir auf Freunde von Jerome: eine Gruppe etwa 60-jähriger Vietnamesen, die ebenfalls so gut wie kein Englisch sprachen bzw sprechen wollten. Ich musste tatsächlich innerlich schmunzeln über diese skurrile Situation: Ich am Tisch mit diesen älteren Männern, die ausschließlich Französisch redeten. Zwischenzeitlich entschuldigen sich die Herren, da sie kiffen gehen wollten. Der Kava in Neukaledonien ist im Gegensatz zum Kava auf Vanuatu um einiges milder, dafür wird er aber auch in größeren Mengen getrunken. 


In einem Nakamal in Nouméa 


Mädchen für alles

... das ist mein neuer Job hier in der Hauptstadt Neukaledoniens. Aufgrund der hohen Preise und leichter Reisemüdigkeit habe ich beschlossen in Nouméa ein wenig zu arbeiten. Im Gegenzug erhalte ich Unterkunft und Verpflegung. Ich wohne bei Xavier, einem Mann in seinen Fünfzigern. Er hat ein Haus mit Garten. Mit ihm wohnen im Moment noch Sébastien und Malorie - ein französisches junges Pärchen, das für ein Jahr hier im Land Geld verdienen möchte, da wohl die Bezahlung hier besser sei als in Europa. 



Meine Arbeit ist ziemlich simpel: etwas Haushalt, putzen, Gartenarbeit, Hecken schneiden,.... Meist ist das Ganze in zwei bis drei Stunden am Vormittag erledigt. Xavier meinte aber bereits, dass es ihm sowieso mehr um den Austausch mit seinen Helfern gehe, da Reisende oft spannende Lebensmodelle haben. Er selbst sei an einem Punkt angekommen, an dem er sich fragt wofür es eigentlich gut sein sollte das ganze Leben zu arbeiten wie ein Verrückter, um dann sowieso das meiste Geld wieder an den Staat abzuliefern. Er möchte gerne etwas Grundlegendes in seinem Leben ändern, weiß aber noch nicht genau wie und was.


Meine Freizeit nutze ich, um Französisch zu lernen, die Umgebung zu erkunden und endlich wieder etwas Sport zu machen. So ein bisschen Routine tut unheimlich gut. Ich habe mich nach allzu langer Zeit endlich wieder einmal in meine Laufschuhe geschwungen, um die Gegend joggend erkundschaften - es gibt wirklich tolle Laufstrecken hier. Und zwischendurch kann man sich wunderbar im Meer abkühlen. 


Während meiner Laufrunden entdeckte ich viele wunderschöne Ecken in Nouméa 



Es gibt endlos viele Möglichkeiten sich abzukühlen :)


Gestern, am Samstag, lud Xavier uns zu einem Segelausflug auf sein Boot ein. Für mich war es tatsächlich das allererste Mal auf einem Segelboot. Wir hatten starken Wind und kamen somit rasch voran. Unser Ziel waren zwei kleine vorgelagerte Inseln von Nouméa: Maitre und Goéland. Für mich war es ein ziemliches Abenteuer, da durch den Wind und den Wellengang unser Segelboot teilweise ordentlich schaukelte. Ich wusste ja nicht bis zu welcher Schräglage alles okay war und wann es dann vielleicht doch zu viel war. Das Wissen, dass sich hier Unmengen hungriger Tiger- und Bullenhaie tummeln, sorgte für zusätzliches Andrenalin. Xavier meinte bloß lachend, dass es nicht sehr oft vorkomme, dass ein Segelboot umkippt...


Mein erstes Segelabenteuer

Xavier´s Hund Nassai war natürlich auch dabei

Hier machten wir eine kleine Pause zum Schwimmen


Ab Dienstag werde ich für eine Woche auf einer ziemlich abgelegenen Selbstversorger-Bio-Farm mitarbeiten. Da freue ich mich schon riesig drauf. Da die Unterkünfte in Neukaledonien unleistbar sind für mich bin ich auch dran ein Zelt zu kaufen. Bis jetzt hatte ich aber noch nicht viel Glück etwas passendes zu finden. Selbst bei Decathlon sind die Preise fast doppelt so teuer wie in der Schweiz. Der Knaller sind zudem die Preise im Supermarkt. So zahlt man beispielsweise für eine 100g - Tafel Schokolade im Schnitt 8 - 10 €. 


Praktische Infos:

  • Vom internationalen Flughafen La Tontouta in Neukaledonien in die Hauptstadt fährt man etwa eine Stunde. Tagsüber gibt es Busse. Kommt man nachts an, muss man sich ein Shuttle buchen oder ein teures Taxi nehmen. Ich habe das Regenbogen-Shuttle "Arc en Ciel" online gebucht. Kosten: 20€
  • Am Flughafen wurden bei meiner Ankunft keine SIM-Karten verkauft. Man erhält eine solche in Nouméa aber in sämtlichen OPT- oder Handyshops. Das Vergnügen ist recht teuer: die Simkarte kostet 3.000 CFP (= 25 €) und kommt mit 1.500 CFP  Guthaben. 1GB Datenvolumen für 7 Tage kostet 1.500 CFP (= 12,5 €)
  • Eine Busfahrt im Zentrum von Nouméa kostet 300 CFP (= 2,50 €). Die Fahrkarte ist eine Stunde gültig. In manchen Bussen kann man das Ticket mit Bargeld beim Fahrer kaufen (man muss es aber passend dabei haben). 
  • Im Touristenbüro von Nouméa erhält man kostenlos tolles Kartenmaterial für Neukaledonien. 



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nouméa <=





Montag, 6. November 2023

Route Vanuatu

By On November 06, 2023

 

Reisezeitraum & Route: 

16.10.2023 - 04.11.2023

FIDSCHI - Port Vila - Pele Island - Nguna Island - Port Vila - Tanna Island -  Isaka Village - Mount Yasur - Lenakel - Yakel Village Port Vila - NEUKALEDONIEN





=> Hier findest du alle Fotoalben von Vanuatu <=




Samstag, 4. November 2023

Zwei Backpacker und ein Suitcaser auf der Vulkaninsel Tanna

By On November 04, 2023

 

In den letzten Wochen hat die Fluglinie Air Vanuatu massenweise Flüge gecancelt - teilweise ohne ersichtlichen Grund. Ich konnte also erst wirklich glauben, dass wir nach Tanna fliegen, als wir in der Maschine saßen. Mit mir die Chinesin Skylar und der Türke Umut. Wir hätten wohl unterschiedlicher nicht sein können. Und doch stellte sich in der folgenden Woche heraus, dass wir das absolut perfekte Team waren. Was uns am meisten verband war eine ordentliche Portion Verrücktheit und die große Lust auf Abenteuer. 


Umut, Skylar und ich


Auf geht's in das Urwald-Dorf Isaka 

Umut hatte eigentlich schon eine Unterkunft auf Tanna gebucht, welche er aber kurzerhand stornierte, um sich sich uns anzuschließen. Der erste Stopp sollte das kleine, abgelegene Urwald-Dorf Isaka sein, in dem unser Couchsurfing Gastgeber Grem wohnt. Wir kamen gegen Mittag an dem relativ rustikalen Flughafen der Insel an. Ein Taxi war für uns Abenteurer sowieso keine Option, also beschlossen wir erstmal loszumarschieren in Richtung Lenakel. Wir haben die Distanz ein bisschen unterschätzt. Doch das Glück stand auf unserer Seite und bereits nach ein paar Minuten hielt ein Pick-up, um uns mitzunehmen. Wir schwangen uns also auf die Ladefläche und genossen den Fahrtwind. 



In Lenakel angekommen staunten wir nicht schlecht, dass dies der größte Ort der Insel sein sollte. Er bestand bloß aus einer Ansammlung von ein paar Häusern und einem Markt. Dazwischen wenige Geschäfte, die gerade mal die wichtigsten Grundnahrungsmittel verkaufen. 



Wir sollten am Markt nach Jinny - der Tante von Grem - Ausschau halten. Sie näht hier Kleider. Nach kurzem Herumfragen fanden wir sie. Gemeinsam mit ihr werden wir am Nachmittag nach Isaka fahren. Skylar, Umut und ich nutzten die Zeit, um noch etwas Gemüse, Reis und Fleisch für Grems Familie zu kaufen. Dann ging es los. Wieder auf einem Pick-up. Anfangs war die Straße noch gut, aber je weiter wir ins Innere der Insel kamen, desto holpriger wurde die Fahrt. Schließlich begann es auch noch zu regnen. Irgendwann wurde die Straße zu einem Fluss. Scheinbar regnete es hier nonstop seit dem Zyklon vor ein ein paar Tagen. Als wir plötzlich vor einem großen reißenden Fluss standen hielt unser Gefährt an. Wir müssten aussteigen. Es sollte nun zu Fuß weiter gehen. Anfangs dachten wir, wir müssten den Fluss lediglich durchqueren. Doch da haben wir uns getäuscht. Tatsächlich mussten wir nun eine gute Stunde im knietiefen Wasser flussaufwärts wandern. Jinny klärte uns auf, dass dieser Fluss eigentlich die Straße ist. Unglaublich! Grem wurde von unserer Ankunft informiert und schickte uns ein paar Jungs mit einer Schubkarre (!!) entgegen, um die mitgebrachten Lebensmittel zu transporten. Was für ein Abenteuer! 


Eine Stunde lange ging es flussaufwärts bis wir schließlich Isaka erreichten


Als wir in Isaka ankamen, war es bereits stockdunkel. Grem zeigte uns unser einfaches Schlafgemach in seinem Haus. Wir bekamen sogar noch Abendessen serviert: eine große Portion Reis mit ein wenig Gemüse.


Die Kirche und das fliegende Plastikteil

Als ich gegen halb sieben erwachte strahlte die Sonne bereits vom Himmel. Ich hörte ein Singen aus der Ferne. Umut kam ganz aufgeregt an. Wir sollten schnell mitkommen, die ganzen Dorfbewohner wären in der Kirche versammelt. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Endlich konnte ich das Dorf bei Tageslicht sehen: Strohhütten, jede Menge Schweine, ein paar Hühner und eine super interessante Vegetation. Die vulkanische Erde hier ist schwarz. Auch die Kirche war bloß eine offene Strohhütte. Wir hörten dem Gesang ein Weilchen zu, bis Skylar ganz spontan beschloss ihre Drohne fliegen zu lassen. Als die Dorfbewohner diese erspähten war es vorbei mit der Kirchenzeit. Einer nach dem anderen trat ins Freie um das fliegende Plastikteil zu sehen. 

Gespannt beobachten die Kids Skylars Drohne


Zurück im Haus vom Grem wurde uns Essen serviert: viel Reis mit ein wenig Gemüse. Ziemlich genau so sah auch jede weitere Mahlzeit im Dorf aus. Grem entschuldigte sich für sein Kochkünste. Seine Frau hätte gerade die Periode, was heißen soll sie ist "unrein" und darf deshalb nicht kochen. 

Unser tägliches Brot ;)

Dorfhochzeit

Ganz nebenbei erwähnte Grem beim Mittagessen, dass er am Nachmittag auf eine Hochzeit im Nachbardorf ginge. Wir waren natürlich sofort Feuer und Flamme und wollten dabei sein. Es war ein etwa einstündiger Fußmarsch durch den Dschungel dorthin. Wir konnten nun endlich auch das erste Mal den aktiven Vulkan Mt Yasur sehen. 

Der aktive Vulkan Mt Yasur

Wie sich herausstellte handelte es sich um eine Doppelhochzeit. Grem nannte es eine "Blessing Marriage". Er erklärte, dass die zwei Paare bereits seit Jahren verheiratet waren, es sich aber um arrangierte Ehen handelte. Nun heiraten sie ein zweites Mal kirchlich. 

Die zwei Brautpaare und Grem in der Mitte mit der Sonnenbrille ;)

In der Kirche

Nach der Hochzeit nahmen wir ein Bad im Fluss neben Isaka. Im Dorf gibt es nämlich im Moment keine Wasserversorgung aufgrund eines Problems mit den Wasserleitungen. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich unsere Wäsche im Fluss gewaschen.

Geschlechterrollen

Während Skylar und ich am Abend mit den Frauen in einer Strohhütte saßen, die als Küche dient, war Umut am Nakamal. Das ist der Ort an dem sich die Männer zum Kava trinken versammeln. Ziemlich angeheitert und euphorisch kam er zurück und erzählte uns, dass er gerade den stärksten Kava seines Lebens getrunken hätte. Das wollten wir natürlich auch. Es war uns zwar bewusst, dass Frauen am Nakamal eigentlich nichts zu suchen haben und auch Kava den Männern vorbehalten war. Aber vielleicht könnten sie ja für Touristinnen eine Ausnahme machen. Zu dritt machten wir uns also auf zum Dorfplatz mit den großen Banyan-Bäumen. Als wir ankamen verließen einige Männer den Platz. Mit viel Überredungskunst wurde uns dann schlussendlich tatsächlich jeweils eine Kokosschale mit der schlammfarbenen Flüssigkeit überreicht. Wir konnten zusehen wir ein Mann und ein Junge für uns die zerkleinerte Kava-Wurzel in ein Tuch gaben und zusammen mit Wasser da durchließen. Nun hieß es die ganze Schale in einem Schluck auszutrinken. Wir setzten uns danach ans Lagerfeuer in der Mitte des Platzes. Nach ein paar Minuten kam ein Mann auf uns zu und bat uns höflich den Platz zu verlassen, da dieser nur für Männer sei. Wir haben wirklich nicht damit gerechnet, dass man in den Dörfern hier die Geschlechterrollen so ernst nimmt. Als wir später beim Abendessen saßen wurde uns noch eine spannende Sache über den Dorf-Kava erzählt: Dieser sei hier so stark, da er sehr frisch ist. Was heißen soll: Die frische Kava-Wurzel wird von einem jungfräulichen Mann bzw Jungen vorgekaut, um ihn zu zerkleinern. Er spuckt die zerkleinerte Wurzel in ein Gefäß. Und aus dieser ausgespuckten Masse wird dann das Kava-Getränk hergestellt. Das heißt wir haben also Kava-Wurzel vermischt mit dem Speichel von diesem Jungen getrunken. Für Grem und seine Familie war das das allernormalste überhaupt. Ich musste den Schreck erstmal verdauen, bis ich dann später auch ordentlich darüber lachen konnte. Nur gut, dass wir das nicht vorher wussten. Aber wie heißt es so schön: Was uns nicht umbringt, macht uns härter. Später erfuhren wir noch, dass diese Kava-Aktion für Probleme gesorgt hatte. Die Jungs, die uns den Kava reichten mussten höchstpersönlich zum Dorfoberhaupt und sich entschuldigen, dass sie Frauen Kava gegeben haben. 

Der "jungfräuliche" Kava wird für uns zubereitet

Am Abend lagen wir mit ein paar Kids auf ihren selbstgemachten Stohmatten. Der Himmel war sternenklar und es war Vollmond. In der Ferne sah man den rauchenden Vulkan Yasur. Ein Junge spielte Gitarre und die Kids sangen dazu. Zwischendurch hörte man das Grunzen der Schweine. Genau für solche Momente reist man :)

Mission Vulkanbesteigung

Nach zwei Tagen in dem Dörfchen Isaka zogen wir weiter. Wir wollten näher an den Vulkan heran, um von dort aus einen Plan zu hecken wie wir ohne geführte Tour da rauf kommen. Es folgte eine zweistündige Wanderung durch den Dschungel inklusive einiger Flussdurchquerungen, bis wir schließlich in der Yasur View Lodge ankamen. Diese liegt gleich neben dem offiziellen Eingang für die Vulkanbesteigung. Wir teilten uns ein kleines Stroh-Bungalow. Man könnte auch in einem Baumhaus unterkommen, welches etwas mehr kostet und leider keine drei Betten hatte. 

Dieses süße Baby-Ferkel wohnte mit uns in der Unterkunft. Es war unglaublich kuschelbedürftig :)

Von unserer Unterkunft aus hatten wir einen hervorragenden Ausblick auf den Vulkan. Alle paar Minuten hörte man ein gewitterähnliches Donnergrollen. Riesige Aschewolken kamen aus dem Vulkankrater - ein Wahnsinnsanblick! Der Mt Yasur gilt als einer der aktivsten Vulkane weltweit und fasziniert durch seine regelmäßige Aktivität. Alle paar Minuten bricht der Vulkan aus. Es sind etwa 500 Ausbrüche pro Tag. Als Captain Cook 1774 hier landete nannte er den Vulkan Yasur den "Leuchtturm des Südpazifik", da er schon von Weitem das helle Leuchten der Lava sah. Während die anderen Vulkane Vanuatus nur sporadisch aktiv sind, ist der Yasur seit mindestens 800 Jahren daueraktiv. 

Tomas, der Besitzer unserer Unterkunft, fragte uns natürlich gleich bei unserer Ankunft wann wir denn den Vulkan besteigen wollten. So gut wie jeder, der hierher kommt ist nämlich nur aus einem Grund hier: um den Mt Yasur aus nächster Nähe zu sehen. Wir antworteten ihm, dass wir es noch nicht wissen. Wir hatten absolut keine Lust auf eine völlige überteuerte Vulkantour mit einer Masse an Touristen. Unser Vorhaben war es den Vulkan auf eigene Faust bei Nacht zu besteigen. Umut hatte sogar schon einen Plan dafür  - er ist tatsächlich ein Meister des Planens. Es gäbe wohl ein Dorf namens Ipikel auf der anderen Seite des Vulkans. Von dort aus müsste ein Wanderweg bis zum Vulkankrater führen. Da gerade Vollmond war und der Himmel klar und ungetrübt, wollten wir unser Vorhaben bereits in dieser Nacht in die Tat umsetzen. 

Gegen 15 Uhr wanderten wir los in Richtung Ipikel. Wir hatten Glück, denn ein Pick-up nahm uns ein Stück mit. 

Atemberaubend schöne Landschaften am Weg nach Ipikel

Skylar und Umut am Füße des Mt Yasur inmitten der Aschwüste

Ipikel ist ebenfalls ein kleines Strohhüttendorf, jedoch mit einer ziemlich bemerkenswerten Soundanlage. Am Dorfplatz dröhnte Partymusik und nackte Kinder tanzten im Rhythmus mit viel Gekreische herum. Was für ein Schauspiel! Wir kamen dummerweise noch einmal auf die Idee nach einem Nakamal - ihr erinnert euch: der Ort, an dem die Männer Kava trinken - zu fragen. Der junge Mann zögerte lange, dann ging er los und deutete uns ihm zu folgen. Ein älterer Dorfbewohner bemerkte dies und fragte völlig aufgelöst wohin wir wollen. Schnell änderten wir unsere Meinung und antworteten, dass wir nach Essen suchen würden. Wir möchten immerhin nicht noch einmal wegen so einer Kava-Aktion für Unfrieden im Dorf sorgen. Wir waren tatsächlich sehr hungrig nach unserer langen Wanderung und es wurde auch schon Abend. Natürlich gab es im ganzen Dorf kein "Restaurant". Ein Mann namens Isaak erklärte sich aber bereit für uns zu kochen, bzw seine Frau. Es gab... ? Ratet mal! Genau: Reis mit etwas Gemüse ;) Wir saßen vor seiner Strohhütte. Innerhalb kürzester Zeit war unser Essen mit einer Ascheschicht bedeckt. Es regnete tatsächlich Asche, welche der Wind genau in unsere Richtung wehte. Isaak war ein herzensguter Kerl, er wollte uns nicht einmal das Essen verrechnen. Wir bestanden aber darauf ihm etwas dafür zu geben. Mittlerweile war es kurz vor 19 Uhr und stockdunkel. Isaak wollte uns so spät abends keinesfalls mehr zurück nach Hause gehen lassen. Er bereitete uns Matten bei ihm zu Hause vor und meinte wir sollten doch hier schlafen. Wir konnten ihm nichts von unserer geheimen Mission der Vulkanbesteigung erzählen, da wir damit bestimmt auf Widerstand gestoßen wären. Also gaben wir vor die mehrstündige Wanderung zurück zu unserer Unterkunft auf uns zu nehmen. Isaak beschloss uns einen Teil zu begleiten. Es war gar nicht so einfach ihn auf freundliche Art und Weise loszuwerden, aber der wortgewandte Umut schaffte es schlussendlich. 

In einer sternenklaren Vollmondnacht machten wir uns auf zur Mission "Yasurbesteigung bei Nacht" ;)

Mithilfe genauer GPS-Koordinaten konnten wir schließlich den Wanderweg zum Vulkan finden. Wir gingen sicher, dass uns niemand folgte. Dann starteten wir bewaffnet mit unseren Stirnlampen. Was für ein Abenteuer! Zuerst wanderten wir durch einen dichten Dschungel. Immer wieder mussten wir nach dem Weg suchen, da es so viele kleine Abzweigungen gab. Das Donnergrollen des Vulkans kam immer näher. Wir mussten über mehrere Zäune und viel unwegsames Gelände. Teilweise trat warmer Rauch zwischen großen Steinen hervor. Umut warnte uns eindringlich davor den Weg zu verlassen, da so ein Vulkan ziemlich gefährlich sein kann. Obwohl Skylar wenig Erfahrung mit Wandern hatte beschwerte sie sich kein einziges Mal. Es war das Abenteuer ihres Lebens. Oder besser gesagt: Es war das Abenteuer unseres Lebens! Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich selten so etwas aufregendes und imposantes erlebt habe. 

Irgendwann kamen wir aus dem Urwald heraus, vor uns ein steil nach oben führender Weg über schwarze Asche zum Kraterrand. Es knallte und donnerte wie verrückt. Plötzlich sahen wir rote Lava aus dem Vulkankessel heraus in die Luft fliegen. Gegen 21:30 Uhr erreichten wir den Krater. Dort ist ein Weg für die die Touristentouren angelegt. Dazwischen ein paar Aussichtspunkte. Wir waren sehr froh darüber, da es bei Dunkelheit ein leichtes gewesen wäre in diesen Krater zu rutschen und für immer in diesem Höllenschlund zu verschwinden. Nur ein Schritt zu weit und es wäre vorbei. Auf einmal knallte es so laut, dass der Boden unter uns bebte. Direkt nach der Explosion flog rotgelb glühende Lava bis etwa 30 Meter unter unsere Füße und stürzte dann wieder zürück in den Kessel. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Was für eine Naturgewalt! Ich hatte fast ein bisschen Angst, da ich keine Ahnung hatte wie sicher das war, was wir da gerade machten. Im Minutentakt kam es nun zu mehr oder weniger starken Ausbrüchen. Unten im Kessel sah man brodelnde Lava. Genau so stellt man sich die Hölle vor. Wir wanderten am Kraterrand entlang. Je nach Windrichtung stiegen uns teilweise scharfe Dämpfe in die Nase. Hier wäre eine Atemschutzmaske bestimmt kein Fehler gewesen. 

Mt Yasur bei Nacht


Völlig geflasht von diesem unglaublichen Erlebnis machten wir uns auf den Rückweg. Wir mussten wieder genau den selben Weg nehmen. Im Endeffekt kamen wir um etwa 3 Uhr nachts in unserer Unterkunft an. Dieses unglaubliche Erlebnis mussten wir nun erstmal verdauen.

Als wir uns am nächsten Tag mit anderen Gästen am Früchstückstisch unterhielten erzählten uns diese, dass sie die teure Vulkantour gemacht haben und leider nur Rauch, aber keine Lava gesehen hatten. Skylar, Umut und ich tauschten vielsagende Blicke aus, behielten unser Abenteuer aber für uns. 


Zurück nach Lenakel im Aschesturm

Nach diesem unvergesslichen Erlebnis sollte es für uns zurück nach Lenakel gehen. Da wir aber keinen teuren Touristentransport in Anspruch nehmen wollten, beschlossen wir erstmal loszuwandern und hofften am Weg ein öffentliches Verkehrsmittel zu finden. Umut und ich sind es als erfahrene Backpacker gewohnt mit unserem Rucksack am Rücken längere Wegstrecken zurückzulegen. Skylar war mit ihrem Koffer unterwegs. Sie ließ sich aber nicht unterkriegen und balancierte diesen gekonnt am Kopf quer durch die Aschewüste.  Nach etwa einer Stunde setzte ein regelrechter Aschesturm ein. Es war schwer zu atmen und wir wurden von oben bis unten schwarz. Eine ganze Stunde wollte dieser Sturm nicht mehr aufhören. Meine Lunge fühlte sich mittlerweile an als wäre sie voller Asche. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als nach zwei Stunden endlich ein Pick-up ankam. Er nahm uns für jeweils 500 Vatu mit nach Lenakel

Skylar ist vermutlich der erste Mensch auf dieser Welt, der eine Aschewüste mit einem Koffer durchquert ;)

Die nächsten drei Tage verbrachten wir in einem Strandbungalow etwas außerhalb von Lenakel. Es gab dort fließend Wasser und Strom 24 Std/Tag - so viel Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt. Zudem war die Unterwasserwelt hier gleich vor unserer Haustüre sehr imposant. Da Umut eine Taucherbrille dabei hatte konnte ich sogar schnorcheln gehen. Besonders faszinierend fand ich die etwa zwei Meter langen Wasserschlangen, die ich dort zum ersten Mal in meinem Leben sah. Sie bewegten sich nur in Zeitlupe und lagen mehr oder weniger am Meeresgrund. Weiters war das Korallenriff wunderschön und es gab jede Menge bunter kleiner Fische zu sehen. 

Unser Bungalow

Yakel Village 

Umuts Flug zurück nach Port Vila ging leider schon einen Tag früher als unserer. Skylar und ich beschlossen an unserem letzten Tag auf Tanna das traditionelle Dorf Yakel aufzusuchen. Es ist bekannt geworden durch den Film "Tanna - Eine verbotene Liebe". Ich habe diesen zwar (noch) nicht gesehen, habe aber gehört, dass dieses Dorf nach wie vor wie vor hunderten von Jahren lebt. Wir beschlossen Jinny am Markt aufzusuchen, sie kann uns bestimmt helfen einen günstigen Transport in das Dorf zu finden. Die Gute freute sich irrsinnig uns wiederzusehen. Kurzerhand organisierte sie einen Freund, der uns nach Yakel fahren konnte. Dieser frage, ob wir denn das Dorf informiert hätten, dass wir kommen. Wir verneinten. Er war etwas erstaunt darüber und fragte was wir denn dort wollen. Das hatten wir uns gar nicht so genau überlegt. Wir wollten einfach das Dorf sehen. Angekommen in Yakel schien das Dorf wie ausgestorben. Wir wanderten ein wenig herum bis schließlich eine halbnackte Frau vor uns stand. Sie war nur mit einem Grasrock bekleidet und sprach kein Wort Englisch. Kurze Zeit später kam ein Mann mit einem sogenannten Penisschild und topmoderner Sonnenbrille an. Er erklärte sich bereit uns durchs Dorf zu führen. Wenn wir zudem einen Tanz sehen wollen wäre das für 2.000 Vatu pro Person möglich. Wir waren einverstanden. 

Yakel Village





Der Dorfbesuch hat sich meiner Meinung nach voll ausgezahlt. Auch wenn hin und wieder Touristen dorthin kommen fühlte sich das Erlebnis super authentisch an. Da es außerdem ein sozusagener Überraschungsbesuch war, konnten wir sehen, dass das Dorf nicht nur eine Show für Touris machte, sondern wirklich noch so ursprünglich lebt.


Goodbye Vanuatu

Am Donnerstag ging es dann auch für Skylar und mich zurück nach Port Vila. Wir trafen uns am Abend noch ein letztes Mal mit Umut und feierten Abschied. Unsere Wege werden sich nun leider endgültig trennen, was für uns alle drei recht emotional war.

Umut ist mittlerweile nach Australien geflogen, Skylar wieder bei sich zu Hause und ich fliege heute Abend nach Neukaledonien. Meine Zeit hier in Vanuatu ist also vorüber. Ich habe dieses Land und seine Einwohner wirklich sehr ins Herz geschlossen. Selten auf der Welt findet man so faszinierende Landschaften und so freundliche Menschen. 


Praktische Infos: 

  • Es gibt fast täglich Flüge von Port Vila nach Tanna über Air Vanuatu. Das Aufgabegepäck darf maximal 10kg wiegen. Flugpreis: 100 - 120 €
  • Yasur View Lodge: Bungalow für 3 Personen inklusive Frühstück: 4.000 Vatu (= 31 €), der Preis für 2 Personen wäre 3.000 Vatu (= 24 €). Strom gibt es abends für zwei Stunden. Fließendes Wasser ist vorhanden. 
  • Touristentransport von Lenakel zum Vulkan: 2.500 Vatu/Person bzw wenn man alleine ist 5.000 Vatu für ein Taxi. Öffentlicher Pick-up: 500 Vatu. Es ist aber schwer ein öffentliches Verkehrsmittel zu finden. Am ehesten am späteren Nachmittag wenn die Marktfrauen zurück in ihre Dörfer fahren. 
  • Offizielle Preise für die Vulkanbesteigung: 1. Besuch: 9.000 Vatu (= 71 €), 2. Besuch 5.000 Vatu (= 39 €), 3. Besuch 3.000 Vatu (=24 €) , ab 4. Besuch 1.000 Vatu (= 8 €)
  • Eine Besteigung des Mt Yasur auf eigene Faust ist eigentlich nicht gestattet und man sollte sich der Risiken bewusst sein, da ein stärkerer Vulkanausbruch Lebensgefahr bedeuten kann. 
  • Fahrt nach Yakel mit einem Pick-up  - Taxi: 3.000 Vatu hin & zurück, inklusive 2 Std warten
  • Yakel Village: 1.000 Vatu /Person um das Dorf zu sehen, 2.000 Vatu /Person für einen Dorfbesuch + Tanzvorführung
  • Unsere Bungalow in der Nähe von Lenakel hieß Rocky Ridge und kostete 3.000 Vatu/Person/Nacht inklusive Frühstück. Der Preis für den Bus dorthin von Lenakel ist 150 Vatu.  




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