Enter your keyword

Sonntag, 26. Dezember 2021

Angekommen in Karatina bei Margaret und ihren Kids

By On Dezember 26, 2021

 

Karatina, Kenia

Am Donnerstag Morgen verabschiedete ich mich von Robert und seiner Familie. Für mich sollte es weitergehen nach Karatina, eine kleine 6.000-Einwohner Stadt, nur 1,5 Fahrtstunden von Nanyuki entfernt. Ich glaube ich habe es schon erwähnt, dass ich hier eine Dame namens Margaret für etwa eine Woche unterstützen werde. Sie arbeitet mit Kindern, die eine geistige Behinderung haben. 


Die Matatufahrt gestaltete sich komplikationslos. Margaret holte mich vom Busbahnhof in Karatina ab. Sie erzählte mir, dass sie Sorge für über 20 Kinder tragen würde. Da aber nun Weihnachten vor der Türe steht, werden die Kinder für zehn Tage nach Hause fahren. Die meisten von ihnen haben nämlich noch Familien, nur wissen diese leider oft nicht wie sie mit den Kindern umgehen sollen, bzw diese in den Alltag integrieren können. Margaret meint, dass es ihnen hier unter ihresgleichen viel besser ginge. Einige der Kids sind Waisen, sie kommen über Weihnachten in Pflegefamilien. 


Herzlicher Empfang in Karatina

Als ich ankam, rannten die Kinder auf mich zu und kreischten vor Freude. Sie begannen ausgelassen zu tanzen und singen. Was für ein schöner Empfang! Nur schade, dass sie heute alle fortgehen werden. Langsam trudelten auch die Mütter und Geschwister der Kinder ein. Es gab ein leckeres gemeinsames Mittagessen, zudem tauschten sie sich noch darüber aus, was in dem Jahr gut lief und wo Verbesserungsbedarf liegt. 


Margaret hat in Karatina ein wunderschönes Zuhause für Kinder mit geistiger Behinderung geschaffen


Ich lernte auch Liz aus der USA kennen. Sie ist genauso wie ich hier, um Margaret bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Liz ist bereits eine ganze Woche da. Die Frage, die wir uns nun stellten, war bloß: Was genau würde unsere Arbeit sein, wenn die Kinder fort waren? Wie sich herausstellte war es unsere einzige Aufgabe Margaret Gesellschaft zu leisten. Sie hat nicht wirklich etwas zu tun für uns. Ein gratis Urlaub, sozusagen. Ich unternahm ein paar kleine Erkundungspaziergänge in der Gegend. Karatina ist dafür bekannt, sehr fruchtbar zu sein - hier wächst wirklich fast alles: Kaffee, Tee, Bananen, Mangos, Avocados, Baumtomaten, Macadamianüsse, ... und natürlich Mais, um das heißgeliebte Ugali zuzubereiten. Ich muss sagen, dass ich mittlerweile an einem Punkt angekommen bin, wo mir das Ugali und der Reis tatsächlich ein bisschen zum Hals raushängt. Mein Körper lechzt nach  Gemüse und einfach mal etwas Abwechslung. Nur ist das leider schwer, wenn man bei einheimischen Familien wohnt, da diese auf ihre lokale Kost schwören.


Weihnachten

Am Heiligen Abend wurde tatsächlich ein kleines Ziegenbaby geboren. Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk! 


Am Heiligen Abend hat eine von Margarets Ziegen ein Baby bekommen :)


Am Weihnachtstag fuhren wir mit Margaret und ihrem Bruder Ken quer durch die Gegend, um Verwandtenbesuche zu machen. Insgesamt waren es vier oder fünf verschiedene Familien, ich weiß es schon gar nicht mehr so genau. So richtig in Weihnachtsstimmung kamen Liz und ich dabei nicht. Die meisten Zeit saßen wir im Auto oder auf irgendwelchen Sofas bei Leuten daheim, von denen wir nicht verstehen konnten, worüber sie redeten. Das Highlight war wohl, als eine uralte, demente Frau im Garten bei einer Familie von Margaret uns lautstark grölend irgendwelche Lieder trällerte. 


Am Weihnachtstag waren auffällig viele Mopeds mit lebenden Ziegen oder wie hier sogar mit einer lebenden Kuh unterwegs. Es handelt sich dabei wohl um den Weihnachtsbraten zur Feier des Tages ;)


Ansonsten muss ich sagen, dass Margaret ein super komfortables Haus hat - mit Strom, Warmwasser, Gasherd, einer dicken Matratze, genügend Decken und noch vielen anderen Annehmlichkeiten, die ich in der letzten Woche nicht wirklich hatte. Es ist bloß so, dass wenig zu tun ist hier und ich meinem Aktivitätendrang nur schwer nachkommen kann. Ich werde deshalb vermutlich Anfang der Woche weiterreisen. Eventuell nochmals nach Nairobi, da ich es online irgendwie noch nicht ganz hinbekommen habe, mein Visum zu verlängern. In dem Fall muss ich wohl persönlich zur Einwanderungsbehörde. 




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Karatina <=









Mittwoch, 22. Dezember 2021

Viertägige Mount Kenya Besteigung zum Point Lenana 4.985m

By On Dezember 22, 2021

 

Nanyuki, Kenia


Die letzten vier Tage war ich in der wunderschönen Mount Kenya Region unterwegs und habe dabei den dritthöchsten Gipfel dieses Massivs - den Point Lenana auf 4.985m - bestiegen. Der höchste Gipfel ist der Batian Peak, welcher mit seinen 5.199m den zweithöchsten Berg Afrikas darstellt. Aufgestiegen bin ich über die Sirimon-Route, welche den einfachsten Weg zum Gipfel darstellt. Abgestiegen wurde über die Chogoria-Route, welche die schönste sein sollte. Es werden dabei abwechslungsreiche Landschaften mit Regenwäldern, Riesenlobelien, Bambushainen und Moorlandschaften durchquert. Weiter oben wird die Landschaft karger und felsiger. Man überquert Schneefelder und hat ein paar leichte Klettereinheiten dabei.



Hier eine Zusammenfassung der letzten vier Tage: 


Tag 1: Sirimon Gate 2.650m - Old Moses Camp 3.300m

  • 8,91 Kilometer, 710 Höhenmeter
  • Gemeinsam mit Joseph - der sowohl als mein Guide, Träger und Koch fungierte - startete ich um kurz nach 10 Uhr vom Sirimon Gate in Richtung Old Moses Camp. Wir kamen vorbei an Herden von Pavianen und durchquerten einen wunderschönen Urwald. Nach etwa 2Std 30min kamen wir bereits im Camp an, wo wir die erste Nacht verbrachten. Am Ende des Tages waren wir etwa zehn Bergsteiger in der Hütte. Einige waren schon wieder beim Abstieg. Ich musste feststellen, dass die meisten neben einem Guide noch extra jeweils einen Träger und einen Koch dabei hatten. Natürlich ist das eine Frage des Budgets. Für mich war es völlig okay, meine Sachen selber zu tragen. Geschlafen wird in Schlafsälen mit Stockbetten. Strom gibt es keinen. Am Abend wurde es ziemlich frisch. Das Abendessen war der absolute Hammer: Es gab Suppe, eine leckere, frisch gekochte Hauptspeise und dann sogar noch frische Früchte.


Diese Mädchenschulklasse belagerte mich beim Aufstieg ;)

Abendstimmung

Erster Blick auf den Gipfel des Mount Kenya

Tag 2: Old Moses Camp 3.300m - Shipton´s Camp 4.200m

  • 14,59 Kilometer, 980 Höhenmeter
  • Gemeinsam mit Tommy - einem jungen Schotten - und unseren Guides starteten wir nach dem Frühstück um etwa acht Uhr den heutigen Abschnitt. Die Landschaft ist traumhaft schön. Auch das Wetter war uns bis dahin noch sehr gnädig. Joseph, mein Guide, konnte mir viel Interessantes über die Tier- und Pflanzenwelt erzählen. Zu Mittag machten wir einen kurzen Stopp. Es wurde wieder leckeres, frisch gekochtes Essen serviert. Ab etwa 4.000m Seehöhe wurde die Landschaft karger, dafür faszinierte mich die Tierwelt umso mehr. Klippschliefer - welche aussehen wie Murmeltiere oder riesige Meerschweinchen - tummeln sich hier in Massen. Zudem wimmelt es nur so von kleinen rattenähnlichen Tieren - aber weitaus niedlicher. Als wir das Shipton´s Camp erreichten, verschwand die Sonne langsam hinter einer dicken Wolkendecke. Es wurde eisig kalt. Imposant erhebt sich der Mount Kenya direkt hinter dem Camp. Am Ende des Tages war hier einiges los. Es kam sogar eine Gruppe, die mit dem Zelt unterwegs war. Gegen 19 Uhr lag ich schon im Bett, am Gipfeltag starten wir nämlich schon um 3 Uhr nachts. 

Tommy und ich

Mein Guide Joseph und ich


Blick vom Shipton´s Camp auf den Mount Kenya

Ein Klippschliefer

Tag 3: Shipton´s Camp 4.200m - Point Lenana 4.985m - Meru Bandas 3.000m

  • 22,27 Kilometer, 850 Höhenmeter
  • Das war eindeutig der anspruchvollste Tag dieser Tour. Ich habe so gut wie nichts geschlafen - zum einen wegen der Kälte und zum anderen wahrscheinlich wegen der Höhe. Um zwei Uhr morgens hat sich bereits eine Gruppe zur Gipfelbesteigung aufgemacht. Joseph und ich machten um ziemlich genau vier Uhr morgens los. Es war stockdunkel und durch den dichten Nebel konnte man gerade mal einen Meter weit sehen. Es ging überaus steil nach oben. Irgendwann begann es zu nieseln, später war es ein Eisregen und irgendwann ein regelrechter Schneesturm. Es ging teilweise durch Schneefelder. Später war es dann ein wenig zum Kraxeln. Der Fels war eisig. Wir überholten die Gruppe, die eine Stunde vor uns los ist. Um kurz nach sechs Uhr morgens erreichten wir den Point Lenana auf 4.985m. Ich war überglücklich trotz der schlechten Wetterverhältnisse angekommen zu sein. Wir waren wohl die ersten und zudem alleine am Gipfel. . Aufgrund der Kälte wurden nur schnell ein paar Gipfelbilder gemacht, dann ging es schon wieder an den Abstieg. Der Niederschlag wurde immer mehr, irgendwann ging die Nässe durch meine Regenjacke und meine Regenhose hindurch. Auch die Höhe machte sich bemerkbar - ich bekam Kopfschmerzen und der Schlafmangel machte es nicht besser. Wir hatten noch knappe 20 Kilometer vor uns bis zu den Meru Bandas. Was war ich froh als irgendwann die Sonne etwas durchkam. Bereits am frühen Nachmittag kamen wir überglücklich bei unserer Unterkunft an. Auch hier waren wir die enzigen Gäste. Ich musste mich erstmal für eine Stunde hinlegen. Danach wurde mir tatsächlich eine heiße Dusche ermöglicht. Die Meru Bandas sind eindeutig die komfortabelste Schlafmöglichkeit am Mount Kenya. Danach fühlte ich mich fit genug, um die Gegend ein wenig zu erkundschaften. Ich entdeckte sogar Wasserböcke an einem kleinen See. Das absolute Highlight war ein Kaminfeuer am Abend. Im Dunkeln sollte man die Unterkunft übrigens nicht mehr verlassen, da wilde Tiere wie Büffel und manchmal sogar Elefanten auf das Grundstück kommen. 

Point Lenana 4.985m


Viel Regen beim Abstieg

Hier wird gerade Wasser für meine heiße Dusche erhitzt :)

Meru Bandas

Wasserböcke

Tag 4: Meru Bandas 3.000m - halber Weg nach Chogoria

  • 8,97 Kilometer, 22 Höhenmeter
  • Diese Nacht habe ich herrlich geschlafen. Der Tag startete leider mit fürchterlichem Regen. Als er um 9 Uhr etwas weniger wurde, machten wir uns auf den Weg nach Chogoria. Der Weg führt durch einen dichten Regenwald. Nach knappen zehn Kilometern ließen wir uns von einem Taxi abholen, immerhin wären es bis nach Chogoria noch über 30 Kilometer. Meine Beine waren nun doch etwas müde von den Strapazen der letzten Tage. Die Straßenverhältnisse gestalteten sich überaus abenteuerlich, aufgrund des starken Regens. Mehrmals blieben wir fast im Schlamm stecken.

Fazit:

Absolut traumhaftes Trekking! Ich kann auch nur empfehlen, die Tour über vier Tage zu machen, obwohl es sicher auch kürzer möglich wäre, wobei man dann die faszinierenden Landschaften sicher nicht so intensiv erleben kann. 
  • Insgesamt: 54,74 Kilometer, 2.562 Höhenmeter

Budget:

Im Vergleich zu den anderen Bergsteigern musste ich feststellen, dass ich mit den Kosten für meine Tour überaus günstig davongekommen bin. Die meisten hatten wie bereits erwähnt sowohl Guide, Träger als auch einen Koch dabei. Zudem haben viele über eine Reiseagentur gebucht, was es auch teurer macht. Ohne Guide ist das Bergsteigen hier scheinbar nicht erlaubt. Hier eine Zusammenstellung meiner Kosten:

  • 85 USD Nationalparkgebühr für 3 Nächte/4 Tage
  • 12.000 Ksh Guide (=3.000Ksh/Tag)
  • 6.000 Ksh Übernachtungen (= 2.000Ksh/Nacht)
  • 3.000 Ksh Essen
  • 1.500 Ksh Miete Schlafsack
  • 4.400 Ksh Transport
  • = ca 286 Euro 



Ich bin mittlerweile wieder bei Robert und seiner Familie in Nanyuki angekommen. Morgen Vormittag reise ich weiter nach Karatina. Dort werde ich Margaret, einer kenianischen Lehrerin, bei ihrer Arbeit mit behinderten Kindern für etwa eine Woche behilflich sein. 




=> Hier findest du alle meine Fotos und Videos vom Mount Kenya Trekking <=










Freitag, 17. Dezember 2021

Landleben in Nanyuki

By On Dezember 17, 2021

 

Nanyuki, Kenia


Und wieder die Polizei... 

Ich war dann letztendlich noch bis Donnerstag in Nakuru. Und man wird es kaum glauben: Ich hatte dort meine mittlerweile dritte unschöne Begegnung mit der Polizei seit ich in Kenia bin. Diesmal war es, weil ich meine Mundschutz-Maske auf der Straße kurz unter die Nase gezogen habe. Man muss dazu sagen, dass etliche Menschen hier komplett ohne Maske unterwegs sind. Natürlich hat sich die Polizei aber den "Muzungu" (=Weißen) herausgefischt, immerhin wittern sie da am meisten Kohle. Witzigerweise habe mich etwa zehn Minuten zuvor mit einem Einheimischen über das Maskenthema unterhalten und er meinte in den größeren Städten nehme es die Polizei sehr genau damit. In kleineren Orten interessiert das normalerweise niemanden und man sieht auch äußerst selten Leute mit Masken. Ende der Geschichte war jedenfalls, dass mich die Polizei ohne Strafe wieder gehen ließ, nachdem ich diesmal wirklich freundlich blieb und mich immer wieder für mein Vergehen entschuldigte. Als wir dann auf das Thema impfen kamen, erwähnten sie irgendetwas mit Illuminati und das wäre der Untergang der Menschheit. Währenddessen zog sich der eine sogar selbst die Maske unters Kinn. Ich verkniff mir einen Kommentar. Das war ja wieder ein aufschlussreiches Gespräch. Ich war dann einfach nur froh, als sie mir noch einen schönen Tag wünschten und mich gehen ließen.


Von Nakuru nach Nanyuki 

Am Donnerstag Nachmittag ging es dann mit einem Matatu von Nakuru nach Nanyuki (600 Ksh). Es dauerte eine gute Stunde bis das Gefährt voll war. Außerdem wurden aus den mir gesagten drei Fahrstunden letztendlich vier. 


Bei Robert und seiner Familie am Land

In Nanyuki wartete bereits mein Couchsurfing Gastgeber Robert auf mich an der Bushaltestelle. Er wohnt mit seiner Familie scheinbar etwas außerhalb von Nanyuki. Wir sammelten seine Frau Lois noch vom Markt ein. Sie verkauft dort Mangos und weitere Früchte. Mit einem Taxi, das schon regelrecht vor dem Auseinanderfallen war, wurden wir dann etwa 40 Minuten zu ihrem Haus gefahren. Es war mir unbegreiflich wie das Auto auf diesen unasphaltierten Wegen in einem äußerst schlechten Zustand fahren konnte. 


Roberts Familie und seine Kids begrüßten mich äußerst herzlich. Ihr Haus ist super einfach und klein. Es ist aus Holz und Lehm gebaut und hat ein Wellblechdach. Küche und Klohütte befinden sich jeweils in einer separaten Holzhütte außerhalb des Hauses. Neben dem Haus steht ein großer Wassertank. Hier wird Regenwasser von der Dachrinne gesammelt. Fließend Wasser gibt es keines. Im ganzen Haus ist eine einzige Glühbirne vorhanden, welche von einem kleinen Solarpanel betrieben wird. Ansonsten gibt es aber keinen Strom und auch keine Steckdosen. Zum Aufladen des Handys oder anderer Dinge gehen sie ins Haus von Roberts Eltern, das etwa 300 Meter entfernt liegt. 


Das Haus von Robert und seiner Familie


Hinter dem Haupthaus steht noch ein winzig kleines Holzhäuschen. Dort wohnt der 15-jährige Sohn. Beim Stamm der Kikuyu ist es nämlich so, dass die Söhne nach der Beschneidung - das geschieht meistens so mit 14 Jahren - aus dem Elternhaus ausziehen. Zum Essen usw kommt er aber noch zu den Eltern. In Kenia gibt es über 50 Stämme, die jeweils alle verschiedene Sprachen und Traditionen haben. In Tinderet und Eldoret war ich großteils beim Stamm der Kalenjin. Wie auch in vielen anderen afrikanischen Ländern sprechen die Menschen hier also zumeist mindestens drei verschiedene Sprachen: zum einen ihre Stammessprache und dann noch die zwei offiziellen Amtssprachen  Swahili und Englisch. 


Im Haupthaus leben Lois und Robert mit zwei weiteren Kindern. Der jüngere ist sechs Jahre alt und die ältere neunzehn. Das Haus besteht eigentlich nur aus einem großen Raum, der durch Vorhänge in drei kleinere Zimmer eingeteilt wird. Ich teile mir einen mit den zwei Kids. Das Grundstück rund ums Haus herum ist ziemlich groß. Sie haben einen riesigen Garten mit Baumtomaten, Mais, Orangen, Mangos und noch vielen weiteren leckeren Obst- und Gemüsearten. Weiters besitzen sie zwei Ziegen, eine Kuh, jede Menge Hühner, zwei Hunde und eine Katze. Ein richtig idyllisches Landleben also! :)


Eine heißersehnte Dusche. Zuerst wird das Wasser am Feuer erwärmt und dann wird in der Klohütte nach dem Schöpfprinzip "geduscht" ;)


Am Freitag fuhr ich gemeinsam mit Lois auf den Markt. Diesmal mit einem Boda-Boda, das geht etwas schneller als mit dem Auto. Die Marktfrauen waren höchst erfreut, dass sich ein Muzungu zu ihnen gesellte. Ich wurde mit kleinen Pflaumen beschenkt und die Kids turnten auf mir herum. Ein geselliges Treiben ist das. 


Vorbereitungen für das Mount Kenia Trekking 

Später stieß noch Robert mit seinem Freund Joseph zu uns. Joseph sollte mein Guide für die Besteigung des Mount Kenya sein. Ursprünglich wäre eigentlich Robert mit mir gekommen, nun hat er aber leider keine Zeit. Doch auch Joseph wirkte ganz sympathisch, wenn auch etwas wortkarg. Wir setzen uns in ein kleines Restaurant und besprachen sämtliche Details, wie beispielsweise Kosten, fehlendes Equipment, Route usw. Irgendwann wurden wir uns dann auch einig. Eine genaue Kostenaufschlüsselung werde ich euch im nächsten Blogbeitrag geben. Da man ab einer bis zu drei Übernachtungen im Mount Kenia Nationalpark eine Pauschale von 85 USD zahlt, habe ich mich entschlossen, das gleich voll auszunutzen und 3 Nächte/4 Tage zu machen. Losgehen sollte es bereits morgen. Wir werden über die Sirimon-Route aufsteigen und über die Chogoria-Route absteigen. Die Sirimon-Route ist scheinbar der schnellste Weg diesen Berg zu besteigen und die Chogoria-Route soll wohl die schönste sein. Der höchtse Punkt wird der Point Lenana 4.985m sein. Es ist der dritthöchste Gipfel des Mount Kenia Massivs. Die zwei höchsten Gipfel sind im Moment aufgrund der Niederschläge etwas ungünstig zu besteigen und zudem technisch recht anspruchsvoll. 


Zur Feier des Tages: Hühnchen

Als wir später wieder bei Robert zu Hause waren, war sein 15-jähriger Sohn gerade dabei ein Huhn zu schlachten. Gekonnt hielt er das Vieh fest und schnitt ihm mit einem Messer den Kopf ab. Das Blut spritzte auf seine Sandalen. Der 6-jährige Bruder schaute quietschvergnügt zu und schnappte sich dann den Hühnerkopf um damit zu spielen. So etwas ähnliches hatte ich bereits in Kapkoi erlebt, das das kleine Mädchen voller Freude mit dem toten Schafskopf spielte. Tja, so unterscheiden sich die Kinderspielzeuge in Europa und Afrika eben ;)


Der kleine Miguel mit dem Hühnerkopf


Nun wurde das tote Tier in heißes Wasser gegeben und die Federn gerupft. Der Kleine half schon fest mit. Am Abend gab es dann quasi fangfrisches Hühnchen in leckerer Ingwer-Knoblauch-Sauce mit viel frischem Gemüse als Beilage. Lois ist wirklich eine hervorragende Köchin. Während ich es in Kenia bis jetzt oft erlebt hatte, dass sich die Leute sehr eintönig von Ugali, Reis und Bohnen ernähren, ist das hier ganz anders. Es wird immer mit sehr viel marktfrischem Gemüse gekocht und auch lecker gewürzt. Insgesamt ernährt sich die Familie wirklich sehr gesund. 


So, heute geht es früh in die Federn, immerhin geht morgen das Mount Kenia Trekking los.


Gute Nacht!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nanyuki <=






Dienstag, 14. Dezember 2021

Zwei Wochen mit "Crossroads Prison and Rehabilitation Ministry"

By On Dezember 14, 2021

 

Nakuru, Kenia

Zwei super schöne, lehrreiche und unheimlich bereichernde Wochen in Tinderet sind nun schon wieder vorüber. Es war eine spannende Erfahrung Einblick in eine deutsche Missionarsfamilie hier in Kenia zu bekommen und vor allem live dabei zu sein. Tabitha und Philipp leisten eine wundervolle Arbeit. Nebenbei haben sie noch die vier kleinen Kids, welche sie mit so viel Geduld und Liebe aufziehen. Ich musste immer wieder staunen, wie Tabitha es schaffte neben den Kids und der ganzen Hausarbeit dann immer noch leckeres Brot, Kuchen und Kekse zu backen. Zudem zauberte sie Marmeladen aus den Maulbeeren und Mangos im Garten und machte Butter aus der frischen Milch, die wir täglich vom Bauern bekamen.


Mein Tagesablauf in den letzten zwei Wochen

Unter der Woche startete ich meinen Tag meist so gegen sechs oder 6:30 Uhr am Morgen. Ebenso die Kids. Es gab ein gemeinsames Frühstück. Dann ging es für die zwei Mädchen in die Missionarsschule, wo sie von freiwilligen Lernhelfern aus Deutschland unterrichtet werden. Die beiden kleineren Jungs bleiben zu Hause bei Tabi. Philipp und ich fuhren meist gegen 7:30 Uhr nach Crossroads. Dort wird am Morgen immer mit einer Morgenandacht von Pastor Peter gestartet. Diese habe ich aber nur einmal miterlebt, da wir im Normalfall zu spät dran waren. Danach ging es auch schon an die Arbeit bis etwa 17 Uhr. Die einen bauen am neuen Gebäude mit, andere arbeiten auf den Kaffeeplantagen, in der Küche, mit den Tieren, usw. Meine Aufgabe war es das Eingangstor für Crossroads zu gestalten. Philipp hatte immer recht viel zu tun, aber die anderen Arbeiter und auch die ehemaligen Gefangenen standen mir stets mit Rat und Tat zur Seite. 


Das sind die zwei Köchinnen von Crossroads. Hier bereiten sie gerade Sukuma Wiki (ähnlich wie Spinat) zu.

Es geht voran mit dem Eingangstor


Um 10:30 Uhr gab es die heiß ersehnte Chai-Pause. Dann ging es weiter bis zum Mittagessen um etwa 13:30 Uhr. Es gab täglich abwechselnd Reis mit Bohnen oder Ugali (=Maismehlbrei)  mit Githeri (=Mais mit Bohnen) und Grünzeug (Sukuma Wiki). Das Ugali mag ich ja ganz gerne, aber Reis mit Bohnen hing mir irgendwann echt ein wenig zum Hals raus *lach*. Neben meiner Arbeit am Eingangstor fungierte zwischendurch als Krankenpflegerin - da war auch immer was los: üble Dornwarzen an der Fußsohle, Bluthochdruck, Wunden,... Als das Tor fertig war, half ich noch mit Wände zu streichen. 


Spannende Gesprächsthemen

Neben der Arbeit hatten wir immer spannende Gesprächsthemen. Natürlich kamen wir auch wieder auf das Thema mit dem Heiraten. Wieder einmal brachen alle in schallendes Gelächter aus, als sie hörten, dass es bei mir zu Hause keinen Brautpreis gibt, sondern die Frauen sozusagen "gratis" sind. 


Zudem unterhielten wir uns über das Thema Essen. Die Leute hier ernähren sich ja wirklich fast nur von Reis, Bohnen und Ugali. Aber interessanterweise lieben sie das Zeug auch. Eine Mahlzeit ohne Reis oder Ugali ist für sie einfach kein richtiges Essen. Als ich Vorschläge wie Pizza, Pasta oder ähnlichem gemacht habe, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Das würde weder satt machen noch gut schmecken, meinten sie. Pizza wäre doch wie Brot und würde höchstens als Frühstück taugen. Ich musste schmunzeln. Das läuft hier als ganz nach dem Prinzip: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."


Viel Aufregung gab es bei Crossroads als Abraham - einer der ehemaligen Gefangenen - plötzlich ein Handy hatte. Eigentlich ist ihnen das verboten hier, da sie zum einen sowieso kein Geld bekommen mit dem sie sich eins kaufen könnten und zum anderen birgt ein Handy die Gefahr, dass sie wieder Kontakt zu ehemaligen Komplizen aufnehmen oder andere krumme Geschäfte drehen könnten. Nun war die große Frage wie Abraham an das Ding überhaupt kam. Nach einigen ernsten Gesprächen gestand er, dass er täglich einige Eier von Crossroads mitgehen ließ, welche er dann verkauft hatte. Mit dem Geld konnte er sich dann ein Handy kaufen. Das läuft hier oft so, dass man Dinge auf Raten kaufen kann - das ist dann oft nur ein sehr geringer Betrag, der dafür täglich zurückbezahlt werden muss. 


Die Wochenenden

An den Wochenenden machte ich ausgiebige Erkundungswanderungen in die umliegenden Dörfer, zu Flüssen und zu Teeplantagen. Da die Gegend hier komplett untouristisch ist und außer den Missionaren eigentlich keine "Weißen" anzutreffen sind, waren die Dorfbewohner oft sichtlich erstaunt, als sie mich sahen. Sie waren durchwegs sehr freundlich und hatten große Freude, wenn ich mich ein wenig mit ihnen unterhielt. Eine nette Dame wollte mich sogar zum Mittagessen einladen. Da es aber noch recht früh war, fragte ich wie spät es denn sei. Sie schaute mich erstaunt an und fragte: "Do you use the time?" - auf Deutsch: "Benutzt du die Uhrzeit?". Ich musste über mich selbst lachen. Das war jetzt wieder mal so eine typisch "deutsche" Frage von mir. Bei uns geht immer alles nach Zeit und am besten überpünktlich. Für die Leute hier spielt Zeit absolut keine Rolle, was ich eigentlich wunderschön finde. Trotzdem entschied ich mich, das nette Angebot abzulehnen, weil ich sonst wahrscheinlich den halben Tag dort verbracht hätte. 


Diese nette Familie hat mir angeboten mich zum Mittagessen einzuladen. 

Teeplantagen



Letzten Freitag Nachmittag kam eine weitere Missionarin bei Philipp und Tabitha zu Besuch - Dorothea. Sie arbeitet für dieselbe Organisation wie die beiden. Doro blieb bis Montag bei uns und musste dann wieder zurück nach Nairobi. Das war eine gute Chance für mich, gleich mit ihr mitzufahren bis nach Nakuru. Mein Plan ist es nämlich als nächstes den  Mount Kenia zu besteigen. Dazu muss ich von Nakuru aus weiter nach Nanyuki. Dort habe ich dann einen Couchsurfing Gastgeber - Robert - der gleichzeitig auch Guide ist. Mit ihm werde ich dann die Besteigung planen.


Die Fahrt mit Doro nach Nakuru war super kurzweilig und geprägt von vielen spannenden Gesprächsthemen. Wenn ich wieder nach Nairobi muss, um mein Visum eventuell zu verlängern, plane ich sie auf alle Fälle zu besuchen. Nun bin ich erstmals ein, zwei Tage in Nakuru, um ein bisschen Zeit für mich zu haben, bevor ich mich in die nächste Großfamilie stürze. Robert lebt nämlich mit seiner Familie auf einer Farm. 

Ich muss aber zugeben, dass es sich nun fast ein bisschen einsam anfühlt, so ganz alleine in meinem Hotelzimmer, ohne greischender und lachender Kinder um mich herum. 


Ich werde mich wieder melden sobald ich im Mount Kenia Gebiet bin. 


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Tinderet <=










Samstag, 4. Dezember 2021

Abenteuerliche Duschungelwanderung in Tinderet

By On Dezember 04, 2021


Tinderet, Kenia

Meine Gastfamilie machte heute einen Ausflug nach Kisumu. Ich beschloss erstmal eine ausgiebige Erkundungswanderung rund um die Missionsstation DIGUNA zu machen. Es gibt scheinbar einen schönen Wasserfall und einen großen Fels mit traumhafter Aussicht hier in der Nähe. 


Der Fels dort in der Ferne sollte mein heutiges Ziel sein. Man kann ihn von DIGUNA aus gut sehen.

... er kommt schon näher :)


Da das Wandern nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen der Einheimischen zählt, ist es oft gar nicht so einfach Wege zu finden. Nichtsdestotrotz bin ich irgendwann beim Wasserfall angekommen. Dazu musste ich zuerst abenteuerliche Leitern entlang von Wasserrohren nach oben klettern. Das letzte Stück ging es dann schwindelerregend steil, entlang von Felsen und Wurzeln nach unten. Nun begann ein dichter Dschungel. Ungünstigerweise musste ich gerade in dem Moment an meine Begegnung mit der grünen Mamba in Uganda zurückdenken. Es überkam mich eine regelrechte Schlangenphobie. Natürlich nicht ganz zu unrecht, denn hier in dieser Gegend gibt es ja bekanntlich einige dieser Exemplare. Philipp erzählte mir beispielsweise von einer sechs Meter langen Python, die in Crossroads gesichtet wurde. Zudem sollte es auch Puffottern und Grüne Mambas geben. Vor lauter Panik nahm ich einen großen Stein und warf ihn immer wieder ein paar Meter vor mir auf den Boden, um eventuelle Untiere zu verscheuchen. Zum Glück ging alles gut und schon bald stand ich unter einem beeindruckenden Wasserfall. 


Entlang von Wasserrohren ging es über diese Leiter nach oben



Nur gut, dass es hier so viele Wurzeln zum Festhalten gibt


Ich musste die kleine Ketterpassage wieder zurück zum Weg. Von nun an ging es einen ganz gemütlichen Pfad entlang bis zu einem malerisch schönen, kleinen See. Von da aus konnte ich keinen wirklichen Weg mehr finden und kämpfte mit dem Dornengestrüpp um mich herum. Es kam mir gerade recht, als ich einen jungen Mann in der Ferne auf einem Stein sitzen sah. Er schien mich zu beobachten. Ich bahnte mir einen Weg durch das Gestrüpp und fragte ihn nach dem Weg zum großen Fels. Er meinte, ich sollte ihm folgen. Er begann mich auszufragen, ob ich denn alleine hier sei und ob ich verheiratet wäre. Ich erklärte ihm, dass meine Freunde ganz in der Nähe sind und dass ich natürlich verheiratet wäre. Ich konnte mir nämlich schon denken, worauf er hinaus wollte. Meine Antworten hielten ihn aber keineswegs davon ab, mir schon kurz darauf recht eindeutige Angebote zu machen. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich kein Interesse hatte und ich seine Begleitung eigentlich nicht brauchen würde. Natürlich ließ sich der Gute nicht so einfach abwimmeln. Ganz kurz überlegte ich, ob ich Angst haben sollte. Aber im Anbetracht der Tatsache, dass der Kerl maximal so groß war wie ich und wahrscheinlich nur halb so schwer, beschloss ich, dass mir der gar nichts anhaben kann. Was war ich froh, als er dann irgendwann doch verschwand.


Nun war ich beim Felsen angekommen. Die Aussicht von hier aus ist fantastisch. Man sieht nach DIGUNA hinüber und runter zu dem Wasserfall, von dem ich gerade gekommen bin. Ich legte eine kleine Pause ein und ließ die traumhafte Kulisse ein auf mich wirken. 



Angekommen am großen Fels mit Blick auf den Wasserfall hinab,


Der Rückweg führte mich vorbei an ein paar kleinen Farmen und später wieder den Hügel hinauf nach DIGUNA. Was für eine abenteuerliche Wandertour! Nun war ich aber doch froh, wieder heil zurück zu sein!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Tinderet <=









Tinderet - Inmitten einer saftig grünen Hügellandschaft und malerischer Kaffee- und Teeplantagen

By On Dezember 04, 2021

 

Tinderet, Kenia

Mit einem Tag Verspätung, bin ich am Dienstag Abend in der Missionsstation DIGUNA in Tinderet angekommen. Meine 6-köfpige Gastfamilie begrüßte mich herzlich. Sie besteht aus Philipp & Tabitha mit ihren vier Kindern. Der Jüngste ist gerade mal sieben Monate alt und die Älteste ist sieben Jahre. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist hier ordentlich Leben drin. Sie leben mittlerweile zwei Jahre als Missionare in Tinderet. Philipp und Tabitha dürfen zwar mit den anderen Missionaren in DIGUNA wohnen, sind aber eigentlich für ein anderes Projekt zuständig: "Crossroads Prison and Rehabilitation Ministry". Dabei werden ehemalige Gefangene dabei unterstützt wieder zurück ins normale Leben zu finden. Sie arbeiten mit auf den Kaffeeplantagen und können dort wohnen und essen. Ich finde das Projekt wirklich sehr spannend und darf nun in den nächsten zwei Wochen dort auch mithelfen. 

Die Missionssation DIGUNA

Am Mittwoch blieb ich mit Tabitha und den Kids erstmals zu Hause. Tabitha zeigte mir die Missionsstation. Sie haben hier unter anderem ein Kinderheim für Waisenkinder und eine Polytechnische Schule für Einheimische. Die Missionarskinder werden von Freiwilligenarbeitern aus Deutschland unterrichtet. Sehr faszinierend finde ich auch die Gegend rundherum. Wir befinden uns auf einem Hügel mit traumhafter Aussicht auf die umliegenden saftig grünen Hügel- und Berglandschaften, auf denen Kaffee, Tee, Mais und Zuckerrohr angebaut wird. 


Man muss sagen, dass es sich hier für kenianische Verhältnisse wirklich gut lebt. Auch die Häuser wirken sehr europäisch - sie haben Waschmaschinen und einen Herd, so wie wir ihn kennen. Es gibt sogar einen Pool, der natürlich auch gleich ausprobiert wurde. Ein ordentlicher Kontrast zu der einfachen Familie im Dorf ist das hier nun allemal. 

Der Swimmingpool in der Missionsstation DIGUNA

Kaffee

Ausblick von der Missionsstation

Erster Besuch bei Crossroads

Am Donnerstag fuhr ich dann mit Philipp zum ersten Mal zu Crossroads. Er stellte mich den Leuten dort vor und führte mich ein wenig herum. Es gibt dort im Moment fünf ehemalige Gefangene. Die Straftaten dieser jungen Männer reichen von Diebstahl bis hin zu Vergewaltigung. Neben den ehemaligen Gefangenen wohnt da noch Pastor Peter mit seiner Familie. Tagsüber sind auch noch jede Menge auswärtiger Arbeiter vor Ort. Es wird hier Kaffee angebaut und auch verarbeitet. Zudem haben sie Hühner, Kühe und Ziegen. Im Moment wird außerdem ein neues Gebäude gebaut. Ziemlich viel los also. Auch hier wurde ich sehr herzlich aufgenommen.

Meine ehrenvolle Aufgabe wird es sein das Eingangstor, welches etwa 3x3 Meter groß ist, zu gestalten. Ich werde mich dort also tatsächlich verewigen. Da meine kreative Ader leider nicht sonderlich ausgeprägt ist, hoffe ich, dass dieses Projekt halbwegs gelingen wird. 

Abschlussfeier in der Polytechnischen Schule

Wir waren nur für etwa zwei Stunden bei Crossroads, weil dann eine Abschlussfeier in der Polytechnischen Schule anstand, zu der Philipp eingeladen war. Ich durfte auch mitkommen. Wir waren schon recht besorgt, viel zu spät zu sein, aber wie ihr euch vorstellen könnt ticken die Uhren in Afrika sowieso anders. Infolgedessen waren wir im Endeffekt mehr als überpünktlich. Aufgrund der Corona-Auflagen durften die Familien der Jugendlichen leider nicht mit dabei sein. Dementsprechend fiel die Feier auch kürzer als sonst aus. Es gab Unmengen von Dankesreden - die Kenianer lieben das! - und dann noch eine Tanzeinlage von zwei verschiedenen Stämmen. Zum Abschluss bekamen wir noch ein leckeres Mittagessen. 


Traditionelle Tänze

Projekt Eingangstor

Gestern, am Freitag, startete ich dann meinen ersten wirklichen Arbeitstag bei Crossroads. Um halb acht morgens fuhren Philipp und ich los. Die Autofahrt dorthin würde wohl etwa 20 Minuten dauern. Es ist jedoch so, dass hier etwa alle fünf Minuten irgend etwas dazwischenkommt *lach*. Das sind zum Beispiel Leute, die Philipp fragen, ob sie mitfahren dürfen, dann war da ein Mann der uns aufgehalten hat, um zu fragen, ob wir Arbeit für ihn hätten, ein Traktor am Straßenrand, der vergessen hat den Blinker auszustellen usw. Ich bewundere es wirklich wie geduldig Philipp jederzeit ein offenes Ohr für sämtliche Anliegen der Leute hat. Er ist immer super hilfsbereit und hat auch Spaß an diesen kleinen Zwischenfällen, wie er selber sagt. 

Bei Crossroads angekommen, startete ich also meine Arbeit. Zuerst musste das große Tor abgeschliffen werden, da es der Rost schon an allen Ecken und Enden abblätterte. Danach lackierte ich es mit einer grauen Grundierfarbe.  Das sind natürlich alles völlig neue Arbeiten für mich, was aber halb so wild war, denn immer wieder kam einer der jungen Männer vorbei und bot mir Hilfe an. Am Vormittag gab es eine kurze Pause für Chai - das ist der leckere, süße Milch-Tee - und um 13 Uhr stand Mittagessen an: Reis mit Bohnen. 

So sah das Tor vor dem Abschleifen aus

... und so sieht es im Moment mit der Grundierfarbe aus ;)

Gegen 17:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Heimweg. Es war ein sehr gelungener Tag und ich muss sagen, dass mir die Arbeit dort wirklich Spaß macht. Es ist wieder einmal eine ganze neue Erfahrung. Außerdem ist es sehr spannend Einblick in das Leben einer Missionsarsfamilie zu bekommen. Ich habe wirklich größten Respekt vor dem, was sie hier mit so viel Herzblut machen. 


Meine Gastfamilie ist heute für einen Ausflug nach Kisumu gefahren. Das ist die nächste größere Stadt hier in der Umgebung, welche etwa zwei Autostunden entfernt liegt. Ich habe geplant eine Erkundungswanderung  zum Wasserfall und einem großen Felsen machen.

Hier in der Umgebung gibt es viele Flüsse




Also dann, bis zum nächsten Mal! 

Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Tinderet <=









Sonntag, 28. November 2021

Simples Landleben in Kapkoi

By On November 28, 2021

 

Eldoret, Kenia

Eine Nacht in Nakuru

Letzten Donnerstag, dem 18.11., ging es für mich weiter von Naivasha nach Nakuru. Ich hatte dort eine Unterkunft gleich neben dem Busbahnhof. Dementsprechend laut war es auch die ganze Nacht. Ich muss zugeben, dass mir die Gegend dort nicht sonderlich sympathisch war. Die Leute sind irrsinnig aufdringlich und versuchten mich fast schon aggressiv in ihr Matatu zu zerren, ganz egal ob ich dorthin wollte oder nicht. Zum Glück waren die Angstellten meiner Unterkunft dafür umso netter. Daniel - ich vermute es ist der Besitzer - brachte mich am Freitagmorgen sogar zum Busbahnhof und ging sicher, dass ich im richtigen Matatu landete.


Von Nakuru ging es dann am nächsten Tat weiter nach Eldoret. Auch das ist eine recht große Stadt, jedoch stellte ich gleich bei der Ankunft fest, dass die Menschen hier um einiges freundlicher und weniger aufdringlich sind.


Angekommen bei Hillary und seiner Familie 

Meine Gastfamilie (von Couchsurfing) wohnt etwa 30 km außerhalb von Eldoret in dem Dorf Kapkoi, das auf 2.500 m Seehöhe liegt. Die Familie besteht aus Hillary - ein professioneller Marathonläufer, seiner Frau Betty und den beiden Kindern Annabelle (5 Jahre) und Aniel (1 Jahr). Betty holte mich vom Busbahnhof ab. Nun ging es mit einem weiteren Matatu nochmals über eine Stunde in ihr kleines, idyllisches Heimatdörfchen Kapkoi. Ich fühlte mich von Anfang an super wohl hier. Alles total ländlich und simpel. Die Familie lebt in einem kleinen Holzhaus mit einem Wellblechdach. Die Küche ist in einem eigenen Gebäude - hier wird auf offenem Feuer gekocht. Auch die Hühner wohnen mit in der Küche. Das Toilettenhäuschen befindet sich etwa 100 Meter vom Haus entfernt - eine kleine Holzhütte mit einem Loch im Boden, welches man möglichst treffen sollte, wenn man sein "Geschäft" verrichtet. Die "Dusche" ist die kleine Holzhütte gleich daneben - man nimmt sich einen Kanister Wasser mit und duscht sich dann im Schöpfprinzip. Fließend Wasser gibt es keines, es muss mühsam vom Brunnen heraufgezogen und hergeschleppt werden. Dann wird es am Feuer noch erwärmt. Duschen ist hier also etwas ziemlich zeitaufwändiges. Zudem muss man mit etwa drei Litern auskommen, da Wasser  Mangelware ist. Die Familie besitzt drei Kühe, von denen eine täglich gemolken wird. Außerdem haben sie einen Garten mit vielen Früchten und Gemüse (Kartoffeln, Mais, Melonenbirnen, Avocados, Tamarillos,...). Sie versorgen sich zu einem großen Teil selbst oder tauschen Dinge und Lebensmittel mit den Nachbarn aus. 


Betty beim Melken der Kuh

Die Küche. Hier wird auf auf offenem Feuer gekocht.

Links die Toilette und rechts die Dusche ;)

So sieht die Toilette von innen aus. Man sollte möglichst das kleine Loch treffen wenn man sein "Geschäft" erledigt. 

Hier wird geduscht und zwar nach dem Schöpfprinzip. Man nimmt eine Schüssel warmes Wasser mit und einen Becher, mit dem sich das Wasser dann über den Körper schüttet.


Da wo die weltbesten Marathonläufer herkommen...

... genau da befinde ich mich gerade. Man kennt sie ja, die kenianischen Marathonläufer, die bei den Wettkämpfen immer ganz vorne mitlaufen. Sie kommen großteils tatsächlich genau da her wo ich gerade bin. Da Eldoret und die Gegend rundherum (zB Iten) auf durchschnittlich 2.500 m Seehöhe liegt, bietet diese Region die idealen Voraussetzungen für das sogenannte Höhentraining. Das Laufen ist in Kenia jedoch weniger eine Freizeitbeschäftigung, sondern eine der wenigen Möglichkeiten, einen Weg aus der Armut zu finden. Die Arbeitslosenquote beträgt hier scheinbar bis zu 80%. 


Ich, als begeisterte Läuferin, wollte mit Hillary natürlich gleich über das gemeinsame Hobby sprechen. Ich musste schlucken als er mir antwortete: "You know, we Kenyans don´t run for fun, we run for money." Auf Deutsch: "Weißt du, wir Kenianer laufen nicht zum Spaß, wir laufen für Geld." Unglaublich was da für Welten aufeinander prallen. Für uns ist das Laufen eine nette Freizeitbeschäftigung, während es hier mehr oder weniger ums nackte Überleben geht. 


Umso rührender fand ich es wie bereitwillig diese einfache Familie alles was sie hatte mit mir teilte. Sie gingen immer sicher, dass ich satt war und es mir an nichts fehlte. Hillary erzählte mir, dass er seinen Traum ein erfolgreicher Marathonläufer zu werden, mittlerweile wieder an den Nagel gehängt habe. Zu groß sei die Konkurrenz. Und solange er nicht gewinnen würde, bekäme er auch kein Preisgeld. Er hätte eigentlich die perfekten Voraussetzungen - er ist gertenschlank und hat hat einen durchtrainierten Körper. Nun möchte er aber sein Glück mit Hilfsjobs in Katar versuchen. Dort würde er genug Geld verdienen um seiner Familie Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Er habe das Visum bereits beantragt und möchte gerne für zwei Jahre dorthin. Sein Vorhaben stimmt mich traurig, immerhin führen er, seine Frau und die zwei Kinder ein wirklich harmonisches Familienleben in einer absolut idyllischen Umgebung. Sie pflegen einen respektvollen Umgangston und behandeln einander äußerst liebevoll. Jeden Abend sitzt die ganze Familie zusammen und es wird in der Bibel gelesen, gemeinsam gesungen und gebetet. Ich kann Hillary nur aus vollem Herzen wünschen, dass sein Vorhaben den gewünschten Erfolg bringt. Für uns, die wir mit so viel Wohlstand aufgwachsen sind, sind solche Schritte oft schwer nachzuvollziehen. 


Hillary, Betty mit Aniel und Annabelle


Der Tagesablauf auf der Farm

Es gibt hier immer viel zu tun. Die Familie steht um kurz vor sechs Uhr am Morgen auf. Annabelle wird dann für die Schule fertig gemacht. In Kenia gehen die Kinder tatsächlich schon ab vier Jahren zur Schule. Die Kleine spricht fließend Englisch, Swahili und die regionale Stammes-Sprache. Unglaublich! Danach geht´s ans Melken der Kuh. Hillary ist ein guter Lehrer und schon bald konnte ich beim Melken helfen. Da die Kuh leider nicht immer genug Wasser bekommt, gibt sie leider manchmal nur sehr wenig Milch. Zudem ist es äußerst beschwerlich das Wasser vom Brunnen heraufzuziehen und dann den etwa 500 m weiten Weg zu schleppen. Für die drei Kühe sollten es täglich mindestens 100 Liter sein! 

Ich beim Melken :D

Nachdem die Kühe versorgt sind, wird der Chai aufgestellt. Das ist der typisch kenianische Tee mit viel Milch und ganz viel Zucker. Der Tee wächst auf den Teeplantagen direkt vor dem Haus. Und die Milch kommt frisch von der Kuh. Sogar der Zucker kommt vom regionalen Zuckerrohr. Tatsächlich trinkt die Familie so gut wie gar nichts anderes als Chai den ganzen Tag. Das Wasser hier sollte ja sowieso immer abgekocht werden vor dem Trinken. Zusätzlich gibt es am Morgen zum Chai selbstgemachtes Chapati (= Fladenbrot, bestehend aus Mehl und Waser) .

Betty und Hillary beim Zubereiten frischer Chapatis

Weiter geht es mit Arbeiten wie Brennholz aus dem Wald holen, Tierfutter schreddern, die Hühner versorgen, Obst und Gemüse ernten, Wäsche händisch waschen, usw. Nebenbei muss noch auf den einjährigen Aniel aufgepasst werden, den man eigentlich keine Sekunde aus den Augen lassen soll. Einmal stand er schon kurz vor dem metertiefen Brunnenloch - mir ist fast das Herz stehen geblieben. Betty hat vor Kurzem einen kleinen Job in der Stadt gefunden, wodurch sie unter der Woche tagsüber nicht da ist. Zum Glück wohnt im Moment noch die Schwester von ihr mit uns, die eine große Entlastung bei den täglichen Arbeiten darstellt. Zu meiner Begeisterung finden sich im Garten zwischen den Obststauden immer wieder kleine Chamäleons in den buntesten Farben. 

Die kleine Annabelle und ihre drei Kusinen beim Brennholz sammeln

Nachbarschaftshilfe wird im Dorf groß geschrieben. Immer wieder kommt jemand vorbei, um zu helfen oder eben umgekehrt. Gleich am ersten Wochenende feierte die Nachbarsfamilie den Schulabschluss ihres Sohnes. Wir kamen schon am Vortag dorthin um ihnen die zu helfen die Unmegen von Kartoffeln zu schälen und das Essen vorzubereiten. Am nächsten Tag werden nämlich viele Gäste erwartet. Natürlich waren wir dann auch zur Feier eingeladen. Die ganze Großfamilie war da und etwa das halbe Dorf. Insgesamt waren es wohl etwas über 50 Besucher. Ich wurde super herzlich von allen empfangen. 

Schulabschlussfeier im Dorf

Am Samstag Abend verkündete Hillary mir feierlich, dass wir ein Schaf schlachten werden. Am nächsten Tag kommen nämlich Verwandte vorbei. Soweit ich das verstanden habe geht es darum, dass irgendwelche Brautpreisschulden erlassen wurden. Natürlich durfte ich bei der Schlachtung life dabei sein. Hillary und sein Nachbar schnitten dem schon etwas älterem Schaf mit einer recht stumpfen Machete den Kopf ab. Die 5-jährige Annabelle schaute quietschend vor Begeisterung zu. Als der Kopf ab war, schnappte sie sich diesen sogleich zum Spielen. Sie steckte ihre Finger in sämtliche Öffnungen und war innerhalb kürzester Zeit auf und auf voll mit Schafsblut. Die Erwachsenen störte das wenig. Mein Auftrag war es dann ihnen den Schafskopf nachzutragen zum Haus. Das war ein ekelhaftes Gefühl sag ich euch. Der Kopf bewegte sich nach wie vor ein wenig, zudem war er immer noch warm und blutete. Nun wurde dem Vieh noch das Fell abgezogen und das Fleisch aufgearbeitet. Gegessen wird hier ALLES außer die Knochen, was heißen soll alle Teile des Darms, sämtliche Innereien usw. Das war wieder einmal ein recht gravierendes Erlebnis heute. Fotos erspare ich euch lieber ;)


Zum gemeinsamen Joggen kam ich mit Hillary nur ein einziges Mal. Aber das hat mir schon gereicht. Aufgrund der Höhe, war ich innerhalb kürzester Zeit ordentlich außer Atem. Dafür machten wir aber immer wieder kleine Wanderungen in den Wald und zu wunderschönen Wasserfällen ganz in der Nähe. Die kleine Annabelle verfolgte mich in jeder freien Minute auf Schritt und Tritt. Sie liebt es meine Haare anzufassen und mir Frisuren zu machen.


Annabelle, Aniel und ich


Annabelle, ich, Aniel und Betty

In Kenia wird typischerweise mit den Fingern gegessen

In dieser Flasche aus Kürbis befindet sich ein fermentiertes Getränk bestehend aus Milch und Holzkohle. Es ist typisch für die Gegend hier und nennt sich "Mursik". 

Wanderung mit den Nonnen ;)

Wunderschöne Aussicht vom Wasserfall aus

Wenn einem die Hühner das Mittagesen wegessen *lach*


Kulturelle Unterschiede

Am Sonntag, als dann das geplante Festessen stattfand, amüsierten sich die Gäste vor allem darüber, dass in meiner Heimat eine Frau "gratis" ist - also, dass es keinen Brautpreis gibt. So etwas ist für sie absolut unvorstellbar.  


Mittags und abends isst die Familie meist Ugali (=Maismehlbrei, ähnlich wie Polenta) oder Reis mit Bohnen. Als ich ihnen eines abends Pasta mit Tomatesauce gekocht hatte, merkte ich sofort, dass sich ihre Begeisterung in Grenzen hielt. Ein Essen ohne Ugali ist für sie kein richtiges Essen. Ich selbst war heilfroh endlich mal etwas anderes zwischen die Zähne zu bekommen. Meine Freude war leider nur von kurzer Dauer. Ehe mich mich versah , schüttete Betty Teile vom Schafskopf über meine Nudeln. Da das Vieh schon älter war, hatte es einen unglaublich starken "Schaf"-Geschmack. Zudem besteht der gekochte Kopf sowieso nur aus einer ekelhaft ledrig-gummiartigen Haut. Wenn man darauf herumkaut, wird die Masse im Mund immer mehr statt weniger. Ich konnte sie davon überzeugen, dass ich Schafskopf nicht so gerne mag und spendierte ihn an Hillary. Leider war aber schon allein die Sauce davon so geschmacksintensiv, dass meine ganze Pasta versaut war. Aber der Hunger war letztendlich größer....


Es dauerte bis das Schaf komplett aufgegessen war. Auch die nächsten Tage schwammen in der Bohnensauce immer wieder irgendwelche Teile vom Schafsdarm. Das war schon eine ordentliche Bewährungsprobe für mich. Der Rest der Familie strahlte aber, da Fleisch für sie etwas sehr seltenes und besonderes ist. Da es keinen Kühlschrank gibt, muss man das Tier natürlich so schnell wie möglich weiterkriegen. Als Hillary dann fast eine Woche nach der Schlachtung noch einen Schafsschenkel aus der Scheune holte, musste ich ihm aber sagen, dass ich das keinesfalls mehr essen würde. Tagsüber ist es sehr warm dort und außerdem sitzen die Fliegen drauf. Hillary wollte mich jedoch davon überzeugen, dass das überhaupt nicht schlimm wäre und schnitt ein Stück vom Schenkel ab. Ich musste mich fast übergeben, als ich sah, dass das Fleisch voll von kleinen Madenwürmern war. Gar kein Problem meinte Hillary, das Fleisch wird eh noch gekocht. Das war jetzt nun wirklich zu viel für mich. Ich legte auch Hillary noch ans Herz, dass er das besser nicht mehr essen sollte, er könne sich eine üble Lebensmittelvergiftung holen. 


Was zudem für uns etwas ungewöhnlich erscheinen mag ist, dass die Babys hier keine Windeln tragen. Wenn sie pinkeln müssen, dann ist eben die Hose nass. Die meisten Erwachsenen stört das nicht sonderlich, wenn so ein nasses Baby auf ihnen herumkrabbelt oder sich auf ihren Schoß sitzt. Da hatte ich schon ordentlich Mühe. Immerhin liebte es der kleine Aniel auf meinem Schoß zu sitzen. Und da man die Wäsche hier ja nur händisch waschen kann, ist es viel Arbeit, diese dann wieder völlig sauber und geruchsfrei zu kriegen. Wenn der Kleine "groß" muss, dann merken sie das meistens und ziehen ihm die Hose runter, oder sie wird einfach gewechselt und ausgewaschen. Also ich denke, ich habe hier das Immunsystem meines Lebens entwickelt ;) Ich bin ja der Meinung, dass wir in Europa teilweise viel zu steril leben, aber das hier fand ich teilweise schon etwas zu viel des Guten. Trotzdem muss man sagen, dass die ganze Familie pumperlgesund ist. 


Die Sache mit dem Heiraten

Was bestimmt auch noch unter die Rubrik "kulturelle Unterschiede" gehört, ist die Sache mit dem Heiraten. Für die Leute hier ist es absolut unverständlich wieso ich keinen Mann und Kinder habe. So etwas sei ein Segen Gottes und gehöre zum Leben einfach dazu. Für das Problem hatte Hillary recht schnell eine Lösung parat: Hosea, der Bruder von Betty wäre noch zu haben. Er ist Mitte zwanzig, trinke keinen Schluck Alkohol und wäre sehr fleißig. Ein perfekter Ehemann also. Ich machte den riesengroßen Fehler und tat das Angebot als Scherz ab. Freundlichkeitshalber erlaubte ich es Hillary sogar, dass er ihm meine Nummer weitergibt. Schon bald wurde mir klar, dass die Sache hier todernst ist. Hosea meinte scheinbar nun wirklich ich hätte Interesse ihn zum Mann zu nehmen. Als ich Hillary erklärte, dass wir in Europa aus Liebe heiraten, meinte dieser bloß, dass die Liebe eh automatisch kommen würde, wenn man sich öfters trifft. Heiraten ist hier oft einfach Mittel zum Zweck. Puh, irgendwie musste ich aus der Situation wieder rauskommen. Der Rest der Familie verstand meine Zurückhaltung überhaupt nicht. Man muss hald auch bedenken, dass so ein Muzungu (=Weiße) in der Familie ein besseres Leben für sie alle bedeuten könnte. Mittlerweile habe ich aber klare Worte gesprochen, die sie nun wohl auch verstanden haben. Hillary war tatsächlich etwas eingeschnappt. Nun habe ich wieder eine wichtige Lektion fürs Leben gelernt: In Afrika darf man nie mit Herairatssachen scherzen!!


Ansonsten ist zu sagen, dass die Menschen hier keinen Stress kennen und Zeit für sie überhaupt keine Rolle spielt. Vor allem das soziale Miteinander ist sehr wichtig. Trifft man Bekannte auf der Straße, kann so eine Begüßung schon mal über eine Stunde dauern. 


Zurück in der Zivilisation 

Insgesamt verbrachte ich eine volle Woche bei dieser wundervollen Familie. Vorgestern, am Freitag, brachte mich Hillary zurück nach Eldoret. Hier werde ich bis morgen - Montag -  verweilen. Ich kaufte noch Kleider für die Kinder, worüber sie sich äußerst dankbar zeigten. Zudem musste ich allen versprechen, bald wiederzukommmen - was ich natürlich sehr gerne mache. Nun wird es aber am Montag erstmals weitergehen nach Tinderet. Dort werde ich bei einer Missionarsfamilie leben, die ehemalige Gefangene rehabilitiert. Ich bin schon unglaublich gespannt auf meine Zeit dort. 

Im Moment genieße ich es sehr wieder in der "Zivilisation" angekommen zu sein. Es gibt hier im Ort sogar einen Waschsalon mit Waschmaschine (!!!) welchen ich natürlich sofort aufgesucht habe. Seit Beginn meiner Reise habe ich meine Sachen eigentlich immer nur händisch gewaschen. Außerdem genieße ich es zwischendurch wieder mal etwas anderes als Ugali und Reis zu essen. Und wie schön eigentlich so eine Dusche mit fließend Wasser ist! So lernt man die kleinen Dinge im Leben wieder richtig zu schätzen :)

Plakat in einem Supermarkt in Eldoret. Hier gibt es nicht - wie bei uns - Geld zu gewinnen sondern 1000 Ziegen *lach*


Ich werde mich wieder melden wenn ich in Tinderet angekommen bin.


Bis bald!

Eure Michi :)












DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN: