Von Norwegen nach Schweden
Es dauerte tatsächlich zwei Tage bis ich an meinem Zielort in Schweden angekommen bin. Zuerst hatte ich einen Zwischenstopp in Oslo. Am Flug dorthin sah ich zum ersten Mal seit 10 Tagen endlich wieder die Sonne. Es ging dann weiter nach Stockholm, wo ich ganze 24 Stunden Zwischenaufenthalt hatte. Geplant war, dass ich mir in dieser Zeit die Stadt anschauen könnte. Daraus wurde leider nichts. Mir ist nämlich an meinem letzten Abend in Norwegen eine Zahnfüllung herausgebrochen. Da ich bei meinem Workaway Job in Schweden fernab der Zivilisation wohnen werde, versuchte ich nun irgenwie einen Zahnarzt zu finden, der mir das vorher noch richten kann. Das war gar nicht so einfach, immerhin kam ich an einem Samstag an. Ende der Geschichte ist, dass diese Mission den ganzen Tag dauerte aber zum Glück erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Eine ganz liebe Zahnärztin in der Nähe des Flughafens machte extra für mich ihre Praxis auf - was sich dann natürlich in den Kosten niedergespiegelt hatte *lach* - und werkte über eine Stunde an meinem Zahn herum.
Am Sonntag dem 8.1. ging es dann weiter von Stockholm nach Östersund, das liegt bereits in Nordschweden. Das Flugzeug war so gut wie leer - es waren vielleicht 20 von 200 Sitzplätzen besetzt. So ein leeres Flugzeug erlebte ich zum ersten Mal. Am Flughafen Östersund traf ich dann die Familie Schenk bei der ich die nächsten 17 Tage arbeiten werde und im Gegenzug dazu gratis Kost und Logis erhalte. Beziehungsweise wird nur Christoph da sein, da seine Frau Miriam und die Kinder für die nächsten Wochen nach Deutschland fliegen. Wie es der Zufall so wollte ging Miriams Flug genau eine Stunde nachdem ich angekommen bin. Das war natürlich ein großer Vorteil für mich, denn so konnte ich gleich mit Christoph mitfahren und auch noch kurz Miriam und die Kinder kennenlernen. Sonst wäre es eine ziemlich komplizierte Angelegenheit gewesen zu ihrem Hof zu kommen. Sie wohnen nämlich so richtig in der Wildnis Schwedens.
Angekommen im Galå Fjällgård
Nach etwa eineinhalb Fahrtstunden kamen wir auf ihrem Hof - dem
Galå Fjällgård - an. Er befindet sich in der Provinz Jämtland und gehört zur Gemeinde Svenstavik. Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde inmitten einer wunderschönen Winterlandschaft. Schnee gibt es hier mehr als genug. Ringsum sind endlose Birken- und Fichtenwälder soweit das Auge reicht. Hin und wieder sieht man Spuren von Elchen und Rentieren im Schnee. Der nächste Nachbar ist übrigens 20 km entfernt und die nächste Einkaufsmöglichkeit 40 km.
Christoph zeigte mir meine Unterkunft: eine gemütliche kleine Blockhütte. Geheizt wird mit Holz, es steht nämlich ein kleiner Kaminofen im Wohnzimmer. Ansonsten gibt es noch zwei Schlafzimmer und eine kleine Küche. Fließend Wasser ist nicht vorhanden. Genau so stellt man ich seine gemütliche Auszeit in der Wildnis Schwedens vor. Ich teile mir die Unterkunft mit Brendon - einem jungen Studenten aus Deutschland. Er ist bereits zwei Tage vor mir angekommen und wird so lange bleiben wie ich. Rund um den Hof gibt es mehrere Langlaufloipen und Wanderwege die im Winter gespurt werden müssen. Weiters vermietet die Familie Schenk mehrere kleine Blockhütten an Touristen. Sie haben all das komplett alleine aufgebaut - unglaublich!
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Abendstimmung im Galå Fjällgård |
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Galå Fjällgård |
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Eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch :) |
Meine Tage hier im Galå Fjällgård
Meistens beginnt mein Tag hier um sieben Uhr morgens mit einer Tasse Kaffee und einem kleinen Frühstück. Danach steht eine kleine Gassi-Runde mit Irko - dem Hofhund - an. In ihn habe ich mich sofort verliebt. Ein wunderschönes Tier mit einem sehr freundlichen Wesen. Je nachdem ob es in der Nacht geschneit hat, ist es dann zum Schneeräumen. Christoph verteilt dann noch diverse Arbeiten an Brendon und mich wie z.B. sich um das Feuerholz kümmern, Blockhütten putzen, Langlaufloipen spuren helfen, Marmeladen einkochen etc. Die Arbeit macht richtig Spaß, zudem lerne ich jede Menge Neues dabei.
Am Nachmittag ist dann reichlich Zeit um diese wunderschöne Winterlandschaft zu genießen. Christoph hat uns Schneeschuhe, Langlaufschi und Tourenschi geliehen. Am Abend kochen wir alle drei gemeinsam.
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Schneeschuhtour mit meinem neuen Wanderpartner "Irko" |
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Die Langlaufloipe |
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Hier machten wir eine Schitour zu einer Notunterkunft am Berg. Dort genehmigten wir uns dann einen heißen Jagatee aus der Thermoskanne.
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"Hygge" - die skandinavische Gemütlichkeit
Das dänische sowie auch norwegische Wort "hygge" beschreibt die gemütlichen Abende hier wohl sehr gut. Es heißt so viel wie sich eine gemütliche, herzliche Atmosphähre zu schaffen. Dazu eigenen sich Kerzen, ein Kaminfeuer, Tee, kuschelige Kleidung, usw.
Zum Ausklingen des Tages liebe ich es vor dem Kamin zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen oder einfach nur das Feuer zu beobachten, während es draußen eisig kalt ist. Die kälteste Temperatur war bis jetzt - 17 Grad, wobei es meistens aber zwischen -5 und und -15 Grad hat. Da die Sonne hier im Moment recht tief steht, ist es tagsüber gleich kalt wie in der Nacht. Tatsächlich macht mir die Kälte aber gar nichts aus. Wenn man sich draußen bewegt, wird es sowieso schnell warm und drinnen wärmt das Kaminfeuer auch ordentlich. An manchen Abenden heizt Christoph sogar die Holzofensauna an - es gibt nichts Schöneres als einen Tag im Freien dort ausklingen zu lassen. Zum Abkühlen kann man sich dann direkt im Schnee vor der Saunahütte wälzen ;) Manchmal wird auch mit den Gästen in der Grillhütte zusammengesessen und z.b Stockbrot über dem Lagerfeuer gegrillt.
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Ein hyggeliger Abend in meiner Blockhütte |
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Die Holzofensauna :) |
Und schon wieder Nordlichter
Vor drei Tagen klopfte es um etwa halb zwölf nachts an unserer Blockhütte. Brendon wurde vor mir wach und weckte auch mich ganz aufgeregt. Christoph hätte ihm soeben gesagt es gäbe gerade Nordlichter. Ich schlüpfte schnell in warme Kleider und eilte ins Freie. Und siehe da: der ganze Himmel war erleuchtet von grünen Lichtern. Wow!! Ich hätte mir wirklich nicht gedacht, dass selbst hier in der Mitte Schwedens die Nordlichter noch so intensiv sind. Sie waren wirklich überall und änderten langsam ihren Formen. Seht selbst:
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Nordlichter im Galå Fjällgård |
Eine Schitour irgendwo im Nirgendwo
Ein weiteres Highlight der letzten Tage war sicherlich die Schitour zu den Nybodarna Almen und dann weiter auf den Valskaftet. Christoph und ich starteten ich die Tour direkt an seinem Hof, während Brendon hier blieb um Hund und Hof zu hüten. Es war ein ziemlich wolkiger Tag, das sollte uns aber nicht aufhalten. Bis zu den Almen war die Strecke recht flach, dann ging es den Valskaftet hinauf. Es wurde immer nebliger. Als wir an der Baumgrenze ankamen, konnten wir keine drei Meter weit sehen. So etwas hatte ich tatsächlich noch nie erlebt - es war alles einfach komplett weiß. Wir konnten nicht einmal erkennen ob es direkt vor uns bergauf oder bergab ging. Zum Glück kennt Christoph die Gegend gut, außerdem hatten wir ein GPS dabei, was sich wirklich als sehr hilfreich erwiesen hat. Besonders abenteuerlich wurde dann die Abfahrt, da wir wirklich gar nichts sahen. Wir versuchten einfach uns gegenseitig nicht aus dem Blick zu verlieren. Und natürlich landeten wir regelmäßig am Hintern *lach*.
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Irgendwo im Nirgendwo |
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Christoph und ich |
Die Zeit vergeht mir irgendwie schon wieder viel zu schnell. Bereits in einer Woche geht es wieder zurück nach Hause.
Also dann, ich wünsch euch einen "hyggeligen" Abend ;)
Eure Michi :)
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