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Montag, 8. März 2021

Eine alte Fischfabrik und die Hippie-Höhlen auf La Gomera

 

Valle Gran Rey, La Gomera

Die letzten Tage verliefen wieder überaus abenteuerlich. Am Freitag machte ich mich gemeinsam mit Sdravko auf zu einem weiteren Insel-Erkundungsabenteuer mit Schlafsack und Isomatte im Gepäck. Die Sachen, die wir nicht brauchten durften wir abermals bei unserer Gastgeberin Flor in Valle Gran Rey lassen. 


Der Strand Playa la Cantera und die alte Fischfabrik

Standartmäßig machten wir uns per Anhalter auf den Weg. Das heutige Tagesziel sollte der abgelegene Strand La Calera sein. Dort befindet sich scheinbar eine alte (Thun-) Fischfabrik. Ich bin ja ein totaler Fan von solchen "Lost Places" und Ruinen. Finde es immer wieder super spannend so etwas zu erkundschaften. 

Wir mussten erstmals in den Ort Alajeró kommen. Von dort aus sollte es dann zu Fuß weiter gehen. Heute hatten wir ein riesiges Glück. Ein junger Franzose nahm uns mit seinem Campervan gleich direkt bis nach Alajeró mit. Gut gelaunt, dass alles so reibungslos gelaufen ist, suchten wir den einzigen Supermarkt im Ort auf. Nun kam aber leider die Ernüchterung: Er hatte gerade Mittagspause (Siesta) bis 16:30 Uhr. Jetzt war es aber erst 13:50 Uhr. Da wir weder zu essen noch zu trinken dabei hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten. Um kurz vor 17 Uhr starteten wir dann endlich unsere Wanderung. Die ersten Kilometer ging es eine asphaltierte Straße entlang bis in das Dörfchen Quise. Hier beginnt dann der Wanderweg zum Strand, welcher in einem recht gutem Zustand ist und imposante Ausblicke bietet. 


Um kurz vor 19 Uhr kamen wir am Playa la Cantera an. Ich wollte natürlich sofort die Ruinen der verfallenen Fischfabrik erkunden. Sie ist scheinbar bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden. Die Arbeiter mussten denselben Wanderweg wie wir benutzen, um zur Fabrik zu gelangen. Jahrzehntelang produzierte diese einen Großteil des von La Gomera exportieren Thunfisches. 1974 wurde der Betrieb eingestellt. Die Überreste der Werksgebäude sowie die verrosteten Werkzeuge und Dampfmaschinen stehen aber nach wie vor als historische Zeitzeugen am Strand. 


Die Straße nach Quise

Einige Teile der alten Fabrik sind eingezäunt und mit "Nicht Betreten" Schildern versehen. Ich habe gehört, dass ein paar Aussteiger hier leben sollten. Sie haben es sich ganz nett hergerichtet in den Ruinen. Heute schienen wir aber die einzigen Menschen an diesem Strand zu sein. Wir suchten uns einen windgschützten Platz in der verfallenen Fabrik und schlugen dort unser Nachtlager auf. 

Erster Blick hinunter auf den Strand Playa la Cantera und die alte Fischfabrik


Verrostete Fischdosen

Eine tote Möwe


Playa la Cantera

Weiter zu den Höhlen-Hippies am Strand Playa de Chinguarime 

Am nächsten Tag starteten wir früh, um der ärgsten Mittagshitze zu entkommen. Immerhin mussten wir über 800 Höhenmeter zurücklegen, um wieder nach Alajeró zu kommen. Von dort aus ging es per Autostopp nach Santiago. Das Glück stand auf unserer Seite und ein nettes, recht nobel aussehendes französisches Pärchen nahm uns ihn ihrem Cabrio mit. 

In Santiago deckten wir uns erstmals mit Wasser und Lebensmitteln ein. Dann starteten wir den Weg zum Strand Playa de Chinguarime. Man kommt da nur zu Fuß hin. Sdravko nahm eine kleine Abkürzung während ich mich für die längere Route entschied. Als ich dann etwa eine Stunde nach ihm am Strand ankam, saß der Gute bereits mit den Hippies in einer ihrer Höhlen. Die Pointe dabei: Er hat mich zuvor gewarnt den Hippies zu nahe zu kommen, da sie alle Flöhe hätten *lach*. Sogar kleine Kinder leben hier, die barfüßig und mit zersausten Haaren am Strand herumdüsen. Die meisten der Einwohner dieses Hippie-Höhlendorfes tragen Dreadlocks oder zumindest längere Haare. Sie laufen mit Schlabberhosen, eingehüllt in Tücher oder nackt herum. An einer Felswand steht in großen Buchstaben: "Toilets: Shit in the water or dig it" - zu Deutsch: "Toiletten: Kack ins Wasser oder vergrab es". 

"Toilets: Shit in the water or dig it."

Eine weitere Regel lautet: "No soap please" = "Keine Seife bitte". Strom gibt es keinen. Schaulustige Touristen mögen sie nicht besonders gerne, deshalb erklärte Sdravko ihnen auch, dass wir eventuell länger hier bei ihnen bleiben möchten. 

Wir erkundeten den Kiesstrand und sahen uns ihre zum Teil recht gemülichen Höhlen an. Es herrscht eine ganz entspannte Atmosphäre und die Aussteiger und Hippies grüßen uns freundlich. Sie sitzen zusammen, sind am musizieren oder vegetieren unauffällig vor sich hin. Am Ende des Strandes gibt es natürliche, kleine Pools in den Felsen, wo wir dann auch ein bisschen planschten. Natürlich gingen wir vorher sicher, dass dort keine menschlichen Exkremente herumtreiben *lach*. 


Die Hippie-Höhlen am Playa de Chinguarime 



Später fanden wir eine leerstehende Höhle, die wir für unser Nachtlager auswählten. Sie ist zwar gefährlich nahe am Meer gelegen, aber Uwe - einer der Aussteiger - meinte, dass sie nur bei Sturm überschwemmt werden würde. Wir gingen das Risiko also ein. Am Abend hörten wir Musik aus den verschiedenen Höhlen und genossen das Rauschen des Meeres. 


Unsere Höhle

Ich habe erstaunlich gut geschlafen. Beim Blick aufs Meer hinaus, konnte ich einen langhaarigen Mann sehen, der gerade sein Geschäft ins Meer verrichtete *lach*. Aber zum Glück wurde das Ganze bereits mit der nächsten Welle fortgeschwemmt. 

Leider mussten wir aufgrund eines kleinen unverhergesehenen Geschehnisses heute schon wieder zurück nach Valle Gran Rey. Wir schenkten den Hippies noch ein paar Liter Trinkwasser, welches wir dabei hatten. Sie freuten sich riesig darüber. Auf alle Fälle war dieser Aufenthalt hier ein Einblick in eine ganze neue Welt für mich. Irgendwie könnte ich es mir tatsächlich vorstellen, mal einige Monate in so einem Hippie-Dörfchen eine kleine Auszeit einzulegen...

Zurück in Santiago versuchten wir per Anhalter voranzukommen. Insgesamt standen wir über drei Stunden an der Straße und bloß ein Auto hielt. Es konnte uns aber nur wenige Kilometer weiter bringen. Tja, Autostoppen ist hald immer ein Glücksspiel. Zum Glück kam irgendwann ein Guagua (= Bus) an, der uns zurück nach Valle Gran Rey brachte. Hier bezogen wir wieder unser Standart-Appartment bei Flor


Unterwegs per Anhalter

Die Zeit rennt nun. Bis 11.3. plane ich auf La Gomera zu bleiben. Dann noch für ein paar Tage Teneriffa und von dort aus wieder nach Hause. 



Hasta Luego!


Eure Michi :)





=> Hier findest du alle meine Fotos und Videos von La Gomera :) <=




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