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Dienstag, 27. Februar 2024

Goodbye Neuseeland - Eine Reise geht zu Ende

By On Februar 27, 2024

 

Ich sitze gerade am Flughafen in Auckland und lasse meine Reise ein wenig Revue passieren. Flughäfen sind für mich immer sehr emotional behaftet, da sich dort meistens ein Kapitel schließt, aber natürlich auch wieder ein neues öffnet. Unglaublich wie schnell die letzten Tage bzw sogar Wochen vergangen sind. Über sechs Monate habe ich nun Ozeanien bereist und Länder erkundet, die so kontrastreich waren wie Tag und Nacht. Von den wilden Stämmen in Papua-Neuguinea ging es zu traumhaften Stränden auf den kleinen Fidschi-Inseln. Weiter zu einer adrenalinreichen Vulkanbesteigung bei Nacht in Vanuatu und danach auf die absolut malerische Pinieninsel in Neukaledonien. Zum Schluss hat dann noch Neuseeland mein Herz erobert. Die Vielfalt der Landschaften hier ist unglaublich - von schneebedeckten Bergen und tiefen Fjorden bis hin zu üppigen Regenwäldern, Vulkanen und endlosen, menschenleeren Stränden. Auch die Tierwelt hat mich begeistert: Ich sah zum ersten Mal im Leben Possums und ein Wallaby. Zudem beobachtete ich Pinguine und jede Menge Robben. Ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir die Einheimischen mit ihrer lässig gelassenen Art, ihrer unglaublichen Gastfreundschaft und obendrein noch einer ordentlichen Prise Verrücktheit. Ich habe es geliebt auf all den abgelegenen Farmen zu arbeiten, wo die Menschen größtenteils als Selbsversorger leben. Ich habe jagen und fischen gelernt, Kühe gemolken und ohne Ende Unkraut gejätet ;) 


Natürlich gab es auch immer wieder sehr herausfordernde Situationen, aber die schönen Momente und all die wundervollen Begegnungen haben eindeutig überwogen. 


An meinem letzten Tag in Auckland habe ich mir eine Thai-Massage gegönnt :)


Ich bin schon gespannt wohin mich meine nächste große Reise führen wird, die voraussichtlich Ende November startet.


Vielen Dank, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt! 


Bis bald!


Eure Michi :)




=> Hier findest du alle meine Fotoalben von Neuseeland <=









Samstag, 24. Februar 2024

Action im Pelorus Sound: Auf der Suche nach Polly

By On Februar 24, 2024

 

Am Samstag Nachmittag beschloss ich wieder einmal eine kleine Wanderung zu machen. Zu spät bemerkte ich, dass Polly - der Hund - mir folgte. Ich war nicht sonderlich glücklich darüber, da Natalie mir vor Kurzem erzählte, dass Polly letztes Jahr auf das Grundstück des Nachbarn - scheinbar ein ziemlich unguter Mensch - gerannt sei. Dieser hätte den Hund dann eingefangen und ihn erst nach langem Hin und Her wieder herausgerückt. Dann hat er sogar noch gedroht, dass er den Hund beim nächsten Mal erschießen würde. 


Polly verschwand immer wieder für eine Weile und kam irgendwann wieder kurz zurück. So ging es die ganze Wanderung. 


Die Landschaft hier im Pelorus Sound ist einfach traumhaft!


Die verzweifelte Suche nach Polly

Als ich schließlich wieder zu Hause ankam, fehlte von Polly jede Spur. Natalie und Gavin beruhigten mich und versicherten mir, dass der Hund bestimmt gleich zurückkommen würde. Irgendwann wurde es dunkel. Nun begannen wir uns alle Sorgen zu machen. Natalie fluchte und machte sich mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Suche nach Polly. Begleitung wollte sie keine.


Als Natalie zurückkehrte, sah ich ihr sofort an, dass die Aktion nicht erfolgreich war. Sie hörte Stimmen im Wald, es waren zwei Männer, die über den Hund redeten. Doch niemand antwortete auf ihre Rufe. Es war nun klar: der Nachbar hatte Polly. Natalie war außer sich vor Wut und wollte mit niemandem sprechen. Verständlich, immerhin fürchtete sie um das Leben ihres geliebten Hundes. Frustriert griff sie zu einer Flasche Whisky - obwohl sie normalerweise keinen Alkohol trinkt - und setzte sich aufs Sofa. Mit einem unguten Gefühl ging ich zu Bett. 


Am nächsten Morgen war Natalie immer noch nich viel besser drauf, aber zumindest konnte man wieder mit ihr reden. Sie versicherte mir zudem, dass das alles nicht meine Schuld sei. Natalie hatte dem Nachbarn eine Nachricht geschickt, woraufhin dieser antwortete, dass Polly mit dem Boot abgeholt werden könnte.  Das hob die Stimmung ein wenig, denn immerhin wussten wir nun, dass der Hund noch am Leben war. Mit dem Boot bis zu ihm zu fahren würde jedoch eine Tagesreise werden, da man dazu um eine große Landzunge herumfahren musste. Das würde viel Zeit und Sprit kosten. Gavin beschloss zu Fuß zum Nachbarn zu gehen, was ebenfalls eine mehrstündige Wanderung bedeutete.


Am Nachmittag kehrte Gavin zurück - ohne Hund. Der Nachbar weigerte sich Polly herauszugeben, da Gavin sein Grundstück ohne Erlaubnis betreten hatte. Unglaublich, wie kindisch manche Menschen sein können. Er ging jedoch den Kompromiss ein, den Hund morgen an das Mailboot (= Postboot) abzugeben. 


An diesem Abend verließen uns Gavin und Stan. Gavin musste aufgrund eines familiären Notfalls aufs Festland und Stan setzte seine Reise fort. Nun waren Natalie und ich allein.


Einen riskante Rettungsaktion

Am nächsten Morgen telefonierte Natalie mit dem Kapitän des Mailbootes, der jedoch mitteilte, dass das Boot voll beladen sei und er Polly nicht mitnehmen könne. Nach einer kurzen Diskussion stimmte er schließlich zu, den Hund für eine etwa 15-minütige Fahrt an Board zu lassen und an einer Stelle abzuladen, die Natalie mit dem Motorboot und einer kurzen Kletterei erreichen konnte. Gute Nachrichten, wenn da nicht das schreckliche Wetter wäre. Ein heftiger Sturm tobte draußen. Natalie entschloss sich dennoch das Risiko einzugehen. Ich sollte zu Hause bleiben. 


Der Sturm wurde immer stärker. Vor dem Haus wurden Gegenstände durch die Luft gewirbelt. Ich machte mir ernsthafte Sorgen um Natalie, die eigentlich längst zurück sein sollte.


Meine Erleichterung war groß, als ich am späten Nachmittag Motorengeräusche hörte. Ich rannte zum Bootssteg. Natalie und Polly waren wohlauf zurückgekehrt. Was für eine Action! Ich war heilfroh, dass die Geschichte  noch einmal gut ausgegangen ist. 


Polly ist nach ihrem abenteuerlichen Ausflug wieder da :)


Meine restlichen Tage in Whakatahuri verliefen zum Glück ruhig und friedlich. Natalie brachte mir das Schießen mit dem Gewehr bei, und ich ging abends auf Possumjagd. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich diese Tiere bei meiner Ankunft in Neuseeland so unglaublich süß fand. Das hat sich aber mittlerweile geändert. Die Viecher sind wirklich eine absolute Plage und machen nachts einen fürchterlichen Radau. Sie haben mich nun schon mehrmals aus dem Schlaf gerissen. Als ich dann eines nachts mit der Stirnlampe vor meine Hütte trat, sah ich einfach überall diese leuchtenden Possum-Augen. Es waren wahrscheinlich hunderte. Die Tiere sind zudem ziemlich garstig. Steht man beispielsweise unter einem Baum auf dem ein Possum sitzt, dann kann es gut passieren von einem solchen angepinkelt zu werden. 


Ein besonderes Highlight war es, als wir eines Abends Pinguine zu hören, die tatsächlich wie Esel schreien. Natalie meinte zwar, dass die Pinguine normalerweise erst in ein paar Wochen zum Nisten kämen, aber offenbar waren sie dieses Jahr früher dran. Ich machte mich also auf die Suche, konnte aber leider keinen finden.


Eine kulinarische Entdeckung: Seeigel

Zu guter Letzt erlebte ich sogar noch ein kulinarisches Abenteuer: Seeigel. Als ich eines Nachmittags mit dem Kajak aufs Meer hinausfuhr, sammelte ich einige dieser stacheligen Meeresbewohner. Natalie zeigte mir, wie man sie zubereitet. Man muss sie einfach mit einem Messer in der Mitte durchschneiden und das Innere bis auf die orangefarbenen Gonaden (= Spermien und Eier) herausnehmen. Die Gonaden kann man dann roh essen, (bzw fast lebendig?). Ich war überrascht, wie wenig Fleisch man aus einem Seeigel herausholen kann. Für ein Abendessen reichte das keinesfalls. Der Geschmack war jedoch erstaunlich gut, süß und cremig. Dazu genoss ich, auf Natalies Empfehlung hin, ein kaltes, selbstgebrautes Bier.



Seeigel

Der aufgeschnitten Seeigel. Das Innere wird nun herausgeräumt, nur die Gonaden lässt man noch drin. 

Hier sieht man die Gonaden. Diese holt man als letztes heraus und kann sie dann auch gleich verspeisen. 

Seeigel-Gonaden


Als Gavin ein paar Tage später vom Festland zurück kam, gingen wir mit seinem großen Fischerboot zum Fischen. Natalie und Gavin erklärten und zeigten mir alles was ich übers Angeln wissen musste. 


Gavin auf seinem Fischerboot

Unsere Ausbeute des Tages


Am nächsten Tag durfte ich bereits alleine mit dem Dingi (=kleines Holzboot) hinausrudern zum Fischen. Polly ließ es sich nicht nehmen mitzukommen. 


Polly und ich beim Fischen

Das Dingi. Einer von Gavins Vorfahren hat es gebaut. 

Seesterne


Abschied und Rückkehr in die Zivilisation

Gestern war es dann soweit: Ich musste Abschied nehmen von Natalie, Gavin und den Tieren. Ich werde diesen wundervollen, friedlichen Ort sehr vermissen. Außerdem habe ich so viel gelernt hier: angeln, schießen, jagen, frisch gefangene Fische aufarbeiten und filetieren, Muscheln aufarbeiten, ein Dingi und ein Kajak fahren, usw. 


Gegen Mittag kam das Mailboot, mit dem ich nach Havelock aufs Festland fuhr. Dabei staunte ich nicht schlecht, dass das Boot nicht nur für die Postlieferung genutzt wird, sondern mittlerweile auch eine Touristenattraktion ist. Für 132 NZD (72 €) können Touristen den ganzen Tag mitfahren. Die nette Dame am Boot gewährte mir jedoch für die 3-stündige Fahrt den gleichen Preis wie den Einwohnern des Pelorus Sounds: 12,5 NZD (7,15 €). Sie half mir sogar, eine Mitfahrgelegenheit nach Picton zu finden, und so nahm mich ein älteres Ehepaar für die einstündige Fahrt mit.


Pechsträhne

Gegen 18 Uhr kam ich in Picton an, wo ich ein Einzelzimmer im Atlantis Hostel gebucht habe. Ich ging früh zu Bett, da ich heute bereits um kurz nach fünf für die Fähre nach Wellington aufstehen musste. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Mein ganzer Körper begann zu jucken. Wie ich leider feststellen musste handelte es sich um Bettwanzenbisse – schon wieder! Das war nun schon das zweite Mal auf dieser Reise. Vielleicht erinnert ihr euch, dass die Bisse, die ich auf Fidschi bekam, sich schlussendlich schrecklich entzündet haben. Sofort ging ich zur Rezeption. Die Besitzer des Hostels waren zum Glück sehr freundlich und besorgt. Sie wiesen mir sofort ein anderes Zimmer zu. Doch der Schreck saß tief, und ich fand nur schwer in den Schlaf. Fun Fact: An diesem Tag hat mir übrigens am Hafen von Havelock ein Hund gegen meinen Rucksack gepinkelt. Manchmal hat man einfach Pechtage.


Heute bin ich entsprechend erschöpft, aber zumindest hat mit der Fähre von Picton nach Wellington alles geklappt. Ich sitze nun gerade an Bord und genieße die wunderschöne Landschaft des Queen Charlotte Sounds, während ich diesen Text schreibe. Nun geht es wirklich Schlag auf Schlag: Heute Nachmittag fliege ich von Wellington nach Auckland. Dort verbringe ich meine letzten zwei Tage, bevor es endgültig zurück nach Hause geht. 


Queen Charlotte Sound. Am Weg von Picton nach Wellington mit der Fähre. 


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Whakatahuri & dem Pelorus Sound <=





Freitag, 16. Februar 2024

In der Einsamkeit des Pelorus Sounds: Meine Zeit in Whakatahuri

By On Februar 16, 2024

 

Nach dem aufregenden Goldgräberabenteur ging es am Dienstagmorgen dann weiter. Mein nächstes Ziel: Kaikoura. Ich werde am Weg dorthin noch eine Nacht in Nelson verbringen. Ich machte mich also per Autostopp auf den Weg dorthin. Habe ich schon einmal erwähnt, dass Neuseeland ein Paradies für Tramper ist? Es ist wirklich super einfach hier eine Mitfahrgelegenheit zu finden. 


Ich entschied mich wieder eine Nacht im "Crystal Meth Hostel" zu verbringen. Am Mittwoch brach ich schließlich in Richtung Kaikoura auf. Ela hat mir dort einen Kontakt vermittelt, bei dem ich kostenlos unterkommen kann. Die sonstigen Unterkünfte waren nämlich wieder restlos ausgebucht. 


Eine unerwartete Wendung 

Doch wie so oft kam alles anders als geplant. Nach einer über zweistündigen Fahrt erreichte ich gerade Blenheim, etwa auf halber Strecke nach Kaikoura, als plötzlich eine Nachricht von Natalie - einer Workaway-Gastgeberin - auf meinem Handy aufploppte. Sie lebt mit ihrem Mann Gavin völlig abgeschieden im Pelorus Sound. Es handelt sich dabei um einen weit verzweigten Meeresarm mit vielen kleinen Inseln und Fjorden im Norden der Südinsel. Das wäre ein absoluter Traum! Das Problem ist, dass man dort nur schwer hinkommt: Entweder eine 4,5-stündige Reise, davon zwei Stunden mit dem Auto und 2,5 Stunden mit dem Boot, oder einmal in der Woche mit dem "Mailboot" - also ein Postboot. Da Gavin gerade zufällig in Nelson war, könnte er mich mitnehmen. Dazu müsste ich aber zurück nach Nelson - also genau dorthin wo ich gerade herkam. Ich setzte mich in Blenheim erstmal in ein Café, um über meine Optionen nachzudenken. Das nächste Problem war nämlich, dass meine Reise schon dem Ende zugeht und ich am 24. in Auckland sein muss. Laut Natalie wäre die erste Möglichkeit, von ihrem Zuhause wieder wegzukommen der 23. mit dem Mailboot. Das würde natürlich alles extrem knapp, immerhin ist der Weg nach Auckland weit. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich jedoch das Risiko einzugehen. Es war eine einmalige Chance für ein letztes richtiges Abenteuer vor meiner Heimreise. 

Es ging also den ganzen Weg zurück nach Nelson. Unglaublich, wie oft ich auf dieser Reise so kurzfristige Planänderungen vorgenommen habe.

Der abenteuerliche Weg von Nelson nach Whakatahuri

Gegen 18 Uhr traf ich Gavin, einen etwa 70-jährigen, mega freundlichen und ruhigen Neuseeländer. Es konnte losgehen: Zwei Stunden Fahrt nach Elaine Bay. Dort wartete sein uraltes Fischerboot auf uns. Damit sollte es nun zu ihm nach Hause nach Whakatahuri gehen. Gavin erzählte mir, dass seine Vorfahren alle in Whakatahuri gelebt haben und Bootsbauer und Fischer waren. Früher wohnten dort mehrere Menschen - alles Verwandte. Es gab sogar eine kleine Schule. Heute sind nur noch er und Natalie dort. Langsam wurde es dunkel. Leider konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht viel von der eindrucksvollen, zerklüfteten Landschaft sehen. Zwischendurch begann das Boot ordentlich zu rauchen. Gavin meinte, dass etwas nicht stimmen würde. Das fand ich nicht gerade beruhigend hier am offenen Meer mitten in der Nacht. Ich mag zwar recht angstfrei in den Bergen sein, aber auf hoher See sieht das schon ganz anders aus. Ich war heilfroh, als es schließlich weiterging.

Gegen 23 Uhr kamen wir in Whakatahuri an. Natalie, Polly (der Hund) und die Katze kamen uns am Bootssteg entgegen. Natalie zeigte mir mein Schlafgemach: eine eigene kleine Holzhütte. Ich konnte zwar aufgrund der Dunkelheit nicht viel sehen, fühlte mich aber trotzdem gleich pudelwohl.


Das Leben in Whakatahuri

Ich wachte auf mit Vogelgezwitscher. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich Schafe, Ziegen und Hühner vor dem Haus herumspazieren. Ich konnte nun endlich sehen, wo ich mich hier befand. Als ich das Haupthaus betrat, staunte ich nicht schlecht, als ich dort eine Ziege antraf. Sie darf ihr Frühstück im Haus einnehmen, damit es ihr die Schafe nicht wegfressen. Zwischendurch rumpelte es immer wieder an der Haustür. Es war ein Schaf, das auch ins Haus wollte. Was für eine Comedy!


Pelorus Sound. Links unten sieht man Whakatahuri

"Lilly" darf zum Frühstücken ins Haus :)


Natalie führte mich ein wenig herum. Besonders beeindruckend fand ich das riesige Schiffswrack am Ufer vor ihrem Haus. Es handelte sich um die "Tiroa", die 1916 in Auckland gebaut wurde. In der Bucht liegen noch zwei weitere uralte Schiffswracks im Wasser, die jedoch schon beinahe völlig zersetzt bzw. von Sand bedeckt sind. Auf ihrem Grundstück lassen sich außerdem jede Menge antiker Gegenstände, vor allem Teile von alten Schiffen, entdecken.


Whakatahuri mit dem Wrack der "Tiroa" am Ufer

Ein alter Zeitungsartikel - hier war die "Tiroa" noch ganz


Neben mir war noch ein polnischer Mann namens Stan als Workawayer da. Stan half Gavin mit Renovierungsarbeiten. Meine Arbeiten wurden mir von Natalie zugeteilt und bestanden größtenteils aus Gartenarbeit, Rasenmähen, Hecken schneiden, Brennholz richten, usw. Abgemacht sind 4 Stunden Arbeit am Tag, aber es geht sehr gemütlich mit ausreichend Pausen zu. Belohnt werden wir mit super leckerem Essen von Natalie: Es gibt Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, Eier von den Hühnern, die ums Haus herumlaufen, dazu selbst gefangenen Fisch, Meeresfrüchte und selbsterlegtes Fleisch wie z.B. Wildschwein oder Reh. Von Zeit zu Zeit wird auch mal ein eigenes Schaf geschlachtet. Sie leben also größtenteils als Selbstversorger. Strom kommt aus Solarenergie und das Wasser von einem kleinen Bach hinter dem Haus. Das Leitungswasser kommt zwar manchmal etwas trüb aus der Leitung, aber Gavin erklärte mir, dass das gar nichts machen würde, man könne es problemlos trinken.


Die Schafe fressen mir das Unkraut weg ;)


Gleich am ersten Tag fuhr Natalie mit mir und Stan mit dem Motorboot zum Muscheln sammeln. Unsere reiche Ausbeute waren Miesmuscheln und Grünlippmuscheln (auch Grünschalmuschel genannt). Zum Aufarbeiten musste ich zuerst das Seegras entfernen. Daraufhin wurden sie in einem großen Kochtopf dampfgegart, bis sich die Schalen öffneten. Dann konnte ich die leckeren Stücke herausholen und bereits probieren. Normalerweise bin ich nicht so der Muschel-Fan, aber diese hier schmeckten vorzüglich. Natalie zauberte ein leckeres Abendessen aus einem Teil der Muscheln, der Rest kam in die Gefriertruhe. 


Grünlippmuscheln

Unsere Ausbeute


Für meine Freizeitgestaltung habe ich allerhand Möglichkeiten: Natalie und Gavin besitzen Kajaks, Kanus, ein Standup-Paddle-Board (SUP), Dingis (= kleine Holzboote), usw. Ich darf davon Gebrauch machen, wie ich nur will. Zudem gibt es ganz tolle Wandermöglichkeiten. Als ich meine erste Wanderung machte, rief mir Natalie noch nach, ich solle mir doch ein selbstgebautes Bier von ihr mitnehmen und es mit der wunderschönen Aussicht da oben genießen.


Blick hinunter auf Whakatahuri


Bei meinen Ausflügen mit dem Kajak oder dem SUP entdeckte ich massenweise Stachelrochen - es wimmelt hier nur so von ihnen. Gut, dass mich meine Gastgeber darauf aufmerksam gemacht haben, dass die Tiere nicht ganz ungefährlich sind, und mich auf ein paar Vorsichtsmaßnahmen hinwiesen. Ich stieß zudem noch auf Teppichhaie. Diese sind aber scheinbar absolut friedlich. 


Stachelrochen



Ich genieße das simple Leben und die beeindruckende Natur hier in vollen Zügen. Am Abend lausche ich gerne den Geschichten von Natalie und Gavin über die interessante Vergangenheit von diesem Ort und das Leben in der Abgeschiedenheit. Nun bleibt mir noch genau eine Woche in Whakatahuri bevor ich wieder in die große Stadt Auckland muss. 


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Whakatahuri und dem Pelorus Sound <=







Montag, 12. Februar 2024

Hippies und Goldgräber-Abenteuer

By On Februar 12, 2024

 

Greymouth machte seinen Namen alle Ehre - nichts Besonderes also. Der Ort wird von den Einheimischen teilweise sogar als "Shithole" bezeichnet, was aber vielleicht doch etwas zu hart ausgedrückt ist. 


Von Greymouth machte ich mich dann per Autostopp auf den Weg weiter in Richtung Norden. Nelson sollte mein nächstes Ziel sein. Den ersten Teil der Strecke nahm mich eine junge deutsche Frau mit ihrem Campervan mit. Die Gute hustete und nieste die ganze Fahrt über wie verrückt. Als sie später in ihre Banane biss und mir dabei erklärte, dass diese nach gar nichts schmecken würde, machte mich das ein bisschen stutzig. Ich kann nur von Glück reden, dass ich in den folgenden Tagen nicht auch todkrank wurde, immerhin saßen wir mehrere Stunden nebeneinander. Meine weitere Mitfahrgelegenheit war ein super lieber älterer Kiwi-Herr. 


Eine planlose Pause in Nelson

Es war gar nicht so einfach in Nelson eine Unterkunft zu finden. So gut wie alle halbwegs erschwinglichen Hostels waren ausgebucht und keiner der Couchsurfing Gastgeber antwortete mir. Letztendlich kam ich im "The Bug Backpackers" unter. Die hatten zwar halbwegs vernünftige Preise, dafür aber nicht sonderlich gute Bewertungen. Scheinbar würden dort Gangs leben, die mit Crystal Meth dealen. Das klang auf alle Fälle abenteuerlich. Als ich dort ankam rechnete ich mit dem Schlimmsten, muss aber sagen, dass ich mich ganz wohl dort fühlte. Es liefen war ein paar ziemlich zwielichtige Gestalten dort herum, die scheinbar dauerhaft im Hostel wohnen, aber zu mir waren alle ganz freundlich. Ich verbrachte im Endeffekt einige Tage in Nelson, da mir ein bisschen der Plan fehlte, wie es weitergehen sollte. Unterkünfte waren überall ausgebucht und auch auf meine Wwoofing Anfragen antwortete niemand. 


Am Tahunanui Strand in Nelson


Spontanes Goldgräber-Abenteuer 

Am Freitag meldete sich plötzlich Dave - ein Helpx Gastgeber (Helpx ist ähnlich wie Wwoofing, also arbeiten gegen Unterkunft und Verpflegung). Er meinte ich sollte unbedingt noch heute zu ihm in die Golden Bay  kommen, da er und zwei Freunde morgen Früh für drei Tage in den Busch gehen wollen, um Gold zu suchen. Das ging mir fast ein bisschen zu schnell, zudem hatte ich meine Unterkunft bereits für die kommende Nacht bezahlt. Dave meinte, das würde das Abenteuer meines Lebens werden und es wäre toll wenn wir zu viert wären. Sein Freund John, der morgen auch mitkommt, wäre sogar gerade in Nelson und könnte mich abholen. Das klang natürlich sehr verlockend. Ganz spontan sagte ich zu. So ein Erlebnis konnte ich mir wirklich nicht entgehen lassen!


Kurze Zeit später stand John bereits mit seinem Pick-up vor meiner Unterkunft. Die Fahrt zur Golden Bay dauerte 2,5 Stunden, war aber sehr kurzweilig, da wir durch wunderschöne Landschaften fuhren. 


Dave empfing mich herzlich mit einer innigen Umarmung in seinem simplen Zuhause. Er lebt in einer selbstgebauten Holzhütte, die auf dem Grundstück eines Freundes steht. Strom bekommt er von den Solarzellen auf dem Dach und Wasser von einer Quelle hinter dem Haus. Er lebt also völlig kostenlos. Er verdient sich ein wenig Kleingeld durch Gelegenheitsjobs und mit dem Goldgraben. Ein echter Hippie-Lebensstil, wie er in Neuseeland nicht ungewöhnlich ist. Neben John und Dave wird auch Ela morgen auf unser Abenteuer mitkommen - eine junge Frau aus Deutschland, die ebenfalls zum Wwoofing da ist. 


Dave's Hütte


Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke. Letztendlich waren sie ordentlich beladen, wobei den Großteil des Gewichts das Bier ausmachte. Die Jungs waren der Meinung, dass dies das Wichtigste sei nach einem anstrengenden Tag. Zu dem Zeitpunkt war mir noch gar nicht bewusst was für eine harte Arbeit uns bevorstand.  Zuerst ging es mit einem Geländewagen unwegsame Schotterwege entlang. Wir starteten unsere Wanderung durch dichten Busch. Weiter ging es entlang steiler Klippen und durch mehrere Flüsse mit hüfthohem Wasser. Wir sollten aufpassen nicht zu viele Spuren zu hinterlassen, warnte Dave. Immerhin war das alles streng geheim - und wie ich später erfuhr wohl auch nicht ganz legal. 


Am Weg zum Goldgräber Camp


Wir waren heilfroh als das Camp erreichten und unsere schweren Rucksäcke abladen konnten. Das Camp hatte Dave selbst gebaut. Es bestand hauptsächlich aus einer kleinen Holzhütte, einer Feuerstelle und zwei Zelten. Rundherum konnte man allerhand uralte Gegenstände und alte Goldminen finden. Hier waren anscheinend bereits im Jahr 1850 Goldminenarbeiter unterwegs. Heutzutage macht das wohl fast niemand mehr, da nicht mehr viel zu finden ist. Nach einer kurzen Pause ging unser Abenteuer bereits weiter. Wir zogen Neoprenanzüge an und es ging nochmals eine ordentliche Strecke flussaufwärts - diesmal großteils im eiskalten Wasser. Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der wir nach dem Gold suchen sollten. Ich staunte nicht schlecht was für Gerätschaften Dave und John aus diversen Verstecken holten. Ein Riesenstaubsauger, welcher aus einer meterlangen Röhre besteht, die Gold aus dem Wasser filtert. Dazu Art Floß mit Motor und noch vieles mehr. Wir sollten aufpassen, da manchmal Helikopter über das Gebiet fliegen würden. Diese dürften uns keinesfalls sehen. Die Jungs verbrachten die nächsten Stunden im Wasser und gruben sich durch die Steine. Ela und ich sollten große Steinbrocken am Ufer rollend zur Seite schieben, um Wasserwege zu schaffen. Das Ganze war harte körperliche Arbeit. Als die Sonne weg war wurde es ziemlich kalt. Ela und ich waren froh, als Dave schließlich beschloss, dass es genug für heute sei. Der Rückweg machte richtig Spaß - wir konnten uns großteils einfach flussabwärts treiben lassen. 


Das Goldgräber Camp

Ein kleiner Dieb in unserer Hütte: Es handelt sich hierbei um eine Wekarelle. Diese flügellosen Vögel sind bekannt dafür alles Mögliche zu stehlen: Schlüssel, Handys, Essen, usw.


Wir ließen den Tag gemütlich am Lagerfeuer mit einem wohlverdienten Bier ausklingen. Am nächsten Tag starteten die Jungs in aller Früh zum Goldgraben. Ela und ich beschlossen im Camp zu bleiben, da wir ihnen sowieso nicht viel helfen können, zudem haben wir gestern ordentlich gefroren. Wir hübschten in der Zwischenzeit das Camp ein bisschen auf, sammelten Feuerholz und schwammen im glasklaren Fluss. 




Als Dave und John am Abend zurückkamen, konnte wir ihnen sofort ansehen, dass es ein erfolgreicher Tag war. Sie strahlten über beide Ohren und meinten, dass sie heute außergewöhnlich viel Gold gefunden hätten: ganze 21 Gramm. Das entspricht etwa 2.100 NZD (= 1.200 €). Das musste natürlich gefeiert werden. 


Gold :)


Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück mit deutlich leichteren Rucksäcken wieder auf den Rückweg. 


Takaka - ein Hippie Ort

Dave wohnt nur wenige Fahrminuten von Takaka entfernt. Der 1.300 Seelen Ort war in den 60er und 70er Jahren eine richtige Hippie-Hochburg. Aber auch heutzutage leben noch reichlich Hippies dort. Da ich noch eine weitere Nacht bei Dave bleiben wollte, nutzte ich den Nachmittag, um mir Takaka anzusehen. Flower-Power, barfüßige Menschen und bunt bemalte Campervans prägen das Ortsbild. Insgesamt ist die Stimmung hier mega entspannt und lässig.


Labyrinth Rocks in Takaka


Heute, am Montag, werde ich schön langsam in Richtung Kaikoura aufbrechen. Dave hat zwar versucht mich zu überreden noch länger zu bleiben, was ich auch liebend gerne machen würde. Jedoch rennt mir leider langsam die Zeit davon, immerhin steht mein Rückflug nach Hause schon fast vor der Türe. 


Bis bald!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von der Golden Bay und dem Goldgraben <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nelson <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Greymouth <=





Freitag, 2. Februar 2024

Gämsen, Glühwürmchen und Gipfelgespräche: Franz Josef hat mein Herz erobert

By On Februar 02, 2024


Ein Roadtrip von Wanaka nach Franz Josef

Ich hatte ein Riesenglück, denn ich fand tatsächlich eine Mitfahrgelegenheit von Wanaka nach Franz Josef, an der Westküste Neuseelands: Richard, ein Neuseeländer, der seit vielen Jahren in Tasmanien lebt. Es ging einsame Bergstraßen entlang. An schönen Aussichtspunkten haben wir kurz angehalten, um uns die Füße ein wenig zu vertreten. Am Fox Glacier machten wir sogar eine eineinhalbstündige Wanderung. Besser als mit Richard  hätte ich es echt nicht treffen können. 


Blick auf den Fox Glacier


Die Invasion der Deutschen

In Franz Josef angekommen bezog ich mein Zimmer im "Chateau Backpackers" - ein für neuseeländische Verhältnisse relativ günstiges Hostel, das sogar kostenloses Frühstück und jeden Abend eine Gemüsesuppe anbietet. Es gibt zwei Gemeinschaftsküchen und sogar einen Fitnessraum und einen Hot Pool. Darüber hinaus massenweise Deutsche. Es ist wirklich interessant wieviele Reisende aus Deutschland man hier am anderen Ende der Welt trifft. Meist sind es recht junge Leute, zwischen 18 und 30 Jahre, die mit einem "Working Holiday Visa" hier sind. Zwischendurch trifft man aber auch auf ältere Semester.


Als ich gerade meine Hostel-Erkundungstour startete, hörte ich plötzlich jemanden "Michi!!" rufen. Ich glaubte ja nicht wirklich daran, dass damit ich gemeint sein könnte - wer sollte mich hier schon kennen? Da habe ich mich aber tatsächlich geirrt. Plötzlich stand Jasmin vor mir. Ich habe sie vor einigen Wochen auf der Nordinsel am Mount Taranaki getroffen und wir sind den ganzen Tag gemeinsam gewandert. Was für eine Freude sie wieder zu treffen! Die Welt ist manchmal wirklich klein.


Wanderungen rund um Franz Josef

Ich fand das Örtchen Franz Josef von Anfang an recht sympathisch, da es super klein ist und einige Wandermöglichkeiten bietet. Somit verlängerte ich meinen geplanten zweitägigen Aufenthalt nochmals um zwei weitere Tage. 


Täglich erkundete ich neue Pfade. Darunter zum Beispiel der "Tatare Tunnels Walk". Es handelt sich dabei nur um einen kurzen Spaziergang zu einem alten Bergbaustollen. Dort fließt ziemlich viel Wasser, deshalb ist es empfehlenswert ihn entweder mit Flip Flops oder barfuß erkunden. Zudem ist es natürlich stockfinster, weshalb eine Taschenlampe nötig ist. Ab etwa der Mitte des Tunnels lohnt es sich das Licht auszumachen, dann sieht man plötzlich überall winzige blaue Lichter an der Decke - es wirkt tatsächlich wie ein Sternenhimmel. Überall sind kleine Glühwürmchen. Die Insekten nutzen ihr bläuliches Licht zum Anlocken von Beute. 


Der Eingang vom Bergstollen mit den Glühwürmchen

Glühwürmchen :)

So sehen die Glühwürmchen bei Licht aus


Am nächsten Tag wanderte ich zum Roberts Point. Die Wanderung ist mit fünf Stunden angeschrieben, ich brauchte aber maximal die Hälfte davon. Der Weg wird als sehr anspruchsvoll bezeichnet, was aber sicherlich Ansichtssache ist ;) Am Ende kommt man zu einem Aussichtspunkt mit einem beeindruckenden Blick auf den Franz Josef Gletscher



Aussicht vom Roberts Point auf den Franz Josef Gletscher

Spiegeleffekt


Mittwoch wurde zum Tag der Gipfelgespräche mit Jasmin ;) Unser Ziel war der 1.303m hohe Alex Knob. Die 24 km und 1.100 Höhenmeter vergingen wie im Fluge, da wir so endlos viel zu quatschen hatten. Wir haben es richtig gut erwischt - am Gipfel angekommen hatten wir nämlich einen grandiosen Ausblick, aber schon wenige Minuten später zog der Himmel komplett zu. 




Jasmin und ich

Lake Wombat

Maorifruchttaube


Der nächste Tag begann mit einem schauderlichen Gewitter. Als sich das Unwetter im Laufe des Vormittags etwas beruhigte entschloss ich mich nach langer Zeit wieder einmal zu einem Trailrun und stieß dabei - haltet euch fest - auf österreichische Gämsen! Scheinbar hatte sie Kaiser Franz Josef im Jahr 1907 hierher gebracht. Alpenfeeling im Down Under! 'Schade nur, dass wir kein Gegengeschenk in Form von kleinen Pinguinen bekommen haben.' (Zitat von Tante Sylvia). Die würden sich am österreichischen Gletscher neben den Murmeltieren sicher auch ganz gut machen ;)


Österreichische Gämsen im Down Under ;)


Heute, am Freitag, geht es weiter in Richtung Norden, entlang der Westküste. Nächstes Ziel: Greymouth



Eure Michi :)



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