Los Nevados: Wo die Zeit stillzustehen scheint
Los Nevados, Mérida, Venezuela
Mission Transportmittel
Einen Transport in das Bergdörfchen Los Nevados zu finden, war wieder mal ein Krampf. Es hieß, dass ich am Plaza Las Heroínas in Mérida suchen sollte. Dort hätte ein Herr sein Büro, der für die Jeeps verantwortlich sei, die dorthin fahren. Leider war das Büro geschlossen. Ich fragte ein paar der Männer, die dort ihre Sachen verkauften, ob sie mir irgendeine Auskunft geben könnten. Sie meinten, ich solle morgen - am Montag - einfach um 7 Uhr früh hierher kommen, denn montags würde eigentlich immer ein Jeep fahren. Ich versuchte die Telefonnummer, die an der Bürotüre angebracht war, anzurufen - jedoch erfolglos. Über mehrere Ecken bekam ich eine andere Nummer. Derjenige, der abnahm, meinte dass erst mittwochs wieder ein Jeep fahren würde. Das war mir eindeutig zu spät. Schön langsam rennt mir nämlich die Zeit davon. In gut zwei Wochen sollte ich schon auf den Galapagos Inseln sein. Nach ewigem Recherchieren fand ich noch eine weitere Nummer. Dieser Herr meinte wiederum, morgen um 7 Uhr würde ein Transportmittel vom Plaza Las Heroínas abfahren. Mein Wecker klingelte also am Montag um 5 Uhr morgens. Die Nacht war ziemlich nervenaufreibend, da im Nachbarhaus die ganze Nacht Fiesta angesagt war. Alirio erlaubte mir weiterhin Sachen in seinem Haus zu deponieren. Es fühlte sich mittlerweile schon an wie mein eigenes Haus. Alirio habe ich seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Nach einem 40-minütigen Fußmarsch erreichte ich den Plaza. Dort saßen tatsächlich die Herren mit dem Jeep. Sie meinten wir müssten warten, da noch keine weiteren Fahrgäste da wären. Über zwei Stunden saß ich mit ihnen da. Dann musste ich einsehen, dass heute niemand mehr kommen würde. Ich gebe zu, dass ich etwas angepisst war. Sie versicherten mir aber, dass sie morgen 100%ig fahren würden. Wenn ich jedoch 60 USD zahlen würde, könnten sie mich auch sozusagen als Privattransport da rauf bringen. Das war mir eindeutig zu viel. Ansonsten würde die Fahrt nämlich 20 USD kosten. Im Prinzip war der Montag dann ein verlorener Tag. Ich war sowieso ziemlich müde und beschloss mir die Zeit mit Frustessen zu vertreiben. Ich gönnte mir Tiramisu, Eiskaffee, ein leckeres Abendessen usw. Es hieß ich sollte am Montag um 9 Uhr wieder am Plaza Las Heroínas sein. Um 10 Uhr würden wir losfahren. Ich startete also einen erneuten Versuch. Mittlerweile war der 24. Dezember - also Heiliger Abend. Wie sehr wünschte ich mir doch als kleines Weihnachtsgeschenk, dass das heute klappt. Ich hatte überhaupt keine Lust Weihnachten in Mérida zu verbringen. Am Plaza angekommen, waren schon mehrere Leute vor Ort. Es wurde auch schon gleich begonnen, das Gepäck auf das Dach des Jeeps aufzuladen und festzubinden. Auch mein Rucksack. Um 9:20 Uhr fuhren wir los. Man kann sich also auf Uhrzeiten in Venezuela null verlassen - entweder wird viel zu früh oder viel zu spät gestartet *lach*. Aber ich denke Zeit spielt hier einfach keine Rolle.
Das idyllische Bergdörfchen Los Nevados |
Eine abenteuerliche Fahrt
Als ich später im Jeep saß und sogar vorne sitzen durfte war mein Glück perfekt. Wir quetschten uns zu dritt auf die zwei Vordersitze, fünf Leute am Rücksitz und zwei im Kofferraum. Wir fuhren noch ewig lange herum, um Sachen einzukaufen und um zu tanken. Die nächsten 60 km ging es steile, sehr abschüssige und großteils unasphaltierte Bergstraßen hoch - das ist eindeutig nichts für schwache Nerven. Der Weg windet sich von Mérida aus durch die spektakuläre Bergwelt und schlängelt sich immer weiter hinauf, vorbei an tiefen Schluchten und durch Nebelwälder. Dem Mädchen neben mir war übel und wir mussten mehrmals halten, da sie sich übergeben musste. Einmal machten wir einen längeren Stopp. Mir wurde zum ersten Mal Chicha serviert. Es handelt sich dabei um ein traditionelles Getränk Venezuelas, das durch das Fermentieren von Mais hergestellt wird. Es schmeckt recht süß und leicht alkoholisch. Nach etwa 5 Stunden Fahrt kamen wir endlich in dem Dörfchen Los Nevados an.
Los Nevados - ein Bergdorf auf 2.700 m Seehöhe
Die Kirche von Los Nevados wurde ursprünglich 1630 errichtet und 1917 restauriert. |
Weihnachten in den Anden
Meine Unterkunft, die Posada Bella Vista. |
Leckere Gemüsesuppe |
Wanderungen rund um Los Nevados
Blick hinunter auf Los Nevados |
Augenscheinlich gibt es hier Skorpione. Dieser hier befindet sich aber nicht mehr unter den Lebenden. |
Viele abgelegene Farmen, gebaut aus Lehm. |
Mein heutiger Badeplatz :) |
Und wieder ist ein schöner Badeplatz gefunden |
Mais wird auf Tierfellen getrocknet |
Ein Dreschplatz für Getreide. Mithilfe von Ochsen wird das Getreide hier gedroschen. |
Ein Muli |