Berat - Stadt der tausend Fenster in Albanien
Berat, Albanien
Willkommen in Albanien
Ich war irrsinnig aufgeregt, als ich am Samstag Morgen von Montenegro nach Albanien aufbrach. Immerhin ist es das erste Land auf dieser Reise in dem ich noch niemals zuvor war. Der Minibus startete in Budva um 8:30 Uhr. Sasa war so lieb und brachte mich mit dem Auto zur Bushaltestelle. Auch diesmal startete der Bus auf die Minute genau. Wir durchquerten super schöne Hügel- und Berglandschaften. In der Ferne sah man sogar einige schneebedeckte Gipfel. Gleich als wir losfuhren bemerkte ich, dass es ziemlich qualmte im Bus. Ich schaute mich um. Da wird sich doch wohl keiner der Fahrgäste eine Zigarette angezündet haben? Nein, tatsächlich nicht. Es war nämlich der Busfahrer selbst, der die komplette Fahrt nonstop rauchte. Am ersten Grenzposten mussten wir alle aussteigen zur Passkontrolle. Beim zweiten Posten durften wir sitzen bleiben, der Fahrer sammelte lediglich unsere Pässe ein, um sie von den Beamten kontrollieren zu lassen. Als wir weiter fahren wollten bemerkte eine Frau, dass ein Fahrgast fehlte. Nur sein Rucksack ist am Sitz liegen geblieben. Der Fahrer stieg aus uns suchte nach dem Mann. Grund für sein Verschwinden war, dass ihn die Polizei zu einem Verhör mitgenommen hatte. Nach einer halben Stunde ließen sie ihn aber wieder gehen. Puh, Glück gehabt, den hätten wir fast vergessen.
Tirana - die Hauptstadt Albaniens
Angekommen in Tirana suchte ich mir zuerst einen Bankomaten, so wie ich das eigentlich immer mache, wenn ich in ein Land mit einer neuen Währung komme. Hier in Albanien wird mit Lek bezahlt. In Tirana blieb ich nur die Nacht über, da diese großen Städte nicht so wirklich mein Ding sind. Was mir an Albanien sofort auffällt ist, dass hier wirklich fast jeder zu rauchen scheint. Und zwar überall! Egal ob im Bus, im Restaurant, etc. Zudem ist das Land super günstig. So findet man schöne Hotelzimmer bereits für etwa 10 € die Nacht. Für mein Abendessen inklusive Getränk und Kaffee zahlte ich gerade mal 4 €.
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Die Stadt der tausend Fenster
.... so wird Berat genannt. Grund dafür sind die vielen, gut sichtbaren Fenster der äußerst gut erhaltenen, mittelalterlichen Steinhäuser, die sich an den Berg schmiegen. Die Stadt ist bereits über 2.000 Jahre alt und liegt im Bergland Zentralalbaniens. Bei Ausgrabungen fand man sogar steinzeitliche Siedlungen. Bereits von weitem sichtbar ist die Burg von Berat, die auf einem felsigen Hügel oberhalb des Flusses Osum errichtet wurde. Diese wurde in ihrer heutigen Gestalt im 13. Jahrhundert errichtet. In der Ferne sieht man den schneebedeckten Gipfel des Tomorr, der früher als heiliger Berg galt und mit seinen 2.415 Metern einer der höchsten Berge im südlichen Albanien ist.
Berat - die Stadt der tausend Fenster |
Ich liebe diese engen, verwinkelten Gassen der Altstadt |
Erkundung der Burg von Berat
Der Morgen des ersten Tages startete mit einem traditionellen Frühstück: Byrek ( = Blätterteiggericht mit Hüttenkäse gefüllt), Baklava ( = ein in Honig oder Zuckersirup eingelegtes Gebäck aus Blätterteig und Nüssen), Brot, selbstgemachten Marmelden, Käse und Obst. Ende der Geschichte ist, dass ich mich maßlos überessen habe - es aber war einfach zu lecker und zudem fast alles selbstgemacht.
Gut gestärkt startete ich dann die Erkundung der Burg Berats. Scheinbar müsste man irgendwo Eintritt zahlen, aber da ich wohl nicht am offiziellen Weg rein kam, kann ich euch nicht einmal sagen wie viel das gewesen wäre. Vermutlich aber umgerechnet nur ein oder zwei Euro. Das Gelände ist ziemlich groß. Innerhalb der Burgmauern wohnen sogar Menschen und es gibt Restaurants. Ich fand das Ganze unglaublich spannend, da die Ruinen sehr gut erhalten sind und es immer wieder Möglichkeiten gibt ein paar geheime Ecken außerhalb der offiziellen Wege zu finden (den aber die meisten Touristen nicht verlassen *lach*). Die Wege sind ziemlich verwinkelt, fast wie ein Labyrinth.
Holy Trinity Church - eine albanisch-orthodoxe Kirche aus dem 15. Jahrhundert |
Die Burg von Berat |
Die rote Moschee. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist somit eine der ältesten Moscheen Albaniens |
Nach der spannenden Burgerkundung wanderte ich noch in die umliegenden Hügel der Stadt. Dabei kam ich durch Olivenhaine und entdeckte ganz interessante Wege und beobachtete Bauern beim Arbeiten am Feld mit ihren Eseln.
Inmitten der Olivenhaine :) |
Zur Krönung dieses gelungenen Abends suchte ich ein Restaurant auf und probierte super leckere traditionelle Speisen: Fergese (= Paprika, Tomaten und Feta in einer Auflaufform gebacken) und einen Sallate Fshati (= Salat mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Oliven und Feta).
Sallate Fshati |
Touristen sieht man zu dieser Jahreszeit fast keine. In gewissen Restaurants sitzen grölende Männerrunden, welche ich meist zu vermeiden versuche. Ich schaue mich meistens nach solchen um, wo auch Familien oder Pärchen sitzen. Für die Albaner ist es immerhin schon sehr eigenartig eine Frau alleine in einem Restaurant sitzen zu sehen.
Blutrünstige Hunde
Auch am darauffolgenden Tag war meine Hauptbeschäftigung wieder einmal wandern. Bei dem ganzen fettigen und süßen Essen und dem vielen Sitzen in Bussen brauche ich zwischendurch dringend etwas Bewegung. Eigentlich wollte ich zu einem kleinen Bergdorf. Doch da zogen mir blutrünstige Hunde einen Strich durch die Rechnung. Ich habe normalerweise wirklich keine Angst vor diesen Tieren, auch nicht vor Straßenhunden. Aber das waren richtige Bestien. Ich weiß nicht wie viele es waren. Wahrscheinlich wurden sie als Wachhunde für die Farm eingesetzt. Als ich diese wildgwordene Horde an Hunden auf mich zurennen sah, während sie ihre Zähne fletschten wurde mir ganz anders. Ich sah vor meinem inneren Auge schon wie sie mich komplett zerfleischten. Natürlich drehte ich sofort um, zur Sicherheit schnappte ich noch nach einem größeren Stein vom Boden. Mir rutschte echt das Herz in die Hose. In sicherer Entfernung wurde ich dann langsamer. Keine zehn Pferde bringen mich dazu, an diesen Biestern vorbeizugehen. Ich musste also den selben Weg wieder zurück.
Im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Tomorr Gebirges |
Nach dem ganzen Schock gönnte ich mir wieder ein leckeres Abendessen. Bei den günstigen Preisen hier in den Restaurants lohnt sich selber kochen nämlich gar nicht. Erstaunlicherweise sind die Supermärkte nämlich gar nicht so billig. Heute gab es: Tave kosi (= Lamm mit Joghurt in einer Auflaufform gebacken) und Paxtellxhan i mbushur (= gefüllte Auberginen).
Albanien ist ein sehr günstiges Land. 1 € sind derzeit ca 117 Lek. Ein Kaffee kostet hier also umgerechnet 70 Cent, ein Cappuccino 1,30€. Und das sind tatsächlich schon touristische Preise. |
Als ich am Abend noch den Besitzer meiner Unterkunft traf und ihm erzählte, dass ich morgen früh los müsse, um den Bus nach Saranda zu erwischen, ließ er es sich nicht nehmen mich persönlich dorthin zu fahren. Es wären etwa 40 Minuten Fußmarsch zum Busbahnhof, aber das kam für ihn nicht in Frage. Albaner sind tatsälich dafür bekannt ihre Gäste wie Könige zu behandeln.
So wird es nun morgen an die Küste Albaniens gehen. Leider ist die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht so berauschend, deshalb habe ich als mein nächstes Ziel einfach den Ort mit dem besten Wetter ausgesucht *lach*.
Eure Michi :)