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Sonntag, 12. November 2023

Willkommen im Land der Kanaken: Neukaledonien

 

Was für uns nach einem üblen Schimpfwort für Ausländer klingt, ist hier in Neukaledonien lediglich die Bezeichnung für die Ureinwohner dieser Inselgruppe.  Viele wissen wahrscheinlich nicht einmal genau wo sich dieses Land überhaupt befindet. Tatsächlich liegt es so ziemlich auf der anderen Seite der Welt und gehört seit mehr als 160 Jahren zu Frankreich. Heute leben dort sowohl Franzosen wie auch Kanaken mehr oder weniger friedlich zusammen. Die Kanaken, welche etwa 45% der Bevölkerung ausmachen, kämpfen jedoch schon seit längerem für ihre Unabhängigkeit. Da Neukaledonien schätzungsweise über 10% der weltweiten Nickelreserven verfügt, hat die Pazifikinsel aber eine große Bedeutung für Frankreich.


Ein weiterer spannender Fakt ist, dass Neukaledonien als die weltweit gefährlichste Region bezüglich des Risikos von Haiangriffen gilt. Die meisten Attacken auf den Menschen verursachen der Tigerhai und der Bullenhai. Die Tendenz der Angriffe ist steigend. Mittlerweile sind viele Strände aufgrund dessen gesperrt. 


Sonnenuntergang am Hafen Port Moselle in Nouméa 


Ankunft in Neukaledonien

Am Samstag Abend startete mein Flug von Vanuatu nach Nouméa - der Hauptstadt Neukaledoniens - mit einer guten Stunde Verspätung. Ich schien plötzlich in einer völlig anderen Welt zu sein. Lange war ich nicht mehr von so vielen weißhäutigen Menschen umgeben. Was mich aber am meisten erstaunt hatte war, dass plötzlich alle nur noch französisch zu sprechen schienen. Und wie viele von euch vielleicht wissen reden Franzosen recht ungern Englisch. Ich bemerkte schnell, dass sich meine drei Jahre Französischunterricht nicht sonderlich gelohnt hatten. 


Zum Glück klärte mich mein Couchsurfing Gastgeber Jerome vor meiner Ankunft darüber auf, dass die einzige Möglichkeit nachts vom Flughafen in die Hauptstadt zu kommen ein Shuttle sei, das man im Vorhinein buchen musste. Der Flughafen befindet sich nämlich etwa eine Stunde Fahrt außerhalb der Hauptstadt. Sonst hätte man nur ein sündteuers Taxi zur Auswahl. Die Abholung mit dem Shuttle funktionierte problemlos. Obwohl Jerome auf Couchsurfing ist, sprach er zu meinem Erstaunen sehr limitiertes Englisch. Aber mit Händen und Füßen konnten wir uns irgendwie unterhalten. Er ist ein ziemlich ruhiger und angenehmer Mann, der vor einigen Jahren von Frankreich nach Neukaledonien ausgewandert ist.


Es war etwas irritierend für mich als ich ihn am nächsten Morgen splitternackt in seinem Liegestuhl im Garten antraf. Tja, hätte ich seine französischen Couchsurfing Referenzen im Vorhinein schon übersetzt, wäre der Schock wohl nicht ganz so gravierend gewesen. Dort wurde nämlich bereits mehrmals erwähnt, dass Jerome ein bekennender FKK-Liebhaber ist. Wie ich mittlerweile herausgefunden habe ist die Nudistenszene - auch "Naturismus" genannt - in Frankreich sowieso recht stark vertreten.


Da Sonntag war genehmigte sich Jerome zum Frühstück bereits eine kleine eine Dose Bier und zündete sich alle paar Minuten eine neue Zigarette an. Zu Mittag wurde der Grill angeheizt und es gab ein super leckeres Steak und gebratene Zucchini. 


Parlez-vous francais?

Am Nachmittag beschloss Jerome sich dann doch anzuziehen und mir während eines Road-Trips seine Stadt Nouméa zu zeigen. Obwohl es die Hauptstadt ist wirkt es eher wie eine Kleinstadt. Es gibt irrsinnig viele Parks und Hügel. Und natürlich Strände. Nach dieser kleinen Stadt-Tour ging es in ein Nakamal, also eine Kava-Bar. Ich war ziemlich erstaunt so etwas hier zu finden. Scheinbar ist Kava hier erst seit wenigen Jahren legal. In der Bar trafen wir auf Freunde von Jerome: eine Gruppe etwa 60-jähriger Vietnamesen, die ebenfalls so gut wie kein Englisch sprachen bzw sprechen wollten. Ich musste tatsächlich innerlich schmunzeln über diese skurrile Situation: Ich am Tisch mit diesen älteren Männern, die ausschließlich Französisch redeten. Zwischenzeitlich entschuldigen sich die Herren, da sie kiffen gehen wollten. Der Kava in Neukaledonien ist im Gegensatz zum Kava auf Vanuatu um einiges milder, dafür wird er aber auch in größeren Mengen getrunken. 


In einem Nakamal in Nouméa 


Mädchen für alles

... das ist mein neuer Job hier in der Hauptstadt Neukaledoniens. Aufgrund der hohen Preise und leichter Reisemüdigkeit habe ich beschlossen in Nouméa ein wenig zu arbeiten. Im Gegenzug erhalte ich Unterkunft und Verpflegung. Ich wohne bei Xavier, einem Mann in seinen Fünfzigern. Er hat ein Haus mit Garten. Mit ihm wohnen im Moment noch Sébastien und Malorie - ein französisches junges Pärchen, das für ein Jahr hier im Land Geld verdienen möchte, da wohl die Bezahlung hier besser sei als in Europa. 



Meine Arbeit ist ziemlich simpel: etwas Haushalt, putzen, Gartenarbeit, Hecken schneiden,.... Meist ist das Ganze in zwei bis drei Stunden am Vormittag erledigt. Xavier meinte aber bereits, dass es ihm sowieso mehr um den Austausch mit seinen Helfern gehe, da Reisende oft spannende Lebensmodelle haben. Er selbst sei an einem Punkt angekommen, an dem er sich fragt wofür es eigentlich gut sein sollte das ganze Leben zu arbeiten wie ein Verrückter, um dann sowieso das meiste Geld wieder an den Staat abzuliefern. Er möchte gerne etwas Grundlegendes in seinem Leben ändern, weiß aber noch nicht genau wie und was.


Meine Freizeit nutze ich, um Französisch zu lernen, die Umgebung zu erkunden und endlich wieder etwas Sport zu machen. So ein bisschen Routine tut unheimlich gut. Ich habe mich nach allzu langer Zeit endlich wieder einmal in meine Laufschuhe geschwungen, um die Gegend joggend erkundschaften - es gibt wirklich tolle Laufstrecken hier. Und zwischendurch kann man sich wunderbar im Meer abkühlen. 


Während meiner Laufrunden entdeckte ich viele wunderschöne Ecken in Nouméa 



Es gibt endlos viele Möglichkeiten sich abzukühlen :)


Gestern, am Samstag, lud Xavier uns zu einem Segelausflug auf sein Boot ein. Für mich war es tatsächlich das allererste Mal auf einem Segelboot. Wir hatten starken Wind und kamen somit rasch voran. Unser Ziel waren zwei kleine vorgelagerte Inseln von Nouméa: Maitre und Goéland. Für mich war es ein ziemliches Abenteuer, da durch den Wind und den Wellengang unser Segelboot teilweise ordentlich schaukelte. Ich wusste ja nicht bis zu welcher Schräglage alles okay war und wann es dann vielleicht doch zu viel war. Das Wissen, dass sich hier Unmengen hungriger Tiger- und Bullenhaie tummeln, sorgte für zusätzliches Andrenalin. Xavier meinte bloß lachend, dass es nicht sehr oft vorkomme, dass ein Segelboot umkippt...


Mein erstes Segelabenteuer

Xavier´s Hund Nassai war natürlich auch dabei

Hier machten wir eine kleine Pause zum Schwimmen


Ab Dienstag werde ich für eine Woche auf einer ziemlich abgelegenen Selbstversorger-Bio-Farm mitarbeiten. Da freue ich mich schon riesig drauf. Da die Unterkünfte in Neukaledonien unleistbar sind für mich bin ich auch dran ein Zelt zu kaufen. Bis jetzt hatte ich aber noch nicht viel Glück etwas passendes zu finden. Selbst bei Decathlon sind die Preise fast doppelt so teuer wie in der Schweiz. Der Knaller sind zudem die Preise im Supermarkt. So zahlt man beispielsweise für eine 100g - Tafel Schokolade im Schnitt 8 - 10 €. 


Praktische Infos:

  • Vom internationalen Flughafen La Tontouta in Neukaledonien in die Hauptstadt fährt man etwa eine Stunde. Tagsüber gibt es Busse. Kommt man nachts an, muss man sich ein Shuttle buchen oder ein teures Taxi nehmen. Ich habe das Regenbogen-Shuttle "Arc en Ciel" online gebucht. Kosten: 20€
  • Am Flughafen wurden bei meiner Ankunft keine SIM-Karten verkauft. Man erhält eine solche in Nouméa aber in sämtlichen OPT- oder Handyshops. Das Vergnügen ist recht teuer: die Simkarte kostet 3.000 CFP (= 25 €) und kommt mit 1.500 CFP  Guthaben. 1GB Datenvolumen für 7 Tage kostet 1.500 CFP (= 12,5 €)
  • Eine Busfahrt im Zentrum von Nouméa kostet 300 CFP (= 2,50 €). Die Fahrkarte ist eine Stunde gültig. In manchen Bussen kann man das Ticket mit Bargeld beim Fahrer kaufen (man muss es aber passend dabei haben). 
  • Im Touristenbüro von Nouméa erhält man kostenlos tolles Kartenmaterial für Neukaledonien. 



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nouméa <=





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