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Mittwoch, 18. Dezember 2024

Mérida - in den Anden Venezuelas

 

Mérida, Venezuela

Angekommen in den Anden Venezuelas. Das Klima ist hier auf alle Fälle angenehmer, als an der Küste. Der Flug verlief problemlos und bei meiner Ankunft am Flughafen in El Vigía wurden mir ausnahmsweise keine lästigen Fragen gestellt. Ich hatte das Glück, dass mein Couchsurfing Gastgeber Alirio gerade in der Nähe war und mich somit gleich einsammeln konnte. El Vigía liegt nämlich etwa eine Fahrstunde von Mérida entfernt. Alirio scheint ein recht wohlhabender junger Mann zu sein. Er erzählte stolz von seinen Häusern und Autos. Ich denke wir haben wohl nicht sonderlich viele gemeinsame Interessen. Wir kamen bei seinem Haus an. Er war schon seit über einem Monat nicht mehr hier, da er sowieso mehrere Häuser in der Umgebung besitzt. Das sah man auch, deshalb bediente ich mich erstmal eines Putzlappens, um ich halbwegs wohl zu fühlen. Ansonsten ist das Haus aber sehr schön und vor allem groß. Am Nachmittag gingen wir noch auf eine Pizza. Während Alirio fast die ganze Nacht durch die Clubs und Bars zog, bevorzugte ich das Bett. 


Mérida, eine hübsche, kleine Stadt in den Anden Venezuelas


Am Samstag Morgen gingen wir gemeinsam frühstücken. Wir hielten dann noch bei einem Schlosser. Kurzerhand ließ Alirio seinen Haustürschlüssel nachmachen und drückte ihn mir in die Hand. Er müsse nämlich morgen Früh zurück zu seiner Farm in El Vigía und wisse nicht ob wir uns wiedersehen. Ich könne aber solange in seinem Haus wohnen, wie ich wolle. Wow! Das klang auf alle Fälle nicht schlecht, da es sich in Mérida bestimmt ein paar Tage - oder sogar mehr - aushalten lässt. Am Nachmittag erkundete ich den Botanischen Garten, wo ich mein Mittagessen mit hungrigen Schildkröten teilte. Während ich meine Kekse aß, kamen die gefräßigen Tierchen aus dem Wasser und schauten mich mit bettelnden Hundeaugen an. Es ging sogar soweit, dass mich eine in den Zeh gebissen hat. 


Hungrige Schildkröten im Anmarsch


Am Ende war ich von etwa fünfzehn dieser süßen Tierchen umzingelt. Eine biss mich sogar in den Zeh *lach*


Danach besuchte ich den Zoo, welchen ich dann aber mit gemischten Gefühlen wieder verließ. Es gibt dort jede Menge Wildkatzen und Wildvögel, die aber auf engstem Raum gehalten werden. Schön fand ich die kleinen Wanderwege und den Wasserfall dort. Eintritt zum Zoo: 3 USD. Am Rückweg nach Hause machte ich bereits meine 3. Schlangenbegegnung in Venezuela: auf einer Steinmauer lauerte sie gerade einer Echse auf. Da ich mich in sicherer Entfernung befand, hielt sich der Nervenkitzel diesmal in Grenzen. 


Im Zoo von Mérida 


Der Nationalpark La Culata

Über hundert Ecken bekam ich den Kontakt von Ismael. Er ist ein Freund von Angela, und den Kontakt von Angela bekam ich von Jeraldine, die auf Couchsurfing vertreten ist, sich aber im Moment im Ausland befindet. Ismael liebt es zu wandern. Kurzerhand beschlossen wir am Sonntag Morgen ein Trekking im Nationalpark La Culata zu machen. Wir trafen uns frühmorgens  im Zentrum von Mérida. Ismael war erleichtert, dass ich Spanisch spreche. Der junge Mann war ziemlich aufgeregt und bombardierte mich mit Fragen. Ich bin tatsächlich die erste Ausländerin mit der er Kontakt hat. Er selbst hat Mérida noch nie verlassen, träumt aber davon die große weite Welt zu bereisen. Sein Geld verdient er als Tätowierer. 

Wir nahmen einen Bus von Mérida nach La Culata. Das war super aufregend, denn Mérida befindet sich auf 1.600 m Seehöhe und La Culata auf 3.000m. Es ging also enge Bergstraßen hoch und wir kamen durch viele wunderschöne Bergdörfer. Kosten für die einstündige Fahrt: 0,68€. 

Im Nationalpark muss man sich erstmal registrieren und die Route angeben. Ich stellte fest, dass sich die Höhe bemerkbar machte und ich ziemlich kurzatmig war. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich die letzte Zeit auf Meereshöhe verbracht habe. Wir wanderten durch das Valle Muerto (Totes Tal) bis zum zweiten Refugio - ein simpler Unterstand aus Steinen gebaut. Dort am Fluss machten wir eine Mittagspause, bevor wir uns wieder an den Rückweg machten. Insgesamt waren wir sechs Stunden unterwegs. Von La Culata aus versuchten wir es per Autostopp zurück, da es nur sehr wenige Busverbindungen (zwei oder drei am Tag) gibt. Zwei Mopedfahrer nahmen uns ein Stück mit. Ohne den Motor anzulassen, rollten wir die steilen Bergstraßen hinunter, um Sprit zu sparen.  


Wir starteten unsere Wanderung auf 3.000m Seehöhe.



Das zweite Refugio

Ismael

Das Geheimplätzchen am Fluss

Ich freute mich sehr, als mir am Abend Angela schrieb, dass sie mir am Montag ein Geheimplätzchen an einem Fluss zeigen möchte, wo wir baden könnten. Die Wanderung war nicht sonderlich lange, aber sehr aufregend. Wir mussten über ein paar Zäune klettern bis wir schließlich an einem glasklaren, eiskalten Fluss ankamen. Meine Freude war groß, denn ich liebe eiskaltes Wasser. Mich erstaunte der Abenteuergeist der 25-jährigen Angela, denn die meisten Latinas, die ich in Venezuela kennengelernt habe, interessieren sich eher für Shopping und Schminken. Wandern ist vielen komplett unbekannt. Noch mehr erstaunte mich, dass sie sich kurzerhand splitternackt in die kalten Fluten stürzte. Sie meinte, dass sie so etwas mit ihren Freunden hier niemals machen könnte, da dies gegen alle soziokulturellen Regeln in Venezuela verstoßen würde. Da sie aber gehört hatte, dass wir da in Europa offener wären, nutzte sie dies gleich in vollen Zügen aus. Angela liebt es zu zelten und zu trampen. Sie gab mir dutzende Geheimtipps für die Umgebung rund um Mérida mit auf den Weg. Da ich nun ein eigenes Haus hier habe und es allerhand zu erkunden gibt, könnte ich mir vorstellen, dass ich etwas länger bleibe als ursprünglich geplant ;)

Mit Angela an ihrem Geheimplätzchen am Fluss


Als wir später noch durch Mérida schlenderten gönnten wir uns eine Cocada. Es ist ein Getränk, das aus frischem Kokoswasser und dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gemixt mit Eiswürfeln und ein bisschen Zucker besteht. Ich liebe es!


Der Plan für morgen ist es, das Bergdörfchen La Azulita zu besuchen, wo ich wahrscheinlich auf einer Farm unterkommen kann. Bin aber noch am Recherchieren. 


Hasta luego!

Eure Michi :)








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