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Dienstag, 29. August 2023

Entspannen in Baler

 

Baler, Philippinen

Meine entspannten Tage in Baler neigen sich schön langsam wieder dem Ende zu. Trotz der aktuellen Regenzeit hatte ich mit dem Wetter wirklich Glück. Es war großteils leicht bewölkt, gab zwischendurch immer wieder Sonnenschein und nur ein Tag war leicht verregnet. In all der Zeit habe ich keinen einzigen anderen Touristen hier im Ort gesehen - zumindest keinen, der mir als solcher aufgefallen wäre. In der Nebensaison verirrt sich scheinbar selten ein Ausländer hierher. 


Der Jetlag ist nach wie vor nicht ganz weg. Die ersten Tage konnte ich erst am frühen Morgen einschlafen und bin dann gegen Mittag aufgewacht. Mittlerweile schaffe ich es zum Glück vor Mitternacht in den Schlaf zu finden, muss mir aber nach wie vor einen Wecker stellen, um in der Früh wach zu werden. Bin dann immer noch völlig erschlagen und habe das Gefühl es sei mitten in der Nacht. 


Ich habe in meiner kleinen Bambushütte übrigens ein paar Mitbewohner, darunter mindestens zwei Geckos, jede Menge Mini-Ameisen und noch ein Prachtexamplar von einer Riesenkakerlake. Mit den Geckos und den Ameisen komme ich ganz gut aus, aber diese Riesenkakerlake ist mir nach wie vor etwas ungeheuerlich. Sämtliche Tötungsversuche sind fehlgeschlagen, da dieses Untier gar nicht so langsam ist. 


Der Aussichtspunkt "Ermita Hill"

Nachdem ich am Freitag angekommen bin, beschloss ich am Samstag eine kleine Wanderung zu unternehmen. Ziel war der Ermita Hill - ein Aussichtspunkt, der ein paar Kilometer außerhalb von Baler liegt. 

Diese baufällige Hängebrücke ist etwas für Abenteurer. Der aktuelle Taifun sorgte für zusätzlichen Nervenkitzel. Kein Wunder, dass sich außer mir niemand über die Brücke wagte. 

Am Ermita Hill 

Am Ermita Hill angekommen waren noch einige einheimische Touristen vor Ort. Von denen ist niemand zu Fuß hierhergekommen, sondern die meisten mit dem Auto oder einem Tricycle. Es waren insgesamt so um die 15 Kilometer, somit haben auch meine Flip-Flops ihren ersten Härtetest bestanden. Die Filipinos gehen generell nicht gerne zu Fuß, wie ich später von erfahren habe. Selbst kürzeste Strecken werden mit dem Motorbike oder dem Dreirad zurückgelegt. Umso amüsanter fanden sie es, als ich all den Weg zu dem Aussichtshügel zu Fuß zurücklegte. 

Grundsätzlich sind die Filipinos ein sehr angenehmes und freundliches Volk. Trotzdem darf man die kulturellen Unterschiede nicht unterschätzen. So gestehen sie sich beispielsweise Unwissen nicht gerne ein. Fragt man etwa nach dem Weg und sie wissen diesen nicht, werden sie einem eher den falschen Weg erklären als zuzugeben, dass sie es einfach nicht wissen. Am Ermita Hill gab es übrigens einen sehr leckeren "Iced Latte" (Eiskaffee) für nur 55 Pesos (= 0,89 Cent), noch dazu war die Portion wirklich ordentlich. Die nette Lady fragte mich, ob ich denn Jelly hinein möchte. Ich fragte sie, was das denn sei. Sie konnte es mir nicht ganz verständlich erklären - bzw wusste es einfach selber nicht - bis sie dann meinte,  ihr sei gerade eingefallen, dass sie heute gar kein Jelly mehr haben. Lustigerweise bekamen die Kunden hinter mir aber wieder Jelly (es handelt sich dabei wohl um kleine Gelantine-Kügelchen) in ihr Getränk. 

Am Rückweg gönnte ich mir frisches Kokosnusswasser für 30 Pesos (= 0,49 €). Die hier waren besonders groß, fast ein Liter befindet sich in einer Nuss.

Kulinarische Köstlichkeiten der Philippinen

Der Sonntag stand ganz im Sinne der Kulinarik. Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang traf ich mich mit Anthony, er ist ein Couchsurfing-Gastgeber hier in Baler. Wir düsten mit seinem Motorbike herum und er zeigte mir den wunderschönen Diguisit Strand. Leider war es an dem Tag sehr windig - es wütete scheinbar ein Taifun der Stärke eins bis zwei - weshalb wir uns auch nicht sonderlich lange am Strand aufgehalten haben. 

Mit Anthony am Diguisit Strand


Anthony beschloss mir als Schlechtwetterprogramm die philippinische Kulinarik etwas näher zu bringen. Gestartet wurde gleich mit einer wahrlichen Mutprobe. 

Achtung: Nichts für schwache Nerven! 

Die Delikatesse heißt Balut. Es handelt sich dabei um ein angebrütetes, gekochtes Enten- oder Hühnerei. Im Schnitt sind die Eier etwa 19 Tage alt, wenn sie gegessen werden. Im Inneren steckt also ein Vogelembryo. An einem Straßenstand wurden wir fündig. Anthony führte mir genau vor, wie man das Ding essen sollte. Schon beim Zuschauen wurde mir leicht schlecht, obwohl ich in Sachen Essen wirklich sehr abgehärtet bin. Anthony verglich den Embryo mit einem Baby-Dinosaurier. Ja, das könnte vielleicht hinkommen. Nun war ich an der Reihe. Zuerst startet man mit dem gelben Teil, also dem Dotter, welcher auch ungefähr so schmeckt, nur bereits etwas härter ist. Dann kommt der Embryo. Gespannt und leicht schmunzelnd beobachteten die zwei Männer meinen Gesichtsausdruck. Das Ding sah tatsächlich schon aus wie ein kleines Küken. Man erkannte bereits deutlich den Kopf und den Schnabel. Es ließ sich aber erstaunlich leicht kauen, da selbst die Knochen noch weich sind. Im Nachhinein kann ich gar nicht viel zum Geschmack sagen, da man recht viel Essig darüber kippt, was dann der vorherrschende Geschmack ist (vielleicht auch besser so). Nach diesem kleinen Abenteuer beschloss ich, dass das eindeutig ein einmaliges Erlebnis gewesen ist. Aber Balut hat es auf alle Fälle auf die Liste der => Kulinarischen Abenteuer <= auf meinen Reisen geschafft.

"Balut" - eine philippinische Delikatesse

Das war aber noch nicht alles. Anthony wollte mir noch mehr von dem beliebten Streetfood zeigen. Weiter ging es mit Adobo, eines der philippinischen Spezialitäten. Es ist geschmortes Fleisch in Sojasauce und Essig mit viel schwarzem Pfeffer und Knoblauch. Dieses Gericht ist mein persönlicher Favorit des Tages.

Weiters probierten wird gestocktes Schweinblut und Hühnerdarm vom Grill. Es hätte auch noch gegrillte Hühnerkralle gegeben, aber für diesen Tag war meine Probierfreudigkeit dann wirlich aufgeschöpft. Außerdem hatte ich Bedenken, ob mein Magen das alles noch mitmachen würde. Das Schweinblut war nicht so mein Fall, der Hühnerdarm hat mich positiv überrascht.

Gestocktes Schweineblut, Hühnerdarm und Hühnerkrallen vom Grill

Ein Streetfood Stand

Eintauchen in die philippinische Kultur

Am Montag war Feiertag auf den Philippinen. Zur Feier des Tages meinte Anthony, dass er und seine Familie mich gerne zum Mittagessen einladen würden. Ein solches Angebot ließ ich mir auf keinen Fall entgehen. Es war immerhin die einmalige Möglichkeit Einblick in eine philippinische Familie zu bekommen. Anthony ließ es sich nicht nehmen mich mit dem Motorbike abzuholen. Zu Hause bei ihm erwarteten mich sein Vater, seine zwei Schwestern und noch ein Neffe von ihm. Die Frauen zeigten sich recht zurückhaltend, während der 78-jährige Vater mich mit Fragen nur so durchlöcherte und einen Witz nach dem anderen riss. Er ist übrigens Pastor und sieht viel jünger aus. Alle sehen hier viel jünger aus als sie sind. Sie behaupten, das liegt an der hohen Luftfeuchtigkeit in den Tropen und zudem daran, dass sie die Sonne wann immer es nur geht meiden. Damit haben sie bestimmt teilweise recht. Anthonys Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Sein Vater war vor allem erstaunt, wie ich denn bloß ganz alleine reisen könnte und wieso ich denn nicht verheiratet wäre. Die üblichen Fragen der älteren Generation also ;) Aufgetischt wurden viele verschiedene Schüsseln in der Tischmitte. Und tatsächlich alles Fleisch! Ja, die Filipinos lieben Fleisch. Es gab Huhn, Schwein und Fisch in allen möglichen Zubereitungsvarianten. Dazu eine Riesenschüssel Reis. Es schmeckte alles vorzüglich, trotzdem muss ich sagen, dass ich das Gemüse sehr vermisse. Die Familie amüsierte sich darüber, dass ich mit der Gabel aß. Scheinbar wird hier prinzipiell nur mit dem Löffel oder den Händen gegessen. Messer gibt es keine am Tisch. Etwas irriterend fand ich es anfangs zudem, dass ganz ungeniert am Tisch gerülpst wird.  

Am Nachmittag zeigte mir Anthony den Caunayan Wasserfall. Es war eine 30-minütige Motorbike Fahrt dorthin. Einige einheimische Familien planschten im Wasser herum oder waren am picknicken. 

Der Caunayan Wasserfall


Nach dem Wasserfall ging die Sightseeing-Tour weiter zu einem 600 Jahre alten Balete Baum, der sogenannte "Millenium Tree". Er sollte sogar der älteste seiner Art in ganz Asien sein. Die massiven Wurzel- und Astsysteme dieses Baumes umschlingen einen Gastbaum, bis der Baum der ihm zuerst als Wirt gedient hat, vollständig umwickelt ist. Der Wirt-Baum stirbt ab und an seiner Stellt wächst nun der Balete Baum bist zu 20 Meter in die Höhe. Die Einheimischen glauben, dass im Inneren des Baumes ein Geist lebt. Wichtig zu wissen ist noch, dass man bei sämtlichen Sehenswürdigkeiten hier Eintritt bezahlen muss. Es sind aber meistens nur so um die 25 Pesos ( = 0,40 €). 

Der "Millennium Tree" in der Nähe von Baler


Ich wagte mich auch in das Innere des Baumes, konnte aber keinen Geist dort finden.

Am Abend traf ich dann noch jemanden von Couchsurfing: Irene. Eine junge philippinische Frau, Anfang vierzig, die in der Nähe von Baler eine Farm besitzt. Sie hat mir sogar einen Sack frisch gepflückter Guaven mitgebracht. Auch diesmal musste ich wieder staunen, die Gute sieht aus wie Mitte zwanzig. Wir hatten einen super lustigen Abend in einem Restaurant am Strand. Bei Abendessen und Bier tauschten wir unsere verrücktesten Reise- und Couchsurfing Erlebnisse aus. 

Irene und ich

Unser Abendessen: Fisch in Kokosmilch und Lomi-Suppe (mega lecker!). 

Abendstimmung am Strand in Baler, inklusive Regenbogen

Heute ist nun schon Dienstag, mein letzter "Urlaubstag". Morgen steht wieder die lange Busfahrt nach Manila an, um dann übermorgen nach Papua-Neuguinea - in das Land der Menschenfresser - zu reisen. 


Bis bald!

Eure Michi :)




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