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Sonntag, 17. September 2023

Goroka Show 2023 - Ein Treffen der Stämme Papua Neuguineas

 

Goroka, Papua Neuguinea

Goroka Show 2023

Nach der kurzen Tiefphase in den letzten Tagen geht es mittlerweile wieder bergauf. Carolin und ich wohnten bis Samstag bei der 16 - (oder 18?) jährigen Tama und ihrem Baby Donnabell zu Hause. Ihre Schwägerin und zugleich unsere Couchsurfing Gastgeberin Maryanne hat sich über die Feiertage an die Küste verabschiedet. Das hatte den Vorteil, dass Carolin uns nicht mehr dasselbe Bett teilen mussten. 


Am Donnerstag Abend zeigte uns Tama ein traditionelles regionales Gericht aus Goroka: Mambu. Dabei wird Gemüse, Fleisch, Ingwer und Grünzeug in große Blätter gewickelt, welche dann in ein hohles Bambusrohr gestopft werden. Dieses wird dann etwa eine Stunde über das Feuer gelegt. Und schon ist das Ganze fertig. Dazu gab es Reis. 


Mambu: Ein traditionelles Gericht aus dem östlichen Hochland Papua Neuguineas

Das gefüllte Bambusrohr wird über das Feuer gelegt


16. September - der Unabhängigkeitstag in Papua Neuguinea

Seit dem 16. September 1975 ist Papua Neuguinea ein unabhängiges Land. Dieser Tag wird von den Einheimischen gebührend gefeiert. Die Vorbereitungen starten schon viele Tage im Voraus. Überall werden die Landesflaggen gehisst - auf Autos, in den Haaren, vor den Häusern, auf den Buschtaxis, usw. -  und die Leute kleiden sich in Shirts und Blusen mit diesem Muster. Auch das Gesicht wird mit den Farben der Flagge bemalt. 

Die Goroka Show - das größte Festival in PNG

Um die Zeit des Unabhängigkeitstages findet auch die alljährliche Goroka Show statt. Diese wurde mittlerweile zum bekanntesten Festival des Landes. Während zu Beginn nur wenige Gruppen dabei waren, nehmen mittlerweile über 100 aus dem ganzen Land teil. 1957 wurde das Fest zum ersten Mal organisiert, um die verschiedenen Stämme (von denen es übrigens um die 1000 gibt) zu einem friedlichen Miteinander zu bewegen. Nach wie vor herrscht aber großes Konfliktpotenzial zwischen all diesen Bevölkerungsgruppen mit ihren unterschiedlichen Sprachen, Bräuchen und Glauben an Hexenmagie. Die Veranstaltung soll helfen einander besser zu verstehen und aufeinander zuzugehen. 

Am Freitag, dem 15. September, traten die Kindergruppen auf. Tamas Vater stand schon morgens um sieben Uhr vor unserer Hütte, um uns abzuholen für das Fest. Da wir auf sein Kommen völlig unvorbereitet waren und noch nicht einmal gefrühstückt hatten beschloss er später wieder zu kommen. Wir waren mäßig begeistert davon ständig mit einem Beschützer unterwegs sein zu müssen. Als wir gegen 10 Uhr mit ihm zum Festivalgelände kamen musste erstmal ein Eintrittsticket gekauft werden: 10 Kina ( = 3 €) kostete das Vergnügen pro Person. Es waren bereits Massen an Menschen vor Ort. Im Festivalgelände gab es jede Menge Stände, an denen Streetfood und Souvenirs verkauft wurden. Tamas Vater meinte, er würde sich irgendwo in den Schatten setzen, während wir machen könnten was wir wollen. Wir kamen an einen Zaun. Dahinter sahen wir aus weiter Ferne die Stammesgruppen ausgelassen mit viel Kriegsgeschrei tanzen. Die Einheimischen klebten alle am Zaun, um etwas zu sehen. Zwischen den tanzenden Gruppen erspähten wir vereinzelt ein paar weißhäutige Menschen. Wie wir kurze Zeit später herausfanden hatten diese ein VIP Ticket, das ganze 200 Kina (= 52 €) kostet. Das kann sich natürlich so gut wie kein Einheimischer leisten. Das absolute Highlight war, als sich plötzlich die Menschenmassen öffneten und einer von der Security lauthals brüllte: "White man is coming! Make space! White man is coming". Und tatsächlich: Drei weiße Männer mit ihren Motorrändern fuhren durch den Gang der sich nun zwischen den Menschen bildete. Alle starrten sie mit großen Augen an. Als wir die drei Typen später noch einmal trafen waren sie immer noch von einer Masse an Schaulustigen umgeben. Wir plauderten kurz mit ihnen. Es sind drei Tschechen, die die  letzten Wochen mit ihren Motorrändern das Land erkundeten. 

Um 13 Uhr wurde dann das komplette Gelände für alle geöffnet. Riesige Scharen an Menschen drängten sich nun auf den Platz, an dem getanzt wurde. Es war kaum noch Luft zum Atmen, also beschlossen wir zu gehen. Nach einem kurzen Besuch im Museum, das gleich um die Ecke liegt, stießen wir unerwartet wieder auf Tamas Vater. Den  hatten wir schon fast vergessen. Der Gute hatte tatsächlich stundenlang auf uns hier gewartet. Der Plan wäre eigentlich gewesen kurz irgendwo Kaffee trinken zu gehen. Doch daraus wurde nichts. Tamas Vater war der Meinung, dass es Zeit wäre nach Hause zu gehen. Soviel zu unserer Freiheit. Wir waren ziemlich frustriert darüber. Als wir wieder bei Tama zu Hause waren, fragte uns ihr Vater wie spät wir morgen für die Hauptshow los wollten. Ganz bestimmt erklärten wir ihm, dass wir morgen alleine dorthin gehen werden. Wir würden brav mit einem Taxi hinfahren und uns dann ein VIP-Ticket besorgen, somit sind wir im sicheren Bereich. Zurück fahren wir natürlich auch mit dem Taxi. Was waren wir froh, dass er mit unserem Plan schlussendlich einverstanden war. Diese ständige Überwachung ist natürlich nur gut gemeint, aber für uns ist es einfach der blanke Horror.

Die Nacht bei Tama zu Hause verlief etwas turbulent. Aus irgendeinem Grund hat ihr Baby kein Auge zugemacht und nonstop wie am Spieß geschrien. Der Gestank in der Blechhütte war zudem grauenhaft. Ich konnte aber erst am frühen Morgen herausfinden, woher er rührte: Ein Haufen Katzenkacke vor dem Badeingang. Carolin und ich waren fast froh darüber als am Samstag Nachmittag noch zwei weitere Besucher ankamen: Present (das war unsere Gastgeberin in Mount Hagen) und ihr indischer Couchsurfer Tourvashu. Jetzt mussten wir wenigstens kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns eine andere Unterkunft suchen. Scheinbar war Tama nämlich extra wegen uns zu Hause geblieben und nicht mit Maryanne an die Küste gefahren. Sie zeigte sich gar nicht begeistert, dass wir sie schon verlassen möchten, immerhin hätte sie genug Platz für alle. Carolin und ich klärten sie auf, dass wir leider gar nicht gut schlafen können, wenn wir uns ein Bett teilen. Zudem war unsere Freundin Alina - eine deutsche Reisende, die wir über ein Online-Reiseportal kennengelernt haben - ebenfalls in Goroka. Die würde sich riesig freuen, wenn wir zu ihr in die Unterkunft kämen. Somit zogen wir am Nachmittag ins Research & Conservation Center. Es ist vermutlich unsere beste Unterkunft, die wir  bis jetzt hatten: halbwegs sauber und sogar warmes Wasser - was für ein Luxus! Es kostet 90 Kina (= 23 €) pro Person und Nacht mit Gemeinschaftsbad. 

Bevor wir umzogen ging es aber noch zur Hauptveranstaltung der Goroka Show. Gemeinsam mit Alina machten wir uns um kurz vor acht Uhr morgens auf den Weg. Die 200 Kina für das VIP Ticket sind schon beträchtlich, aber nur so kann man die Tänze der verschiedenen Stämme aus der Nähe sehen. Letztendlich muss ich sagen, dass es sich gelohnt hat. Am Morgen waren erst wenige Stammesgruppen da, mit der Zeit wurden es immer mehr. Anfangs fand ich es etwas befremdlich gemeinsam mit den anderen Weißen unsere Handys und Kameras auf die Einheimischen zu richten und sie aus nächster Nähe zu fotografieren. Hatte fast etwas von Menschenzoo. Zudem bin ich ungern von so vielen Touristen umgeben. Man muss jedoch dazu sagen, dass die meisten von ihnen wahrscheinlich Fotografen oder Missionare waren. Wie sich aber zeigte, freuten sich die Gruppen zum großen Teil sehr darüber wenn man sie abknipste. Wenn man ein bisschen Smalltalk mit ihnen hielt posierten sie sogar richtig für unsere Bilder. Außerdem hatten sie sich ja große Mühe gegeben mit ihren Bemalungen, dem bunten Federschmuck und ihren Tänzen. Natürlich darf man auch die lange Anreise nicht vergessen: Einige haben tagelange Fußmärsche durch den Dschungel hinter sich oder mussten gar einen Teil des Weges mit dem Boot zurücklegen. Alles in Allem war das Ganze ein unvergessliches Spektakel mit einer absolut ausgelassenen Stimmung. Etwas in der Art habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Seht selbst:



Huli Wigmen - einer der bekanntesten Stämme aus dem südlichen Hochland (Region Tari)


Als gegen 13 Uhr dann die Schleusen für alle geöffnet wurden, machten wir uns rasch von den Socken. Es steigt im Laufe des Nachmittags die Eskalationsgefahr auf solchen Festivals. Als wir auf der Suche nach einem Taxi nicht fündig wurden hat uns die Polizei höchstpersönlich zurückgefahren. Zwischendurch starb ihnen der Motor des klapprigen Gefährts mehrmals ab. Der Sprit wäre wohl bald aus, meinte einer der Polizisten. Ob das eine Anspielung darauf war ihnen Kleingeld zuzuschieben? Wir beschlossen nicht näher darauf einzugehen und bedankten uns herzlich fürs Mitnehmen. 

Heute - am Sonntag - war der letzte Tag des Festivals. Diesmal kam auch Present mit uns mit. Da sie sich kein VIP-Ticket leisten konnte, schmuggelten wir sie einfach rein. Damit bereiteten wir ihr eine Riesenfreude.







Auch heute verließen wir das Fest kurz nach Mittag. Und das erwies sich als sehr weise. Bereits kurze Zeit später erfuhren wir, dass es zu massiven Ausschreitungen und sogar Schüssen gekommen sei. Daraufhin ist wohl eine richtige Massenpanik in der Menschenmenge ausgebrochen. Genauere Infos zu dem Vorfall liegen im Moment noch nicht vor. Wir hören bloß von unserem Guesthouse aus ein riesen Tumult und viel Geschrei. Dazwischen immer wieder Polizeisirenen.


Der Plan für die nächsten Tage sieht nun so aus: Morgen um sieben Uhr ist unser Flug von Goroka nach Simbai, ein winziges abgelegenes Dörfchen. Es geht vermutlich mit einem kleinen Buschflugzeug dahin. Dort werden wir die nächsten drei Tage verbringen, um ein weiteres Stammesfestival zu besuchen. Ich weiß noch nicht, ob es dort Internetverbindung gibt. Eventuell werde ich also ein paar Tage nichts von mir hören lassen.


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Goroka und der Goroka Show <=






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