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Freitag, 10. Januar 2020

Fahrradtour zum "Lake Twentythousand"



Die bessere Überschrift wäre wohl: "Was für ein absolut verückter Tag".

Lake Twentythousand 

Gemütlicher Vormittag 

Nachdem wir heute endlich einmal ausschlafen konnten, genossen wir ein spätes, aber unglaublich leckeres Frühstück, das uns Dharmik, der Besitzer unserer Unterkunft, zubereitete. Wir saßen am Vormittag noch gemütlich mit ihm zusammen. Er und Andralynne spielten auf der Ukulele.

Frühstück 

Am Nachmittag beschlossen Andralynne und ich uns ein Fahrrad auszuleihen und zum Lake Twentythousand zu radeln. Das ist ein Naturschutzgebiet, in dem es viele kleinere Seen gibt. Zudem ist es ein Paradies für Vogelliebhaber. 

Gleich ums Eck konnten wir einen Fahrradverleih finden. Für 200 NPR pro Person mieteten wir jeweils ein Bike. Das von Andralynne war ein Mountainbike und meins ein Citybike mit Körbchen vorne dran. Bereits nach wenigen Metern musste ich feststellen, dass die Bremsen nicht funktionierten. Na dann hoffe ich mal ganz stark, dass wir nicht allzu viel bergab fahren müssen. Auch das Gefährt von Andralynne war schon etwas baufällig. Zudem fühlte es sich an als hätte sie den zweiundzwanzigsten Gang drin. Leider gab es aber keine Gangschaltung. 

Nashorn mitten im Dorf 

Keine 10 Minten weitergefahren, sahen wir ein paar Leute am Straßenrand versammelt. Schon bald wurde uns klar warum. Nur wenige Meter entfernt graste ein Nashorn in der Wiese. Unglaublich!! Wir stoppten und lehnten unsere Fahrräder an einen Baum. Langsam wagten wir uns immer näher an das Tier heran. Als sich das riesen Vieh dann aber plötzlich in Bewegung setzte, rannten wir alle panisch hinter den nächsten Baum. Anscheinend sind Nashörner ja gar nicht so ungefährlich. Das Tier bewegte sich nun auf den Viehstall eines kleinen Häuschens zu. Die Besitzer waren sichtlich beunruhigt. Nun begann es auch noch mit seinem Horn gegen den Stall zu stoßen. Ein Mann versuchte es mit Steinen zu vertreiben. Doch das ließ das Nashorn ziemlich kalt. Nach einer Weile beschloss es der Straße entlang weiterzuspazieren. Das verursachte natürlich ein ziemliches Verkehrschaos. Auch wir wollten eigentlich weiter, aber es war uns etwas zu unsicher an dem Tier einfach vorbeizuradeln. Als es dann aber am Wegrand zu grasen begann, nahmen wir all unseren Mut zusammen und überholten es so schnell wie möglich. Was für ein Adrenalinkick!




Actionreiche Fahrradtour

Wenige Minuten später gab es bereits die nächste Unterbrechung. Meine Fahrradkette ist herausgesprungen. In guter Teamarbeit konnten wir das Ganze aber recht schnell reparieren. Leider sprang das blöde Ding von nun an zirka alle zehn Minuten heraus. Aber gut, es gibt Schlimmeres. 

Unser Weg führte nun auf eine zweispurige Autobahn. Das war eindeutig schlimmer. Mitten in dem wilden Verkehrschaos mit unseren klapprigen Fahrrädern standen wir Todesängste durch. Was waren wir froh, als wir endlich abzweigen konnten. Es ging eine unasphaltierte Straße weiter - gar nicht so einfach mit meinem Citybike. 

Irgendwann erreichten wir den Eingang des Naturschutzgebiets, in dem sich der Lake Twentythousand befindet. Hier mussten wir nochmals 200 NPR pro Person Eintrittsgebühr bezahlen. Da wir es etwas waghalsig empfanden, in einem Gebiet, in dem gefährliche Tiere wie Tiger und Nashörner leben, einfach mit dem Fahrrad herumzufahren, fragten wir sicherheitshalber bei den Parkwächtern nach, ob es denn hier Wildtiere gäbe. Diese verneinten unsere Frage. Wie wir aber später erfahren mussten gibt es hier sehr wohl eine ganze Menge an Nashörnern, Tigern, Krokodilen, usw. 

Wie schon erwähnt sprang meine Fahrradkette in regelmäßigen Abständen heraus. Mittlerweile waren wir schon recht geübt, das Ding wieder rein zu bringen. Diesmal schien die Kette aber irgendwo zu klemmen. Wie gerufen kam genau in dem Moment ein Jeep an. Der Fahrer zögerte nicht lange und sprang aus dem Fahrzeug. Er holte noch das notwendige Werkzeug und schwuppsdiwupp hatte er es schon repariert. Manchmal kann ich es selbst kaum glauben was für ein Glück ich beim Reisen immer wieder habe. Wie durch ein Wunder hielt die Kette nun bis ans Ende unserer Tour. 

Der Lake Twentythousand war atemberaubend schön. Zudem sahen wir wunderschöne Vögel in allen Farben und Größen. Es schienen auch tatsächlich ein paar Nashörner unterwegs zu sein. Wir fanden nämlich mehrere frische Haufen. Unsere Guides gestern hatten uns ja genauestens erklärt wie die unterschiedlichen Ausscheidungen der einzelnen Tiere aussehen.


Am Rückweg sahen wir jede Menge Rehe, Affen, Vögel und zwei wunderschöne Pfaue. Außerdem glaube ich einen Bären knurren gehört zu haben.



Abenteuerliche Abkürzung durch den Fluss

Da es schon Abend wurde, bekamen wir etwas Stress noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukommen. Wir beschlossen also eine Abkürzung zu nehmen. So konnten wir uns auch die Autobahn sparen. Der Weg war ziemlich unheimlich. Es war auch keine Menschenseele außer uns hier unterwegs. Überall im Gebüsch raschelte es. Plötzlich sprangen Rehe aus dem Gebüsch und überquerten vor uns die Straße. Hoffentlich ist kein Tiger hinter ihnen her! Wir begannen fester in die Pedale zu treten. Irgendwann endete die Straße, oder besser gesagt führte sie in einen Fluss. Was nun? Andralynne schlug vor einfach umzudrehen. Immerhin waren in diesem Fluss bestimmt Krokodile. Zudem wussten wir nicht einmal wie tief er war. Ich versuchte sie zu überreden, dass es doch einen Versuch wert sei, den Fluss zu durchqueren. Immerhin würde es bestimmt dunkel werden, bis wir den ganzen Weg wieder retour gefahren waren. Auf der anderen Uferseite standen nun ein paar einheimische Männer. Sie deuteten uns einen Weg durch den Fluss. Wir beschlossen es zu wagen und zogen also unsere Schuhe aus, welche wir dann unter den Gepäckträger klemmten. Mutig wagte sich Andralynne zuerst durch das trübe Gewässer. Das Wasser ging uns zum Glück bloß bis zu den Oberschenkeln. Die hilfsbereiten Einheimischen versicherten uns noch, dass hier keine Krokodile seien. Sie konnten sich aber ein Schmunzeln über unsere verrückte Aktion nicht ganz verkneifen.



Wir beschlossen nun barfuß weiterzuradeln. Da wir zudem jede Menge Seegras und Algen zwischen den Fahrradspeichen hatten, amüsierten sich die Einheimischen, an denen wir vorbeifuhren, herrlich. Auch wir konnten uns vor Lachen über diesen verrückten Tag nicht mehr halten. 

Betrunkener Guide

Zuguterletzt brüllte uns ein älterer Herr aus einem Dorf irgendwas mit "Guide!!" nach. Ich antwortete bloß "No, thanks." Er ließ sich aber nicht verunsichern und schrie uns weiterhin unverständliche Worte zu. Als ich mich dann aber umdrehte bemerkte ich, dass dies doch unser Guide vom Chitwan Nationalpark gestern war. Er rannte uns nach und umarmte uns überschwänglich. Der Kerl war völlig betrunken. Er schien sich aber unendlich zu freuen uns wiederzusehen. Wir plauderten noch ein bisschen mit ihm und erreichten dann ziemlich genau zur Abenddämmerung Sauraha. Wir waren ziemlich geschafft, immerhin legten wir heute mit unseren Klappereseln knappe 30 Kilometer zurück 

Was für ein unvergesslicher Tag. Er wird uns wohl ewig in Erinnerung bleiben. 

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