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Mittwoch, 22. Januar 2020

Erste Zugfahrt in Indien: von Kochi nach Alappuzha


Nächtliche Streetfood Tour in Kochi

Da gestern mein letzter Abend bei Sidharth war, schlug er vor, dass wir etwas trinken gehen könnten. Das hörte sich gut an. Zu dritt - Sidharth, die holländische Couchsurferin und ich - zogen wir los. Mit dem Auto. Das hielt Sidharth aber keineswegs davon ab zu trinken - und das obwohl er Anwalt ist. Aber anscheinend ist das hier überhaupt kein Problem, betonte er. Ich muss aber anmerken, dass er "nur" zwei Bier getrunken hat. 
Wir verbrachten einen äußerst lustigen Abend in einer - für meinen Geschmack - ziemlich noblen Bar. Als wir Sidharth fragten, warum wir denn nicht ein "einfacheres" Lokal gehen, erklärte er uns, dass es dort für Touristinnen nicht sehr gemütlich sei, da man ununterbrochen angestarrt und angesprochen wird. Naja, dafür fühlten die Holländerin und ich uns hier in der Bar etwas fehl am Platz. Das Klientel erschien ziemlich aufgetackelt mit Anzug und schönen Kleidern. Und wir saßen da mit unseren Schlabberhosen.
Als wir dann Hunger bekamen, beschlossen wir nach Straßenständen zu suchen, die um diese Zeit noch offen hatten. Es wurde eine lustige Fahrt, quer durch die Stadt. Wir konnten noch so einiges finden. Ich probierte beispielsweise mein erstes Porotha, welches sofort eines meiner Lieblingsgerichte wurde. 

Meine erste Zugfahrt in Indien

Am späten Vormittag startete ich heute meine Weiterreise nach Alappuzha - auch Alleppey genannt. Es sollte mit dem Zug dorthin gehen. Das indische Bahnnetz ist das drittgrößte der Welt und es gibt etwa 7.000 Bahnhöfe. Die Bahn ist also eine ziemlich beliebte Fortbewegungsart. Für längere Zugfahrten muss man schon viele Tage im Voraus buchen, um noch ein Ticket zu ergattern. In meinem Fall reichte es aber einfach zum Bahnhof zu gehen und dort eins zu kaufen. Für eine 3-stündige Fahrt zahlte ich lächerliche 35 Rupies (= 44 Cent bzw 47 Schweizer Rappen). Wie ihr seht, ist der Zug hier unglaublich günstig - ganz im Gegensatz zu Daheim *lach*. Natürlich ist der Komfort auch ein anderer. Ich fand es aber ganz okay. Zum Glück waren nicht allzu viele Leute im Waggon, ich hatte also ausreichend Platz für mich. Die Fenster waren offen, aber vergittert. Somit wehte ein herrlich erfrischender Wind durch den Zug - es hatte immerhin 35 Grad Celsius. Auch die Zugtüren nach außen blieben offen. Teilweise fuhr der Zug so langsam, dass Leute während der Fahrt aus- und zusteigen konnten. 


In Alappuzha angekommen, wartete bereits mein Couchsurfing Gastgeber Jibu auf mich. Er brachte mich mit seinem Motorrad in meine Unterkunft für die nächsten Tage. Diese war zu meiner Verwunderung nicht bei ihm zu Hause. Er hatte eine eigene kleine Hütte für Couchsurfer. Das war doch auch mal ganz schön. Es gab aber auch ein paar Nachteile: Es schwirrten Unmengen von Moskitos dort herum und ich wurde nonstop gestochen. Mein Insektenschutz wirkte nur maximal eine Stunde, dann hatte ich wieder alles rausgeschwitzt. Es gibt zwar nicht allzu viel Malaria in dieser Gegend, dafür aber Dengue - was auch nicht besonders angenehm ist. Obendrein war gerade Stromausfall, was mein Schwitzen noch verstärkte. Die hohen Temperaturen machen mir tatsächlich ordentlich zu schaffen. Ach, und dann ist da noch das Bett - falls man es so nennen kann: ein rostiges, halb kaputtes Bettgestell mit einer dünnen Matratze, die dermaßen ausgebeult ist, dass ich mir unmöglich vorstellen kann, darin zu schlafen. Aber mal sehen. 

Die Backwaters von Allappuzha 

Am späteren Nachmittag lud mich Jibu auf eine Motorradfahrt zu den Backwaters ein. Es handelt sich hierbei um ein verzweigtes Wasserstraßennetz. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, die Gegend ist einfach wunderschön: Palmwälder, saftiges Grün, Reisfelder, farbenfrohe Vogelarten und atemberaubende Wasserlandschaften. 





Am Abend war ich mit Jibu in einem lokalen Straßenrestaurant etwas essen. Für unglaubliche 50 Rupies (=63 Cent) bekommt man hier ein ordentliches Hauptgericht, das noch dazu sehr lecker ist. 

Jibu begleitete mich zurück in meine Hütte. Dann bot er mir tatsächlich noch eine Ayurveda Massage an - er macht dies wohl auch beruflich. Da er mir vorher bereits recht prahlerisch berichtet hat, wie viele Couchsurferinnen er schon rumbekommen hatte, lehnte ich dankend ab. Sein männliches Ego schien nun etwas angekratzt, er verabschiedete sich bloß mit einem recht kalten "Gute Nacht". Man kann nicht abstreiten, dass es auf Couchsurfing immer wieder Männer und natürlich auch Frauen gibt, die diese Webseite hauptsächlich als Dating Plattform nutzen - leider! Nichtsdestotrotz gibt es aber auch genug Leute dort, die absolut nicht so sind. Wichtig ist seinen Gastgebern klare Grenzen aufzuzeigen - besonders hier in Indien, wo das ganze ja doch recht männerdominiert ist. Meine Erfahrungen waren aber wirklich durchwegs positiv. 

Nun hoffe ich, dass ich diese Nacht irgendwie schlafen kann. Zum Glück funktioniert wenigstens der Strom wieder, das heißt nämlich, dass auch der Ventilator wieder läuft. Bloß diese Matratze und die Moskitos geben mir zu bedenken. 



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