Wie so oft wenn ich in ein neues Land komme, wurde mir auch mein Start in Indien nicht besonders leicht gemacht. Zuerst hatte mein Flug knappe zwei Stunden Verspätung und dann war der ganze Immigrationsprozess am Flughafen auch noch wahnsinnig nervenaufreibend.
Mein Couchsurfing Gastgeber Athan empfahl mir mittels Uber (=Online Vermittlubgsdienst für Taxis) zu ihm zu kommen, da die Flughafen Taxis wohl masslos überteuert und nicht vertrauenswürdig wären. Mit Uber könnte Athan zudem meine Fahrt mitverfolgen und das Autokennzeichen des Fahrers sehen. Das Problem war nur, dass ich außerhalb des Flughafens keine WLAN Verbindung mehr hatte. Der Flughafen ist zudem riesengroß und mich belagerten sofort zig Taxifahrer. Ich überlegte kurz, ob ich einen von denen nehmen sollte. Als ich jedoch bemerkte, dass mindestens einer von ihnen eine starke Alkoholfahne hatte, entschloss ich mich dagegen. Ich ging also zurück ins Flughäfengebäude, um mich mit dem Internet zu verbinden. Dann orderte ich ein Uber-Taxi. Diese haben hier am Flughafen wohl eine Abholstelle, zu der ich dann gehen sollte. Ich machte mich also auf die Suche. Doch es schien zwecklos. Das ganze Gelände war dermaßen groß und unübersichtlich, dass ich das wohl nie finden würde. Als es dann auch noch wie aus Eimern zu schütten begann war ich den Tränen nahe. Mein Fahrer war bestimmt auch schon wieder weg, und ich konnte ihn nicht einmal kontaktieren.
Wie durch ein Wunder sah ich plötzlich ein Schild: "Uber pick-up zone". Da ich aber bereits viel zu spät dran war, hatte ich alle Hoffnung verloren, dass ich unter diesen hunderten Taxis meinen bestellten Fahrer finden würde. Doch es geschah tatsächlich das nächste Wunder: Das zweite Autokennzeichen, das ich mir anschaute, war das richtige. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Der Fahrer war super lieb und half mir sogar meinen Gastgeber zu kontaktieren.
Athan holte mich an der vereinbarten Stelle ab. Er schien mir recht sympathisch. In seiner kleinen Wohnung durfte ich im Wohnzimmer auf der Couch schlafen. Doch vorher erzählte er mir noch ziemlich detailliert seine gesamte Lebensgeschichte. Diese ist ziemlich interessant. Athan berichtete mir von seiner Heimat im Nordosten Indiens, dem
Nagaland. Er fühle sich nicht wirklich verbunden mit Indien, da die Kultur dort komplett anders sei. Zudem ist die vorherrschende Religion im Nagaland das Christentum. Auch die Sprache ist anders - es gibt unzählige Stammessprachen. Die Nagas leben außerdem ein noch recht traditionelles Leben. Durch seinen Job kommt Athan allerdings in der ganzen Welt herum.
Da die Erzählungen kein Ende nehmen wollten und ich schon ziemlich müde war, versuchte ich ihm dies zu demonstrieren, in der Hoffnung, dass er vielleicht morgen weitererzählen würde. Doch dem war nicht so. Um kurz nach 21 Uhr meinte er, dass wir etwas kochen könnten. Ich hatte tatsächlich Hunger. Athan hatte jede Menge leckerer Lebensmittel aus dem Nagaland in seiner Küche: Obst und Gemüse von seiner Farm dort, Speck, geräuchertes Rindfleisch usw. Das Kochen dauerte dann sage und schreibe bis Mitternacht, da der Gute vor lauter Reden immer wieder aufs Kochen vergaß. Aber ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Er ist außerdem ein sehr guter Koch, das Essen schmeckte einfach vorzüglich.
Am nächsten Tag überraschte mich Athan mit einem leckeren Frühstück. Die Gastfreundschaft der Menschen hier ist wirklich unglaublich.
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Frühstück |
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Ausblick von Athans Wohnung |
Es war schon gegen Mittag, als ich dann meine Erkundungstour durch
Neu-Delhi startete. Ich begann im
Deer-Park, der gleich neben dem Haus liegt. Es ist ein wunderschöner großer Park mit einer sehr ruhigen Atmosphäre. Zudem laufen Pfaue herum und man sieht jede Menge Vögel. In einem Gehege werden zudem Rehe gehalten. Dass die Inder nicht ganz zu ruhig und zurückhaltend wie die Nepalesen sind, konnte ich bereits nach kurzer Zeit feststellen. Man muss hier einfach lernen, dass man nicht mit jedem, der einen anspricht, ein Gespräch beginnt. Es ist nämlich unheimlich schwer diese wieder loszuwerden. Ja teilweise verfolgen sie einem sogar. Aber auf solche Situationen war ich bereits vorbereitet.
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Deer Park |
Das Highlight des Tag war, als mir plötzlich
Apoorv schrieb. Das ist ein Inder, den ich im November in Prag kennengelernt habe. Er wohnt nämlich in Neu-Delhi und fragte mich, ob ich Lust hätte ihn zu treffen. Natürlich bejahte ich dies. Wie klein die Welt doch ist! Er holte mich mit seinem Auto ab und wir fuhren quer durch die Stadt.
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Südindisches Mittagessen mit Apoorv |
In Prag meinte Apoorv damals, dass er mich dazu bringen würde in Neu-Delhi Auto zu fahren. Ich fand die Idee ganz gut, aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Das Verkehrs-Chaos hier ist nämlich wüst. Dazu kommt, dass ich nun schon jahrelang nicht mehr Auto gefahren bin. Und nicht zu vergessen natürlich der Linksverkehr. Apoorv ließ aber nicht locker. Im Endeffekt willigte ich dann - wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt - doch ein. Er empfahl mich noch, ein Tuch um die Haare zu wickeln, damit die Polizei nicht sofort sehen konnte, dass ich eine Touristin sei. Diese seien nämlich immer gefundenes Fressen für und sie versuchen irgendetwas zu finden, wo sie dann kassieren können. Gute dreißig Minuten saß ich letztendlich hinter dem Steuer. Besonders entspannend war die Fahrt nicht, aber auf alle Fälle eine Erfahrung wert.
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Ich beim Auto fahren in Neu-Delhi |
Am Abend schlenderte ich gemeinsam mit Athan durch die Straßen und wir besuchten einen einheimischen Markt. Er half mir zudem eine indische Simkarte zu erwerben. Das ist nämlich ein recht komplizierter Prozess - speziell für Ausländer. Ich war positiv überrascht wie günstig das Ganze ist: Für 750 INR (indische Rupies) - das sind gerade mal 9,50 Euro - bekam ich eine Airtel Simkarte mit einem inkludierten Datenpaket von 1,5 GB pro Tag, unbegrenzten Anrufen und 1.000 SMS. Und das für volle 3 Monate.
Natürlich wurde Zuhause dann noch gemeinsam gekocht. Ich liebe es wie Athan aus so einfachen Zutaten aus Eigenbau dermaßen leckere Gerichte zaubern kann. Während des Kochens hörten wir österreichische Schlager und tranken ein Glas Bier. What a wonderful world!
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Athan und ich
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Athan machte einen Schnappschuss von mir beim Telefonieren. Fotografie ist seine große Leidenschaft. |
Nun werde ich noch bis 20.1. in Neu Delhi bleiben. Dann geht es weiter nach Kochi im Süden Indiens.
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Hallo Michi,
AntwortenLöschenIndien, ich bin mal gespannt, wie es auf deiner Reise weitergeht.
Liebe Grüße
Renate