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Sonntag, 10. März 2024

Kulinarische Abenteuer auf meiner Reise



Vielleicht habt ihr schon mitbekommen, dass ich verdammt gerne esse - vor allem Unbekanntes ;) Ich liebe es verrückte Mahlzeiten auszuprobieren und bin dabei relativ wagemutig - würde ich jetzt einfach so behaupten.

Warnung: Nichts für sanfte Gemüter!

Hier eine kleine Zusammenfassung meiner kulinarischen Abenteuer auf Reisen: 


Seeigel in Neuseeland

In Neuseeland im Pelorus Sound habe ich zum ersten Mal im Leben Seeigel gegessen - roh! Dazu bin ich mit dem Kajak die Küste entlang gerudert und habe die stacheligen Meeresbewohner gesammelt. Meine Gastgeberin hat mir dann gezeigt wie man sie aufarbeitet: Mit einem Messer in der Mitte durchschneiden und alles herausnehmen, bis auf die orangefarbenen Gonaden ( = Sexualorgane). Diese pult man zu allerletzt heraus und kann sie auch gleich essen. Dazu trinkt man hier traditionellerweise ein kaltes Bier. Viel Essbares ist an den Tieren auf alle Fälle nicht dran. Geschmacklich ganz lecker - wie süße Meeresfrüchte. Die Konsistenz würde ich als cremig bezeichnen.

Die orangefarbenen Gonaden sind der essbare Teil des Seeigels

Possum in Neuseeland

Während einer 2-tägigen Wanderung im Kaweka Forest habe ich gemeinsam mit meinem Couchsurfing Gastgeber John ein selbsterlegtes Possum gegessen. Man muss dazu sagen, dass diese Tiere in Neuseeland eine richtige Plage sind. Sie wurden ursprünglich aus Australien eingeschleppt und haben sich dann hier hemmungslos vermehrt. Die Neuseeländer betrachten die Possums somit als Schädlinge, aber komischerweise wollen sie sie trotzdem nicht essen. Stattdessen werden sie aber zu Hundefutter verarbeitet. Vielleicht liegt es auch daran, dass einige der Tiere mit Tuberkulose infiziert sind, was aber nach dem Erhitzen des Fleisches kein Problem mehr darstellen sollte. Es war nicht allzu schwer John zu überreden ein Possum zu erlegen. Leider tappte das Tier  nicht wie erhofft in unsere Falle, also beschloss mein Gastgeber es eigenhändig mit einem Holzknüppel zu erschlagen, was ihm auch gelang. Wir arbeiteten es mitten in der Nacht noch auf und ließen es bis zum Morgen aushängen. Am Abend machten wir uns dann daran unser selbst erlegtes Mahl im Gaskocher zuzubereiten. Der Geruch war irgendwie nicht sonderlich vielversprechend. Als wir es dann schließlich probierten, wurde uns klar: es schmeckte genauso grauenhaft, wie es gerochen hat. John musste sich beinahe übergeben. Es blieb also nur bei einer kleinen Kostprobe. Im Nachhinein kamen wir zu dem Entschluss, dass wir wohl bei der Aufarbeitung des Tieres einen Fehler gemacht hatten. Wahrscheinlich haben wir in die Duftdrüse des Possums geschnitten, was den unangenehmen Geschmack verursachte. Beim nächsten Mal wissen wir es auf alle Fälle besser ;)


Entenembryo auf den Philippinen

Die Delikatesse heißt Balut. Es handelt sich dabei um ein angebrütetes, gekochtes Enten- oder Hühnerei. Im Schnitt sind die Eier etwa 19 Tage alt, wenn sie gegessen werden. Im Inneren steckt also ein Vogelembryo. An einem Straßenstand wurden wir fündig. Anthony - eine Couchsurfing Bekanntschaft - führte mir genau vor, wie man das Ding essen sollte. Schon beim Zuschauen wurde mir leicht schlecht, obwohl ich in Sachen Essen wirklich sehr abgehärtet bin. Anthony verglich den Embryo mit einem Baby-Dinosaurier. Ja, das könnte vielleicht hinkommen. Nun war ich an der Reihe. Zuerst startet man mit dem gelben Teil, also dem Dotter, welcher auch ungefähr so schmeckt, nur bereits etwas härter ist. Dann kommt der Embryo. Gespannt und leicht schmunzelnd beobachteten die zwei Männer meinen Gesichtsausdruck. Das Ding sah tatsächlich schon aus wie ein kleines Küken. Man erkannte bereits deutlich den Kopf und den Schnabel. Es ließ sich aber erstaunlich leicht kauen, da selbst die Knochen noch weich sind. Im Nachhinein kann ich gar nicht viel zum Geschmack sagen, da man recht viel Essig darüber kippt, was dann der vorherrschende Geschmack ist (vielleicht auch besser so). Nach diesem kleinen Abenteuer beschloss ich, dass das eindeutig ein einmaliges Erlebnis gewesen ist. 

"Balut", eine philippinische Delikatesse

Elch und Rentier in Schweden

Elch und Rentier würden vielleicht viele nicht unbedingt als "kulinarisches Abenteuer" bezeichnen, dennoch war es für mich etwas ganz Besonderes und stand auf meiner To-Do-Liste für Schweden ganz oben. Beide Tiere habe ich in Form eines Burgers verdrückt. Den Elch gab es in einem traditionellen, schwedischen Gasthaus - erinnerte mich irgendwie an eine österreichische Apres-Ski Hütte - mit Preiselbeermarmelade, Pilzsauce und Kartoffelspalten. Ein Traum! Den Rentier-Burger haben wir selbst gemacht. Wir bekamen nämlich 16 kg Rentierfleisch von einem benachbarten Sami, welches dann einen ganzen Nachmittag über verarbeitet wurde. Im Prinzip war der Burger nicht so schlecht, doch ein kleines Missgeschick trübte das Vergnügen etwas: Wir haben nämlich unabsichtlich ein faules Ei in die Hackfleischmasse geschlagen und es leider zu spät bemerkt. Wir versuchten das Unding zwar wieder vollständig herauszuholen, was uns aber wahrscheinlich nicht zu 100% gelang. Der Rentier-Burger wurde natürlich brav aufgegessen - wäre ja schade um das wertvolle Fleisch - aber der Gedanke an das faule Ei schwang die ganze Zeit etwas mit. Zum Glück hat niemand eine Magenverstimmung davongetragen ;)

Matumbo in Kenia

Dabei handelt es sich um die Gedärme und Mägen von einem Tier - meist Rind, Schaf oder Ziege. Ich konnte mich mit diesem Gericht nicht wirklich anfreunden, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich gleich am Anfang beinahe traumatisiert davon wurde. Als ich in Kapkoi war, schlachtete mein Couchsurfing Gastgeber nämlich ein altes Schaf. Die Gedärme und der Magen wurden dann über Nacht in einen Topf mit Wasser gegeben, der dann genau in meinem Zimmer deponiert wurde. Das Ganz roch so penetrant nach einem Mix aus Schaf und Sch*****, dass mir beim Gedanken daran immer noch übel wird. Genauso schmeckt das Zeug dann auch im gekochten Zustand. Die nächsten Tage wurde dann wirklich jede Mahlzeit damit verfeinert - bzw für mich versaut *lach*. Die Kenianer lieben Matumbo tatsächlich - und das wirklich so gut wie alle die ich getroffen habe. Ich habe mir anstandshalber das eine oder andere Mal ein paar Bissen hinuntergewürgt, aber Gaumenfreude war es keine. 

Matumbo (hier vom Rind) im ungekochten Zustand. Ich habe beim Auswaschen und Zerkleinern geholfen

Mursik in Kenia

Mursik ist eine traditionell fermentierte Milch der Kalenjin in Kenia. Milch wird in einer Kalebasse (= Gefäß, das aus einem Flaschenkürbis angefertigt) ist mit der Holzkohle von bestimmten Bäumen gemischt und dort für einige Tag stehen gelassen und somit fermentiert. Schmecken tut das Ganze gar nicht schlecht, so ähnlich wie Buttermilch würde ich es beschreiben. Manchmal wird dem fertigen Mursik noch ein bisschen frisches Blut hinzugemischt. Diese Variante habe ich jedoch nicht ausprobiert. 

Mursik

Grashüpfer in Uganda 

Extrem lecker! Sie werden in einer Pfanne im eigenen Saft herausgebraten und etwas gesalzen. Außen knusprig, innen weich - ein Traum. Man erhält sie in der Grashüpfer-Saison überall am Straßenrand in kleinen Plastiksäckchen, bereits fertig zubereitet. 

Frisches Ziegenblut in Tansania

Eher gewöhnungsbedürftig, obwohl ich es mir eindeutig schlimmer vorgestellt habe. Der Massai-Stamm, bei dem ich wohnte, schlachtete am Morgen eine Ziege, indem sie dem lebenden Tier einfach den Kopf abtrennten. Das Blut, das aus dem Hals sprudelte wurde in einem Gefäß aufgefangen und immer schön umgerührt, damit es nicht zu stocken beginnt. Sie verfeinerten das Getränk mit etwas Milch und Salz. Man sollte es dann recht rasch trinken, denn mit der Zeit wird das Zeug gelleeartig, was ziemlich ekelhaft ist. Geschmacklich erstmals warm und salzig. Der Nachgeschmack ist metallisch.

Ziegenblut in Tansania

Raupen in Sambia

Nicht mein Fall. Diese Dinger werden überall auf den Märkten in getrocknetem Zustand verkauft. Zu Hause legt man sie dann in Wasser ein, bis sie weich werden. Danach werden sie mit jeder Menge Fett frittiert. Ich probierte sie jedoch nur ein einziges Mal, vielleicht hatte ich bloß nicht den besten Koch.

Getrocknete Raupen am Markt in Sambia

Leguan in Honduras

Sehr lecker. Geschmacklich würde ich es als eine Kreuzung aus Huhn und Fisch beschreiben. Wird teilweise auf den Märkten verkauft, obwohl es anscheinend illegal sei und gilt als Delikatesse. Ich erzählte meinem Couchsurfing Gastgeber von meiner Vorliebe für verrücktes Essen, er überraschte mich daraufhin eines Tages mit einem Leguan zum Frühstück.

Lebende Muscheln in El Salvador

Sehr lecker. Sie werden auf den lokalen Märkten in Meeresnähe verkauft und sind bei den Einheimischen sehr beliebt. Die lebenden Tierchen werden aus der Schale genommen und mit Limettensaft, Zwiebeln, Chili, Paprika und Salz verfeinert. Die Muscheln müssen sich noch bewegen, wenn man sie mit dem Limettensaft beträufelt, sonst sind sie schon alt. Es gibt in El Salvador mehr als genug Fischvergiftungen nach dem Vezehr dieser Dinger.

Schildkröte in Kolumbien

War absolut nicht mein Fall. Könnte aber auch daran liegen, dass das Tier schon sehr alt war. Das Fleisch war nämlich sehr zäh. Serviert wurden das in Würfel geschnittene Schildkrötenfleisch und die Leber mit Arepas. Wenige Stunden nach dem Genuss dieser Mahlzeit spielte mein Darm verrückt - ich verbrachte die ganze Nacht am WC. Schlussfolgerung: nicht empfehlenswert.

Meerschweinchen in Ecuador & Peru

Sehr lecker aber wenig dran. Das Tier bestand vorwiegend aus Haut - die aber ganz lecker knusprig war - und Knochen. In Ecuador bekam ich es mit leckerer Erdnusssauce serviert und in Peru mit pikanter Sauce - am besten geschmeckt hat es in Peru.  Auf alle Fälle empfehlenswert!

Meerschweinchen

Schafskopfsuppe in Peru

Also dieses Gericht gehört eindeutig nicht zu meinen Lieblingsgerichten. Und das Schlimmste dran: Ich bekam die Suppe zum Frühstück serviert - mit einem halben Schafskopf drin. Die Haare waren vermutlich das Einzige, das entfernt wurde. Außerdem bestand das Ding bestand bloß aus aufgeweichter, ledriger Haut, einer Zunge, Mundschleimhaut mit ekelhaften Zotten dran und irgendwelchen Sehnen. Ich biss bloß ein Stück ab, doch das war bereits fast zu viel für meinen normalerweise doch recht widerstandsfähigen Magen. Dieses Gericht bekam ich übrigens in Puno am Titicacasee serviert.

Schafskopfsuppe zum Frühstück

Lama in Bolivien

In Bolivien zählt Lama zu einem ganz normalen und auch beliebten Gericht. Ich habe es zum ersten Mal in der Stadt Oruro ausprobiert. Ich war etwas verwundert, über das Aussehen des Fleisches, es wird nämlich zuerst getrocknet und dann werden die Fleischfasern klitzeklein abgezupft. Diese werden dann in einer ordentlichen Portion Fett herausgebraten. Serviert wird das Ganze mit Mais, Käse, Karatoffeln, Ei und scharfer Sauce. Vom Geschmack her ähnelt das Lama vielleicht etwas dem Schafsfleisch. Ich fand das Gericht ganz lecker, bloß war es mir eine Spur zu deftig - das Fleisch trieft bloß so vom Fett. Das zweite Mal aß ich Lamafleisch vom Grill bei einer Lama-Opferungsfeier in Bolivien. Es war ganz lecker aber ziemlich zäh.



8 Kommentare:

  1. Bei Muscheln halte ich ja eventuell noch mit, aber bei Ziegenblut hört bei mir die kulinarische Abenteuerlust auf. Und bei Grashüpfern und Maden müsste ich mich schon sehr überwinden.

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    1. Ja da hast du recht Monika, ich glaub das Ziegenblut blieb auch bei mir ein einmaliges Abenteuer!

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  2. Ich weiß ja: Andere Länder andere Sitten! Aber da hört es bei mir wirklich auf, ich muss nicht alle Aspekte einer Kultur kennenlernen. Grashüpfer und Raupen gehen noch aber lebende Muscheln? Ich finde schon Austern ganz schrecklich. Hut ab, was du so alles getestet hast.
    Liebe Grüße
    Sabine

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    1. Ja es ist wirklich unglaublich was in den verschiedenen Ländern so alles verspeist wird. obwohl ich sagen muss, das ekelhaftigste für mich waren eindeutig die Raupen und die Schildkröte - aber ich bin mir bei beidem nicht ganz sicher ob das Fleisch nicht schon sehr alt war....

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  3. Hi Michaela,

    Grashüpfer (oder sowas in der Art) habe ich in Kambodscha auch gegessen. Auch an ein Meerschweinchen habe ich mich in Peru rangewagt. Danach ist bei mir allerdings die Höhenkrankheit ausgebrochen und ich weiß bis heute nicht, ob ich vielleicht gleichzeitig eine Lebensmittelvergiftung oder sowas hatte.

    Schildkröte und Leguan sowie lebende Muscheln würde ich wohl auch nicht essen. Von dem Ziegenblut ganz zu schweigen. Ich finde auch: Man muss nicht alles mitmachen und am eigenen Leid erfahren, um eine Kultur kennenzulernen...Aber ich habe auch schon von Reisenden gehört, die Pferdesperma getrunken haben, weil das irgendwo Tradition war. Man konnte wohl die Rasse wählen. Guten Appetit!

    Liebe Grüße,
    Barbara

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    1. Ja da hast du recht Barbara, alles muss man keinesfalls ausprobieren. Aber bei mir siegt meist die Neugier! Obwohl ich´s bei den meisten Dingen wirklich bei "einmal probieren" belassen werde, da ich glaube, dass bespielsweise Schildkröten ja doch in vielen Ländern geschützt werden und das hat bestimmt seinen Grund!

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  4. Da sind echt interessante Gerichte dabei :D
    Lama habe ich in Bolivien auch gegessen :)

    Liebe Grüße, Caro :*
    http://nilooorac.com/

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