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Samstag, 3. Dezember 2022

Gjirokaster: Die große Herausforderung mit den Bussen

 

Von Ksamil nach Gjirokaster

Vorgestern hat das mit den Abfahrtszeiten der Busse zum ersten Mal nicht ganz so geklappt wie es ausgeschildert war. In Ksamil wartete ich 40 Minuten auf den Bus nach Saranda. Von dort sollte eigentlich gleich ein Anschlussbus nach Gjirokaster - mein nächstes Ziel - losfahren. Dem war aber nicht so. In Saranda gibt es keinen Busbahnhof in dem Sinne, sondern sie fahren alle an unterschiedlichen Plätzen los. Diese zu finden ist also schon mal die erste Herausforderung, die ich aber zum Glück ohne größere Probleme meisterte. Nun stand ich aber vor einem leeren, verschlossenen Bus. Ich war ziemlich froh als ein Mann auf mich zukam und "Gjirokaster?" fragte. Es schien sich um den Busfahrer zu handeln. Als ich bejahte, machte er mir klar, dass dieser erst in gut zwei Stunden losfahren würde. Na gut, dann erstmal Kaffee trinken. Zwei Stunden später fuhren wir dann pünktlich los. Der Busfahrer schenkte mir sogar noch Mandarinen und bestand darauf, dass ich auf den Sitzen hinter ihm Platz nahm.


Angekommen in Gjirokaster

Im Endeffekt kam ich dann am frühen Nachmittag in Gjirokaster an. Würde man die heutige Strecke direkt mit einem Auto fahren, bräuchte man weniger als zwei Stunden. Mit den Bussen kostete mich das Ganze etwa sechs Stunden. Aber wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Schade ist bloß, dass ich nur diesen einen Tag in Gjirokaster hatte und sehr gerne noch eine Wanderung machen wollte. 


Beim Aussteigen aus dem Bus fragte ich bei den Minibusfahrern, die dort herumstanden, gleich nach wann den morgen ein Bus nach Ioannina in Griechenland fahren würde. Da keiner von ihnen auch nur ein Wort Englisch sprach, gestaltete sich die Konversation etwas schwierig. Laut meinen Internetrecherchen müsste täglich am frühen Morgen ein Bus dorthin abfahren. Davon wussten diese Männer scheinbar nichts. Einer von ihnen versuchte mir zu erklären, dass ich mit dem Taxi an die Grenze fahren müsste. Das konnte ich ihm nicht ganz glauben. Vermutlich war er Taxifahrer und wollte nur ein Geschäft machen. Die Grenze war zwar lediglich eine Fahrtstunde entfernt, aber wer weiß ob ich von dort dann wirklich einen Anschlussbus finden würde. 


In Gjirokaster kam ich in einem kleinen Studio-Appartment unter, das gerade mal 12 € pro Nacht kostete und tatsächlich die schönste Unterkunft auf meiner bisherigen Reise war. Die Besitzerin, eine recht betagte Dame, konnte - oh Wunder - kein Wort Englisch und wusste auch nicht wie man einen Übersetzer am Handy benutzt. Letztendlich konnten wir uns mit Händen und Füßen mehr oder weniger verständigen. Sie war super lieb und versuchte wo sie nur konnte zu helfen. Ich fragte sie wegen einem Bus nach Ioannina in Griechenland. Sie verschwand daraufhin und kam ein paar Minuten später mit einem Zettel zurück, auf dem zwei Zeiten notiert waren: 5:45 und 6:30 Uhr. Wo diese Busse abfahren würden, konnte sie mir aber nicht sagen. Ich beschloss erstmal eine kleine Wanderung zu machen und mich später wieder dem nervenaufreibenden Thema mit den Bussen zu widmen. 


Wanderung zur Brücke von Ali Pasha

Nachdem ich in Ksamil bereits das Schloss von Ali Pasha im Meer entdeckt hatte, kam ich nun tatsächlich an die Brücke von Ali Pasha. Es ist eine knapp einstündige Wanderung dorthin von Gjirokaster aus. Die Gegend ist wunderschön: steinige Berge, enge Täler, Schluchten und vor allem jede Menge Ziegen. 


Als ich an einem kleinen Steinhaus vorbeikam winkte mir ein alter Mann zu. Ich winkte zurück. Da sah ich, dass er mir Mandarinen entgegenstreckte. Ich wollte sein Geschenk nicht ablehnen, also ging ich auf ihn zu. Er streckte mir seine Hand entgegen und sagte "Antonio". Nachdem ich ihm meinen Namen gesagt hatte, versuchte er mich zu sich zu ziehen und ich hatte das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Das kann natürlich auch eine Fehlinterpretation gewesen sein. Auf alle Fälle befreite ich mich mit aller Kraft aus seinem festen Handgriff, bedankte mich für die Mandarinen und machte mich möglichst schnell aus dem Staub. Unglaublich was dieser alte Mann für Kräfte hatte, mir tat mein Handgelenk noch ein Weilchen weh. Der kam mir gerade so vor, wie einer dieser Männer, die kleine Kinder mit Süßigkeiten in ihr Auto locken. Vielleicht handelt es sich bei dieser Geste mit den Mandarinen auch um eine albanische Liebeserklärung?


Die Brücke von Ali Pasha ist tatsächlich sehr beeindruckend. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut und ist in einem gar nicht so schlechten Zustand. Nachdem ich sah, wie eine Ziegenherde die Brücke überquerte traute ich mich dann auch darüber. 


Auf der Brücke von Ali Pasha

Ali Pasha´s  Brücke 

Auch in Gjirokaster findet man jede Menge alter Militärbunker


Zurück in Gjirokaster musste ich nun wirklich schauen, dass ich einen Transport für morgen nach Griechenland finde. Ich spazierte nochmals zu der Bushaltestelle, an der ich angekommen bin. Dort fragte ich an Trafiken, in kleinen Shops usw nach, ob irgendwer eine Information hatte, wann der Bus nach Ioannina in Griechenland abfahren würde. Es schien wirklich aussichtslos. Keiner verstand auch nur ein Fünkchen Englisch, geschweige denn, dass sie etwas von einem solchen Bus zu wissen schienen. Ich wanderte zurück Richtung Ortsmitte und fragte die Taxifahrer. Einer von ihnen antwortete mit "Agencia!" und deutete in eine Richtung. Vielleicht gab es dort igendwo ein Büro, in dem ich den Bus buchen musste? Ich bat ihn mich dorthin zu bringen. Und siehe da, es gibt tatsächlich ein eigenes Büro für das Busunternehmen, das nach Ioannina fährt. Der Mann dort sprach zwar auch kein Englisch, schrieb mir aber auf einen Zettel: 5:50, 8€. Das klang auf alle Fälle sehr vielversprechend. Soweit ich das verstanden habe, sollte ich morgen um 5:50 Uhr vor dem Büro warten. Was war ich erleichtert nun endlich das Transportproblem gelöst zu haben. Daraufhin gönnte ich mir ein leckeres Abendessen in einem feinen Restaurant: Moussaka und einen Salat mit getrockneten Feigen und Walnüssen - was für eine Wohltat. Leider hatte ich nicht mehr viel Zeit, die wunderschöne uralte Altstadt von Gjirokaster zu erkunden. Am nächsten Tag musste ich früh aus den Federn, also ging es an diesem Tag auch schon bald ins Bett. 



Auf geht's nach Griechenland 

Am Samstag Morgen verließ ich dann um 5:30 Uhr das Haus. Es war noch stockdunkel in der Stadt. Straßenbeleuchtungen gibt es hier nur sehr spordisch. Ich hoffte inständig, dass die Informationen stimmten, die man mir gestern gegeben hatte bezüglich des Busses. Und siehe da: ein riesiger Bus stand bereits vor den Büro des Busunternehmens als ich ankam. Der Herr von gestern überreichte mir ein Ticket und ich zahlte ihm die 8 Euro. Ich staunte nicht schlecht, denn ich war der einzige Fahrgast. Pünktlich startete der Bus. Im Laufe der Fahrt stiegen noch vier weitere Personen hinzu. 

Der Grenzübergang war etwas mühsam. Es dauerte eine gute Stunde bis wir weiterfahren konnten. Wir mussten unser ganzes Gepäck aus dem Bus räumen und die Polizei begutachtete wirklich jedes Gepäcksstück und schaute hinein.  Zudem folgten Fragen, was ich in Griechenland machen würde, wie lange ich in Albanien war, usw. Da noch weitere Reisebusse dort waren, ging das alles ewig. 

Einmal quer durch Griechenland 

Nach insgesamt etwa drei Fahrstunden kamen wir in Ioannina in Griechenland an. Nun hieß es einen Anschlussbus nach Volos zu finden. Von dort aus würde ich dann eine Fähre auf die Insel Skopelos nehmen, wo mein nächster Freiwilligenjob auf mich wartet. Wieder hatte ich nicht auf Anhieb Glück. Der Mann am Fahrkartenschalter des Busbahnhofes meinte der nächste Bus nach Volos würde erst am Abend fahren. Dann würde ich erst mitten in der Nacht ankommen. Das machte keinen Sinn, denn in Ioannina gab es nicht wirklich was zu tun. Ich beschloss auf gut Glück den Bus nach Thessaloniki zu nehmen, der in einer Stunde abfährt. Das war zwar ein riesiger Umweg, aber da es eine große Stadt ist, müsste es dort bestimmt einen Bus nach Volos geben (hoffte ich jedenfalls). Die Fahrt nach Thessaloniki dauerte 3,5 h. Ich hatte Glück, nach einer Stunde Wartezeit fuhr von dort ein Bus nach Volos weiter, der nochmal etwa drei Stunden brauchte. 


Angekommen in Volos 

Gegen 18 Uhr kam ich dann an meinem Ziel an, nachdem ich nun wohl quer durch ganz Griechenland gefahren bin.

Ich spazierte zu meiner Unterkunft, direkt im Zentrum in einer Fußgängerzone. Während der Busfahrt hatte ich mir das Zimmer online gebucht - meine Internetverbindung scheint hier in Griechenland endlich wieder zu funktionieren. 


Volos ist mit irrsinnig kitschigen Weinhnachtsdekorationen und Lichterketten geschmückt. 

Mein erster Eindruck von Griechenland: es ist eindeutig teurer hier als in Albanien, dafür sprechen die Einheimischen großteils gutes Englisch. Die griechischen Schriftzeichen zu entschlüsseln ist auf alle Fälle eine ziemliche Herausforderung *lach*. 



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