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Mittwoch, 11. Oktober 2023

Bula Fidschi - Entspannen auf Taveuni, irgendwo zwischen gestern und heute

 

Die Fidschi Inseln sind ein unglaublicher Kontrast zu Papua Neuguinea. Sie sind der perfekte Ort um nach all den unglaublichen Abenteuern, die wir in den letzten fünf Wochen erlebt haben, ein bisschen zu entspannen und alles Revue passieren zu lassen. Was wir besonders schätzen ist die Freiheit. Endlich können wir wieder alleine auf die Straßen gehen, ohne um unser Leben fürchten zu müssen oder diese ständigen Warnungen zu bekommen "Das ist gefährlich, jenes ist gefährlich,..." usw. Normalerweise bin ich ja kein Freund von diesen "Touristendestinationen", aber im Moment ist es einfach genau das Richtige. 

 

Angekommen in Fidschi :)

Die Anreise

Da wir einen Nachtflug mit 7-stündigem Zwischenstopp in Brisbane hatten, war ich bei meiner Ankunft in Fidschi um halb sechs am Morgen ziemlich gerädert. Es funktionierte alles dermaßen problemlos, dass ich es fast nicht glauben konnte. Raus aus dem Flughafen, dann stand da schon der Bus nach Suva. Und man wird es kaum glauben: Sofort nachdem wir eingestiegen sind fuhr er sogar schon los, obwohl noch nicht einmal alle Sitze belegt waren. So etwas sind wir gar nicht mehr gewohnt. Suva befindet sich am anderen Ende der Hauptinsel. Die Fahrt dahin dauerte etwa vier Stunden. 


Während Carolin ein Guesthouse bevorzugte kam ich bei einem Couchsurfing Gastgeber unter. Er heißt Arvind und sieht ziemlich "indisch" aus, so wie sehr viele andere Menschen, die sich hier auf den Straßen tummeln. Ich machte den Fehler und fragte ihn, ob er denn Inder sei, was er sofort wehement verneinte. Er sei durch und durch Fidschianer. Jedoch kamen seine Vorfahren als Zuckerrohrarbeiter von Indien auf die Fidschi Inseln. Heute sind scheinbar 40% der Bevölkerung hier indischer Abstammung. Da habe ich auf alle Fälle wieder etwas gelernt. Arvind hat einen sehr angenehmen und ruhigen Charakter. Innerhalb kürzester Zeit zauberte er mir ein indisches Curry, bevor er wieder in die Arbeit musste. Arvind besitzt nämlich einen DVD Shop. Dort arbeitet er täglich - sieben Tage die Woche - ganze elf Stunden. Zuhause hat er noch sechs Katzen damit er sich nicht so einsam fühlt. 


Die wunderschönen Fidschi-Dollar Geldscheine


Männer mit Wickelröcken

Trotz wahnsinniger Müdigkeit raffte ich mich gleich an meinem Ankunftstag noch auf und fuhr mit dem lokalen Open-Air-Bus ins Zentrum von Suva. Was mir sofort ins Auge stach waren die Männer mit ihren kunterbunten Hemden und knielangen Wickelröcken, welche "Sulu" genannt werden. Wo man auch hinkommt wird man mit einem fröhlichen "Bula!" begrüßt. Wie sich herausstellte sind die Einheimischen irrsinnig hilfsbereit und sprechen alle sehr gutes Englisch. Auf die großen Touristenmassen, die ich erwartet hatte, bin ich bis jetzt noch nicht gestoßen. Das Land ist mir sympathischer als ich anfangs erwartet hatte. Ich bereute es jetzt schon, dass ich meinen Weiterflug nach Vanuatu ausnahmsweise schon im Vorhinein gebucht hatte, da er so irrsinnig günstig war. Zehn Tage habe ich also in Fidschi.


Weiter geht es auf die Garteninsel Taveuni

Am Samstag Morgen ging es dann schon weiter auf die Insel Taveuni, diesmal wieder zusammen mit Carolin. Man hat die Wahl zwischen einer etwa 24-stündigen Fahrt mit der Fähre oder dem etwas teureren 40-minütigen Flug. Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt hatte ich in PNG eine nicht so tolle Erfahrung auf der Fähre, da mir etwa 10 von den 18 Fahrtstunden kotzübel war. Das hat mich etwas gebrandmarkt, somit wurde es diesmal der Flug. Das stellte sich als eine gute Entscheidung heraus. Die Aussicht aus der 20-Mann Maschine war atemberaubend schön. Unter uns all die kleinen Inseln und die türikisblauen Riffe.


Am Weg nach Taveuni


Taveuni ist auch bekannt als die grüne Garteninsel. Wie der Name schon vermuten lässt gibt es hier eine enorme Vielfalt an tropischen Blüten und anderen Gewächsen. Das Landesinnere ist geprägt von Dschungel. Daneben gibt es noch spektakuläre Wasserfälle, Kokosplantagen und eine tolle Unterwasserwelt. 


Wir legten die 20  Minuten vom Flughafen zu unserer Unterkunft - Maravu Lodge - zu Fuß zurück. Es tut einfach so gut endlich wieder ohne Eskort irgendwohin gehen zu dürfen. Die Lodge gefiel mir auf Anhieb: ein sauberer kleiner Swimmingpool, jede Menge Kokospalmen, Papayapflanzen und nette Bungalows. In einem davon befand sich unser Dorm, welchen wir uns aber nur mit einem jungen Engländer teilen mussten. Der Strand liegt etwa fünf Gehminuten entfernt und sieht original aus wie in einem Urlaubskatalog. Genau so stellt man sich ein tropisches Inselparadies vor! Es gibt dort ein süßes kleines Café und man kann sich Schnorchelausrüstung ausleihen. Das hat mir gleich am ersten Tag einen ordentlichen Sonnenbrand beschert.



Unser Pool in der Maravu Lodge


Schnorcheln, Wandern & Wasserfälle

Insgesamt verbrachte ich vier Nächte in der Maravu Lodge. Tagsüber ging es entweder zum Schnorcheln zu dem berühmten Regenbogenriff, wo es eine besonders hohe Dichte an kunterbunten Weichkorallen gibt, oder zum Wandern in den tropischen Dschungel. 


Schnorcheltour zum Regenbogenriff. Wir hatten auch Taucher an Board.


Besonders gut hat mir der Lavena Coastal Walk gefallen. Bloß die Anreise war ein bisschen schwierig. Es gibt zwar Taxis, aber das kommt für Abenteurer nicht in Frage. Gemeinsam mit einem jungen Engländer startete ich am Montag Morgen. Scheinbar würde einmal am Tag ein Bus nach Lavena - unserem Startpunkt - fahren. Wir fragten ein paar Einheimische wann denn dieser abfahren würde. Je mehr Leute wir befragten, desto mehr unterschiedliche Antworten bekamen wir. Alles zwischen 9 und 12 Uhr bis hin zu "es fährt gar kein Bus" wurde uns gesagt. Wir fanden es vernünftig einfach mal zu starten und es per Anhalter zu versuchen. Nachdem wir bereits über eineinhalb Stunden in der sengenden Mittagshitze in Richtung Lavena wanderten haben wir die Hoffnung fast aufgegeben, dass noch ein Bus kommt. Wir überlegten umzudrehen, da es zu Fuß dorthin zu weit wäre. Genau in diesem Moment kam ein gelber Open-Air-Bus mit lauter fidschianischer Musik die Schotterstraße angerattert. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Nachdem wir im Besucherzentrum noch 30 FJD zahlen mussten konnten wir die wunderschöne Wanderung entlang der Küste bis hin zu einem Wasserfall endlich starten. Irgendwo muss man noch einen Fluss überqueren, der im Moment aber nicht viel Wasser führte. Scheinbar gab es hier früher eine Hängebrücke, welche von einem Hurricane weggerissen wurden. Am Ende geht es noch ein Stück ins Landesinnere. Der Weg endet an einem herrlichen, türkisblauen Naturpool mit doppeltem Wasserfall. Man muss die letzten hundert Meter schwimmen um dorthin zu gelangen. Wir waren ganz alleine dort. Es war ein Traum! Wie eine kleine Oase mitten in diesem dicht bewachsenen Urwald. Wir kletterten die Felswand am linken Wasserfall hoch und folgten dem Flussverlauf noch ein Stück. 


Ab hier musste man schwimmen




Da wir keine Ahnung hatten wie wir wieder zurück in unsere Unterkunft kommen sollten, stellten wir uns bereits darauf ein die Nacht im Dorf verbringen zu müssen. Doch auch diesmal stand das Glück auf unserer Seite. Wir trafen auf ein älteres englisches Pärchen (unglaublich wie viele Engländer hier unterwegs sind), die uns anboten mit ihnen im Taxi mitzufahren. 


Die Datumsgrenze

Vielleicht habt ihr schon einmal von der Datumsgrenze gehört. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich darüber vor meiner Fidschi-Reise nicht viel wusste. Wie die meisten wissen ist in Greenwich London der Nullmeridian. Wir befinden uns im Moment genau auf der gegenüberliegenden Seite, also am 180° Meridian. Er zerteilt die Insel Taveuni in der Mitte. Eigentlich müsste man hier also in zwei unterschiedlichen Tagen leben - die eine Hälfte im Heute, die andere im Gestern. Da das aber nicht sonderlich praktikabel ist wurde das Datum so gelegt, dass ganz Fidschi im gleichen Tag lebt. Man kann diese Datumsgrenze besuchen und somit mit zwei Beinen in zwei verschiedenen Tagen stehen. 


Per Anhalter mit Carolin und dem Engländer am Weg zur Datumsgrenze.

Irgendwo zwischen gestern und heute ;)


Ein weiteres Highlight auf der grünen Insel ist die natürliche Wasserrutsche Waitavala. Man kann hier einem Flussverlauf entlang in mehreren Stufen von oben nach unten über diese natürliche Steinrutsche in einen kleinen Pool rutschen. Als wir dort ankamen tummelten sich Unmengen an einheimischen Kindern dort. Es war immerhin auch Fidschi Tag - der Unabhängigkeitstag. Die Kids zeigten uns wie wir am besten hintunterrutschen können und führten uns noch allerhand haarsträubende Kunststücke vor. Das Ganze ist nur etwas für Abenteuerlustige und gar nicht so ungefährlich, da es in einer ordentlichen Geschwindigkeit nach unten geht. Der Spaß hat mir auf alle Fälle den einen oder anderen blauen Fleck beschert. 



Diese Steinrutsche geht es mit einem ordentlichen Speed hiunter


Meine erste Kava Zeremonie

Am Dienstag war dann auch schon mein letzter Abend auf dieser wunderschönen Insel angerückt. Das war ein ein guter Grund um an einer Kava Zeremonie teilzunehmen. Kava wird auch als Rauschpfeffer bezeichnet. Raffael, der Manager unserer Unterkunft, machte sich zur Feier des Tages ans Werk: Er goss heißes Wasser über die zerkleinerten Bestandteile der Kava-Wurzel. Als der Sud fertig war wurde er mit einem Tuch gefiltert. Dann wurde er in einer großen blauen Plastikschüssel auf die Mitte des Tisches gestellt. Das schlammig aussehende Getränk erinnerte mich an das Wasser im Amazonas oder im Sepik. Früher war das Trinken von Kava in der Südsee reine Männersache. Mittlerweile ist es aber in den meisten Gegenden auch Frauen erlaubt, besonders Touristinnen. Als mir der Trunk in einer halbierten Kokosnussschale angeboten wurde, musste ich erstmal in die Hände klatschen und laut "Bula" rufen. Danach stürzt man sich das Gesöff in einem Schluck hinunter. Tatsächlich schmeckte das Zeug genau so wie es aussah: wie abgestandener Schlamm mit einem leicht scharf-bitteren Nachgeschmack. Kurz darauf fühlte sich meine Zunge etwas taub an. Wenn die Kokosnussschale zurück gegeben wird klatscht man noch dreimal in die Hände. Nun sollte eine entspannende Wirkung eintreten. Die Kokosnussschale wird vom Dorfoberhaupt - in unserem Fall Raffael - immer wieder gefüllt und an die nächste Person weitergegeben. Zwischendurch spielte er auf der Gitarre und sang lustige Lieder. Ich wurde mit der Zeit sehr müde. Keine Ahnung ob das wirklich vom Kava kam. Ansonsten spürte ich keine große Wirkung. 


Die Kava Zeremonie nimmt einen festen Platz im Leben der Fidschianer ein. Es ist ein Ritual zur Begrüßung oder Verabschiedung von Gästen. Zudem kommt sie bei diversen Festlichkeiten zum Einsatz oder einfach so zum gemütlichen Beisammensein am Abend.


So sieht Kava aus


Mittlerweile ist es Mittwoch Morgen. Meine Sachen sind gepackt und gleich geht es zurück in Richtung Nadi, auf der Hauptinsel. Dort werde ich eine Nacht verbringen, bevor es für drei Tage auf die Yasawa-Inseln weitergeht. Auch die Wege von Carolin und mir trennen sich an dieser Stelle. Nach der langen Zeit zusammen wird es wahrscheinlich erstmal ungewohnt sein wieder alleine zu reisen. 


Mein erster Eindruck von Fidschi ist durchwegs positiv: Liebenswerte Inselbewohner, glasklares Wasser, faszinierende Unterwasserwelt und ein traumhaft schöner tropischer Dschungel. 


Praktische Infos:

  • Für Busfahrten auf den Fidschis braucht man eine sogenannte "Transport Card", welche man in allen Vodafone Shops erhält und auch dort mit Guthaben aufladen kann.
  • Kosten für den Flug von Suva nach Taveuni mit Northern Air: 120 FJD (= 50 €) 
  • Unterkunft auf Tavuni: Maravu Lodge. Ein Zimmer im Dorm kostet 45 FJD (= 18,7 €). Strom gibt es von 16-10 Uhr aus dem Generator. Außerdem ist ein sehr schöner Swimmingpool vorhanden.


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Taveuni <=




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