Nairobi, Kenia
Märkte und andere Herausforderungen
Mittlerweile habe ich wohl den ersten kleinen Kulturschock etwas verdaut. Habe bereits ein paar Einheimische getroffen - vorwiegend über Couchsurfing - die mir das Stadtleben in Nairobi nähergebracht haben und mir erklärten worauf man achten sollte. Die Gegenden um die Busbahnhöfe und Märkte herum finde ich nach wie vor irrsinnig stressig: horrende Menschmassen, viel Armut, Schmutz, Lärm und vor allem viel zu viel ungewollte Aufmerksamkeit, die mir dort als Muzungu zukommt. Aber gut, daran werde ich mich in den nächsten Wochen bestimmt auch noch gewöhnen. Leider tendiere ich mich in solchen Gegenden ständig zu verlaufen. In jeder Seitenstraße sieht es genau gleich aus. Es ist wie ein Labyrinth, aus dem man irgendwie herausfinden muss. Da es in diesen Menschenmassen nicht besonders schlau ist mit dem Handy herumzulaufen, musste ich immer wieder in einen kleinen Shop flüchten, um meine Online-Landkarten zu checken. Natürlich konnte ich den Laden nicht einfach wieder verlassen ohne etwas zu kaufen. Deshalb habe ich dann am Ende solcher Streifzüge oft jede Menge kleiner Süßigkeiten in meiner Tasche *lach*.
In meiner Unterkunft habe ich am zweiten Morgen tatsächlich dreimal hintereinander das falsche Frühstück bekommen. Zwei Stunden später klappte es dann zum Glück. Jeder der mich kennt, weiß dass ich es gar nicht ausstehen kann, hungrig zu sein. Es war also eine enorme Geduldsprobe für mich. "TIA" (This is Africa) - würde ich da sagen ;)
Giraffen-Center
Am Montag traf ich mich mit Eddie, einem Einheimischen (von Couchsurfing). Er zeigte mir viele schöne Ecken in Nairobi, wie beispielsweise den John Michuku Memorial Park - eine wahre Ruheoase in dem ganzen Großstadtgetümmel. Ich muss zwar sagen, das der Park nicht sonderlich schön ist, alles sieht recht trocken aus und im im trüben Wasser des Nairobi Rivers schwimmt jede Menge Müll - aber hauptsache nicht so viele Menschen!
Dann stand meine erste Matatu-Fahrt in Kenia an. Ich kenne diese Kleinbusse ja schon aus anderen afrikanischen Ländern, aber die hier in Nairobi fand ich echt abgefahren. Irrsinnig laute Musik - eine Unterhaltung ist dort fast unmöglich - und rundherum sind sie bunt bemalt mit so einer Art Graffiti. Das erste Matatu hatte sogar mehrere Bildschirme im Inneren montiert, die Musikvideos zeigten. Das ganze Ding vibrierte wegen der lauten Musik. Eddie erzählte mir, dass er die Musik in den Matatus sehr mag *lach*.
Weiter ging es dann mit einem Boda-Boda (Mopedtaxi) zum Giraffen-Center. Obwohl uns der Fahrer versicherte, dass er weiß wo es sich befindet, hat er sich mehrmals verfahren und am Ende mussten wir einen höheren Preis als vereinbart bezahlen.
Im Giraffen-Center angekommen, erklärte man uns bei Eintritt, dass kein Bargeld akzeptiert wird. Nur Kartenzahlung oder Mpesa. Mittlerweile habe ich zwar Mpesa am Handy, weil mir bereits gesagt wurde, dass das hier sehr praktisch sei, aber leider kein Geld drauf. Eddie begann nun alle möglichen Bekannten anzurufen, um sie zu fragen, ob sie ihm Geld auf sein Handy schicken könnten. Es dauerte schon ein ordentliches Weilchen, aber dann war auch dieses Problem gelöst.
Leider ist es so, dass Touristen bei solchen Attraktionen immer um Einiges mehr bezahlen als Einheimische. So bezahlte ich 1.500 KSh (= 11,60 €) und Eddie nur 400 KSh (= 3 €). Das Zentrum wurde übrigens gegründet, um vom Aussterben bedrohte Giraffenarten zu schützen. Man kann die Tiere dort sogar füttern, was eine ziemlich lustige Sache war. Eddie schaffte es sogar einen Griaffenkuss zu bekommen.
Giraffenzungen sind dunkelblau, ziemlich lang und sehr beweglich ;) |
Zurück in das Stadtzentrum ging es wieder mit einem Matatu. Am Busbahnhof aßen wir in einem kleinen einfachen Restaurant Eddies Lieblingsspeise: Chips Masala = Pommes mit leckerer Masalasauce und einem kleinen Salat. Man bezahlt dafür 120 KSh (= 90 Cent) - und die Portion war wirklich groß.
So sehen die abgefahrenen Matatus in Nairobi aus |
Boda-Boda Fahrt mit Eddie. Ãœbrigens muss nur der Fahrer einen Helm tragen |
Gestern Mittag traf ich mich kurz mit Stella, einer Einheimischen Bergführerin - ich glaube zumindest, dass sie eine ist. Aus dem Gespräch habe ich es nicht ganz herausbekommen. Anfangs hat sie sich eher so vorgestellt als wäre sie eine "Freundin", die die Tour gerne gemeinsam mit mir machen würde. Ich möchte nämlich liebend gerne den Mount Kenya besteigen. Doch das Thema hat sich recht schnell erledigt, weil die Summe, die sie nannte - bzw versuchte mehrmals diffus zu umschreiben - lag bei mehr als 1.0000 USD. Aber zum Glück habe ich mittlerweile von einem Freund von Eddie erfahren, dass ich das Ganze einfach vor Ort organisieren sollte, dann wird es um ein Vielfaches günstiger.
Der betrunkene Polizist
Nach dem Treffen mit Stella musste ich zum Bankomaten. Da der größte Geldschein hier ein 1.000er (= 7,70 €) ist und mir der Automat aber nur 500er ausspuckte, hielt ich letztendlich einen enormen Geldpacken in der Hand. Für manche Leute hier sind das wahrscheinlich mehrere Monatsgehälter. So schnell wie möglich nach Hause also mit dem Zeug! Wie es das Unglück so will, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir herrufen. Normalerweise ignoriere ich solche Zurufe, aber diesmal drehte ich mich um. Ich schluckte. Es war ein Polizist, das bedeutete nichts Gutes. Kurz überlegte ich, ob ich davonrennen sollte, da ja bekannt ist wie korrupt diese Typen sind. Zudem hatte ich Unmengen an Geld dabei, ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn der das sieht. Ich versuchte freundlich und ruhig zu bleiben. Er fragte nach meinem Reisepass. Der war leider im selben Pormonee wie die Geldscheine. Ich suchte ewig lang am Handy herum, um ihm ein Foto vom Pass zu zeigen. Dabei hielt ich mein Handy krampfhaft fest, damit er mir es nicht auf einmal wegreißen konnte. Der Polizist war mir aus irgendeinem Grund sehr unheimlich. Mit der Zeit bemerkte ich, dass er unwahrscheinlich betrunken war. Seine Alkoholfahne war durch seinen Mundschutz bis durch den meinen deutlich bemerkbar. Er gab sich dann mit dem Foto zufrieden und fragte was ich hier wolle. Ich erklärte ihm, dass ich hier mit Missionaren zusammenarbeite und armen Leuten helfe. Ich dachte das würde ihn bestimmt gnädig stimmen. Dann fragte er mich ganz skrupellos nach Geld, bzw ob ich ihm einen Kaffee zahlen würde. Ich versuchte ihm so glaubhaft wie möglich zu erklären, dass ich im Moment gar kein Geld dabei hätte und meine Freunde bereits auf mich warten. Falls er morgen wieder hier sei, würde ich ihm einen Kaffee bringen, doch jetzt müsse ich dringend los. Gottlob ließ er mich gehen. Diese Erfahrung hat mir nun schon etwas Unbehagen eingejagt. Wenn man nicht einmal den Polizisten trauen kann, wem dann?
Zurück in meiner Unterkunft beschloss ich, dass es nun wirklich an der Zeit ist diese große Stadt zu verlassen. Kurzerhand plante ich am Donnerstag nach Naivasha weiterzureisen. Dort werde ich in einem Baumhaus wohnen, ganz in der Nähe eines großen Sees - dem Lake Naivasha. Darauf freue ich mich nun sehr.
Nairobi bei Nacht mit Linda
Am Abend traf ich mich mit einer Einheimischen namens Linda. Sie ist ein wahrer Engel, sage ich euch. Zuerst aßen wir gemeinsam in einem kleinen lokalen Restaurant die besten Fisch-Fingers der ganzen Stadt - wie sie mir erklärte. Sie waren tatsächlich ein wahrer Gaumenschmaus. Später zeigte sie mir die Straßen Nairobis bei Nacht. An ihrer Seite fühlte ich mich sehr sicher. Sie gab mir super viele Tipps und half mir zuguterletzt sogar noch den Busbahnhof zu finden, von dem aus ich dann am Donnerstag weiterreisen muss. Sie ging sicher, dass wirklich alles klappt: Sie fragte die Busfahrer nach dem genauen Preis (weil mich als Muzungu würden sie sonst wieder übers Ohr hauen) und erklärte mir wie ich von meiner Unterkunft dorthin kommen kann. Nach diesen teils zwielichtigen Begegnungen war das nun wirklich ein gelungener Abschluss von diesem Tag.
Ihr werdet dann wieder von mir hören, wenn ich in Naivasha bin!
Eure Michi :)
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