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Samstag, 3. November 2018

Wanderung am Mount Kadam - Tag 1


... auf dem Weg in Richtung Mount Kadam


Los geht's
Um 6 Uhr morgens klingelte unser Wecker. Peter und Ema standen schon bereit.

Nach einem raschen Frühstück in unserer Unterkunft ging es los.

Anki, Ema, Jana, Peter & ich

Zuerst wanderten wir etwa eine Stunde geradeaus. Dabei verfolgten uns Kinderscharen, die lautstark "Muzunguu, Muzunguuu!!" grölten. Peter und Ema fanden das nicht so toll und versuchten sie zu vertreiben. An den Lehmhütten, an denen wir vorbeikamen, drehten sich die Leute neugierig nach uns um. Wir waren wohl die Attraktion des Dorfes.





Ein beschwerlicher Weg
Schön langsam wurde der Weg immer steiler und war teilweise ordentlich zugewachsen. Scheint also nicht viel begangen zu sein. Gut dass wir eine Machete dabei hatten. Laut den Jungs soll es aber noch Leute geben, die weit oben am Berg wohnen.

Die Pflanzenwelt hier ist einfach gigantisch. Ausserdem fand ich die Geräuschkulisse sehr beeindruckend. Man hörte das Zirpen von Insekten, wunderschöne Vogelgesänge und das fast unheimlich klingende Brüllen der Colobus-Affen. Wir konnten sogar mehrere davon sehen. Die Tiere haben ein weiß-schwarzes Fell und einen recht auffälligen Schwanz, der hinten wie ein Staubwedel auseinander geht.

Die Luft war schwül und es war sehr heiß. Der Weg wurde extrem steil und das Vorankommen war ziemlich beschwerlich. Anki, Jana und ich waren schon sichtlich erschöpft.



Hilfe für ein kleines Mädchen mit Malaria
Irgendwann kamen wir an einer kleinen Holz - Lehmhütte vorbei, in der ein paar Leute wohnten. Ein kleines Mädchen lag im Schatten am Boden und die Mutter wirkte besorgt. Ema erklärte uns, dass die Kleine Malaria hat und fragte uns ob wir ein Schmerzmittel dabei hätten. Zum Glück hab ich für den Fall der Fälle tatsächlich etwas dabei gehabt. Und Anki fiel dann auch noch ein, dass sie sogar Malaria-Tabletten dabei hatte. Sie spendierte diese dem kleinen Mädchen.

das kleine Mädchen, dem wir unsere Medikamente spendierten

So eine Malaria darf nämlich keinesfalls unterschätzt werden, denn immerhin sterben hier viele daran, vor allem wenn sie abseits medizinischer Versorgung wohnen oder einfach nicht genug Geld für die nötigen Medikamente haben. Wir erklärten der Mutter noch genau wie die Tabletten einzunehmen sind.

Das Geschäft mit den Kath-Blättern
Peter erzählte uns noch, dass die meisten Leute, die hier in den Bergen wohnen, von der Ernte und dem Verkauf von Kath-Blättern leben, da diese hier in Hülle und Fülle wachsen. Die Blätter haben ähnlich wie die Koka-Blätter eine leicht berauschende Wirkung. Sie sollen stimmungsaufhellend und wachmachend wirken. Zuerst werden sue gekaut und dann in der Backentasche behalten, ohne sie zu schlucken. Erst nach Stunden werden die Reste ausgespuckt. Wir kauften ihnen eine Tüte davon ab. Ich stopfte mir auch sogleich ein paar davon in den Mund und bildete mir tatsächlich ein, schon kurze Zeit später eine Wirkung zu verspüren. Nichts Krasses, aber ich fühlte mich plötzlich viel fitter und war gut drauf. Vielleicht war aber auch etwas Placeboeffekt dabei *lach*.

Kath Blätter

... und es wird noch anstrengender
Anki und Jana quälten sich dafür immer mehr ab. Vor allem Jana schien schon recht am Ende zu sein. Als wir einen kurzen Stopp einlegten, gingen dann plötzlich die Emotionen ein bisschen durch mit ihr und sie brach in Tränen aus.


Zum Glück war es von da aus bis zu der Höhle, in der wir laut den Jungs heute schlafen werden, nicht mehr lange. Anki und Jana bissen noch äußerst tapfer bis zum Ende durch.



Suchbild


die traditionelle Kleidung der Karamoja 

Endlich bei der Höhle angekommen
Als wir endlich unser Nachtlager erreichten, staunte ich nicht schlecht. Es war wunderschön hier. Wir hatten eine traumhafte Aussicht über die weite Steppe des Karamoja-Landes. Unter uns der dichte Urwald mit all seinen beeindruckenden Geräuschen.

der Zugang zur Höhle


Der Zugang zur Höhle war zwar mit einer leichten Kletterei verbunden, aber schlussendlich schafften wir es alle dort anzukommen.

Sieht doch ganz gemütlich aus, oder? 😉

Vorbereitung des Nachtlagers
Peter und Ema tauten mit der Zeit auch immer mehr auf und wir hatten richtig Spaß mit ihnen. Jetzt wussten wir wenigstens, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, mit ihnen zu gehen. Wir halfen ihnen beim Gras ausreißen, um daraus eine Matratze für die Nacht zu machen.


Wir genossen die idyllische Abendstimmung während Peter begann ein ein super leckeres Abendessen zuzubereiten. Langsam ging es auch Jana wieder besser.


Interessante Gespräche
Als es finster wurde, saßen wir alle gemeinsam beim Lagerfeuer und tauschten interessante Fakten über die kulturellen Unterschiede unserer Heimat und die der Jungs aus.




Hier eine kurze Zusammenfassung der spannendsten  Sachen, die sie uns erzählten:


  • Möchte ein Mann heiraten, dann muss er bzw. seine Familie die Eltern der Zukünftigen mit Kühen auszahlen.
  • Im Durchschnitt kostet eine Frau etwa 20 Kühe.
  • Kann es sich ein Mann leisten, dann kann er auch mehrere Frauen haben.
  • Die Frau hat meist wenig Mitentscheidungsrecht bei der Wahl ihres Gatten.
  • Hat der Mann die Eltern seiner zukünftigen Frau mit den Rindern bezahlt, dann gehört die Frau sozusagen ihm. Der Frau ist es dann auch nicht erlaubt, einfach vom Mann wieder wegzugehen und wieder zu den Eltern zurückzukehren.
  • Würde die Frau fremdgehen, dann müsste der Mann, der mit der Frau geschlafen hat, den Mann der Frau mit Kühen bezahlen.
  • Die teils bewaffneten Unruhen, die es in der Karamojaregion in den letzten Jahren aufgrund der Viehdiebstähle gegeben hat, entstanden meist genau aus dem Grund, dass Männer nicht genug Rinder hatten, um sich eine Frau zu kaufen.
  • Homosexualität ist verboten. Es wird mit dem Tod bestraft. Abscheinend gab es vor ein paar Jahren mal so einen Fall in einem Nachbarort. Die Betroffenen wurden mit Steinen erschlagen.
  • In einigen abgelegenen Dörfern wird die weibliche Genitalverstümmelung nach wie vor durchgeführt, obwohl diese auch in Uganda verboten ist. Den Mädchen werden im Alter von etwa 7 Jahren die äußeren Geschlechtsteile weggeschnitten, meist unter sehr unsterilen Bedingungen. Dann wird ein Gemisch aus Kohle und rohen Eiern in das Mädchen eingeführt - das soll nämlich die Wundheilung fördern. Dann wird wieder alles vernäht.
  • Dem Mädchen werden dann für eine Woche die Beine zusammengebunden und sie muss in der Hütte liegen bleiben. Logischerweise versterben viele Mädchen bei dem Prozess. Nicht selten werden die Mädchen auch schon bald darauf verheiratet und das oft an deutlich ältere Männer.
Wir waren sehr schockiert über die meisten dieser Fakten. Ich denke es wurde uns plötzlich ganz deutlich bewusst, wie gut wir es eigentlich in unserer Heimat haben und welche unglaublichen Freiheiten wir genießen.

Auf der anderen Seite waren wir sehr berührt darüber, wie ehrlich Peter und Ema mit uns darüber sprachen. Sie lauschten auch sichtlich interessiert wie das alles in Österreich läuft und stellten viele Fragen. Vieles heißen sie nämlich hier auch nicht gut. Aber dass man eine Frau bei uns "gratis" bekommt, schien ihnen etwas unverständlich. Interessant ist auch noch, dass die Jungs Christen sind, obwohl da bestimmt auch viel Einfluss von traditionellen Naturreligionen dabei ist.


Gegen 22 Uhr legten wir Mädels uns ins Schlafgemach. Es war richtig kalt diese Nacht. Kein Wunder wir waren auch auf knapp 2.500 Höhenmetern.



Die Jungs hüteten Kathblätter-kauend das Feuer noch bis in die frühen Morgenstunden.





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2 Kommentare:

  1. Liebe Michaela,

    dass man für Ehefrauen mit Kühen bezahlt, kenne ich auch aus dem südlichen Afrika. Das kann übrigens auch andersherum ein Problem sein. Ich habe in Botswana eine erfolgreiche Hoteldirektorin kennengelernt, die keinen Mann findet. Keiner kann sie sich leisten. Ich bin schon sehr gespannt, was ihr noch auf Eurer Reise erleben werdet.

    Liebe Grüße,
    Monika

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  2. Liebe Michaela,
    danke für diese spannende Schilderung. Da hat sich ja euer beschwerlicher Weg gelohnt. Was für eine außergewöhnliche Übernachtung! Ich glaube aber nicht, dass ich den Zugang zur Höhle geschafft hätte. Oder geht es da nicht so tief herunter?
    Und wie schön, dass sich noch so offene Gespräche entwickelt haben.
    LG Diana

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