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Dienstag, 14. Dezember 2021

Zwei Wochen mit "Crossroads Prison and Rehabilitation Ministry"

 

Nakuru, Kenia

Zwei super schöne, lehrreiche und unheimlich bereichernde Wochen in Tinderet sind nun schon wieder vorüber. Es war eine spannende Erfahrung Einblick in eine deutsche Missionarsfamilie hier in Kenia zu bekommen und vor allem live dabei zu sein. Tabitha und Philipp leisten eine wundervolle Arbeit. Nebenbei haben sie noch die vier kleinen Kids, welche sie mit so viel Geduld und Liebe aufziehen. Ich musste immer wieder staunen, wie Tabitha es schaffte neben den Kids und der ganzen Hausarbeit dann immer noch leckeres Brot, Kuchen und Kekse zu backen. Zudem zauberte sie Marmeladen aus den Maulbeeren und Mangos im Garten und machte Butter aus der frischen Milch, die wir täglich vom Bauern bekamen.


Mein Tagesablauf in den letzten zwei Wochen

Unter der Woche startete ich meinen Tag meist so gegen sechs oder 6:30 Uhr am Morgen. Ebenso die Kids. Es gab ein gemeinsames Frühstück. Dann ging es für die zwei Mädchen in die Missionarsschule, wo sie von freiwilligen Lernhelfern aus Deutschland unterrichtet werden. Die beiden kleineren Jungs bleiben zu Hause bei Tabi. Philipp und ich fuhren meist gegen 7:30 Uhr nach Crossroads. Dort wird am Morgen immer mit einer Morgenandacht von Pastor Peter gestartet. Diese habe ich aber nur einmal miterlebt, da wir im Normalfall zu spät dran waren. Danach ging es auch schon an die Arbeit bis etwa 17 Uhr. Die einen bauen am neuen Gebäude mit, andere arbeiten auf den Kaffeeplantagen, in der Küche, mit den Tieren, usw. Meine Aufgabe war es das Eingangstor für Crossroads zu gestalten. Philipp hatte immer recht viel zu tun, aber die anderen Arbeiter und auch die ehemaligen Gefangenen standen mir stets mit Rat und Tat zur Seite. 


Das sind die zwei Köchinnen von Crossroads. Hier bereiten sie gerade Sukuma Wiki (ähnlich wie Spinat) zu.

Es geht voran mit dem Eingangstor


Um 10:30 Uhr gab es die heiß ersehnte Chai-Pause. Dann ging es weiter bis zum Mittagessen um etwa 13:30 Uhr. Es gab täglich abwechselnd Reis mit Bohnen oder Ugali (=Maismehlbrei)  mit Githeri (=Mais mit Bohnen) und Grünzeug (Sukuma Wiki). Das Ugali mag ich ja ganz gerne, aber Reis mit Bohnen hing mir irgendwann echt ein wenig zum Hals raus *lach*. Neben meiner Arbeit am Eingangstor fungierte zwischendurch als Krankenpflegerin - da war auch immer was los: üble Dornwarzen an der Fußsohle, Bluthochdruck, Wunden,... Als das Tor fertig war, half ich noch mit Wände zu streichen. 


Spannende Gesprächsthemen

Neben der Arbeit hatten wir immer spannende Gesprächsthemen. Natürlich kamen wir auch wieder auf das Thema mit dem Heiraten. Wieder einmal brachen alle in schallendes Gelächter aus, als sie hörten, dass es bei mir zu Hause keinen Brautpreis gibt, sondern die Frauen sozusagen "gratis" sind. 


Zudem unterhielten wir uns über das Thema Essen. Die Leute hier ernähren sich ja wirklich fast nur von Reis, Bohnen und Ugali. Aber interessanterweise lieben sie das Zeug auch. Eine Mahlzeit ohne Reis oder Ugali ist für sie einfach kein richtiges Essen. Als ich Vorschläge wie Pizza, Pasta oder ähnlichem gemacht habe, hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Das würde weder satt machen noch gut schmecken, meinten sie. Pizza wäre doch wie Brot und würde höchstens als Frühstück taugen. Ich musste schmunzeln. Das läuft hier als ganz nach dem Prinzip: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."


Viel Aufregung gab es bei Crossroads als Abraham - einer der ehemaligen Gefangenen - plötzlich ein Handy hatte. Eigentlich ist ihnen das verboten hier, da sie zum einen sowieso kein Geld bekommen mit dem sie sich eins kaufen könnten und zum anderen birgt ein Handy die Gefahr, dass sie wieder Kontakt zu ehemaligen Komplizen aufnehmen oder andere krumme Geschäfte drehen könnten. Nun war die große Frage wie Abraham an das Ding überhaupt kam. Nach einigen ernsten Gesprächen gestand er, dass er täglich einige Eier von Crossroads mitgehen ließ, welche er dann verkauft hatte. Mit dem Geld konnte er sich dann ein Handy kaufen. Das läuft hier oft so, dass man Dinge auf Raten kaufen kann - das ist dann oft nur ein sehr geringer Betrag, der dafür täglich zurückbezahlt werden muss. 


Die Wochenenden

An den Wochenenden machte ich ausgiebige Erkundungswanderungen in die umliegenden Dörfer, zu Flüssen und zu Teeplantagen. Da die Gegend hier komplett untouristisch ist und außer den Missionaren eigentlich keine "Weißen" anzutreffen sind, waren die Dorfbewohner oft sichtlich erstaunt, als sie mich sahen. Sie waren durchwegs sehr freundlich und hatten große Freude, wenn ich mich ein wenig mit ihnen unterhielt. Eine nette Dame wollte mich sogar zum Mittagessen einladen. Da es aber noch recht früh war, fragte ich wie spät es denn sei. Sie schaute mich erstaunt an und fragte: "Do you use the time?" - auf Deutsch: "Benutzt du die Uhrzeit?". Ich musste über mich selbst lachen. Das war jetzt wieder mal so eine typisch "deutsche" Frage von mir. Bei uns geht immer alles nach Zeit und am besten überpünktlich. Für die Leute hier spielt Zeit absolut keine Rolle, was ich eigentlich wunderschön finde. Trotzdem entschied ich mich, das nette Angebot abzulehnen, weil ich sonst wahrscheinlich den halben Tag dort verbracht hätte. 


Diese nette Familie hat mir angeboten mich zum Mittagessen einzuladen. 

Teeplantagen



Letzten Freitag Nachmittag kam eine weitere Missionarin bei Philipp und Tabitha zu Besuch - Dorothea. Sie arbeitet für dieselbe Organisation wie die beiden. Doro blieb bis Montag bei uns und musste dann wieder zurück nach Nairobi. Das war eine gute Chance für mich, gleich mit ihr mitzufahren bis nach Nakuru. Mein Plan ist es nämlich als nächstes den  Mount Kenia zu besteigen. Dazu muss ich von Nakuru aus weiter nach Nanyuki. Dort habe ich dann einen Couchsurfing Gastgeber - Robert - der gleichzeitig auch Guide ist. Mit ihm werde ich dann die Besteigung planen.


Die Fahrt mit Doro nach Nakuru war super kurzweilig und geprägt von vielen spannenden Gesprächsthemen. Wenn ich wieder nach Nairobi muss, um mein Visum eventuell zu verlängern, plane ich sie auf alle Fälle zu besuchen. Nun bin ich erstmals ein, zwei Tage in Nakuru, um ein bisschen Zeit für mich zu haben, bevor ich mich in die nächste Großfamilie stürze. Robert lebt nämlich mit seiner Familie auf einer Farm. 

Ich muss aber zugeben, dass es sich nun fast ein bisschen einsam anfühlt, so ganz alleine in meinem Hotelzimmer, ohne greischender und lachender Kinder um mich herum. 


Ich werde mich wieder melden sobald ich im Mount Kenia Gebiet bin. 


Eure Michi :)



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