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Sonntag, 7. Januar 2024

Kuhärsche, Kängurus und betrunkene Mitfahrgelegenheiten: Abenteuer auf einer Kiwi-Milchfarm



Die Duftsymphonie von Rotorua

Die Stadt Rotorua ist bekannt für seine geothermischen Erscheinungen. Die Gegend ist reich an heißen Quellen, Geysiren und kochenenden Schlammbecken. Diese kommen von der hohen vulkanischen Aktivität, welche auf die geologische Lage am sogenannten Pazifischen Feuerring zurückzuführen ist. Der markante Schwefelgeruch - man könnte es auch als Geruch nach faulen Eiern bezeichnen - empfing mich hier noch bevor ich die Stadt überhaupt sehen konnte. Abgesehen vom Geruch finde ich die Region aber mega spannend. Überall in der Stadt steigen Dämpfe auf, man muss tatsächlich aufpassen wo man hintritt denn diese sind teilweise kochend heiß und können zu ordentlichen Verbrennungen bis hin zum Tod führen. Die Einwohner kochen sogar ihre Mahlzeiten in den heißen Quellen in ihren Gärten - unglaublich!


Geothermische Aktivitäten in und rund um Rotorua

Ein kochender Schlammtümpel

Die Milchfarm

Meine Gastgeber Jacqui und Trevor entpuppten sich als super herzliches Kiwi-Pärchen mit einer beeindruckenden Fitness jenseits der 60. Ihr Haus steht auf einem kleinen Hügel - in sicherer Entfernung vom stinkenden Rotorua - mit einem traumhaften Ausblick. Jacqui zauberte täglich fantastisches Essen aus ihrem riesigen Obst- und Gemüsegarten. Vor dem Haus lädt dann noch ein Hot Pool zur Entspannung nach getaner Arbeit ein. Gleich am ersten Tag bereute ich es schon, dass ich nur eine Woche Zeit hatte hier. 


Aussicht vom Rainbow Mountain - Der Hausberg von Jacquis und Trevs Farm

Rainbow Mountain


Zweimal am Tag mussten die insgesamt 300 Kühe gemolken werden - einmal am Morgen und ein zweites Mal am Nachmittag. Tagwache war demzufolge um 5 Uhr morgens. Trevor ist ein ganz toller Lehrer und innerhalb kürzester Zeit wurde ich zur wahren Melkmeisterin. Zu zweit wurden die 300 Kühe in gut einer Stunde durchgemolken. Daraus resultieren stolze 8.000 Liter Milch am Tag. Es war schon ein etwas eigenartiges - fast angsteinflößendes - Gefühl für mich als ich zum ersten Mal zwischen diesen hunderten Kuhärschen und Zitzen stand. Zum Glück sind die Kühe recht wohlerzogen und schlagen recht wenig. Dafür haben sie aber allerhand andere Überraschungen parat: Es gab regelmäßige Duschen in Kuhpisse und -kacke. Aber man gewöhnt sich an alles. Und ich war zudem gut geschützt in einem Supersize-Stalloverall und Gummistiefeln. 


Trevor ist ein richtiger Motivationsguru und spornte mich ständig an neue Dinge auszuprobieren, wofür ich ihm mega dankbar bin. So konnte ich innerhalb kürzester Zeit mit seiner Motocross über die Feldwege düsen, eine Kreissäge bedienen und mit dem Quad + Anhänger herumfahren. Ich lernte wirklich viel Neues in der kurzen Zeit. 


Nachdem wir die 300 Kühe gemolken haben, gibt Trev mir noch schnell eine Nachhilfestunde im Motocross Fahren ;)


Die Tage auf der Milchfarm waren nicht nur von Melkarbeit geprägt. Jacqui und Trevor gingen sicher, dass ich auch genug von der Gegend rundherum sah. Eines Nachmittags nahm Travor mich mit zu einem aufregenden Jetski-Trip am Lake Tarawera und brachte damit meinen Adrenalinspiegel auf Hochtouren. Mit 100 km/h über den See zu rasen, war gleichzeitig atemberaubend wie auch von einer Todesangst begleitet. Immerhin saß ich noch nie zuvor auf so einem Ding, und wenn dann mit 100 Sachen über den See gebrettert wird muss man schon ordentlich schauen, sich da irgendwie festhalten zu können. Der ganze See ist umgeben von jeder Menge heißer Quellen. Trevor setzte mich am Hot Water Beach ab. Dort fließt ein heißer Thermalfluss in den See, demzufolge ist das Wasser am Strand super warm. 


Hot Water Beach - man muss hier ziemlich aufpassen, denn das Wasser ist kochend heiß


Vom Hot Water Beach wanderte ich dann den 15 Kilometer langen, wunderschönen Tarawera Trail zurück. Mein Highlight des Tages war, als ich am Weg zum ersten Mal in meinem Leben ein Wallaby (= eine kleine Kängruruart) in freier Wildbahn gesehen habe. Es ist eine Weile ganz gemütlich vor mir entlang gehoppelt. Unglaublich süß! Meine Gastgeber erklärten mir später aber, dass ich es besser killen hätte sollen, da diese Tiere auch von Australien eingeschleppt wurden und mittlerweile eine ziemliche Plage sind hier. 


Tarawera Trail




Die Rückkehr zur Farm erfolgte per Anhalter und führte zu einem weiteren unvergesslichen Kapitel meiner Reise. Vorerst muss gesagt werden, dass es super einfach ist per Autostopp in Neuseeland von A nach B zu kommen, da die Menschen alle extrem freundlich und hilfsbereit sind. Die erste Strecke nahm mich eine liebe Kiwi-Familie mit. Leider setzten sie mich an einer etwas unglücklichen Stelle direkt an der Schnellstraße ab. Zu meiner großen Freude blieb aber dann doch irgendwann ein Auto stehen. Ich setzte mich auf den Rücksitz des klapprigen, roten Autos. Eine ordentliche Bierfahne drang in meine Nase. Wie ich nun erkennen konnte, waren sowohl die Fahrerin als auch ihr Beifahrer fest am Bier trinken. Kurzzeitig dachte ich noch ans Aussteigen, doch da trat die Gute schon ordentlich ins Gas. Sie erklärten mir, dass sie gerade von der Schafschur kommen und das müsste gefeiert werden. Es wurde mir natürlich sofort ein Bier angeboten, welches ich dankend annahm. Der Fahrstil war schon recht abenteuerlich (keine Ahnung wieviel von dem heiligen Wasser sie schon intus hatten). Ich war heilfroh als sie mich eine halbe Stunde später sicher an einer Kreuzung absetzten. Sie gaben mir noch eine Flasche Bier als Wegzehrung mit ;)  


In meiner Freizeit zeigten mir Jacqui und Trevor jede Menge Gehemiplätze rund um Rotorua, wie beispielsweise heiße Flüsse, wo sonst keine Menschenseele zu finden ist. 


Ein abendliches Bad in einem heißen Fluss


Klingt nicht sonderlich einladend, aber meine Gastgeber versicherten mir, dass sowas so gut wie nie passiert


Zuguterletzt nahmen mich Jacqui und Trev sogar mit zu ihrem Ferienhäuschen am Strand in Pukehina. Dort war gerade eine regelrechte Familienfeier in vollem Gange. Es gab leckeres Essen, Getränke und gemütliches Beisammensein. Ich konnte also das richtige Kiwi-Großfamilienleben kennenlernen. Wir verbrachten dort eine Nacht. Geschlafen wurde in einem der unzähligen Schlafzimmern, in Campervans und in Zelten im Garten. Ich bin wirklich begeistert von der Gastfreundschaft und Unbeschwertheit dieser Leute. 


Die Okere Falls am Weg nach Pukehina


Eine Woche voller Gastfreundschaft, neuen Erfahrungen und jede Menge Adrenalinkick neigt sich leider schon wieder dem Ende zu.


Und nun steht bereits das nächste Kapitel meines Abenteuers in den Startlöchern: ein Roadtrip nach Wellington.


Bis bald!


Eure Michi :) 




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Rotorua & Umgebung <=





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