San Cristóbal, Galapagos, Ecuador
Die Insel San Cristóbal im Galapagos-Archipel ist für mich nun bereits eine Woche mein neues Zuhause. Die Zeit verfliegt viel zu schnell. Zwei weitere Wochen bleiben mir noch, dann geht es weiter auf die nächste Insel. Die Arbeit als Volunteer in dem kleinen, familiären Hotel macht mir richtig Spaß.
Mein Arbeitsalltag auf San Cristóbal
Mein Arbeitstag beginnt um 6:30 Uhr. Da muss ich gleich eine kleine Anekdote von meinem ersten Arbeitstag erzählen: Hochmotiviert befand ich mich um 6:30 Uhr im Frühstücksraum. Draußen war es stockfinster. Keiner war noch da. Da ich auch keine Instruktionen hatte, blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Nach einer Dreiviertelstunde kam dann Luis ganz gemütlich anspaziert. Das hätte ich ja wissen müssen, dass die Latinos das mit der Zeit nicht so ernst nehmen. Irgendwann trudelten die ersten Gäste ein. Sie erzählten mir, dass sie heute schon früh wach seien, da ihre Tour bereits um 7 Uhr starten würde. Ihre Entspanntheit kam mir etwas komisch vor, da es ja schon nach sieben war. Etwas verunsichert ging ich in die Küche und schaute dort auf die Uhr. Diese zeigte 6:30 Uhr an. Ich fragte Luis ob die Uhr denn stimme, was er bejahte. Schön langsam dämmerte es mir: Meine Handy-Uhr hat sich wohl nicht auf die Galapagos-Zeit umgestellt. Normalerweise stellen sich moderne Smartphones ja automatisch um, aber in diesem Fall dachte es sich wohl, dass ich nach wie vor in Ecuador am Festland bin, wo es eine Stunde später ist. Also ein Tipp an alle zukünftigen Galapagos-Reisenden: Aufpassen mit der Zeitverschiebung ;)
Ich bereite dann zusammen mit Luis und/oder Blanca (je nachdem wie viel los ist) das Frühstück vor und nehme Bestellungen entgegen. Da Luis und Blanca ausschließlich Spanisch sprechen, bin ich die Hauptansprechperson für die Gäste. Viele kommen aus den USA, Südamerika und - wen wundert´s - natürlich aus Deutschland. Wenn die Gäste gegen 9:30 Uhr ihr Frühstück beendet haben, dürfen wir uns die Bäuche vollschlagen. An manchen Tagen ist für mich dann schon Schichtende. Und sonst muss ich oft noch auf ankommende Gäste warten, um den Check-in zu machen. Aber spätestens kurz nach Mittag kann ich eigentlich immer meine Freizeit genießen. Meistens wandere ich zu einem oder zwei der Strände zum Schnorcheln. Alle sind sie paradiesisch schön und unterscheiden sich ein klein wenig.
Playa Punta Carola: Perfekt zum Entspannen und Sonnenbaden zwischen unzähligen von Seelöwen, die ganz selbstverständlich zwischen den Touristen liegen. Obwohl immer ein paar Leute am Strand sind, verteilt es sich ganz gut und man findet stets ein privates Plätzchen in den Sträuchern hinter dem Sandstrand.
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Playa Punta Carola: ein neugieriger, junger Seelöwe und meine zwei Glücksschweinchen :) |
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Die Jungtiere sind wirklich zum Fressen süß |
Tijeretas: Das Wasser in dieser Bucht ist kristallklar und türkisfarben. Hier sieht man die meisten Fische in allen Farben und Größen. Mit etwas Glück auch Meeresschildkröten. Es gibt zwar keinen Sandstrand, da die Bucht von felsigen Klippen umgeben ist, aber es wurde ein kleiner Holzsteg gebaut auf dem man gut relaxen und ins Wasser springen kann. Manchmal liegen aber so viele Seelöwen am Steg, dass es richtig schwierig ist aus dem Wasser zu kommen, ohne auf die Tiere zu treten. Die Wanderung hierher dauert etwa 30 Minuten vom Ort aus.
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Tijeretas: Hier sieht man den Holzsteg von dem aus man gut ins Wasser kommt |
Playa Baquerizo: An diesem abgeschiedenen Strand ist es sehr ruhig. Oft sind gar keine anderen Leute vor Ort, und andere Male vielleicht drei oder vier. Hier habe ich bis jetzt immer noch Meeresschildkröten gesehen. Der Weg führt zuerst am Playa Punta Carola und dann an Tijeretas vorbei. Von da aus sind es dann nochmal etwa 45 Gehminuten auf einem recht steinigem Weg. Unbedingt gute Schuhe und genug Wasser mitnehmen.
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Playa Baquerizo |
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Außer mir und den Seelöwen sind noch jede Menge Echsen am Strand |
Playa Lobería: Zu Fuß braucht man eine knappe Stunde vom Ort aus. Viele nehmen aber auch ein Taxi und gehen nur das allerletzte Stück zu Fuß. Am Playa Lobería findet man ebenso Seelöwen und hin und wieder Meeresschildkröten. Manchmal weht ein recht starker Wind.
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Vom Playa Lobería führt ein Wanderweg zu einem Aussichtspunkt auf den Klippen. Dort in den Felsen haben viele Vögel (Blaufußtölpel, usw) ihre Nester. |
Bevor man ins Wasser geht, sollte man immer sicher gehen, dass nicht die rote Flagge gehisst ist (vorausgesetzt es ist eine Flagge vorhanden). Das habe ich nämlich einmal übersehen und hatte dann massivste Schwierigkeiten in Tijeretas bei hohem Wellengang zwischenden Felsklippen wieder an Land zu kommen. Zudem gibt es oft recht starke Strömungen, vor welchen ich auch ziemlich Respekt habe. In Vanuatu wurde ich nämlich einmal beim Schnorcheln von einer solchen Strömung aufs offene Meer hinausgezogen. Da bin ich in der Tat recht panisch geworden. Zum Glück hat mich ein Chinese gerettet.
Besonders faszinierend finde ich wie nah Menschen und Wildtiere hier auf den Galapagosinseln zusammenleben. Die meisten Tiere scheinen absolut nicht scheu zu sein. Man sollte eigentlich immer zwei Meter Abstand halten, aber das ist oft gar nicht möglich, wenn man am Strand liegt und ein Seelöwe einfach einen halben Meter neben einem vorbeispaziert. Oft watscheln sie auch ganz selbstverständlich über Strandhandtücher (und die Tiere riechen ziemlich stark nach Fisch *lach*). Im Wasser kommen sie sogar noch näher. Vor allem die Jungtiere lieben es mit einem zu spielen wenn man beim Schnorcheln ist. Es ist mir schon mehrmals passiert, dass so ein Kerlchen direkt auf mich zuschwamm und dann kurz bevor sich unsere Nasenspitzen berührt hätten, abgebogen ist. Auf der Hut sein sollte man nur vor den Alpha-Männchen. Sie versuchen ihre Frauen und Jungtiere zu beschützen und scheinbar ist es schon vorgekommen (wenn auch sehr selten), dass sie einen Menschen angegriffen und gebissen haben.
Auch bei den Echsen muss man gut aufpassen. Sie tarnen sich nämlich zwischen dem dunklen Vulkangestein sehr gut. Oft sieht man sie erst im allerletzten Moment bevor man drauf gestiegen wäre.
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Das ganz normale Straßenbild auf der Isla de San Cristóbal ;) |
Meine ersten Arbeitstage gingen ganz gemütlich über die Bühne, da wir bis jetzt immer nur zwischen zwei und sechs Gäste hatten. Platz hätten wir für dreißig. Aber scheinbar kommen ab nächster Woche Reisegruppen, dann werden wir voll sein. David - der Senior-Chef des Hotels - meinte ich sollte diese ruhigen Tage noch ausnutzen für längere Tagesausflüge.
Auf ins Inselinnere
Ich nutzte also die Zeit und beschloss am Mittwoch das Inselinnere zu erkunden. Einen Bus dorthin gibt es wohl nur am Sonntag, aber er sei im Moment sowieso in Reperatur - und das könnte noch Tage oder Wochen dauern, sagte man mir. Die andere Option wäre ein Taxi für 70 USD, was bei den meisten Touristen sehr beliebt ist. Man hat dann vier Stunden Zeit um sich zur Süßwasserlagune El Junco, einer Riesenschildkröten-Aufzuchtstation und dem malerischen Strand Playa Puerto Chino bringen zu lassen. Das schien mir für mein Reisebudget etwas viel, also suchte ich nach einer Alternative. Da kam mir Jhosias, ein Einheimischer, zur Hilfe. Sein Bruder Paul hätte ein Moped und würde mich für 30 USD einen ganzen Tag lang quer über die Insel chauffieren. Das Angebot nahm ich an.
Am Mittwochmorgen holte mich Paul ab. Es ging zuerst etwa 700 Höhenmeter bergauf bis zur Lagune El Junco. Hier erwartete uns tatsächlich dichter Nebel und Nieselregen. Unglaublich wie schnell sich das Klima auf dieser Insel ändert - von tropisch-heißer Küste zu kühlem Nebelwetter. Wir beschlossen am Rückweg nochmals vorbeizukommen und um die Lagune zu wandern, wenn das Wetter besser sei.
Nächster Stopp war Galapaguera, die Riesenschildkröten-Aufzuchtstation. Der Eintritt ist kostenlos. Man kann hier ordentliche Prachtexemplare von Landschildkröten bestaunen.
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Riesenschildkröten |
Am Playa Puerto Chino war wieder strahlender Sonnenschein und Hitze angesagt. Der Strand bietet schneeweißen, puderfeinen Sand und türkisblaues Wasser. Natürlich gab es eine ausgiebige Abkühlung.
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Playa Puerto Chino |
Am Rückweg hatten wir Riesenglück, denn nun kam die Sonne bei der Lagune immer wieder etwas durch. In dieser Gegend wachsen übrigens wilde Brombeeren, welche ich mir natürlich schmecken ließ. Geschmacksmäßig sind sie etwas sauerer, als die, die ich von Zuhause kenne.
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El Junco |
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Wilde Brombeeren - sie sehen etwas anders aus, als die, die wir von Zuhause kennen |
Wir waren knapp sechs Stunden unterwegs und Paul hat mir viele interessante Geschichten über die Insel erzählt. Mit dem Moped war es auf alle Fälle um einiges entspannter als mit einem Taxi unter Zeitdruck.
Wenn ich gerade nicht am Strand oder beim Wandern bin, genieße ich natürlich auch den Hotelpool oder gönne mir einen Smoothie in einem der Strandrestaurants. Dabei kann man das Treiben der Seelöwen am Ufer beobachten. Somit neigt sich meine erste Arbeitswoche - von insgesamt dreien - allmählich dem Ende zu.
Eure Michi :)
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