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Sonntag, 3. September 2023

Angekommen in einer der gefährlichsten Städte weltweit: Port Moresby

 

Port Moresby, Papua Neuguinea

Die Anreise nach Papua Neuguinea

Am Sonntag Abend ging es also los zum Flughafen in Manila. Dort traf ich dann Carolin - mit ihr werde ich die nächste Zeit durch Papua Neuguinea (PNG) reisen. Leicht verspätet aufgrund des schlechten Wetters startete unser Flug. 


Ich konnte es kaum glauben, als wir am frühen Morgen über PNG flogen - das Land von dem ich schon seit Ewigkeiten geträumt habe. Der Immigrationsprozess zog sich ewig in die Länge, da alle Einreisenden genauestens unter die Lupe genommen wurden. Wir wurden gefragt was wir hier machen, wohin wir genau wollen, ob wir alleine reisen und es wurde sogar ein Ausreiseticket verlangt. Gut, dass wir darauf bereits vorbereitet waren. Da ich fast immer mit One-Way-Tickets unterwegs bin, buche ich mir über Bestonwardticket.com ein sozusagenes vorübergehendes Flugticket, welches nach 48 Stunden automatisch storniert wird. Das kostet 12 USD und ist super einfach. 


Während wir auf unser Gepäck warteten, sprach uns ein älterer Herr an. Ich konnte es kaum glauben, als er anfing in österreichischem Dialekt zu sprechen. Ein Landsmann - was für eine Freude! Er arbeitet hier in Port Moresby am Konsulat. Auch er wollte wissen ob wir alleine unterwegs sind. Er fragte zudem ob wir denn schon viel Reiseerfahrung haben. Dann betonte er mehrmals, dass wir in diesem Land wirklich sehr gut aufpassen sollten. Für alle Fälle gab er uns seine Nummer. Wer weiß, vielleicht wird uns diese ja wirklich noch einmal zu Nutze kommen. 


PNG ist ein von Touristen nicht sehr viel bereistes Land. Der Grund dafür ist unter anderem sein schlechter Ruf. Wenn Touristen kommen, dann normalerweise mit einer geführten Reisegruppe. Sehr selten verirrt sich ein Backpacker hierher. Die Hauptadt Port Moresby, in der wir uns nun befinden, ist sogar auf auf der Liste der fünf gefährlichsten Städte weltweit. Wir werden sehen, was da so dran ist. 


Nachdem wir unser Gepäck beisammen hatten, war da auch schon ein kleiner Shop, der lokale Simkarten verkauft. Sehr gut. Man braucht dafür den Reisepass und hat in nur wenigen Minuten schon funktionierenden Internetempfang. Wir entschieden uns für den Anbieter Digicel. Plötzlich stand ein Mann vor mir, der mich mit meinem Namen ansprach. Es war tatsächlich unser Couchsurfing Gastgeber Ken. Der Arme musste ein halbe Ewigkeit auf uns warten. Bevor wir abfuhren ging es noch schnell zum Bankomat. Somit waren wir erstmal gerüstet für die nächsten Tage. Als wir vom Flughafen auf die Straße traten, wurde mir zunächst etwas mulmig zumute. Das hier ist also die Stadt, in der man als Tourist eigentlich keinen Schritt alleine vor die Türe setzen sollte. Im Moment wirkte alles ganz friedlich.


Die "4-R-Regel"

Ken fährt ein ganz nobles Auto und brachte uns gleich in seine kleine Firma. Fragt mich aber bitte nicht was er genau macht, da bin nicht wirklich mitgekommen. Er ist Mathematiker und baut Häuser ;) Auf dem Weg in sein Büro erklärte er uns, dass die Medien PNG immer als so gefährlich darstellen und das völlig übertrieben sei. Im nächsten Satz meinte er aber, dass wir unbedingt immer die "4-R-Regel" beachten sollten: Right people, right time, right place & right thing. Also auf Deutsch: Wir sollten immer schauen, dass wir zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten die richtige Sache machen. Dann würde uns nichts passieren. Die 4-R-Regel wiederholte er mehrere Male. Wenn wir sie nicht einhalten, dann könnten Dinge passieren, die wir uns nicht vorzustellen wagen. Carolin und ich waren dadurch natürlich noch verunsicherter als zuvor. Was würde uns hier in der Stadt und in generell dem Land erwarten? War es nun wirklich so gefährlich oder wird in den Medien maßlos übertrieben? Die Zeit wird alle Antworten bringen.


Angekommen im Büro von Ken gab er uns seinen "Jungs" (das waren seine Worte) ab. Es handelt sich dabei um zwei Angestellte von ihm. Sie setzten sich mit uns an einen Tisch und waren super lieb. Wir konnten ihnen sämtliche Fragen stellen, die wir haben über das Land hatten. Das Problem war, dass ich nach der schlaflosen Nacht so extrem müde war, dass ich es einfach nicht schaffte der Konversation zu folgen. Zum Glück schien Carolin noch etwas fitter gewesen zu sein. Sie unterhielt sich mit den beiden. Wir erhielten wirklich sehr viele interessante Informationen über Land und Leute. Zudem machten sie einen Plan, was sie uns die nächsten Tage alles zeigen möchten. Ende der Geschichte: Wir sahen die beiden nie wieder.


Danach fuhr Ken uns ins Stadtzentrum von Port Moresby und lud uns auf ein Mittagessen ein. Er selbst musste aber weiter, er würde uns in einer Stunde abholen. Das Restaurant sah relativ nobel aus. Es gab für uns eine sehr leckere Meeresfrüchte-Kokos-Curry Suppe. Carolin und ich mussten all die skurrilen Begegnungen nun erst etwas verdauen. Durch die Müdigkeit lief für mich alles ab wie in einem Film. 


Auf den Straßen sind jede Menge rote Flecken am Asphalt. Ich musste schmunzeln als Carolin fragte ob das denn Farbe oder gar Blut sei. Ken klärte uns auf, dass die Leute hier die Betelnuss kauen, welche diese rote Farbe erzeugt. Das sei in PNG sehr verbreitet. Die Betelnuss wirkt stimulierend and löst Euphorie aus. Scheinbar macht sie auch süchtig. Überall auf den Straßen sieht man in Port Moresby Menschen mit roten Zähnen, die ständig am Spucken sind, da zudem der Speichelfluss angeregt wird.


Nach dem Restaurant brachte uns Ken in eine Art Pension. Das sollte unsere Unterkunft für die nächsten sein. Eigentlich dachten wir, dass wir bei ihm im Haus schlafen werden. Immerhin heißt es ja "Couch"surfing. Er meinte, dass bei ihnen Zuhause im Moment viel los sei und er uns deshalb hier unterbringe. Das war uns natürlich etwas unangenehm, aber er bestand darauf. Er fügte noch hinzu, dass wir nun seine Gäste sind und keinen einzigen Kina ausgeben sollten während wir in Port Moresby sind. 


Erste Begegnung mit unserer Gastfamilie

Nachdem Carolin und ich einen kurzen Power-Nap gemacht haben, waren wir am Abend eingeladen zum Essen bei Ken und seiner Familie. Sie wohnen gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite. Trotzdem holte Ken uns mit dem Auto ab. Wir wurden sehr herzlich von allen empfangen. Es waren seine Frau Mona da und ihre vier Kids. Alle zwischen 6 Monaten und 5 Jahren alt. Zudem noch ein paar Kusinen (?). Ich war erstaunt als Mona uns erzählte, dass sie und ihre Kinder sich vegan ernähren würden. Nichtsdestotrotz hat sie für uns reichlich Fisch aufgedeckt. Dazu gab es viel leckeres Gemüse: Taro, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kürbis, Grünzeug (ähnlich wie Spinat) und Früchte (Anannas, Papaya, Wassermelone). Endlich gesundes Essen! Während wir gemeinsam speisten konnten wir noch sehr viel über die Kultur von diesem Land erfahren. 


Mit Mona, ihren vier Kids und einer Kusine


"Expext the unexpected"

= Erwarte das Unerwartete. So wird das Land PNG sehr oft beschrieben. Wie sich herausstellte ist das wirklich sehr treffend. 

Am Samstag ist für Ken und seine Familie Kirchentag. Sie sind nämlich 7-Tage-Adventisten. Der Sabbat ist in dieser Religion der wichtigste Tag der Woche. Es darf nicht gearbeitet werden und man geht in die Kirche - den ganzen Tag. Wir durften mitkommen, blieben aber nur bis zur Mittagspause. Ken hat sich dort mit einigen Männern in vornehmen Anzügen unterhalten. Wie wir später erfahren haben war da der Premierminister von PNG dabei: James Marape. Unglaublich was man da für bekannte Persönlichkeiten trifft. Ansonsten waren wohl wir das Highlight dort. Wir wurden von den Leute freundlich begrüßt mit den Worten "Happy Sabbat" und vielen neugierigen Blicken. Trotzdem würde ich die Einheimischen als eher zurückhaltend beschreiben, vor allem im Vergleich zu den Ostafrikanern. Ansonsten erinnert mich aber doch recht viel an Afrika. Auch die Sache mit der Zeit. Man kann hier keine Pläne schmieden, so wie wir es von Zuhause gewohnt sind, denn es kommt alles immer ganz anders. 

Am Sabbat in der Kirche

Als wir um 14 Uhr die Kirche verließen brachte uns Ken zu einer Art Zoo, welcher den Namen "Adventure Park" trägt. Dort gibt es jede Menge Baumkängurus und bunte Vögel zu sehen. Er ließ uns da aber keineswegs alleine herumlaufen, sondern schickte gleich vier seiner Jungs mit zum Aufpassen. Mit der Zeit hat uns das dann schon ein wenig genervt, dass wir scheinbar nirgendwo alleine hingehen können/dürfen/sollten. Aber es ist auf alle Fälle nur gut gemeint und dient wahrscheinlich unserer Sicherheit. Wir waren ja schon froh als Ken uns am zweiten Tag erlaubte alleine die Straße zu überqueren, um von unserer Unterkunft zu seinem Haus zu gelangen. Sobald es dunkel wurde schickten sie uns aber immer ihren Wächter mit. Jedes Haus hier ist von großen Zäunen umgeben und hat einen Sicherheitsbeamten neben dem Tor sitzen. Auf Dauer wäre so ein ständig überwachtes Leben nichts für mich, aber für die paar Tage war es ein spannender Einblick. 


Sämtliche Mahlzeiten nehmen wir mit Ken's Familie in deren Haus ein. Ich liebe das super gesunde Essen, das die Frauen zubereiten. 

Die Märkte in Port Moresby

Heute am Sonntag fuhren wir nach dem Frühstück mit Mona und den Kids auf die lokalen Märkte. Wir besuchten zuerst den Fischmarkt und danach noch den Obst- und Gemüsemarkt. Spannend ist noch, dass Mona jedes Mal ein Gebet spricht bevor wir irgendwohin fahren. Generell ist die Familie sehr religiös und Gebet ist ein ständiger Begleiter in ihrem Alltag. 

Der Fischmarkt in Port Moresby 



Am Nachmittag hätten wir gerne noch mehr von der Stadt gesehen. Da wir ziemlich angewiesen sind darauf, dass uns jemand herumfährt, wurde daraus leider nichts. Alles was man hier macht, dauert nämlich im Endeffekt immer viel länger als erwartet. So auch der "kurze" Besuch im Shoppingcenter zu dem uns Mona am Nachmittag mitnahm. Taxis könnten wir in Port Moresby nicht nehmen, wurde uns erklärt. Es gibt weder Adressen noch Navigationssysteme. Man muss also dem Fahrer genau ansagen können wo man hin möchte. 

Interessant ist noch zu wissen, dass die Preise in Port Moresby überraschend hoch sind. So sind die Supermärkte teilweise teurer als in der Schweiz. Restaurants sind vielleicht etwas billiger als in Deutschland. Eine Wassermelone am Markt kostete beispielsweise umgerechnet 20 Euro. Außerhalb der Hauptstadt wird es dann aber günstiger, wurde uns gesagt. 

Ein Schild vor dem Shoppingcenter

Diese drei Tage waren jedenfalls ein wundervoller Einblick in eine einheimische Familie. Wir sind mehr als beeindruckt von der Gastfreundschaft. Alle Menschen mit denen wir Kontakt hatten behandelten so freundlich, wie ich es selten zuvor erlebt habe. Zudem kamen wir in keine auch nur annähernd gefährliche Situation. Aber gut, die Familie hat uns bestimmt so gut sie konnte davor abgeschirmt. 

Morgen Früh geht es schon weiter ins Hochland, nach Mount Hagen. Da es dorthin keine Straßen gibt müssen wir einen einstündigen Inlandsflug nehmen, der gar nicht so günstig ist - in diesem Fall ganze 170 Euro. Mona erzählte uns, dass es billiger sei von hier nach Australien zu fliegen als einen Inlandsflug zu buchen. Unglaublich! 

In Mount Hagen kommen wir wieder bei einer Gastfamilie über Couchsurfing unter. Wir sind gespannt! 


Also dann, ich werde wieder von mir hören lassen wenn ich mich in höheren Gefilden befinde.


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Port Moresby <=



1 Kommentar:

  1. Hallo Michi

    Ich freu mich sehr über deinen Reisebeticht und die Infos ,dann muss ich schon nicht so oft fragen ,wie wo was.
    Danke dass ich mitreisen darf ,bin da immer voller Freude und Neugierde dabei.

    Viel Glück und Gesundheit, und ganz ganz viele Eindrücke.

    Liebe Grüße Heinz

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