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Montag, 2. März 2020

Wanderung zum Neelkanth Mahadev Tempel


Den heutigen Sonntag habe ich mir frei genommen vom Tagesprogramm im Ashram. Die Damen von der Rezeption sind äußerst bemüht und flexibel, immer nach dem Motto: "Alles ist möglich." Ich fragte also, ob ich den heutigen Tag frei haben und dafür noch einen Tag länger dranhängen könnte. Alles kein Problem. Sehr gut. Der Italiener Claudio und ich beschlossen den Tag für eine ausgiebige Wanderung zu nutzen. 

Nachdem wir die Karte ein wenig studiert hatten, beschlossen wir Richtung Neelkanth Mahadev Tempel zu wandern.

Neelkanth Mahadev Tempel 

Der Inhaber unseres Ashrams warnte uns noch, dass wir im Wald aufpassen sollten, da es dort wilde Elefanten, Pumas und Tiger gäbe. Wir ließen uns natürlich nicht beirren und stürzten uns in das Abenteuer. Bereits nach einer Stunde fanden wir einen außernatürlich riesigen "Haufen", der mindestens von einem Elefanten stammen musste. 

Nach etwa drei Stunden steilen Aufstiegs erreichten wir den höchsten Punkt unserer Tour mit einer traumhaften Aussicht auf Rishikesh und die umliegenden Berge.



Bis jetzt sind uns so gut wie keine weiteren Wanderer untergekommen. Im weiteren Verlauf ging der Weg wieder abwärts. Wir durchquerten ein kleines Bergdorf und wurden von den Einheimischen äußerst freundlich begrüßt. Ein netter junger Mann, ließ es sich nicht nehmen uns auf eine Tasse Chai-Tee in sein Zuhause einzuladen. Die ganze Familie versammelte sich neugierig um uns. Darunter die mindestens 90-jährige Oma, deren Arm eingebunden war. Sie erklärten uns, dass sie vor ein paar Tagen vom Baum gefallen sei. So ganz konnte ich mir nicht vorstellen, wie diese alte Dame auf einen Baum klettern konnte. Die Familie bot uns sogar noch ein Mittagessen an, welches wir dankend ablehnten. Die kleine 5-jährige Tochter präsentierte uns ganz stolz ihre Baby-Ziege "Rony".

Mit Baby-Ziege "Rony" :) 

Claudio und ich mit der äußerst gastfreundlichen Familie 

Die Gastfreundschaft war wirklich rührend. Nach insgesamt etwa vier Stunden erreichten wir unser Ziel, den Tempel. Er liegt auf 1.330 Meter und ist dem Gott Shiva gewidmet. Da heute Sonntag ist, stand eine Riesen-Schlange von Indern am Eingang und wartete auf Einlass. Wir beschlossen deshalb den Tempel nur von außen zu betrachten.

Affenattacke

Der Rückweg war ein komplett asphaltierter Wanderweg. Hier war schon mehr los. Viele Einheimische pilgern auf diesem Pfad zum Tempel. Voller Freude, entdeckte ich eine Affenhorde. Ich holte ein Stück Brot aus meinem Rucksack und begann sie zu füttern. Ganz mutig kamen sie näher und nahmen sich ganz sachte das Brot aus meinen Händen. Ehe ich mich versah kam aber das riesige Alpha-Tier auf mich zu. Er baute sich vor mir auf, fletschte die Zähne, riss mit der einen Hand meinen Rucksack an sich und begann mit der anderen Hand im Rucksack zu wühlen, auf der Suche nach Essbarem. Claudio warf dem Untier panisch das Riesenstück Brot zu, waraufhin der Affe meinen Rucksack wieder losließ. Gar nicht so ungefährlich diese Viecher. Das ist nun schon die zweite Affenattacke innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Erst gestern auf der Hängebrücke kam so ein Biest auf mich zu und begann plötzlich wie wild an meinen Haaren zu zerren. Es lag wohl daran, dass ich mir ein paar Sekunden zuvor das letzte Stück Zimtschnecke aus der deutschen Bäckerei hier im Ort in den Mund gestopft hatte und gerade noch daran kaute. Der Gute meinte wohl, ich hätte noch mehr davon. Ich war heilfroh als der mich wieder losließ. Nichtsdestotrotz finde ich Affen unheimlich süß und kann es einfach nicht lassen, ihnen immer wieder sehr  nahe zu kommen.

Niedlich, aber mit Vorsicht zu genießen 

Insgesamt haben wir auf unserer Wanderung über 26 Kilometer und gute 1.500 Höhenmeter zurückgelegt. Es war also eine ordentliche Runde. Aber es hat sich voll und ganz ausgezahlt. Nur Elefanten, Pumas und Tiger haben wir leider - oder Gott sei Dank - keine zu Gesicht bekommen.

Am Abend verabschiedete sich Claudio. Für ihn ging es wieder zurück nach Europa. Ich war ganz gerührt, als er mir eine rote Decke in die Hand drückte und mich fragte, ob ich diese in den nächsten Tagen der obdachlosen Frau auf der Brücke vorbeibringen könnte. Ich sehe diese Frau jeden Tag. Sie hat extrem verkürzte Beine und sitzt immer mit einem breiten Lächeln auf der Hängebrücke. Claudio wollte ihr letztens Geld geben, woraufhin sie dies ablehnte und lediglich um etwas zu essen bat.











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