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Freitag, 17. Dezember 2021

Landleben in Nanyuki

 

Nanyuki, Kenia


Und wieder die Polizei... 

Ich war dann letztendlich noch bis Donnerstag in Nakuru. Und man wird es kaum glauben: Ich hatte dort meine mittlerweile dritte unschöne Begegnung mit der Polizei seit ich in Kenia bin. Diesmal war es, weil ich meine Mundschutz-Maske auf der Straße kurz unter die Nase gezogen habe. Man muss dazu sagen, dass etliche Menschen hier komplett ohne Maske unterwegs sind. Natürlich hat sich die Polizei aber den "Muzungu" (=Weißen) herausgefischt, immerhin wittern sie da am meisten Kohle. Witzigerweise habe mich etwa zehn Minuten zuvor mit einem Einheimischen über das Maskenthema unterhalten und er meinte in den größeren Städten nehme es die Polizei sehr genau damit. In kleineren Orten interessiert das normalerweise niemanden und man sieht auch äußerst selten Leute mit Masken. Ende der Geschichte war jedenfalls, dass mich die Polizei ohne Strafe wieder gehen ließ, nachdem ich diesmal wirklich freundlich blieb und mich immer wieder für mein Vergehen entschuldigte. Als wir dann auf das Thema impfen kamen, erwähnten sie irgendetwas mit Illuminati und das wäre der Untergang der Menschheit. Währenddessen zog sich der eine sogar selbst die Maske unters Kinn. Ich verkniff mir einen Kommentar. Das war ja wieder ein aufschlussreiches Gespräch. Ich war dann einfach nur froh, als sie mir noch einen schönen Tag wünschten und mich gehen ließen.


Von Nakuru nach Nanyuki 

Am Donnerstag Nachmittag ging es dann mit einem Matatu von Nakuru nach Nanyuki (600 Ksh). Es dauerte eine gute Stunde bis das Gefährt voll war. Außerdem wurden aus den mir gesagten drei Fahrstunden letztendlich vier. 


Bei Robert und seiner Familie am Land

In Nanyuki wartete bereits mein Couchsurfing Gastgeber Robert auf mich an der Bushaltestelle. Er wohnt mit seiner Familie scheinbar etwas außerhalb von Nanyuki. Wir sammelten seine Frau Lois noch vom Markt ein. Sie verkauft dort Mangos und weitere Früchte. Mit einem Taxi, das schon regelrecht vor dem Auseinanderfallen war, wurden wir dann etwa 40 Minuten zu ihrem Haus gefahren. Es war mir unbegreiflich wie das Auto auf diesen unasphaltierten Wegen in einem äußerst schlechten Zustand fahren konnte. 


Roberts Familie und seine Kids begrüßten mich äußerst herzlich. Ihr Haus ist super einfach und klein. Es ist aus Holz und Lehm gebaut und hat ein Wellblechdach. Küche und Klohütte befinden sich jeweils in einer separaten Holzhütte außerhalb des Hauses. Neben dem Haus steht ein großer Wassertank. Hier wird Regenwasser von der Dachrinne gesammelt. Fließend Wasser gibt es keines. Im ganzen Haus ist eine einzige Glühbirne vorhanden, welche von einem kleinen Solarpanel betrieben wird. Ansonsten gibt es aber keinen Strom und auch keine Steckdosen. Zum Aufladen des Handys oder anderer Dinge gehen sie ins Haus von Roberts Eltern, das etwa 300 Meter entfernt liegt. 


Das Haus von Robert und seiner Familie


Hinter dem Haupthaus steht noch ein winzig kleines Holzhäuschen. Dort wohnt der 15-jährige Sohn. Beim Stamm der Kikuyu ist es nämlich so, dass die Söhne nach der Beschneidung - das geschieht meistens so mit 14 Jahren - aus dem Elternhaus ausziehen. Zum Essen usw kommt er aber noch zu den Eltern. In Kenia gibt es über 50 Stämme, die jeweils alle verschiedene Sprachen und Traditionen haben. In Tinderet und Eldoret war ich großteils beim Stamm der Kalenjin. Wie auch in vielen anderen afrikanischen Ländern sprechen die Menschen hier also zumeist mindestens drei verschiedene Sprachen: zum einen ihre Stammessprache und dann noch die zwei offiziellen Amtssprachen  Swahili und Englisch. 


Im Haupthaus leben Lois und Robert mit zwei weiteren Kindern. Der jüngere ist sechs Jahre alt und die ältere neunzehn. Das Haus besteht eigentlich nur aus einem großen Raum, der durch Vorhänge in drei kleinere Zimmer eingeteilt wird. Ich teile mir einen mit den zwei Kids. Das Grundstück rund ums Haus herum ist ziemlich groß. Sie haben einen riesigen Garten mit Baumtomaten, Mais, Orangen, Mangos und noch vielen weiteren leckeren Obst- und Gemüsearten. Weiters besitzen sie zwei Ziegen, eine Kuh, jede Menge Hühner, zwei Hunde und eine Katze. Ein richtig idyllisches Landleben also! :)


Eine heißersehnte Dusche. Zuerst wird das Wasser am Feuer erwärmt und dann wird in der Klohütte nach dem Schöpfprinzip "geduscht" ;)


Am Freitag fuhr ich gemeinsam mit Lois auf den Markt. Diesmal mit einem Boda-Boda, das geht etwas schneller als mit dem Auto. Die Marktfrauen waren höchst erfreut, dass sich ein Muzungu zu ihnen gesellte. Ich wurde mit kleinen Pflaumen beschenkt und die Kids turnten auf mir herum. Ein geselliges Treiben ist das. 


Vorbereitungen für das Mount Kenia Trekking 

Später stieß noch Robert mit seinem Freund Joseph zu uns. Joseph sollte mein Guide für die Besteigung des Mount Kenya sein. Ursprünglich wäre eigentlich Robert mit mir gekommen, nun hat er aber leider keine Zeit. Doch auch Joseph wirkte ganz sympathisch, wenn auch etwas wortkarg. Wir setzen uns in ein kleines Restaurant und besprachen sämtliche Details, wie beispielsweise Kosten, fehlendes Equipment, Route usw. Irgendwann wurden wir uns dann auch einig. Eine genaue Kostenaufschlüsselung werde ich euch im nächsten Blogbeitrag geben. Da man ab einer bis zu drei Übernachtungen im Mount Kenia Nationalpark eine Pauschale von 85 USD zahlt, habe ich mich entschlossen, das gleich voll auszunutzen und 3 Nächte/4 Tage zu machen. Losgehen sollte es bereits morgen. Wir werden über die Sirimon-Route aufsteigen und über die Chogoria-Route absteigen. Die Sirimon-Route ist scheinbar der schnellste Weg diesen Berg zu besteigen und die Chogoria-Route soll wohl die schönste sein. Der höchtse Punkt wird der Point Lenana 4.985m sein. Es ist der dritthöchste Gipfel des Mount Kenia Massivs. Die zwei höchsten Gipfel sind im Moment aufgrund der Niederschläge etwas ungünstig zu besteigen und zudem technisch recht anspruchsvoll. 


Zur Feier des Tages: Hühnchen

Als wir später wieder bei Robert zu Hause waren, war sein 15-jähriger Sohn gerade dabei ein Huhn zu schlachten. Gekonnt hielt er das Vieh fest und schnitt ihm mit einem Messer den Kopf ab. Das Blut spritzte auf seine Sandalen. Der 6-jährige Bruder schaute quietschvergnügt zu und schnappte sich dann den Hühnerkopf um damit zu spielen. So etwas ähnliches hatte ich bereits in Kapkoi erlebt, das das kleine Mädchen voller Freude mit dem toten Schafskopf spielte. Tja, so unterscheiden sich die Kinderspielzeuge in Europa und Afrika eben ;)


Der kleine Miguel mit dem Hühnerkopf


Nun wurde das tote Tier in heißes Wasser gegeben und die Federn gerupft. Der Kleine half schon fest mit. Am Abend gab es dann quasi fangfrisches Hühnchen in leckerer Ingwer-Knoblauch-Sauce mit viel frischem Gemüse als Beilage. Lois ist wirklich eine hervorragende Köchin. Während ich es in Kenia bis jetzt oft erlebt hatte, dass sich die Leute sehr eintönig von Ugali, Reis und Bohnen ernähren, ist das hier ganz anders. Es wird immer mit sehr viel marktfrischem Gemüse gekocht und auch lecker gewürzt. Insgesamt ernährt sich die Familie wirklich sehr gesund. 


So, heute geht es früh in die Federn, immerhin geht morgen das Mount Kenia Trekking los.


Gute Nacht!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nanyuki <=






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