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Montag, 31. Juli 2017

Wie geht es mir so zurück in meiner Heimat?

By On Juli 31, 2017

Nun bin ich schon wieder ein paar Tage zurück in meiner Heimat Österreich. Dabei werde ich sehr oft gefragt wie es mir eigentlich so geht nach meiner Rückkehr. Tja, was soll ich sagen, irgendwie kommt mir alles so vor wie immer. Natürlich nicht alles alles. Vor allem bei den kleineren Kindern merkt man es, dass sie gewachsen sind, einige Häuser haben neue Farben, oder neue Zäune. Aber nichts wirklich Gravierendes. Meine Familie und meine Freunde sehen alle total unverändert aus. Kaum unterhielt ich mich mit einer guten Freundin einige Minuten, kam mir alles vor wie eh und je - als wäre ich nie weg gewesen. Das ist zum einen sehr schön und zum anderen auch etwas beängstigend. Ich war jetzt fast zwei Jahre weg und hier schien einfach die Zeit stehen geblieben zu sein. Fragt man nach Neuigkeiten, antworten die meisten: "Alles wie immer." Und ich hatte knappe zwei Jahre vollgefüllt mit tagtäglich neuen Abenteuern und den unvergesslichsten Erlebnissen. Doch dieses Abenteuer-Reise-Dasein scheint plötzlich so unendlich weit weg zu sein - als wäre alles bloß ein Traum gewesen. Das macht mich natürlich auch ein wenig traurig. Da bin ich wieder froh darüber, diesen Blog begonnen zu haben, da hier so gut wie jedes einzelne Abenteuer festgehalten ist. Und somit fühle ich mich auch ein bisschen mehr verstanden, da ich weiß, dass viele meiner Bekannten, diesen regelmäßig lesen und meine ganzen Erlebnisse somit besser nachvollziehen können. 

Ich habe ja schon von vielen Langzeitreisenden gehört, dass sie nach ihrer Rückkehr fast so etwas wie eine Heimkommensdepression entwickelten - zum einen weil sie mit dem stressigen Leben hier nicht mehr zurecht kommen und zum anderen weil sie den langweiligen Alltag nicht mehr packen. Außerdem fühlen sie sich unverstanden. Diese Phase habe ich zum Glück (noch) nicht. Ich genieße es derzeit einfach nur, von meinen Liebsten umgeben zu sein. Aber ich weiß ja auch, dass ich meine Reise bald fortsetzen werde - wie es sonst aussehen würde, weiß ich ehrlich gesagt nicht. 


unzertrennliche Freundinnen




baden an der Salzach

Wellnesstag mit Anki & Co am Ritzensee


Brautkleid holen mit Jasmin, Nora und Lini  :)

Donnerstag, 27. Juli 2017

ROUTE PERU

By On Juli 27, 2017

Meine Route in Peru

07.12. - 17.12.2016 + 05.05. - 06.06.2017 + 12.07. - 25.07.2017

KOLUMBIEN - Santa Rosa - Iquitos - Yurimaguas - Tarapoto - Lamas - Jaen - ECUADOR - Piura - Chiclayo - Trujillo - Huaraz - Lima - Arequipa - Puno - Uros Inseln - BOLIVIEN - Puno - Cusco - Lima - ÖSTERREICH



Montag, 24. Juli 2017

Goodbye Lateinamerika - mit gemischten Gefühlen zurück nach Hause

By On Juli 24, 2017

Für alle, die es noch nicht wissen: Am Mittwoch bin ich schon wieder zurück in Österreich. Es wird zwar nicht für immer sein, denn nach etwa zwei Monaten Heimatbesuch plane ich meine Reise fortzusetzen. Mittlerweile bin ich seit etwa einem Jahr und 10 Monaten auf Weltreise - ich kann es selbst fast nicht glauben. Vor einem Jahr und vier Monaten war ich das letzte Mal zu Hause, aber auch bloß für zwei Wochen. Ihr könnt euch also vorstellen, dass ich schon ziemlich aufgeregt bin, nach so langer Zeit meine Familie und Freunde wieder zu treffen.

Meine Gefühle sind relativ gemischt. Da ist zum einen riesengroße Vorfreude und zum anderen Traurigkeit und Unsicherheit. Traurigkeit darüber das Kapitel Lateinamerika nun abschließen zu müssen. Über ein Jahr bin ich nun hier und habe die Länder und die Kultur zu lieben gelernt. Außerdem spreche ich nun halbwegs gutes Spanisch - und ich liebe es. Ich habe jede Menge unvergesslicher Bekanntschaften gemacht und Freunde fürs Leben gefunden.

Unsicherheit, weil ich nicht weiß was mich nun in meiner Heimat erwarten wird. Viele Dinge werden sich geändert haben. Ich habe definitiv auch einige Freunde von zu Hause während meiner Reise mehr oder weniger verloren. Es ist immerhin nicht so leicht, mit allen Kontakt zu halten. Aber das ist auch gut so. Mit den Menschen, die mir wirklich viel bedeuten, habe ich nach wie vor regelmäßig Kontakt. Viele meiner Freunde haben geheiratet oder ein Baby bekommen. Ja, es werden sich definitv viele Dinge geändert haben. Unter anderem auch ich selbst.

Ich bin wirklich schon sehr gespannt auf zu Hause, wobei das Gefühlschaos im Moment, einen Tag vor meinem Heimflug wirklich enorm ist.


=> Hier ein kleines Erinnerungsvideo an meine Zeit in Lateinamerika :)


Ein Bild von meinem heutigen Stadtspaziergang durch Lima: der Plaza San Martin - ich hatte übrigens großes Glück mit dem Wetter, denn zur Winterzeit liegt Lima großteils in Wolken und Neben und es dringt normalerweise fast keine Sonne durch


Freitag, 21. Juli 2017

Von Cusco nach Lima - 24 Stunden im Bus

By On Juli 21, 2017

Warum es sich nicht auszahlt in Peru für einen "Luxus-Bus" zu bezahlen....

Gestern Nachmittag ging es nun weiter nach Lima für mich. Die Busfahrt sollte 22 Stunden dauern. Diesmal gönnte ich mir etwas Luxus und wählte den "Bus Cama", das heißt, dass die Sitze im Bus so umgelegt werden können, dass sie fast wie ein Bett sind. Außerdem wurde mir WLAN, ein Abendessen, ein Frühstück und Getränke versprochen. Das Ganze zum Preis von 100 Soles (= 26,80 Euro).  Wow, so viel Luxus hatte ich noch nie, sonst fahre ich nämlich immer mit dem billigsten Bus, den ich finden kann. Bin schon gespannt....

Abfahrt: 15:30 Uhr vom Busterminal in Cusco. Zu meiner Begeisterung starteten wir sogar pünktlich. Auch die Sitze schienen mir richtig gemütlich, es wurde sogar eine Decke bereitgestellt. Wenn jetzt auch noch das WLAN funktionieren würde, wäre alles perfekt - dem war natürlich nicht so. Aber gut. Gegen 18 Uhr bekamen wir ein Abendessen serviert - jede Menge trockener Reis mit einem minikleinen Stückchen Hühnchen. Gut, dass ich zur Sicherheit selbst ein wenig Essbares mitgenommen habe. Seit der Woche am Amazonas, wo ich dreimal am Tag Reis serviert bekommen hatte, habe ich nämlich ein leichtes Reistrauma.

Nach dem Abendessen wurde dann der Fernseher eingeschaltet. Die Boxen befanden sich genau über meinem Sitz und die Lautstärke wurde so laut aufgedreht, dass alles um mich herum vibrierte. Außerdem war die Klangqualität alles andere als gut. Ich hoffte inständig, dass nach diesem Film wieder Ruhe sei, doch es wurden bis fast Mitternacht durchgehend irgendwelche furchtbaren Action-Baller-Filme gespielt. Geschlafen habe ich im Endeffekt so gut wie gar nicht.

Gegen 4 Uhr morgens rumpelte es ordentlich. Ich schreckte auf. Der leicht risikofreudige Busfahrer ist nun wohl irgendwo angefahren, denn die Fensterscheibe gegenüber von mir bröckelte heraus.

das Loch im Fenster, welches mit der Zeit immer größer wurde


Mich wundert es ja direkt, dass er es schaffte, so viele Stunden unfallfrei zu fahren. Der Bus stoppte und der junge Mann, der uns das Abendessen serviert hatte, begann schrecklich zu schimpfen. Das war es dann aber auch schon und wir fuhren weiter. Es wurde schrecklich kalt, da durch das Loch im Fenster eine ordentliche Luftzirkulation im Bus herrschte. Durch die Fahrtgeschwindigkeit bröckelte immer mehr vom Fenster heraus, und der arme kleine Junge, der unter dem Fenster saß wurde mit Glassplittern übersät. Die Leute im Bus begannen zu schreien. Der Bus stoppte also erneut. Der Mitarbeiter fluchte wieder ordentlich. Zum Glück begann er nun nach einer Lösung für das Problem zu suchen. Mit einer Klebestreifenrolle bewaffnet begann er den kleinen Rest des Fensters zu fixieren und auch das Loch zu stopfen. Das half Gott sei Dank etwas.

Gegen 11 Uhr vormittags stoppten wir an einem Restaurant zum Frühstücken - dieses war natürlich nicht inkludiert. Aus den versprochenen 22 Stunden Fahrt wurden im Endeffekt 24 Stunden.

Beim Aussteigen am Terminal in Lima traf ich ein französisches Mädchen, das mit mir im Bus war. Sie erzählte mir, dass sie Couchsurfen würde hier in Lima. Als ich fragte bei wem, meinte sie bei Edy. Also die Welt ist wirklich klein, denn zufälligerweise kenne ich Edy. Ich habe ihn vor etwa 2 Monaten hier in Lima (auch über Couchsurfing) getroffen. Dazu muss man sagen, dass Lima ein 9-Millionen-Stadt ist mit ein paar tausend Leuten auf Couchsurfing. Zufälle gibts!

Für mich ging es ab in ein Hostel ins Zentrum. Ich möchte meine letzten Tage hier in Südamerika gemütlich ohne allzu viel Stress verbringen.

Gute Nacht :)




Dienstag, 18. Juli 2017

Cusco - die ehemalige Inka-Hauptstadt Südamerikas

By On Juli 18, 2017

Wie ihr wisst bin ich ja alles andere als ein Städte Fan, aber Cusco hat es mir nun doch ein wenig angetan: uralte Inka-Ruinen, Tempel, enge Kopfsteinflastergassen, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert haben und das Beste: unendlich viele Trekking Möglichkeiten mit wirklich atemberaubender Landschaft und Vegetation.

Cusco

Cusco bedeutet in der Quechua-Sprache "Nabel der Welt". Cusco war nämlich die Hauptstadt des Inka-Reiches und somit die wichtigste Stadt des Inka-Imperiums. Außerdem stellt sie die archäologische Hauptstadt auf dem amerikanischen Kontinenten dar. Die Form der Stadt verglichen die Inka mit einem liegenden Puma. Es gibt also haufenweise alter Tempel und Ruinen zu besichtigen. Die Grundmauern der Gebäude bestehen aus großen, kunstvoll verfugten Steinen, die Erdbeben und der Zerstörungswut der Spanier standgehalten haben. Es ist bis heute nicht klar, wie die Inka die bis zu 350 Tonnen schweren Blöcke transportieren konnten. 

Plaza de Armas
Inka Ruinen

Der einzig richtig große Nachteil an Cusco ist, dass es absolut überlaufen von Touristen ist - vor allem jetzt in der Hochsaison. Alle paar Meter stehen einheimische junge Damen, die den ganzen Tag über lautstark "Maaassaaaaaageeee!!!!!" brüllen. Andere traditionell gekleidete Frauen laufen mit ihren Babylamas durch die Stadt, um Geld für Fotos mit ihnen zu verlangen. 

Außerdem steht ein Tourunternehmen nach dem nächsten. So gut wie alle Touristen wollen nämlich zu den weltweit bekannten Inka-Ruinen Machu Picchu. Ihr werdet mich wahrscheinlich für verrückt halten, aber ich habe diese ganz gezielt ausgelassen. Ich bin mir zwar sicher, dass es sich um ein absolut interessantes Fleckchen handelt, andererseits weiß ich auch, dass sich dort täglich hunderte wenn nicht sogar tausende Touristen tummeln und das würde für mich sowieso den ganzen Charme zerstören. Außerdem gibt es Millionen Fotos von diesen Ruinen im Internet. Da mache ich viel lieber auf eigene Faust eine kleine Trekkingtour und entdecke ein paar versteckte Plätze und muss dafür nicht hunderte von Dollar zahlen. Aber wie gesagt, das ist meine Meinung. Ich weiß nämlich, dass viele (wenn nicht sogar die meisten) die den Machu Picchu besuchten, es nicht bereut haben. Ich bin da einfach ein bisschen anders. Fast täglich bekomme ich zu hören: "Waaas, du warst in Cusco und hast den Machu Picchu nicht besucht????"

Wanderung abseits der abgetretenen Touristenpfade rund um Cusco 

Gestern Abend, lernte ich in meiner Unterkunft ein wundervolles junges Pärchen kennen: Anne (Deutsche) und Jose (Bolivianer). Wir schienen so ziemlich auf einer Wellenlänge zu sein. Darum starteten wir heute auch gleich gemeinsam eine Wandertour. 

Anna, Jose und ich

Da wir uns abseits von diesem ganzen Massentourismus bewegen wollten, beschlossen wir einfach drauf los zu gehen und uns nicht an irgendwelchen Wanderrouten zu orientieren. Der Tag hätte schöner nicht sein können. Wir kamen an die paradiesischsten Fleckchen, und trafen dabei bloß auf ein paar wenige Einheimische. Zu unserer Überraschung entdeckten wir jede Menge Inka Ruinen auf unserem Weg - unglaublich. Diese Plätze hatten eindeutig ihre Magie. Unter an anderem kamen wir an einen riesigen Felsen, der in den unterschiedlichsten Farben erstrahlte - er ist bekannt als der "Balcon del Diablo" (= Balkon des Teufels). 

Balcon del Diablo


Anna und ich beim Erklettern einer gerade entdeckten Höhle 

die Höhle des "Balcon del Diablo"

That must be paradise

Rettung eines neugeborenen Lämmchen

Später entdeckten wir ein paar kleine Lagunen. Plötzlich hörten wir dort eigenartige Geräusche - es hörte sich an wie ein Schäfchen. Wir schauten uns um und siehe da, da lag doch glatt ein ganz frischgeborenes Lämmchen in der Wiese und schrie nach seiner Mama. Leider war von dieser weit und breit nichts zu sehen. Wir hoben das kleine, niedliche Ding hoch und machten uns sogleich auf die Suche nach seiner Mami. Zum Glück fanden wir sogleich eine Schaf-Esel-Lamaherde, die von zwei Hirten bewacht wurde. Als wir das Lämmchen auf den Boden ließen, lief es sogleich auf ein Schaf zu und begann Milch zu nuckeln. Glücklich über unsere gute Tat setzten wir unsere Wanderung fort. 

der kleine süße Kerl konnte noch nicht einmal richtig auf Beinen stehen

am liebsten hätte ich das süße Ding mit nach Hause genommen



Letztendlich waren wir den ganzen Tag unterwegs und es war einfach wunderschön. 


Sonntag, 16. Juli 2017

Weiter von Puno nach Cusco

By On Juli 16, 2017

Kurzes Update der letzten Tage: 
Ernst hat gestern sein Eigentum von der Polizei zurückbekommen. Er hat dafür jedoch fast 500 Euro Schmiergeld zahlen müssen, sonst hätte ihn die Polizei erneut eingesperrt. Die Botschaft hat die ganze Angelegenheit leider überhaupt nicht interessiert und es kam keine Hilfeleistung.

Mich hat vorgestern Abend eine schlimme Magen-Darmgrippe erwischt und ich verbrachte die ganze Nacht damit zwischen Bett und WC hin und her zu rennen. Dementsprechend energielos war ich gestern und legte deshalb einen Ruhetag ein.

Lange Busreise nach Cusco 

Heute Morgen fühlte ich mich zum Glück wieder besser. Es sollte weiter nach Cusco gehen. Um 8:30 Uhr war die geplante Abfahrt vom Busterminal in Puno. Kosten: 20 Soles (= 5,30 Euro), geplante Fahrtzeit: 8 Stunden. 

Letztendlich kam ich um 18:00 Uhr in Cusco an. Mein geplanter Couchsurfing Gastgeber hatte spontan doch keine Zeit.  Zum Glück fand ich eine richtig tolle Unterkunft in einem alten Bauernhaus mit Blick über die ganze Stadt - Hospedaje Inka. Für 25 Soles (=6,7 Euro bekommt) bekommt man hier ein nettes Privatzimmer mit Bad und inkludiertem Frühstück. Außerdem ist der Besitzer außerordentlich freundlich. Ich fühle mich immer noch etwas gerädert - wahrscheinlich ein Zusammenspiel des Stresses mit der Polizei in Bolivien und meine Magen-Darmgeschichte. Werde mich deshalb nun in meinem schönen Zimmerchen etwas ausruhen.

Gute Nacht :)



Donnerstag, 13. Juli 2017

Kein Ende der Korruption in Sicht - Für mich geht es weiter nach Peru

By On Juli 13, 2017

Fortsetzung von  => "Schreckliche Korruption der Polizei in Bolivien" <=


Heute Morgen traf ich mich mit Ernst zum Frühstück. Dieser ist immer noch überglücklich wieder frei zu sein. Ganz nebenbei erzählte er mir plötzlich, dass er heute Morgen schon bei der Polizei war und diese meinte, er würde sein Eigentum zurückbekommen wenn er 1.000 USD zahlen würde. Waaas? Ich flog schon wieder aus allen Wolken. Ist denn so etwas möglich? Jetzt war er schon als Unschuldiger gefangen, hat den ganzen Schaden bezahlt, den das Mädchen verursachte und dann sowas. Jetzt reichte es aber. Ernst erzählte mir, dass die Polizei "liebenswürdigerweise" am Ende sogar auf 500 USD herunter gegangen sei.

Wir suchten unverzüglich einen Anwalt auf, den Ernst von früher bereits kennt. Der Anwalt war zu unserem Glück in seinem Büro. Er meinte wir sollten Daisy nochmals zur Polizei schicken, da sie mehr zu sagen hat. Sie sollte am Besten mit dem Polizeikommandan
ten reden. Hilft das nichts, sollten wir unbedingt die Botschaft anrufen.

Daisy fanden wir zum Glück sogleich. Sie willigte ein mit Ernst nochmals zur Polizei zu gehen. Ich beschloss für mich, heute Mittag abzureisen - weiter nach Peru. Ich habe meine Mission erfüllt, Ernst aus dem Gefängnis zu bringen und weiß nicht ob ich für das weitere Vorgehen eine Hilfe wäre. Diese Ruhe habe ich einfach nicht, mit solch verlogenen Menschen irgendetwas zu diskutieren. Auf alle Fälle werde ich Ernst so gut es geht weiterhin unterstützen und auch die Botschaft kontaktieren. Aber hier kann ich mich allein schon wegen meines abgelaufenen Visums nicht länger aufhalten. Ich hoffe nur inständig, dass Ernst dem Verlangen der Polizei ihnen Geld zu zahlen nicht nachgehen wird und dass er all seine Sachen wieder bekommt.

Ich verabschiedete mich herzlich von Ernst und begab mich zum Bus. An der Grenze musste ich 156 Bolivianos Strafe zahlen, für meinen illegalen Aufenthalt. Am späten Nachmittag kam ich in Puno an. Dort werde ich nun vorraussichtlich zwei Nächte verbringen - muss mich nun erstmals erholen von dem ganzen Schrecken der letzten Tage.























ROUTE BOLIVIEN

By On Juli 13, 2017

06.06. - 12.06.2017

PERU - Copacabana - Isla del Sol - Chicharro - La Paz - Oruro - Potosí - Uyuni - Sucre - Cochababa - La Paz - Chicharro - Copacabana - PERU




Mittwoch, 12. Juli 2017

Schreckliche Korruption der Polizei in Bolivien

By On Juli 12, 2017


Fortsetzung von => "Polizeifestnahme am frühen Morgen" <=


Ernst im Gefängnis

Meine Recherchen im Internet, Freunde von Ernst aufzutreiben, die hier leben, waren leider nicht sehr erfolgreich.

Ich machte mich heute gleich nach dem Aufstehen auf zum Gefängnis in Copacabana, um Ernst zu besuchen. Zum Glück durfte ich ihn persönlich sehen. Naja, mehr oder weniger - die kleine Stahltüre hatte bloß einen minkleinen Schlupf durch den ich den Armen sehen konnte. Er war in einer minikleinen Zelle ohne Licht, ohne Essen, ohne Wasser, ohne Klo, ohne irgendwas. Das Einzige was er hatte, war eine Plastikflasche zum hineinurinieren und eine viel zu dünne Matratze am Boden. In der Nacht hat es hier um die -6°C. Ernst hatte also unvorstellbar gefroren. Wieder standen mir Tränen in den Augen, als ich mit ihm sprach. Zum Glück durfte ich ihm Frühstück bringen. Wir baten die Polizei um ein Handy von Ernst, damit er wenigstens seine Freunde oder seinen Anwalt anrufen könnte. Sie lehnten jedoch ab. Unglaublich! Leider kennt Ernst nicht viele Leute hier. Er meinte ich sollte im Ort nach einem Anwalt suchen, es gäbe eine Straße, wo ein paar davon ihr Büro hätten. Sehr gut. Außerdem würde ein amerikanisches Missionarsehepaar (Jeff und seine Frau) hier leben, mit denen er gut befreundet wäre, da er immer wieder bei ihnen im Café frühstücken würde.

Hilfe von einem amerikanischen Ehepärchen und Daisy

Gut, zuerst machte ich mich auf die Suche nach den Anwaltbüros. Leider waren alle geschlossen und auch telefonisch konnte ich niemanden erreichen. Dann weiter zum Café des amerikanischen Ehepaars. Auch diese hatten Ruhetag, aber wie es der Zufall so wollte, waren sie gerade dort, um etwas aufzuräumen. Ich erzählte ihnen die Geschichte. Die beiden waren aufs Äußerste geschockt und erklärten sich natürlich sofort dazu bereit zu helfen.

Wir versuchten nochmals irgendwie einen Anwalt zu erreichen, leider vergebens. Sie meinten, wir müssten unbedingt eine bolivianische Person finden, die Ernst gut kennt, da wir Ausländer von der Polizei sowieso nicht für voll genommen werden. Das war auf alle Fälle ein guter Plan. Vor zwei Jahren hatte Ernst immerhin hier in Copacabana gewohnt, also musste es doch ein paar Leute geben, die ihn kennen und unterstützen könnten. Jeff erinnerte sich, dass Ernst zwei Jahre in Untermiete bei einer sehr angesehenen Frau im Ort lebte. Sie heißt Daisy und besitzt mehrere Hotels hier.

Jeff telefonierte mit Daisy, diese meinte wir sollten sogleich bei ihr vorbeikommen. Daisy schien mir von Anfang an super sympathisch. Auch sie erklärte sich sofort bereit, Ernst zu helfen, da auch sie genau weiß, dass er der gutmütigste Kerl überhaupt ist.

Zu viert machten wir uns auf zur Polizei. Diese staunten nicht schlecht, als sie plötzlich sahen, dass Ernst Freunde hat. Sie schienen auch Daisy zu kennen. Und siehe da, plötzlich sah das Ganze nur noch halb so wild aus. Daisy fragte, was hier eigentlich abginge und dass sie mit hundert prozentiger Sicherheit sagen kann, dass Ernst weder Drogen- noch Frauenhandel betreiben würde. Die Polizei lächelte verschmitzt und meinte, dass das doch noch gar nicht gesagt sei. Diese Lügner! Wut stieg in mir hoch, aber ich verkniff mir jegliche Kommentare. Hauptsache wir schaffen es, Ernst irgendwie frei zu bekommen.

Am Nachmittag trafen wir uns alle zu einer erneuten Vernehmung. Jeff und Daisy waren mit dabei. Zu meinem Erstaunen waren auch Alejandra, ihre Mama und ihre Tante dort. Das machte mir etwas Angst, da die Polizei gestern behauptet hatte, dass Alejandra angab, dass Ernst sie verwegaltigt hatte. Das war natürlich völliger Blödsinn, da das Mädel bei mir im Haus schlief und auch sonst nie mit ihm allein war. Außerdem hat Alejandra eine eindeutige psychiatrische Erkrankung und sagt alle paar Minuten etwas anderes. Einmal behauptete sie, sie würde Medizin studieren, das nächste Mal war es dann doch Architektur. Man konnte ihr sozusagen alles einreden. Und wenn ihre Familie ihr jetzt irgend etwas Schlechtes einreden würde, dann wäre das eine Katastrophe.

Doch ich täuschte mich. Ihre Mama und ihre Tante waren supernett. Sie bedankten sich sowohl bei mir als auch bei Ernst herzlich, dass wir so gut auf das Mädel aufgepasst und sie verköstigt hatten. Als ich die Mama fragte, wie lange Alejandra von zu Hause weg wäre, meinte diese 10 Tage. Vielleicht könnt ihr euch erinnern, dass mir die Polizei gestern weismachen wollte, dass Alejandra bereits seit Jänner vermisst sei und sie sich sicher wären, Ernst hätte sie im Keller gehabt. Alles Lügen! Alles Lügen,  um einen Grund zu haben, Ernst ins Gefängnis zu stecken. Mein Hass auf diese Polizei wuchs immer mehr. Die Nettigkeit von Alejandras Familie konnte ich mir zum einen so erklären, dass sie sich einfach nicht irgendwelche Unannehmlichkeiten einbrocken wollten. Immerhin hatte ihre Tochter ein Haus angezündet und Ernst ist für den ganzen Schaden aufgekommen. Zum anderen glaube ich, dass sie wirklich liebe Leute sind.

Die ganze Vernehmung zog sich wie immer ins Unendliche. Ernst wurde irgendeine Anwältin zur Verfügung gestellt, die ihr Büro hier in der Polizeiwache hatte - das stimmte mich wieder etwas stutzig. Dann mussten Jeff und Daisy für Ernst bürgen (soweit ich alles richtig verstanden hatte) und somit war dieser wieder frei. Wow, ich konnte es gar nicht glauben!

Korruption ohne Ende

Die Vernehmung war beendet. Alle gingen nach Hause und Ernst musste noch die ihm zugeteilte Anwältin zahlen. Nun musste ich aber doch nachfragen, was mit den Wertsachen (3 Laptops, 2 Mopeds, Handy, Geldtasche) von Ernst passieren würde. Die Sachen sollten sie nun eigentlich zurückgeben. Der kleine Polizeibeamte wurde sichtlich nervös und begann irgendetwas von bolivianischem Gesetz zu schwafeln. Na jetzt reichte es aber. Ich erklärte ihm, dass ich bereits seit zwei Jahren um die Welt reise und dass es nirgends auf der ganzen Welt so ein Gesetz gebe, dass einem Unschuldigen von der Polizei die Wertsachen gestohlen werden. Dann rutschte mir auch noch das Wort "Korruption" raus. Das war zuviel. Der vorher so nette Polizeibeamte war nun alles andere als nett. Er verlor völlig die Besinnung und begann irgendetwas herumzuschreien. Leider ist mein Spanisch nicht so perfekt, dass ich das alles verstehen konnte.

Ernst, der neben mir saß, begann zu schwitzen und zischte mir ins Ohr ich sollte mich beruhigen, denn er möchte nicht nochmals ins Gefängnis. Da hatte er natürlich recht. Und da ich auch selbst illegal im Land bin, durfte ich mir jetzt wirklich nicht zuviel erlauben. Es ist nur so, dass mich diese Ungerechtigkeit und diese schreckliche Korruptheit hier sehr böse macht. Und ich sollte morgen doch Bolivien verlassen, aber andererseits ist es mir auch sehr wichtig, dass die Sachen von Ernst nicht einfach verschwinden.

Der Polizist stürmte mit hochrotem Kopf aus dem Büro. Ich konnte hören, wie draußen getuschelt wurde. Es war nun schon spät. Ernst und ich beschlossen zu gehen und morgen einen Anwalt und eventuell die Botschaft zu kontaktieren, falls sie die Sachen nicht freiwillig zurückgeben. Liebenswürdigerweise händigten sie uns wenigstens das Handy und die Geldbörse von Ernst aus. Wie wir später feststellten fehlten 100 Bolivianos in seiner Geldtasche. Wirklich traurig, was hier so abgeht. Mal sehen, was der morgige Tag bringt. Ernst wird die Nacht heute, auch hier in einem Hostel verbringen, denn zurück in sein Dorf kann er keinesfalls.



Eine Fortsetzung des Berichtes findest du   => HIER <=
















Dienstag, 11. Juli 2017

Polizeifestnahme am frühen Morgen

By On Juli 11, 2017

Mit dem idyllischen Landleben am Titicacasee hat es nun ein jähes Ende genommen.

Aber nun von Anfang an:

Was die letzten Tage so geschah...

Die Situation mit Alejandra wurde die letzten Tage immer mysteriöser. Die Dorfbewohner erzählten mir gestern, dass das Mädel die ganze Nacht Runden im Dorf gedreht hatte. Außerdem hörte ich die Nacht zuvor komische Geräusche im Haus und hatte Todesangst, da ich dachte es wäre vielleicht ein Einbrecher. Als ich meine Zimmertür öffnete stand Alejandra halbnackt in vollkommener Dunkelheit davor und schien irgendwie völlig geistesabwesend durch mich durchzuschauen. Mir ist das Herz regelrecht in die Hose gerutscht. Daraufhin schickte ich sie in einem strengen Ton wieder zu Bett und versperrte schweissgebadet vor Angst mein Zimmer. Keine Ahnung was mit der Kleinen los ist, aber mir schien das Ganze nun mehr als unheimlich.

Heute Nacht habe ich wieder fast kein Auge zugemacht, da Alejandra im Haus herum geisterte. Mehrmals habe ich sie zu Bett geschickt, doch das half immer nur wenige Minuten. Ich hatte Angst, dass sie irgend einen Blödsinn machen könnte. Zwischendurch fragte ich mich ernsthaft, ob es denn möglich sei, dass die Kleine tatsächlich besessen ist. Ich verdrängte diesen furchteinflössenden Gedanken schnell wieder. Wahrscheinlich war das ich bloß eine schwere Form von Schlafwandeln.

Um 6 Uhr morgens kam Ernst schon vorbei. Was war ich froh ihn zu sehen. Ich erklärte ihm, dass das Mädel zurück nach Hause muss und zwar so schnell wie möglich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ernst meinte, wir würden später darüber reden und eine Lösung suchen. Er möchte bloß schnell nach Copacabana fahren, um uns ein leckeres Frühstück zu besorgen.

Kurz darauf stand Alejandra vor mir. Sie kann sich laut ihrer Aussage nicht erinnern, dass sie nachts herumgegeistert sei. Sie sah ziemlich verdreckt aus. Das Mädel huschte ab unter die Dusche und warf ihre ganzen Klamotten in die Wäsche. Eigenartig - so reinlich war sie normalerweise nicht.

die so niedlich wirkende Alejandra und ich


Ein Riesenschock am Morgen  - illegal in Bolivien und noch vieles mehr....

Ich verzog mich in mein Zimmer, um meine morgendliche Yoga-Einheit zu machen. Plötzlich hörte ich ganz viele Stimmen. Ich schaute aus dem Fenster und traute meinen Augen kaum. Das ganze Dorf und drei Polizisten waren vor dem Haus versammelt. Es herrschte ein Riesen-Tumult. Alejandra hatte ihnen bereits die Türe geöffnet. So schnell konnte ich gar nicht schauen, standen auch schon die Polizisten, das Dorfoberhaupt und irgendein Beamter von der Migrationsbehörde bei mir im Zimmer.

Ich sollte ihnen sofort meine Dokumente zeigen. Ich versuchte ruhig zu bleiben und fragte, ob sie denn vielleicht so lieb sein könnten und mich aufklären würden was los sei. Es bestehe die Vermutung, dass hier im Haus Drogen konsumiert und sogar produziert werden. Außerdem werfen sie Ernst vor, er würde Frauen bzw. Mädchenhandel betreiben. Bitte was? Na gut, ich reichte ihnen meine Dokumente. "Die ist illegal hier!! ", schrie der Migrationsbeamte. Also jetzt reichte es aber mit falschen Unterstellungen. Ich bat ihn mir unverzüglich zu erklären, warum ich illegal hier sei. Er deutete auf meinen Einreisestempel. Du lieber Himmel, er hatte recht. Das war doch glatt bloß ein 30-Tage-Stempel. Bisher hatte ich in allem lateinamerikanischen Ländern eine Aufenthaltsgenehmigung von 90 Tagen, doch tatsächlich schien Bolivien eine Ausnahme zu sein. Demzufolge war ich bereits 4 Tage illegal im Land. Ich bedauerte, wie Leid mir das Ganze tue und erklärte ihnen meine Sachlage. Das schien sie jedoch nicht die Bohne zu interessieren.

Sie begannen mein Gepäck nach Drogen zu durchsuchen. Natürlich fanden sie nichts. Sie durchsuchten das ganze Haus. Mir war immer noch nicht ganz klar, was das Ganze plötzlich sollte. Vielleicht hatte Alejandra wo eingebrochen in der Nacht. Doch die Kleine lächelte bloß ganz unschuldig und meinte sie hätte die ganze Nacht geschlafen.

Das ganze Dorf stand schaulustig vor dem Haus. Sie schrien Dinge wie, dass sie diesen gefährlichen Gringo (=Ausländer) hier weg haben wollen, usw. Mir stieg richtig die Wut hoch. Sonst taten sie immer so lieb zu Ernst und zogen ihm Geld aus der Nase wo sie nur konnten. Und jetzt auf einmal fallen sie ihm so in den Rücken. Die 17-jährige Jessy, die Ernst regelmäßig aufsucht, um ihn um Geld zu bitten, da sie beispielsweise das Handy ihres Papas verloren hätte und dieser sie nun deswegen schlagen würde, schrie am Lautesteten, dass der Gringo raus muss.

Ich konnte es fast nicht glauben was hier geschah. Und der gutgläubige Ernst hat ihr doch tatsächlich immer wieder Geld zugesteckt. Außerdem kreuzten erst vor ein paar Tagen, die Dorfweiber auf und baten Ernst zuckersüß ihnen doch 100 kg Wolle zu spendieren, da sie ein neues Strickprojekt starten möchten. Er bekäme dafür mal einen gratis Fisch vom Fischer. Ich erklärte Ernst daraufhin, dass das Dorf ihn schrecklich ausnutzen würde, was er offenbar nicht zu bemerken schien. 

Für alle die kein Spanisch sprechen: Die Dorfbewohner wollten, dass Ernst dieses Dokument unterschreibe, welches besagt, dass er hundert Kilo Wolle spendieren sollte - unglaublich einfach! 


Die Polizei wollte nun das zweite Haus von Ernst - also das, in dem er schläft - durchsuchen. Da Ernst nicht da war, beschlossen sie kurzerhand einbrechen. Zum Glück kam dieser genau im richtigen Moment von seiner Einkaufstour zurück. Den ganzen Rucksack hatte er voll leckeren Kuchen und Früchten, für das geplante Frühstück. Als er die Menschenmassen vor seinem Haus sah, blieb ihm das Herz fast stehen. Ich musste mit den Tränen kämpfen, so leid tat mir Ernst in dem Moment.

Die Polizei riss ihn grob herbei und meinte, er solle lieber gleich die Waffen und die Drogen rausrücken. Ernst beteuerte weder das eine noch das andere zu besitzen. Er sperrte ihnen die Haustüre auf. Die Polizei und jede Menge Schaulustige drängten sich ins Haus. Alles wurde gründlichst durchsucht. Gefunden wurde natürlich genau gar nichts. Die Polizei beschloss kurzerhand die drei Laptops und die drei Handys von Ernst zu beschlagnahmen. Als sie seine zwei Mopeds sahen, erklärten sie, dass sie auch diese mitnehmen müssten. Zur Beweisfindung, meinten sie. Genau! Mit ziemlicher Sicherheit wird Ernst all die Dinge nie wieder sehen.

Endlich begann uns der Dorfälteste zu erklären, was in der Nacht geschehen ist. Alejandra wäre wohl in ein Haus eingebrochen und hätte dort mehrfach Feuer gelegt. Als uns das ganze Schlamassel gezeigt wurde, staunte ich nicht schlecht. Hier hätten tatsächlich Menschen ums Leben kommen könnnen. Der Brand hat Einiges im Haus zerstört. Außerdem lagen alle Tontöpfe der Küche in Scherben zerschlagen am Boden. Alejandra hat also scheinbar ein ernsthaftes Problem. Und jetzt steht sie da und grinst. Erinnern kann sie sich an nichts. Es wurden aber ihre Schuhe und ihre Taschenlampe im betroffenen Haus gefunden. Die Sache war also relativ klar. Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, ob es vielleicht möglich sei, dass das Mädchen von einem Dämon besessen war. Von einer derartigen psychiatrischen Erkrankung hatte ich nämlich noch nie gehört. Nun war mir auch die Dusche und das Waschen der Klamotten des Mädchens heute morgen verständlich.

Auch Ernst musst erstmals schlucken, als er all das sah. Er entschuldigte sich vielmals und meinte, er würde natürlich für den ganzen Schaden aufkommen. Währenddessen zischte mir eine alte Frau ins Ohr, dass Ernst doch sagen sollte, seine zwei Mopeds würden Dorfeigentum sein, denn sonst wird sich die Polizei das alles behalten. Also die Leute hier, verkaufen uns wohl für blöd. Wenn wir behaupten würden, diese seien Eigentum des Dorfes, dann würde Ernst seine Mopeds genauso wenig wiedersehen.

das Dorf belagert den armen Ernst

selten habe ich soviel Bösartigkeit erlebt

Die Polizei meinte, wir sollten Waschsachen einpacken und mitkommen auf die Wachstation. Sie müssen uns (Ernst, Alejandra und mich) festnehmen. Ernst bekam die Krise, da er seine Taube auf keinen Fall alleine hierlassen wollte. Sie ist immerhin sein ein und alles. Ohne nachzudenken, versuchte er plötzlich abzuhauen. Natürlich bemerkte das schnell jemand und das ganze Dorf schrie "Fasst ihn! Legt ihm Handschellen an! Drogenschmuggler! Kinderschänder!" Die Polizei fasste Ernst, schlug ihn und legte ihn Handschellen an. Ich konnte mich nicht mehr halten und begann zu weinen. Mir tat das alles so unendlich Leid für Ernst.

Es ging also zur Polizeiwache. Mit uns kamen drei Personen aus dem Dorf. Darunter die Frau mit dem halb abgebranntem Haus. Ernst wurde sogleich zu einem Bankomaten gebracht. Dort hob er den entsprechenden Geldbetrag für den Schaden ab und zahlte die Frau sogleich. Diese hatte natürlich viel zu viel verlangt.

Polizeiwache in Tiquina am Titicacasee


Ernst wurde nun alles (Geld, Dokumente, Handy) abgenommen. Er durfte nicht einmal einen Freund oder einen Anwalt anrufen. Krass. Dann kamen sie auf die Idee, dass auch mir das Handy abgenommen werden sollte. Nun bekam ich wirklich Angst. Ohne Handy bin ich verloren, wie sollte ich denn so Hilfe herbeiholen. Ich bestand darauf, vorher die österreichische Botschaft anrufen zu wollen. Daraufhin überlegten sie sich das Ganze plötzlich anders. Ich durfte mein Handy behalten.

Leider ist es sehr schwierig mit dieser korrupten Polizei hier auch nur irgendetwas zu besprechen. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass ich Ernst über Couchsurfing kenne, aber das wollten sie alles nicht hören. Ich versuchte ruhig und freundlich zu bleiben, denn ich wusste, dass die sonst alles was sie nur wollen mit mir machen können. Das brachte sich zum Glück auch etwas. Die Polizei war mir nun etwas wohlgesinnter. Sie meinten, sie würden meine Akten kontrollieren und wenn alles in Ordnung wäre, würden sie mich vielleicht wieder frei lassen. Ich müsste bloß eine Strafe zahlen, da ich illegal im Land bin. Puuh, Erleichterung kam in mir hoch.

Alles dauerte ewig lange. Zuerst waren wir im Örtchen Tiquina auf der Polizeiwache. Später fuhren wir in den etwas größeren Ort Copacabana. Die Polizei fragte mich allen Ernstes, ob ich das Taxi dorthin zahlen könnte. Ich antwortete natürlich eiskalt mit "Nein, ich habe kein Geld". Die meinen doch wirklich ich bin komplett blöd. Sie schauten mich verwundert an und fragten wie ich denn dann reisen könnte. Ich wies sie erneut auf Couchsurfing hin. Außerdem würde ich manchmal auch Autostoppen. Ich musste mir eine kurze Moralpredigt anhören, wie gefährlich das als Mädchen sei, dann ging es weiter.

In Copacabana waren auch andere Polizeibeamte anwesend. Es wurde viel getuschelt unter ihnen. Ich fragte mich, was sie wohl zu verbergen hatten, bzw. welchen geheimen Plan sie schmiedeten. Es wurde auch allerhand dokumentiert, aber ich hatte keinen Einblick auf das Geschriebene. Ich fragte die Beamten, was denn nun mit Alejandra passieren sollte. Diese meinten, das Mädchen wäre seit Anfang Jänner vermisst und sie wären sich sicher Ernst hätte sie im Keller versteckt. Also jetzt reichts aber! Ich war eine ganze Woche bei Ernst und kann mit 100%iger Sicherheit bestätigen, dass das Mädel erst vor wenigen Tagen angekommen ist. Wieder einmal interessierte sie meine Aussage null. Auf alle Fälle wurde Alejandras Mama veständigt und diese werde das Mädchen abholen kommen.

Irgendwann spät in der Nacht, schien das Ganze vorerst ein Ende genommen zu haben. Die drei Dorfbewohner wurden zurück nach Hause geschickt. Der Polizeikommandat erklärte ihnen, dass sie dem Dorf verkünden sollten, dass Ernst nun eingesperrt werde und so schnell nicht wieder herauskomme. Sie hätten nun genügend Beweise, dass er Frauen- bzw. Kinderhandel und auch Drogenhandel betreibe. Am liebsten hätte ich die Polizei anzubrüllen begonnen, was ihnen eigentlich einfällt, eine solche Lügengeschichte zu erfinden. Ich wusste aber, dass ich mir im Moment nichts erlauben konnte, sonst werde ich mit Ernst eingesperrt und dann ist es schwer an Hilfe zu kommen. Die Polizei sagte also genau das, was das Dorf hören wollte - unglaublich.

Ich darf die Nacht in einem Hostel verbringen und Ernst wurde in seine Gefängniszelle gebracht. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie schrecklich es dort sein muss. Mir ist einfach bloß zum Weinen zumute. Ich verstehe nicht wie Menschen so böse und eiskalt sein können. Die Nacht werde ich damit verbringen, irgendwie Bekannte von Ernst aufzutreiben - vielleicht über seine Facebook-Freunde. Ich brauche dringend Hilfe, denn so ein kleines, blondes Touristenmädchen nimmt die Polizei hier sowieso nicht für voll.


Drückt mir bitte die Daumen!




Eine Fortsetzung dieses Berichtes findest du   => HIER <=









Freitag, 7. Juli 2017

Landleben am wunderschönen Titicacasee

By On Juli 07, 2017


Und immer noch bin ich im kleinen Dörfchen Chicharro am Titicacasee. Voraussichtlich werde ich noch ein paar Tage hier bleiben. Es fängt mir immer mehr zu gefallen an - das ruhige und friedliche Dorfleben, der leicht durchgeknallte Ernst und die noch durchgeknalltere Alejandra, usw. Bloß Luis hat uns heute Morgen verlassen - irgendwie glaube ich ja, es ist ihm ein wenig zu verrückt geworden *lach*. Man muss doch immer ein Auge auf die kleine Alejandra werfen, da sie viele verrückte Ideen hat, wie beispielsweise Handys, die herumliegen, auseinanderbauen und dergleichen. Aber sonst ist sie ganz lieb und hilft mir auch immer mit voller Begeisterung beim Kochen.

Heute Morgen fuhren Ernst, Alejandra und ich zum wöchentlichen Markt in Ojje - es sei dazugesagt: alle zu dritt auf einem Moped. Am Markt deckten wir uns mit Obst und Gemüse für die nächsten Tage ein. Richtig voll beladen, machten wir uns auf den Rückweg. Dabei ging mir manchmal ganz schön die Sause, denn wir waren wirklich etwas überladen und ich bin mir über Ernsts Fahrkünste nicht ganz sicher.

Ansonsten habe ich hier viel Zeit zum Schreiben meines Buches, zum Wandern und einfach nur Relaxen.

das Dörfchen "Chicharro"

Alejandra und Ernst

Alejandra und ich


Alejandra und Luis gestern Abend beim Schach spielen


Mittwoch, 5. Juli 2017

Kartoffeln auf Andino-Art - Chuño

By On Juli 05, 2017


Die Situation hier in dem kleinen Dörfchen Chicharro beim leicht verrückten, vorarlbergerischen Taubenliebhaber Ernst wird immer noch verrückter. Gestern kam ein 21-jähriges Mädel namens Alejandra aus La Paz an. Weder sie noch Ernst wissen wie sie genau hierher kam, noch wie lange sie hier bleiben wird. Das Einzige was wir wissen ist, dass sie auch der Religion Hare Krishna angehört und sie sich vielleicht deshalb kennen könnten. Auf jegliche Fragen gibt die Kleine jedes Mal total verschiedene Antworten. Zuerst erzählte sie uns, dass sie Architektur studieren würde. Heute war es dann plötzlich Medizin. Außerdem starrt sie teilweise eine halbe Stunde ins Nichts und leidet meiner Meinung nach an Kleptomanie. Alles was im Haus so verschwindet finden wir in ihrem Rucksack wieder.

Luis - glaube ich - wird das Ganze schön langsam ernsthaft unheimlich. Er ist der Meinung, dass diese Religion eventuell so etwas wie Hirnwäsche mit ihren Anhängern betreibt. Ich selbst bin immer noch im Zwiespalt ob es sich vielleicht um zu viele Drogen oder eine psychiatrische Krankheit handelt. Aber gut, mal sehen was die nächsten Tage so bringen.

Erkundungswanderung 

Luis und ich machten auf alle Fälle heute einen weiteren Titicaca-Erkundungstag. Lustigerweise kennen auf der Halbinsel so gut wie alle den verrückten Gringo mit der Taube.




Herstellung von Chuño

Wir trafen eine einheimische Frau, die gerade mit ihren nackten Füßchen auf Kartoffeln herumtrampelte. Als wir sie fragten was sie da mache, klärte sie uns gleich ausführlich auf. Auf diese Art würde man Chuño herstellen. Es handelt sich dabei um getrocknete Kartoffeln. Sie werden in einem rustikalen Prozess im Andenhochland hergestellt. Auf einer grasbewachsenen Fläche werden die Kartoffeln ausgelegt, wo sie über Nacht einfrieren. Am nächsten Tag werden sie mit nackten Füßen getreten, um sie auszutrocknen. Dieser Vorgang wird meist drei Nächte und drei Tage wiederholt. Übrig bleibt Chuño, der sogar Jahre später noch gegessen werden kann. Vor dem Kochen muss der Chuño einige Stunden in Wasser eingelegt werden, bis er schön weich ist. Danach kocht man ihn.



Gegessen habe ich Chuño schon mehrere Male - ist etwas gewöhnungbedürftig, aber nicht schlecht. Trotzdem sind mir normale Kartoffeln lieber ;)




Dienstag, 4. Juli 2017

Schwimmen im Titicacasee

By On Juli 04, 2017

Bis Freitag war ich letztendlich in La Paz. Danach machte ich mich wieder in Richtung Peru auf. Da mein Weg sowieso über den Titicacasee führte, beschloss ich Ernst nochmals in seinem kleinen idyllischen Dorf Chicharo zu besuchen. Ihr könnt euch bestimmt an ihn erinnern - den leicht verrückten Vorarlberger, der hier in einem winzigen 30-Mann Dorf mit seiner Taube wohnt.

Titicacasee


Ernst freute sich sehr über meinen Besuch. Am Sonntag stieß dann sogar noch Luis - der Spanier, mit dem ich nun einige Zeit in Bolivien gereist bin - zu uns hinzu. Das war eine willkommene Abwechslung für mich, da ich nun endlich jemanden habe, der mich bei meinen Erkundungstouren begeleiten kann.

Wandern rund um Chicharro 

Gestern wanderten Luis und ich gleich quer über die Halbinsel. Es ist fast nicht in Worte zu fassen, wie malerisch schön die Gegend hier ist. Unzählige klitzekleine Dörfchen, der tiefblaue Titicacasee und eine absolut idyllische Landschaft.



Die Einheimischen am Titicacasee...

Bloß bei den Einheimischen sind wir uns nach wie vor nicht sicher, wie sie uns gesinnt sind. Eigentlich ist die Gegend hier absolut nicht touristisch, also es wandern bestimmt nicht jeden Tag Ausländer durch das Dorf. Einige Einheimische winken uns von Weitem zu und sind auch sehr gesprächig, andere widerum beachten uns überhaupt nicht. Sie drehen sich sogar weg, wenn wir ihnen am Weg entgegenkommen und grüßen auch nicht. Das Interessante ist, dass es nichts zwischen diesen zwei Extremen gibt - also entweder superfreundlich oder wirklich sehr unfreundlich.

Schwimmen im eiskalten Titicacasee

Auf unserer Wanderung entdeckten wir einen wunderschönen, steinigen Strand am Titicacasee. Die Temperaturen hier auf fast 4.000 m Seehöhe sind zwar nicht gerade Badetemperaturen - tagsüber hat es maximal 15°C und nachts gehen die Temperaturen auf -5°C herunter . Dadurch, dass wir auf dieser Höhe der Sonne jedoch sehr nahe sind, kann es bei wolkenlosem Himmel ganz angenehm sein. Luis und ich überlegten nicht lange uns schmissen uns ins kühle Nass. Erfrischend war es auf alle Fälle - das Wasser hat um die 10°C. Doch wenn man ein windstilles Plätzchen findet und die Sonne vom Himmel strahlt, ist es halb so wild. Fazit: Auf alle Fälle empfehlenswert!!

Schwimmen im Titicacasee