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Montag, 12. Februar 2024

Hippies und Goldgräber-Abenteuer

 

Greymouth machte seinen Namen alle Ehre - nichts Besonderes also. Der Ort wird von den Einheimischen teilweise sogar als "Shithole" bezeichnet, was aber vielleicht doch etwas zu hart ausgedrückt ist. 


Von Greymouth machte ich mich dann per Autostopp auf den Weg weiter in Richtung Norden. Nelson sollte mein nächstes Ziel sein. Den ersten Teil der Strecke nahm mich eine junge deutsche Frau mit ihrem Campervan mit. Die Gute hustete und nieste die ganze Fahrt über wie verrückt. Als sie später in ihre Banane biss und mir dabei erklärte, dass diese nach gar nichts schmecken würde, machte mich das ein bisschen stutzig. Ich kann nur von Glück reden, dass ich in den folgenden Tagen nicht auch todkrank wurde, immerhin saßen wir mehrere Stunden nebeneinander. Meine weitere Mitfahrgelegenheit war ein super lieber älterer Kiwi-Herr. 


Eine planlose Pause in Nelson

Es war gar nicht so einfach in Nelson eine Unterkunft zu finden. So gut wie alle halbwegs erschwinglichen Hostels waren ausgebucht und keiner der Couchsurfing Gastgeber antwortete mir. Letztendlich kam ich im "The Bug Backpackers" unter. Die hatten zwar halbwegs vernünftige Preise, dafür aber nicht sonderlich gute Bewertungen. Scheinbar würden dort Gangs leben, die mit Crystal Meth dealen. Das klang auf alle Fälle abenteuerlich. Als ich dort ankam rechnete ich mit dem Schlimmsten, muss aber sagen, dass ich mich ganz wohl dort fühlte. Es liefen war ein paar ziemlich zwielichtige Gestalten dort herum, die scheinbar dauerhaft im Hostel wohnen, aber zu mir waren alle ganz freundlich. Ich verbrachte im Endeffekt einige Tage in Nelson, da mir ein bisschen der Plan fehlte, wie es weitergehen sollte. Unterkünfte waren überall ausgebucht und auch auf meine Wwoofing Anfragen antwortete niemand. 


Am Tahunanui Strand in Nelson


Spontanes Goldgräber-Abenteuer 

Am Freitag meldete sich plötzlich Dave - ein Helpx Gastgeber (Helpx ist ähnlich wie Wwoofing, also arbeiten gegen Unterkunft und Verpflegung). Er meinte ich sollte unbedingt noch heute zu ihm in die Golden Bay  kommen, da er und zwei Freunde morgen Früh für drei Tage in den Busch gehen wollen, um Gold zu suchen. Das ging mir fast ein bisschen zu schnell, zudem hatte ich meine Unterkunft bereits für die kommende Nacht bezahlt. Dave meinte, das würde das Abenteuer meines Lebens werden und es wäre toll wenn wir zu viert wären. Sein Freund John, der morgen auch mitkommt, wäre sogar gerade in Nelson und könnte mich abholen. Das klang natürlich sehr verlockend. Ganz spontan sagte ich zu. So ein Erlebnis konnte ich mir wirklich nicht entgehen lassen!


Kurze Zeit später stand John bereits mit seinem Pick-up vor meiner Unterkunft. Die Fahrt zur Golden Bay dauerte 2,5 Stunden, war aber sehr kurzweilig, da wir durch wunderschöne Landschaften fuhren. 


Dave empfing mich herzlich mit einer innigen Umarmung in seinem simplen Zuhause. Er lebt in einer selbstgebauten Holzhütte, die auf dem Grundstück eines Freundes steht. Strom bekommt er von den Solarzellen auf dem Dach und Wasser von einer Quelle hinter dem Haus. Er lebt also völlig kostenlos. Er verdient sich ein wenig Kleingeld durch Gelegenheitsjobs und mit dem Goldgraben. Ein echter Hippie-Lebensstil, wie er in Neuseeland nicht ungewöhnlich ist. Neben John und Dave wird auch Ela morgen auf unser Abenteuer mitkommen - eine junge Frau aus Deutschland, die ebenfalls zum Wwoofing da ist. 


Dave's Hütte


Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke. Letztendlich waren sie ordentlich beladen, wobei den Großteil des Gewichts das Bier ausmachte. Die Jungs waren der Meinung, dass dies das Wichtigste sei nach einem anstrengenden Tag. Zu dem Zeitpunkt war mir noch gar nicht bewusst was für eine harte Arbeit uns bevorstand.  Zuerst ging es mit einem Geländewagen unwegsame Schotterwege entlang. Wir starteten unsere Wanderung durch dichten Busch. Weiter ging es entlang steiler Klippen und durch mehrere Flüsse mit hüfthohem Wasser. Wir sollten aufpassen nicht zu viele Spuren zu hinterlassen, warnte Dave. Immerhin war das alles streng geheim - und wie ich später erfuhr wohl auch nicht ganz legal. 


Am Weg zum Goldgräber Camp


Wir waren heilfroh als das Camp erreichten und unsere schweren Rucksäcke abladen konnten. Das Camp hatte Dave selbst gebaut. Es bestand hauptsächlich aus einer kleinen Holzhütte, einer Feuerstelle und zwei Zelten. Rundherum konnte man allerhand uralte Gegenstände und alte Goldminen finden. Hier waren anscheinend bereits im Jahr 1850 Goldminenarbeiter unterwegs. Heutzutage macht das wohl fast niemand mehr, da nicht mehr viel zu finden ist. Nach einer kurzen Pause ging unser Abenteuer bereits weiter. Wir zogen Neoprenanzüge an und es ging nochmals eine ordentliche Strecke flussaufwärts - diesmal großteils im eiskalten Wasser. Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der wir nach dem Gold suchen sollten. Ich staunte nicht schlecht was für Gerätschaften Dave und John aus diversen Verstecken holten. Ein Riesenstaubsauger, welcher aus einer meterlangen Röhre besteht, die Gold aus dem Wasser filtert. Dazu Art Floß mit Motor und noch vieles mehr. Wir sollten aufpassen, da manchmal Helikopter über das Gebiet fliegen würden. Diese dürften uns keinesfalls sehen. Die Jungs verbrachten die nächsten Stunden im Wasser und gruben sich durch die Steine. Ela und ich sollten große Steinbrocken am Ufer rollend zur Seite schieben, um Wasserwege zu schaffen. Das Ganze war harte körperliche Arbeit. Als die Sonne weg war wurde es ziemlich kalt. Ela und ich waren froh, als Dave schließlich beschloss, dass es genug für heute sei. Der Rückweg machte richtig Spaß - wir konnten uns großteils einfach flussabwärts treiben lassen. 


Das Goldgräber Camp

Ein kleiner Dieb in unserer Hütte: Es handelt sich hierbei um eine Wekarelle. Diese flügellosen Vögel sind bekannt dafür alles Mögliche zu stehlen: Schlüssel, Handys, Essen, usw.


Wir ließen den Tag gemütlich am Lagerfeuer mit einem wohlverdienten Bier ausklingen. Am nächsten Tag starteten die Jungs in aller Früh zum Goldgraben. Ela und ich beschlossen im Camp zu bleiben, da wir ihnen sowieso nicht viel helfen können, zudem haben wir gestern ordentlich gefroren. Wir hübschten in der Zwischenzeit das Camp ein bisschen auf, sammelten Feuerholz und schwammen im glasklaren Fluss. 




Als Dave und John am Abend zurückkamen, konnte wir ihnen sofort ansehen, dass es ein erfolgreicher Tag war. Sie strahlten über beide Ohren und meinten, dass sie heute außergewöhnlich viel Gold gefunden hätten: ganze 21 Gramm. Das entspricht etwa 2.100 NZD (= 1.200 €). Das musste natürlich gefeiert werden. 


Gold :)


Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem Frühstück mit deutlich leichteren Rucksäcken wieder auf den Rückweg. 


Takaka - ein Hippie Ort

Dave wohnt nur wenige Fahrminuten von Takaka entfernt. Der 1.300 Seelen Ort war in den 60er und 70er Jahren eine richtige Hippie-Hochburg. Aber auch heutzutage leben noch reichlich Hippies dort. Da ich noch eine weitere Nacht bei Dave bleiben wollte, nutzte ich den Nachmittag, um mir Takaka anzusehen. Flower-Power, barfüßige Menschen und bunt bemalte Campervans prägen das Ortsbild. Insgesamt ist die Stimmung hier mega entspannt und lässig.


Labyrinth Rocks in Takaka


Heute, am Montag, werde ich schön langsam in Richtung Kaikoura aufbrechen. Dave hat zwar versucht mich zu überreden noch länger zu bleiben, was ich auch liebend gerne machen würde. Jedoch rennt mir leider langsam die Zeit davon, immerhin steht mein Rückflug nach Hause schon fast vor der Türe. 


Bis bald!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von der Golden Bay und dem Goldgraben <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nelson <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Greymouth <=





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