Possumfelle und Anitquitäten
Mit Gummistiefeln und Latzhose stand mein neuer Couchsurfing Gastgeber Michael vor mir. Er passte wieder genau in mein Bild der verrückten Kiwis im hohen Norden Neuseelands. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich ein ziemlich schräger Vogel ist, jedoch mit einem großen Herz. Er holte mich von Mangonui ab, da er gerade zufällig dort war. Michael ist nämlich Bienenexperte und musste nach den erkrankten Bienen eines Imkers dort schauen. In seinem mit Possumfellen dekorierten Pick-up ging es nun in Richtung Russell. Es wurde mir sogleich klar, dass der Aufenthalt bei ihm ziemlich außergewöhnlich werden würde. Er zeigte mir auf der Fahrt noch ein paar schöne Ecken von Bay of Islands. Zudem stoppten wir an einem Feld mit grasenden Pferden. Michael liebt nämlich Pferde. Also eigentlich liebt er generell Tiere.
Michael's abgelegenes Zuhause ist ein bescheidenes kleines Häuschen mit traumhafter Aussicht direkt aufs Meer. Ich hatte das Privileg in einem alten Vintage-Campervan neben seinem Haus zu schlafen. Es lassen sich allerhand interessante Antiquitäten finden bei ihm. Darunter beispielsweise ein Spinnrad. Mit Anfang vierzig ist er wohl der einzige Mann auf dieser Erde, der noch die Kunst des Spinnens beherrscht, denn er benutzt dieses Ding tatsächlich noch. Vor dem Haus steht noch ein riesiger Regenwassertank - seine Wasserversorgung.
In diesem Vintage-Campervan durfte ich schlafen. Eingebettet in jede Menge Kissen und Decken war es richtig gemütlich da drin. |
Das Spinnrad |
Possumjagd
Russell Erkundungstour
Ausblick vom Flagstaff Hill hinunter nach Russell |
Der Hafen von Russell |
Segelabenteuer in der Bay of Islands
Als Michael mich am Nachmittag wieder einsammelte fragte er mich, ob ich Lust hätte mit ihm auf einen kurzen Segeltrip zu kommen. Er müsste nämlich vor Weihnachten noch unbedingt zu seinem zweiten Ankerplatz hinaussegeln, um nach dem Rechten zu sehen. Tatsächlich finde ich alle seine Ideen absolut genial. Natürlich wollte ich mitkommen! So eine Gelegenheit bietet sich immerhin nicht alle Tage. Wir packten ausreichend Verpflegung und warme Kleider ein - mit dem Wind kann es nämlich ziemlich kühl werden - und dann ging es auch schon los. Wir wurden bereits von hohen Wellen begrüßt, als wir mit dem Dingi - das kleine Beiboot - zum Selgeboot ruderten. Das sollte heißen, dass wir inklusive all unser Zeug klatschnass dort ankamen.
Das Dingi fertig bepackt |
Michael erklärte mir die Grundlagen des Segelns und ließ mich dann auch schon gleich das Segelboot steuern. Der Höhepunkt des Tages waren neben dem traumhaften Sonnenuntergang die selbstgefangenen Fische (Schnapper), die zu einem leckeren Abendessen verarbeitet wurden.
Zum ersten Mal im Leben steuere ich ein Segelboot |
Abendessen |
Die Nacht an Bord verlief erfreulicherweise sehr gut. Es war richtig angenehm im leichten Schaukeln des Bootes zu schlafen. Am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Zum Frühstück erwartete mich ein weiteres kulinarisches Abenteuer: selbstgebackener Bananenkuchen von Michael. Er hat mich schon vorgewarnt, dass er nicht der beste Koch sei. Optisch war das Ding tatsächlich katastrophal, es ist nämlich in einen einzigen Bröselhaufen zerfallen. Geschmacklich war es überraschenderweise ein Gedicht. Gegessen wurde es sozusagen als Fingerfood ;)
Michael's vorzüglicher selbstgebackener Bananenkuchen ;) |
Wir segelten weiter auf die Insel Moturua. Dort machten wir einen Stopp und wanderten einmal um die kleine Insel, was nur etwa eine gute Stunde dauerte. Und natürlich ging es zur Abkühlung auch ab ins Meer. Die neuseelanländische Sonne ist ultra stark. Ich bin normalerweise nicht sonderlich konsequent mit Sonnencreme, aber hier bekomme ich sogar mit LSF 50+ einen Sonnenbrand.
Moturua Island |
Michael's Selgeboot heißt übrigens "Timeless" |
Auf dem Rückweg nach Russell haben wir es tatsächlich geschafft das kleine Dingi zu verlieren. Michaels Begeisterung hielt sich in Grenzen. Es war immerhin nicht einfach so ein kleines Boot im großen weiten Ozean wiederzufinden. Die starke Strömung lässt es nämlich ziemlich schnell irgendwo im Nirgendwo verschwinden. Ich habe bestimmt schon einmal erwähnt wie freundlich und hilfsbereit die Neuseeländer sind, trotzdem muss ich es noch einmal hervorheben. Ein liebenswertes Pärchen mit Motorboot half uns kurzerhand bei der Suche. Und siehe da, sie konnten es tatsächlich finden und brachten es uns zurück. Was für ein Glück!
Wieder zurück Zuhause bei Michael war ich völlig platt und konnte mich kaum noch vom Sofa bewegen (ich machte "Couchsurfing" also alle Ehre *lach*). Ich war am ganzen Körper krebsrot und fühlte mich als hätte ich einen leichten Sonnenstich. Ja, so ein 2-tägiger Segeltrip an der prallen Sonne ist nicht zu unterschätzen.
Es weihnachtet sehr bei Michael zu Hause ;) |
Meine Zeit hier in Russell bei Michael - einem ebenso schrägen wie liebenswerten Gesellen - geht nun wieder zu Ende. Die Possumjagd, das Segelabenteuer und der legendäre Bananenkuchen - das alles machte dieses Couchsurfing-Abenteuer im hohen Norden von Neuseeland zu einem absolut unvergesslichen Erlebnis.
Michael brachte mich heute Morgen zur Fähre von Russell nach Paihia (Dauer 10 min, Preis 10 NZ$). Von da aus geht es nun gleich mit dem Intercity Bus wieder nach Auckland, zu einem kurzen Zwischenstopp. Mein nächstes Ziel wird New Plymouth sein.
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