Es trieb mich also wieder nach Nouméa, die Hauptstadt Neukaledoniens, um von dort aus zu planen wo es als nächstes hingeht. Mittlerweile bin ich schon über drei Monate unterwegs und mein Reisetempo wird zunehmends langsamer. Das eigentlich immer so bei mir wenn ich auf einer längeren Reise bin. Neben dem ständigen Ein- und Auspacken des Rucksacks wird auch das Planen und Recherchieren mit der Zeit etwas mühsam.
Ich fand einen mega lieben Couchsurfing Gastgeber in Nouméa: Nicolas. Er hat eine sehr spannende Vergangenheit. Einen großen Teil seiner Kindheit lebte er mit seinen Eltern und Geschwistern auf einem Segelboot. Dementsprechend "speziell" ist auch sein Lebensstil. Er hat sich ein hübsches Häuschen mit Garten und Jacuzzi gekauft, arbeitet als Sofware-Ingeneur und führt ein äußerst entspanntes Leben - was bestimmt auch durch seinen ziemlich beträchtlichen Graskonsum bedingt ist ;) Aber das Zeug scheint mir hier im Lande sowieso recht beliebt zu sein. Vielleicht erklärt das die gemütliche Lebensweise der Neukaledonier?
Auf alle Fälle habe ich ein super gemütliches Zimmer bei ihm im Haus und er hat mir sogar seine Haustürschlüssel anvertraut. Ich fühlte ich also von Anfang an wie zu Hause und machte natürlich auch von dem kleinen Pool reichlich Gebrauch. Man muss aber dazu sagen, dass ich ihm als Gegenleistung das Haus einmal ordentlich durchgeputzt habe - was auch dringend nötig war. Am Wochenende machten wir gemeinsam einen Roadtrip ganz in den Süden der Insel zu seinem Lieblingsplatz an einem wunderschönen Fluss. Es war keine Menschenseele weit und breit. Wir spazierten die Wanderwege entlang, picknickten am Flussufer und schmissen uns zwischendurch natürlich in das kühle Nass.
Nächster Stopp: Ile des Pins
Nachdem ich vier Nächte bei Nicolas verbracht hatte, war es an der Zeit weiterzuziehen. Nachdem es mir bereits von mehreren Einheimischen nahegelegt wurde, sollte es nun endlich auf die Ile des Pins - zu Deutsch: Kieferninsel - gehen. Es handelt sich scheinbar um ein wahres Paradies. Unterkunftsmäßig gibt es dort vereinzelt ein paar völlig überteuerte Hotels und jede Menge Campingplätze, die im Schnitt 8 - 10 € pro Person und Nacht verlangen. Ich entschied mich also zu campen. Man muss aber im Vorhinein reservieren, vor allem wenn man ein Zelt mieten möchte. Das war gar nicht so einfach, da auch dort kein Mensch Englisch spricht. Reservierungen funktionieren prinzipiell nur telefonisch, da E-Mails nicht beantwortet werden. Da mein Französisch noch nicht ausreicht für ein Telefonat, war ich echt froh, dass Nicolas das dann für mich erledigt hat. Er fuhr mich dann am Samstag Morgen sogar zum Hafen. Von dort aus ging es 2,5 Stunden lang mit der Fähre weiter. Die Überfahrt verlief zum Glück sehr ruhig. Ich bin ja etwas vorgeschädigt von dieser schrecklichen 18-stündigen Bootsfahrt in Papua Neuguinea.
Ein tropisches Paradies mit Kiefernwäldern
... so würde ich die Insel in wenigen Worten beschreiben. Sie verdankt ihren Namen übrigens James Cook, der sie im Jahr 1774 auf seinem Weg nach Neuseeland entdeckte.
Als wir im Hafen auf der Ile des Pins ankamen und ich die ersten Schritte auf diese wirklich paradiesische Insel setzte konnte ich mein Glück kaum fassen. Es handelt sich wohl um eine der schönsten Inseln - wenn nicht sogar "die schönste Insel" - auf der ich jemals war. Das Wasser ist türkisblau und glasklar, die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, die Kiefernwälder sind wunderschön und ein Traumstrand folgt dem nächsten.
Angekommen auf der Ile des Pins in Neukaledonien |
Ich musste erst einmal eine halbe Stunde zu Fuß zurücklegen bis ich am Campingplatz "Chez Loulou" ankam. Er wird von einer super lieben Kanakenfamilie geführt. Die Verständigung war wieder abenteuerlich, da weder die Besitzer noch einer der Gäste Englisch zu sprechen schienen. Und da es keine Internetverbindung gab war auch der Google-Translator keine Hilfe. Aber schlussendlich ging es dann mit Händen und Füßen. Ich bekam ein ziemlich geräumiges Zelt zugewiesen. Direkt vor meinem Zelteingang war das Meer - ein Traum! Die ganze Nacht konnte ich dem beruhigenden Rauschen der Wellen lauschen.
Die Aussicht aus meinem neuen Zuhause :) |
Der Campingplatz ist ziemlich klein und neben mir waren nur ein paar wenige einheimische Touristen da. Es gibt eine kleine Küche mit Wasserkocher und Toaster, somit konnte ich mir wenigstens jeden Abend meine Instant-Nudeln und am Morgen meinen Instant-Kaffee zubereiten. Zwischendurch gab's Nüsse, Dosenthunfisch und Toastbrot. Ja ich weiß, gesund ist etwas anderes, aber aufgrund der begrenzten Möglichkeiten war nicht viel anderes möglich. Das Essen, das am Campingplatz angeboten wurde, war für mein Reisebudget leider einen Tick zu teuer (etwa 30 € für ein Abendessen). Ich machte mich in den nächsten Tagen auf die Suche nach einem Supermarkt, war aber nur mäßig erfolgreich. Am Sonntag hat sowieso alles ausnahmslos geschlossen und an den Wochentagen machen die wenigen Shops wohl auch eher nach Lust und Laune auf. Der nächste Nachteil ist neben dem begrenzten Angebot das absolut überirdische Preisnivau z.B. eine Packung Toastbrot 8€, Thunfischdose 6€. Viel mehr gibt es dann eh schon nicht mehr. Obst und Gemüse - Fehlanzeige. Das gesündeste was ich fand war ein Roter-Rüben-Salat aus der Dose ;) Ich nahm also am Montag all den Weg zum lokalen Farmermarkt in Vao auf mich, nur um dann festzustellen, dass selbst dort bloß Brot und Kuchen verkauft wurde. Aber gut, neben der Schwierigkeit mit dem Essen war alles andere wirklich absolut traumhaft schön!
Die Insel ist nicht sonderlich groß, aber auch nicht so klein, dass man sie zu Fuß an einem Tag überqueren könnte. Ich mietete an zwei Tagen ein Fahrrad (für 2.500 CHF/Tag = ca 21 €) und fuhr so ziemlich alle Wege und Straßen ab, die die Insel zu bieten hat. Ich denke Bilder sagen mehr also Worte, wenn es darum geht was meine Highlights waren.
Oro Natural Pool in der Nähe der Oro Bay |
Oro Bay |
Nach dem ganzen Fahrrad fahren tat mir mein Hinterteil mehrere Tage lang ordentlich weh und ich spürte Muskeln, von denen ich gar nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existieren. Ich legte zwar im Schnitt "nur" 50km pro Tag zurück, aber mein Körper ist irgendwie nicht für Fahrräder geschaffen. Zudem war es in der Mittagshitze wirklich unangenehm heiß. Generell wird es hier in Neukaledonien fast täglich spürbar wärmer. Der Sommer steht quasi vor der Türe. Trotz allem denke ich, dass ein Fahrrrad für diese Insel das beste Fortbewegungsmittel ist. Ansonsten müsste man sich tatsächlich ein Auto mieten um herumzukommen, da öffentliche Verkehrsmittel nur sehr begrenzt bis gar nicht vorhanden sind. Selbst per Anhalter kommt man nicht wirklich gut voran, da die Straßen großteils komplett leer sind.
Neben den zwei Tagen am Fahrrad verbrachte ich die anderen zwei Tage wandernd. Dabei bestieg ich den höchsten Punkt der Insel: Pic N´ga, der eine atemberaubende Aussicht über die ganze Insel bietet. Die Wanderung dauert gerade mal eine Stunde pro Strecke.
Am Pic N´ga |
Aussicht vom Pic N´ga |
Das hier sind die typischen Schnecken auf Ile des Pins. Sie sind scheinbar nur hier zu finden und ein Delikatesse. |
Ich entdeckte zudem die Ruinen eines ehemaligen Gefängnisses "Vestiges du Bagne", welche jedoch bereits in der Vegetation zu verschwinden drohen. Im Jahr 1871 wurden bis zu 3.000 Häftlinge in dieses Gefängnis verbannt. Es war scheinbar bis ins Jahr 1909 in Betrieb. Ich fand es unglaublich spannend mich durch das Dickicht zu kämpfen und immer wieder Überreste dieser Ruinen zu finden, welche recht weit verstreut liegen.
Vestiges du Bagne - die Überreste eines Gefängnisses |
Vestiges du Bagne: Die Ruinen verschwinden langsam aber sicher in der Vegetation |
Neben den Ruinen entdeckte ich noch ein Grotte mitten im Urwald. Diese ist öffentlich zugänglich, aber außer mir war wieder einmal keine Menschenseele dort. Man müsste wohl auch 300 CHF Eintritt zahlen, aber ich hätte niemanden gesehen, der das einkassiert (wirklich!).
Grotte Ko Gnwëë Meureu |
Neben meinen Aktivitäten verbrachte ich natürlich auch ausreichend Zeit auf den Traumstränden der Insel. Mein Favorit ist der Kanumera Strand.
Der Kanumera Strand |
Nach vier Tagen auf der Ile des Pins ging es wieder zurück zu Nicolas nach Nouméa. Er willigte ein mich noch einmal ein paar Tage zu adoptieren. Ich hatte außerdem einiges an Gepäck bei ihm deponiert. Den Rückweg legte ich übrigens mit dem Flugzeug zurück, da die Fähre nur dreimal pro Woche fährt. Die liebenswürdigen Besitzer meines Campingplatzes fuhren mich dorthin, da sie sowieso auch gerade in diese Richtung mussten.
Ein typisch französisches Frühstück bei Nicolas im Garten |
Die weiteren Reisepläne....
Ich hatte noch drei ganz relaxte Tage in Nouméa, in denen ich meinen weiteren Reiseverlauf ein wenig plante. Mein nächster - und vermutlich auch letzter Stopp auf dieser Reise - ist nämlich Neuseeland. Dort werde ich wahrscheinlich die kommenden drei Monate verbringen, immerhin hat das Land mehr als genug zu bieten - vor allem für Outdoor- und Trekking-Liebhaber. Der einzige Nachteil ist, dass auch dieses Land nicht unbedingt günstig zu bereisen sein wird. Deshalb ist meine Devise: "Langsam reisen" - das spart nämlich sehr viel an Kosten. Ich werde wieder auf einigen Farms gegen Kost und Logis arbeiten und die Campingplätze nutzen.
Da mein Flug nach Neuseeland bereits morgen ist, werde ich mich dann von dort aus wieder melden :)
Praktische Infos:
- Die Fähre nach Ile des Pins kann man online buchen auf betico.nc . Sie fährt lt derzeitigem Stand 3x/Woche und kostet ca 50€. Es darf maximal 15kg Gepäck mitgenommen werden, welches bei mir aber nicht kontrolliert wurde.
- Der Flug auf die Ile des Pins kostet je nach Tag zwischen 50 und 90 € und dauert bloß eine halbe Stunde. Hier sind nur 12 kg Gepäck erlaubt, welches auch überprüft wurde.
- Mein Campingplatz auf Ile des Pins hieß Chez Loulou. Sehr empfehlenswert! Camping mit eigenem Zelt kostet 1.300 CHF pro Person/Nacht und mit gemietetem Zelt 1.500 CHF pro Person und Nacht.
- Fahrräder kann man z.B. am Campingplatz Nataiwatch mieten. Kosten: 2.500 CHF für einen Tag, 1.500 CHF für einen halben Tag.
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