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Freitag, 26. Dezember 2025

The Greater Patagonian Trail - Sektion 6: Vulkanlandschaften und Kondore


Die Sektion 6 des Greater Patagonian Trails gilt für viele als einer der spektakulärsten Abschnitte der gesamten Route - und ich kann mittlerweile absolut nachvollziehen, warum. Ich bin diesen Teil wieder gemeinsam mit dem deutschen Paar Kathrin und Matthias gewandert. 


Die beeindruckenden vulkanischen Landschaften schienen fast surreal. Wir kämpften uns durch jede Menge weißen Vulkansand. Daneben gab es schwarzes Vulkangestein in interessanten Formationen. In dieser Wüste aus Sand zogen sich Flüsse wie kleine Oasen mit einer unglaublichen Vegetation. Wir kamen an idyllischen Bergseen und an heißen Quellen vorbei. Wir sahen Dampf aus der Erde und zwischen Felsspalten hervorkommen, der stark nach Schwefel roch. Immer wieder öffneten sich beeindruckende Ausblicke auf umliegende Berge und auf den knapp 4.000 m hohen Vulkan Descabezado Grande. In dieser Sektion kam ich wirklich aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. 

Ganz unkompliziert war das Ganze allerdings nicht. Es war ein ziemlicher bürokratischer Aufwand nötig. Wir brauchten zwei verschiedene Genehmigungen: eine für das Naturreservat Altos de Lircay und eine weitere, weil wir das Privatgrundstück von Don Victor durchquerten. Ich hatte riesiges Glück, denn Matthias kümmerte sich bereits im Vorhinein um all das.


Ein Teil der Sektion verläuft entlang des bekannten Condor Circuits. Da das Thema Permits in letzter Zeit immer komplizierter geworden ist, sahen wir eigentlich nur beim Eingang des Reservats ein paar Tageswanderer. In den darauffolgenden Tagen waren wir mitten in dieser beeindruckenden, fast unwirklichen Landschaft komplett allein unterwegs.


Im Hintergrund der Vulkan Descabezado Grande 

Freitag, 19. Dezember 2025

Am Freitagmorgen fuhren wir um 7:10 Uhr mit dem Bus von Talca nach Vilches Alto. Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden und kostete 3.000 CLP (= 2,80 €). Gleich zu Beginn unserer Wanderung, beim Eingang des Naturreservats "Reserva Nacional Altos de Lircay", wurden wir von der CONAF kontrolliert. Die CONAF ist die staatliche Naturschutz- und Forstbehörde Chiles. Matthias hatte die notwendige Genehmigung für das Reservat für uns drei bereits online beantragt, Kostenpunkt 8.900 CLP. Die Mitarbeiter wollten genau wissen, welche Route wir gehen würden, welches Equipment wir dabei haben und wiesen uns an, sie anzurufen, sobald wir eine Woche später unser Ziel erreichen würden. Andernfalls würde wohl eine Suchaktion gestartet werden. Zusätzlich kontrollierten sie das Permit von Tamara für das Grundstück von Don Victor, das wir durchqueren mussten - Kostenpunkt: 25.000 CLP pro Person. Tamara hatte die CONAF offenbar schon informiert, dass wir kommen würden. Unser Gepäck wurde nicht weiter kontrolliert, vermutlich weil sie gleich sahen, dass wir sehr gut ausgerüstet waren - unsere riesigen Satellitentelefone waren bestimmt nicht zu übersehen. Die CONAF war sehr freundlich und transportierte sogar unsere Rucksäcke noch ein Stück über die unasphaltierte Straße. So konnten wir die ersten Kilometer ohne Gepäck laufen. Später folgte noch eine weitere Kontrolle, bei der wir unsere Reisepässe zeigen mussten und erneut nach unserer Route gefragt wurden.


Die Landschaft änderte sich ständig: am Anfang Wald, dann Wiesen mit grasenden Pferden und Kühen und später Ausblicke auf leicht schneebedeckte Berge und Vulkane mit weißem Sand. Der Boden wurde irgendwann extrem staubig. Gamaschen und Sonnenbrille (aufgrund des hellen Sands, der fast wie Schnee blendete) waren hier eindeutig von Vorteil. Nach 27 Kilometern und über 1.400 Höhenmetern fanden wir einen schönen Zeltplatz unter großen Bäumen an einem Fluss.


Die zwei Navigations-Profis (bzw ist eigentlich nur Matthias der wahre Profi 


Glücklich, den Pass erreicht zu haben 

Samstag, 20. Dezember 2025

Eigentlich wollten wir heute sehr früh starten, denn ab Mittag sollte Regen kommen. Tagwache war um 6 Uhr geplant. Leider hatte Kathrin eine sehr schlechte Nacht mit starken Magenproblemen und musste sich mehrmals übergeben. Deshalb ging es etwas später los.


Die Landschaft war wieder extrem eindrucksvoll. Der weiße Vulkansand war so hell wie Schnee und aus der Ferne kaum von Schneefeldern zu unterscheiden.


Die heutige Strecke war mit knapp 10 Kilometern zwar kurz, hatte aber rund 800 Höhenmeter. Als wir gegen Mittag am Bergsee Laguna de las Ánimas ankamen, zog es langsam zu. Trotzdem schafften wir es noch, bei den letzten Sonnenstrahlen eine Runde zu schwimmen. Später kreiste direkt über uns ein Kondor - ein unglaublich beeindruckender Moment. Der Andenkondor ist tatsächlich einer der größten flugfähigen Vögel der Welt. Er hat eine Flügelspannweite von über drei Metern und gilt in der Andenkultur als heiliger Vogel.



Gegen 14 Uhr wurde es sehr windig, bewölkt und ungemütlich. Ich verbrachte den Rest des Tages im Zelt mit Lesen, Kochen und Dösen. Die Windböen rüttelten immer wieder am Zelt, und der feine vulkanische Staub fand sogar durch das Mesh seinen Weg ins Innere. 



Mittlerweile habe ich auch mein absolutes Trekking-Lieblingsessen gefunden: Couscous mit Tomatensuppe, veganem Sojaprotein (ähnlich wie Hackfleisch) und am Schluss noch etwas Parmesan darüber. Davon ernähre ich mich aktuell so ziemlich jeden zweiten Abend.


Sonntag, 21. Dezember 2025

Dieser Tag war ziemlich gemütlich. Wir wanderten nur bis kurz hinter die Termas de Azufre, da wir nicht wussten, ob wir danach noch einen geeigneten Zeltplatz finden würden. Die vulkanischen Landschaften brachten uns weiterhin zum Staunen. Wir sahen Dampf zwischen den Felsen aufsteigen und es roch stark nach faulen Eiern (in dem Fall: Schwefel). 

Ein Baden in den heißen Quellen der Termas de  Azufre war leider nicht möglich, da zu wenig Wasser und alles voller Algen war. 


Schwefelhaltige Dämpfe kommen zwischen den Felsen hervor.

Mein Outfit lässt vermuten, dass es hier sehr kalt ist. Es dient jedoch vorwiegend dem Sonnenschutz, denn tagsüber sind die Temperaturen ziemlich warm und die Sonne unglaublich intensiv.

Etwa zwei Kilometer weiter fanden wir einen sehr schönen Zeltplatz. Da wir schon gegen 14 Uhr an ja ankamen, hatten wir noch genug Zeit zum Baden, Wäschewaschen und Entspannen.




Montag, 22. Dezember 2025

Auch dieser Tag bot wieder absolut atemberaubende Landschaften. Der weiße Vulkansand war bergab super – man konnte so richtig hinunter sliden. Bergauf war er dagegen ein bisschen mühsam. Zwischendurch querten wir einige kleine Schneefelder. 


Nun kamen wir auf das Grundstück von Don Victor, wofür wir die Genehmigung von seiner Tochter Tamara beantragen mussten. Sie gab uns sogar noch Hinweise dazu, wie man sich Don Victor gegenüber verhalten sollte. Er gilt nämlich als sehr streng und schickt Wanderer ohne Genehmigung normalerweise sofort zurück. Wir waren bereits super gespannt, ihn zu treffen. Doch leider war seine Hütte versperrt, er schien nicht da zu sein. Wir haben uns bereits ausgemalt, dass er dort oben in einem richtigen Palast leben würde, doch tatsächlich ist es eine simple Hütte mit Blechdach. Die Landschaft drumherum war dafür eine der schönsten, die ich jemals gesehen habe. 

Don Victors Land

Immer wieder hatten wir einen fantastischen Blick auf den Vulkan Descabezado Grande, der stolze 3.953 Meter hoch ist. Sein letzter großer Ausbruch war 1932 und veränderte die Landschaft weiträumig und ist bis heute an Ascheschichten sichtbar.


Am Abend fanden wir erneut einen schönen Zeltplatz direkt an einem Fluss.


Dienstag, 23. Dezember 2025

Wir dachten, es würde ein kurzer Tag werden, da wir es vermutlich nicht ganz bis zu unserem Endpunkt Los Álamos schaffen würden. Doch wir täuschten uns gewaltig. Wir schafften an diesem Tag über 30 Kilometer mit vielen Höhenmetern bergauf und bergab. Unser großes Glück war der Vulkansand beim Abstieg - dort konnten wir regelrecht hinunter rutschen. Man muss anmerken, dass wir zudem alle drei Trailrunner sind.



Die letzten Kilometer führten über eine Schotterstraße, was nach den Tagen in der Wildnis etwas ungewohnt war. Gegen 19 Uhr kamen wir schließlich ziemlich erschöpft in Los Álamos an. 


Dort gibt es nur sehr begrenzte Einkaufsmöglichkeiten, deshalb war klar, dass wir nach Talca mussten. Dorthin fährt allerdings nur einmal täglich ein Bus. Am 24. Dezember in der Früh fährt noch einer am 25. allerdings nicht mehr. Wir hatten also Riesenglück einen Tag früher angekommen zu sein als geplant. Nun mussten wir noch eine Unterkunft suchen. In einem Shop fanden wir schließlich eine Übernachtungsmöglichkeit - nachdem wir noch über den Preis verhandeln mussten. Der Besitzer verlangte nämlich anfangs eine ordentliche Summe für diese simple Unterkunft.  Am Ende einigten wir uns auf etwa die Hälfte des Betrages.  Wir waren super hungrig. Im Ort gibt es jedoch kein Restaurant und alles hat schon geschlossen wegen Weihnachten. 


Der Besitzer schenkte uns liebenswürdigerweise noch Brot, Käse, Tomaten und Kekse. Das fühlte sich nach den letzten Tagen wie ein kleines Festmahl an und wir machten uns völlig ausgehungert darüber her. 



Mittwoch, 24. Dezember 2025

Um 7:30 Uhr fuhren wir mit dem Bus nach Talca und kamen gegen 10 Uhr an. Nun trennten sich die Wege von mir und Kathrin und Matthias wieder. Ich checkte im Hostel 1760 ein - für etwas über 20 Euro bekam ich ein schönes, kleines Zimmer mit eigenem Bad, Pool, Garten und Gemeinschaftsküche. 


Ich musste dann gleich noch einkaufen gehen, denn am 25. Dezember ist in Chile absoluter Ausnahmezustand. An diesem Tag hat praktisch alles geschlossen, sogar manche Hostels und Hotels haben zu und Busse fahren nicht. Es war ziemlich viel los in der Stadt, alle schon in Feierlaune. Ich konnte alle meine Besorgungen machen und fand auch noch etwas um meinen kaputten Trekkingstock, bei dem die Spitze abgebrochen ist, zu reparieren. 



Donnerstag, 25. Dezember 2025

Talca wirkte heute wie eine tote Stadt. Nichts war los auf den Straßen, alle Läden waren geschlossen. Ich versuchte es an einer Tankstelle, aber sogar dort hatte der Minishop zu. Schlussendlich fand ich tatsächlich noch einen kleinen Fast Food Laden, der Hotdogs verkaufte. 


So sehr ich diese kurzen Erholungstage in den Orten auch genieße - mit gutem Essen, einem weichen Bett und etwas Komfort - so sehr freue ich mich mittlerweile schon wieder darauf, zurück auf den Trail zu gehen.


Morgen sollte es für mich nun weitergehen, diesmal wieder alleine. Die nächste Sektion wird mit rund 150 Kilometern sehr lang, und ich rechne mit etwa einer Woche.



GPT06 - Technische Details:

• Distanz: 107 km

• Höhenmeter: 5.131 m

• Dauer: 5 Tage



Eure Michi 




=> Hier findest du alle meine Fotos der 6. Sektion des GPT <=




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