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Samstag, 24. Februar 2024

Action im Pelorus Sound: Auf der Suche nach Polly

 

Am Samstag Nachmittag beschloss ich wieder einmal eine kleine Wanderung zu machen. Zu spät bemerkte ich, dass Polly - der Hund - mir folgte. Ich war nicht sonderlich glücklich darüber, da Natalie mir vor Kurzem erzählte, dass Polly letztes Jahr auf das Grundstück des Nachbarn - scheinbar ein ziemlich unguter Mensch - gerannt sei. Dieser hätte den Hund dann eingefangen und ihn erst nach langem Hin und Her wieder herausgerückt. Dann hat er sogar noch gedroht, dass er den Hund beim nächsten Mal erschießen würde. 


Polly verschwand immer wieder für eine Weile und kam irgendwann wieder kurz zurück. So ging es die ganze Wanderung. 


Die Landschaft hier im Pelorus Sound ist einfach traumhaft!


Die verzweifelte Suche nach Polly

Als ich schließlich wieder zu Hause ankam, fehlte von Polly jede Spur. Natalie und Gavin beruhigten mich und versicherten mir, dass der Hund bestimmt gleich zurückkommen würde. Irgendwann wurde es dunkel. Nun begannen wir uns alle Sorgen zu machen. Natalie fluchte und machte sich mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Suche nach Polly. Begleitung wollte sie keine.


Als Natalie zurückkehrte, sah ich ihr sofort an, dass die Aktion nicht erfolgreich war. Sie hörte Stimmen im Wald, es waren zwei Männer, die über den Hund redeten. Doch niemand antwortete auf ihre Rufe. Es war nun klar: der Nachbar hatte Polly. Natalie war außer sich vor Wut und wollte mit niemandem sprechen. Verständlich, immerhin fürchtete sie um das Leben ihres geliebten Hundes. Frustriert griff sie zu einer Flasche Whisky - obwohl sie normalerweise keinen Alkohol trinkt - und setzte sich aufs Sofa. Mit einem unguten Gefühl ging ich zu Bett. 


Am nächsten Morgen war Natalie immer noch nich viel besser drauf, aber zumindest konnte man wieder mit ihr reden. Sie versicherte mir zudem, dass das alles nicht meine Schuld sei. Natalie hatte dem Nachbarn eine Nachricht geschickt, woraufhin dieser antwortete, dass Polly mit dem Boot abgeholt werden könnte.  Das hob die Stimmung ein wenig, denn immerhin wussten wir nun, dass der Hund noch am Leben war. Mit dem Boot bis zu ihm zu fahren würde jedoch eine Tagesreise werden, da man dazu um eine große Landzunge herumfahren musste. Das würde viel Zeit und Sprit kosten. Gavin beschloss zu Fuß zum Nachbarn zu gehen, was ebenfalls eine mehrstündige Wanderung bedeutete.


Am Nachmittag kehrte Gavin zurück - ohne Hund. Der Nachbar weigerte sich Polly herauszugeben, da Gavin sein Grundstück ohne Erlaubnis betreten hatte. Unglaublich, wie kindisch manche Menschen sein können. Er ging jedoch den Kompromiss ein, den Hund morgen an das Mailboot (= Postboot) abzugeben. 


An diesem Abend verließen uns Gavin und Stan. Gavin musste aufgrund eines familiären Notfalls aufs Festland und Stan setzte seine Reise fort. Nun waren Natalie und ich allein.


Einen riskante Rettungsaktion

Am nächsten Morgen telefonierte Natalie mit dem Kapitän des Mailbootes, der jedoch mitteilte, dass das Boot voll beladen sei und er Polly nicht mitnehmen könne. Nach einer kurzen Diskussion stimmte er schließlich zu, den Hund für eine etwa 15-minütige Fahrt an Board zu lassen und an einer Stelle abzuladen, die Natalie mit dem Motorboot und einer kurzen Kletterei erreichen konnte. Gute Nachrichten, wenn da nicht das schreckliche Wetter wäre. Ein heftiger Sturm tobte draußen. Natalie entschloss sich dennoch das Risiko einzugehen. Ich sollte zu Hause bleiben. 


Der Sturm wurde immer stärker. Vor dem Haus wurden Gegenstände durch die Luft gewirbelt. Ich machte mir ernsthafte Sorgen um Natalie, die eigentlich längst zurück sein sollte.


Meine Erleichterung war groß, als ich am späten Nachmittag Motorengeräusche hörte. Ich rannte zum Bootssteg. Natalie und Polly waren wohlauf zurückgekehrt. Was für eine Action! Ich war heilfroh, dass die Geschichte  noch einmal gut ausgegangen ist. 


Polly ist nach ihrem abenteuerlichen Ausflug wieder da :)


Meine restlichen Tage in Whakatahuri verliefen zum Glück ruhig und friedlich. Natalie brachte mir das Schießen mit dem Gewehr bei, und ich ging abends auf Possumjagd. Ich kann mich noch gut erinnern wie ich diese Tiere bei meiner Ankunft in Neuseeland so unglaublich süß fand. Das hat sich aber mittlerweile geändert. Die Viecher sind wirklich eine absolute Plage und machen nachts einen fürchterlichen Radau. Sie haben mich nun schon mehrmals aus dem Schlaf gerissen. Als ich dann eines nachts mit der Stirnlampe vor meine Hütte trat, sah ich einfach überall diese leuchtenden Possum-Augen. Es waren wahrscheinlich hunderte. Die Tiere sind zudem ziemlich garstig. Steht man beispielsweise unter einem Baum auf dem ein Possum sitzt, dann kann es gut passieren von einem solchen angepinkelt zu werden. 


Ein besonderes Highlight war es, als wir eines Abends Pinguine zu hören, die tatsächlich wie Esel schreien. Natalie meinte zwar, dass die Pinguine normalerweise erst in ein paar Wochen zum Nisten kämen, aber offenbar waren sie dieses Jahr früher dran. Ich machte mich also auf die Suche, konnte aber leider keinen finden.


Eine kulinarische Entdeckung: Seeigel

Zu guter Letzt erlebte ich sogar noch ein kulinarisches Abenteuer: Seeigel. Als ich eines Nachmittags mit dem Kajak aufs Meer hinausfuhr, sammelte ich einige dieser stacheligen Meeresbewohner. Natalie zeigte mir, wie man sie zubereitet. Man muss sie einfach mit einem Messer in der Mitte durchschneiden und das Innere bis auf die orangefarbenen Gonaden (= Spermien und Eier) herausnehmen. Die Gonaden kann man dann roh essen, (bzw fast lebendig?). Ich war überrascht, wie wenig Fleisch man aus einem Seeigel herausholen kann. Für ein Abendessen reichte das keinesfalls. Der Geschmack war jedoch erstaunlich gut, süß und cremig. Dazu genoss ich, auf Natalies Empfehlung hin, ein kaltes, selbstgebrautes Bier.



Seeigel

Der aufgeschnitten Seeigel. Das Innere wird nun herausgeräumt, nur die Gonaden lässt man noch drin. 

Hier sieht man die Gonaden. Diese holt man als letztes heraus und kann sie dann auch gleich verspeisen. 

Seeigel-Gonaden


Als Gavin ein paar Tage später vom Festland zurück kam, gingen wir mit seinem großen Fischerboot zum Fischen. Natalie und Gavin erklärten und zeigten mir alles was ich übers Angeln wissen musste. 


Gavin auf seinem Fischerboot

Unsere Ausbeute des Tages


Am nächsten Tag durfte ich bereits alleine mit dem Dingi (=kleines Holzboot) hinausrudern zum Fischen. Polly ließ es sich nicht nehmen mitzukommen. 


Polly und ich beim Fischen

Das Dingi. Einer von Gavins Vorfahren hat es gebaut. 

Seesterne


Abschied und Rückkehr in die Zivilisation

Gestern war es dann soweit: Ich musste Abschied nehmen von Natalie, Gavin und den Tieren. Ich werde diesen wundervollen, friedlichen Ort sehr vermissen. Außerdem habe ich so viel gelernt hier: angeln, schießen, jagen, frisch gefangene Fische aufarbeiten und filetieren, Muscheln aufarbeiten, ein Dingi und ein Kajak fahren, usw. 


Gegen Mittag kam das Mailboot, mit dem ich nach Havelock aufs Festland fuhr. Dabei staunte ich nicht schlecht, dass das Boot nicht nur für die Postlieferung genutzt wird, sondern mittlerweile auch eine Touristenattraktion ist. Für 132 NZD (72 €) können Touristen den ganzen Tag mitfahren. Die nette Dame am Boot gewährte mir jedoch für die 3-stündige Fahrt den gleichen Preis wie den Einwohnern des Pelorus Sounds: 12,5 NZD (7,15 €). Sie half mir sogar, eine Mitfahrgelegenheit nach Picton zu finden, und so nahm mich ein älteres Ehepaar für die einstündige Fahrt mit.


Pechsträhne

Gegen 18 Uhr kam ich in Picton an, wo ich ein Einzelzimmer im Atlantis Hostel gebucht habe. Ich ging früh zu Bett, da ich heute bereits um kurz nach fünf für die Fähre nach Wellington aufstehen musste. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Mein ganzer Körper begann zu jucken. Wie ich leider feststellen musste handelte es sich um Bettwanzenbisse – schon wieder! Das war nun schon das zweite Mal auf dieser Reise. Vielleicht erinnert ihr euch, dass die Bisse, die ich auf Fidschi bekam, sich schlussendlich schrecklich entzündet haben. Sofort ging ich zur Rezeption. Die Besitzer des Hostels waren zum Glück sehr freundlich und besorgt. Sie wiesen mir sofort ein anderes Zimmer zu. Doch der Schreck saß tief, und ich fand nur schwer in den Schlaf. Fun Fact: An diesem Tag hat mir übrigens am Hafen von Havelock ein Hund gegen meinen Rucksack gepinkelt. Manchmal hat man einfach Pechtage.


Heute bin ich entsprechend erschöpft, aber zumindest hat mit der Fähre von Picton nach Wellington alles geklappt. Ich sitze nun gerade an Bord und genieße die wunderschöne Landschaft des Queen Charlotte Sounds, während ich diesen Text schreibe. Nun geht es wirklich Schlag auf Schlag: Heute Nachmittag fliege ich von Wellington nach Auckland. Dort verbringe ich meine letzten zwei Tage, bevor es endgültig zurück nach Hause geht. 


Queen Charlotte Sound. Am Weg von Picton nach Wellington mit der Fähre. 


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Whakatahuri & dem Pelorus Sound <=





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