Enter your keyword

Montag, 14. Februar 2022

Naturheilkundeseminar in Nairobi

 

Nairobi, Kenia

Nun ist schon wieder ziemlich viel Zeit vergangen seit meinem letzten Update. Bevor ich mein Naturheilkunde-Seminar hier in Nairobi startete, habe ich es tatsächlich noch geschafft eine Visumverlängerung zu bekommen. Es verlief alles ganz problemlos und ich wurde zum Glück nicht einmal nach einem Rückflugticket gefragt (welches ich zu dem Zeitpunkt nämlich noch nicht hatte *lach*). Zudem erhielt ich  meine Corona-Boosterimpfung, die schon überfällig war. Dazu ging ich ins Nairobi Hospital. Auch das verlief ruck-zuck. Für meinen Geschmack vielleicht sogar etwas zu schnell. Während ich noch den Ärmel meines Shirts nach oben krempelte, hatte ich bereits die Spritze im Oberarm, welche mir die Krankenschwester völlig unvorangekündigt und ohne vorher zu desinfizieren (!!) reingejagt hat. Als die Spritze schon steckte, fragte sie sicherheitshalber noch schnell nach, ob ich eh Pfizer wollte. Der Arm hat mir die ganze Nacht irrsinnig weh getan, doch dann am folgenden Tag war wieder alles okay. Ich war ziemlich froh, dass das Zertifikat ohne Probleme für Europa anerkannt wurde, denn in Kenia bekommt man nämlich keinen Sticker mit der Chargennummer für den Impfpass - sowas gibt es hier scheinbar einfach nicht. 


Autopanne

Am Sonntag, dem 6.2. startete dann mein heißersehntes Naturheilkunde-Seminar in Karen, ein sehr grüner Vorort von Nairobi. Hier wohnen vor allem reichere Leute. Ich nahm mir ein Uber-Taxi, um dorthin zu kommen. Während eines Zwischenfalls auf der Fahrt, kam ich kurzzeitig ein wenig ins Schwitzen. Der Fahrer meinte nämlich plötzlich, dass wir einen Platten hätten. Ich stieg mit ihm aus. Er hatte tatsächlich recht, beim Voderreifen war die Luft raus. Auf einmal standen zwei Männer mit Werkzeug vor uns. Mein Fahrer erklärte mir, dass dies zwei Freunde von ihm seien, die zufällig genau jetzt hier unterwegs waren... noch dazu mit Werkzeug. Das klang für mich absolut unglaubwürdig. Während die zwei Männer den Reifen austauschten, fragte mich mein Fahrer, ob es okay für mich wäre seine Freunde ein Stück mitzunehmen, dazu müssten wir aber einen kleinen Umweg fahren. Ja, genau so laufen Entführungen bzw organisierte Überfälle durch Taxifahrer ab. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Ich sah mir die beiden Männer und den Fahrer noch einmal genau an. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich ihnen trauen kann. Ich stimmte also zu. Was war ich erleichtert als die zwei Männer ein paar Straßen weiter ausstiegen und sich freundlich verabschiedeten. Mein Bauchgefühl lässt mich tatsächlich selten im Stich. Als ich mit dem Fahrer noch ein bisschen plauderte, wies mich dieser darauf hin, dass in in Situationen wie diesen generell aufpassen sollte, da es durchaus immer wieder vorkomme, dass solche "Pannen" absichtlich inszeniert werden, um dann den Fahrgast auszurauben. 


REAP (Rural extension with Africa´s poor) - Seminar

Angekommen im Subiaco Retreat Centre in Karen staunte ich nicht schlecht. Grün soweit das Auge reicht. Es handelt sich bei dem Anwesen um eine Art Kloster, das von wunderschönen Gärten umgeben ist. Auch mein Zimmer ließ nichts zu wünschen übrig. 

Der Garten vom Subiaco Retreat Centre


Im Garten wachsen Mangos und noch viele andere Früchte (Avocados, Grananatäpfel, Bananen, ...) 

Ich freute mich unheimlich, als ich Sarah aus Deutschland kennen lernte. Wir beide waren die einzigen "ausländischen" Seminarteilnehmer. Sarah ist zudem die Praktikantin von Dorothea. Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass ich Dorothea in Tinderet bei den Missionaren Philipp und Tabitha kennengelernt habe. Sie war es auch, die mir  dieses Seminar empfohlen hatte. Sarah und ich verstanden uns auf Anhieb. Insgesamt waren wir etwa zehn Seminarteilnehmer. Am ersten Tag gab es eine Vorstellungsrunde und wir bekamen den Stundenplan für die kommende Woche: 

Der Tag startete um 7:30 Uhr und endete um 21 Uhr - meistens sogar noch später

Viel Zeit für Freizeitaktivitäten war da nicht drin. Was wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wussten war, dass die Zeit zudem meistens sogar überzogen wurde. Für die Kenianer schien das überhaupt kein Problem darzustellen, doch Sarah und ich wurden teilweise ziemlich unruhig. Wir kamen uns oft wie richtige "Klischee-Europäer" vor, da wir immer penibel pünktlich waren und es uns irrsinnig genervt hatte, wenn die Zeit überzogen wurde, was unserer Meinung nach durch effizienteres Vorgehen leicht vermeidbar gewesen wäre *lach*. Die Kenianer ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, Zeit spielt für diese einfach keine große Rolle. Eine weitere Herausforderung für uns war es von frühmorgens bis spätabends großteils nur zu sitzen. An manchen Tagen schafften wir es eine halbe Stunde spazieren zu gehen oder eine kurze Gymnastik-Einheit einzulegen. Hinzu kam noch das absolut leckere Essen. Dreimal am Tag bekamen wir ein Buffet aufgetischt, das wirklich keine Wünsche offen ließ. Dazwischen gab es noch zweimal Snacks - meistens Samosas, Mandazi oder Frühlingsrollen - und gesunde Kräutertees. Nach der Woche kann ich sagen, dass ich eindeutig das eine oder andere Kilo zugelegt habe. 

Sarah und ich im Avocadobaum ;)

Unser Seminarleiter war Dr. Roger Sharland, ein Engländer, der schon jahrzehntelang in Ostafrika arbeitet und lebt. Er besitzt ein unglaubliches Wissen über Heilkräuter und Krankheiten, die vor allem abgelegenere Gebiete in Afrika betreffen, wo die Medizin noch nicht so fortschrittlich ist wie in den Städten. 

Roger und George

Vormittags hatten wir meistens Theorie-Einheiten und nachmittags ging es dann über in die Praxis. Wir stellten Öle, Salben, Tinkturen und Tees her. Zudem lernten wir wir man ohne Feuer kochen kann, wie man Schlangebisse mit dem "Black Stone" (=schwarzer Stein) behandelt, wie man verschmutztes Wasser aufbereitet, usw. 


Hier stellen wir medizinische Kohle (gegen Durchfall, etc) aus Erdnussschalen her




Nach dem Abendessen gab es dann bis ca 21 Uhr einen Film/ eine Dokumentation zu sehen, was immer sehr spannend und lehrreich war. Roger hat uns auch eindringlich auf den Unterschied zwischen Naturheilkunde und den sogenannten "Witch Doctors" (=Hexendoktor) hingewiesen. Witch Doctors sind nämlich in Afrika sehr verbreitet und führen oft sehr mystische aber auch gefährliche Rituale durch. Da sich die Menschen oft keinen richtigen Arzt leisten können bzw keiner in der Nähe ist, gehen sie dann oft zu den Hexendoktoren. Diese können sehr viel Unheil anrichten, trotzdem glauben sehr viele Menschen daran. 

Das Seminar endete am am Samstag dem 12.2. nach dem Mittagessen. Ich staune wirklich wie viel ich in dieser kurzen Zeit gelernt habe. Wir bekamen Zertifikate ausgehändigt und dazu noch viele Samen und Pflanzen. Und natürlich auch die selbst hergestellten Öle, Seifen und Tinkturen. 


Ich freute mich riesig, als Dorothea dann plötzlich vor uns stand. In Begleitung von Lea, einer jungen Frau aus Deutschland, ist sie gekommen um uns zu besuchen. Wir verbrachten alle gemeinsam noch eine Nacht in dem wunderschönen Seminarzentrum. Am Sonntag Morgen besuchten wir eine Kirche in der Nachbarschaft. Dann trennten sich unsere Wege wieder. Dorothea bot mir an, ein paar meiner persönlichen Gegenstände, die ich im Moment nicht brauche, bei ihr lagern zu können. Das Angebot nahm ich dankend an. Mein Rucksack wird nämlich sowieso aus unerklärlichen Gründen immer voller und schwerer. 

Lea, ich, Sarah und Dorothea

Zu viert am Boda-Boda ;)

Der Preis für das einwöchige Seminar war übrigens 40.000 Ksh (= 311 Euro), was ich persönlich sehr günstig finde für das was geboten wird. Inkludiert war das komplette Seminar, die Unterkunft, Vollpension, alle Unterrichtsmaterialien und Lehrbücher usw. Das Seminar findet zweimal im Jahr statt. Hier findet ihr mehr Informationen dazu.

Ich bin mittlerweile wieder in Nairobi. Morgen starte ich gemeinsam mit Victor - der Franzose, den ich auf Mfangano Island kennengelernt habe - eine dreitägige Safari im Masai Mara Nationalpark. Wie die meisten wissen, bin ich ja nicht unbedingt ein Fan von touristischen Gruppenreisen, aber Kenia zu besuchen ohne eine Safari zu machen, wäre fast eine Schande. Die meisten Wildtiere habe ich während meiner Reisen bereits in freier Wildbahn gesehen, doch es fehlen tatsächlich noch einige der Wildkatzen und Hyänen. Der Masai Mara Nationalpark soll wohl eine der größten Löwenpopulationen weltweit aufweisen, von daher bin ich zuversichtlich.



Bis bald!

Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos von Heilpflanzen und essbaren Pflanzen <=



=> Hier findest du noch mehr Fotos und Videos von Nairobi <= 







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Über Kommentare, Fragen, Wünsche & Anregungen freue ich mich immer sehr :)