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Samstag, 20. Februar 2021

Valle Gran Rey: Abenteuer im Tal des großen Königs

 

Valle Gran Rey, La Gomera

Nun bin ich tatsächlich schon wieder ein ganzes Weilchen gemeinsam mit Sdravko in dem kleinen Hippie-Örtchen Valle Gran Rey auf der Kanareninsel La Gomera. Zuerst haben wir unser Appartement für vier Nächte gebucht, es dann jedoch auf sieben verlängert. Die Unterkunft liegt an einem Berghang im Ortsteil La Calera, mit einer wundervollen Aussicht auf den Ort und das Meer hinunter. Naja, oder sagen wir mal, die Aussicht wäre wundervoll, wenn wir nicht gerade starke Kalima (= Sandwind aus Afrika) hätten, die die Fernsicht enorm beeinträchtigt. 


Barranco de Arure

Ihr wisst ja, dass ich mir mein Knie bei meinem kleinen Absturz vor einigen Tagen ordentlich geprellt und aufgeschürft habe. Aufgrund dessen standen erstmals ganz gemütliche Spaziergänge/Wanderungen auf dem Plan - zur großen Freude von Sdrako, dem ich sonst nämlich meistens beim Wandern davonlaufe bzw ihn zu viel antreibe *lach*. 


Wir wanderten also am Dienstag ganz gemütlich die kleine Schlucht Barranco de Arure entlang. Start war direkt bei unserer Unterkunft. Es ging durch das Künstlerdorf El Guro und dann hinein ein idyllisches Seitental. Am Ende erwartete uns ein kleiner, hübscher Wasserfall. Das Highlight waren sicher die Wollmispelbäume am Weg, wovon wir einen gut gefüllten Sack der leckeren Früchte ernten konnten. 


Leckere Wollmispeln

Mein Knie ist langsam am Weg zur Besserung


Playa del Inglés 

Am Mittwoch spazierten wir mehr oder weniger planlos durch die Gegend, wobei Sdravko natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Obstgärten und die dort angebauten seltenen Früchte legte. Wir wanderten einen Wasserkanal entlang, der uns jedoch irgendwann in das Privatgrundstück einer deutschen Dame führte, welche uns recht schnell wieder verjagte. Hier im Valle Gran Rey wimmelt es tatsächlich nur so von Deutschen. Man kann so gut wie jeden, der nicht nach einem Einheimischen aussieht, auf Deutsch ansprechen. 



Fincabesuch

Sdravko hat es mittlerweile geschafft Kontakt zu ein paar Finca-Besitzern hier in der Gegend herzustellen, die seltenes Obst anbauen. Eine davon besuchten wir am Donnerstag. Der äußert nette Besitzer Antonio zeigte uns ganz stolz die verschiedenen Obstbäume in seinem Garten. Ich muss zugeben, dass ich von den ganzen botanischen Fachbegriffen nicht besonders viel verstand, trotzdem war es eine ganz spannende Sache. 

Am Strand Charco del Conde habe ich heute das erste Mal in meinem Leben eine kleine Garnele fangen können :)
Natürlich wurde sie danach wieder in die Freiheit entlassen!


Ansonsten haben wir uns heute ein paar Datteln von den Palmen an der Strandpromenade gepflückt und diese auch gleich voller Freude verdrückt. Lustigerweise haben wir später in der Inselzeitung gelesen, dass die Palmen hier mit Gift besprüht werden, wegen dem ganzen Ungeziefer. Zum Glück scheinen wir keine gröberen Schäden davongetragen zu haben. 


Auf den Spuren der Hippies: Die Schweinebucht

Wie bereits in einem schon mal erwähnt, kamen in den 60er und 70er Jahren viele Hippies und Aussteiger hierher ins Valle Gran Rey. Sie lebten in Höhlen in der sogenannten "Schweinebucht" (Playa de las Arenas). Der Name kommt scheinbar von den Einzhemischen, da die Hippies ihre Fäkalien dort hinterließen. In den letzten Jahren wurde die Bucht aber regelmäßig von der Polizei geräumt. Sdravko meinte jedoch, dass er dort vor einigen Jahren noch ein paar von diesen Aussteigern gesehen hätte. Ich wollte unbedingt dorthin. Leider ist vor Kurzem (im November 2020) die Schotterstraße dorthin von einem massiven Felssturz verschüttet worden. Sie ist nun nach wie vor gesperrt und es ist streng verboten sie zu betreten. Die andere Möglichkeit die Schweinebucht zu erreichen ist über einen Berg. Ich sah mir die Route auf der Landkarte an und musste festellen, dass es eine ordentliche Tour werden würde - vor allem mit meinem verletzten Knie. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann möchte ich das auch durchziehen. Sdravko streikte, da er meinte die Wanderung wäre für ihn eindeutig zu weit. Er würde aber versuchen über die abgesperrte Straße dorthin zu kommen, dann könnten wir uns in der Schweinebucht treffen. Gesagt getan. Ich startete früh am Morgen. Zuerst ging es einen steilen, aber gut ausgebauten Bergweg nach oben. Mein Knie machte erstaunlich gut mit. Später durchquerte ich das idyllische Bergdörfchen Gerian


Blick hinunter ins Valle Gran Rey (deutsch: Tal des großen Königs)

Eine kleine Kirche etwas außerhalb von Gerian


Wir hatten abgemacht uns um 13 Uhr zu treffen. Ich war guter Dinge pünktlich dort anzukommen. Womit ich aber nicht gerechnet hatte war, dass der Abstieg fürchterlich wurde. Es gab keinen richtigen Weg bzw war es scheinbar der "alte" Weg, den schon seit Ewigkeiten niemand mehr geht. Zudem bestand er vorwiegend aus losen, kleinen Steinen. Da es steil nach unten ging, wurde das meinem armen Knie eindeutig zu viel. Ich kam nur noch langsam voran und überlegte immer wieder, ob ich nicht doch besser umdrehen sollte. 


Zuguterletzt kam ich aber mehr oder weniger wohlbehütet unten an. Und siehe da, Sdravko wartete schon auf mich. Er fragte mich warum zur Hölle ich mir eine solche lebensmüde Route aussuchen musste. Aber es war hald genau der Weg den mir meine "Maps.me" App angezeigt hatte. 

Wir kletterten die großen Steine am Strand entlang bis wir an der Schweinebucht ankamen. Sie war menschenleer, wir fanden bloß ein paar verlassene Hippiehöhlen. Nur neben dem verschütteten Schotterweg sieht man noch ein paar Camper, die den "modernen Hippie Lifestyle" leben. 


Hier kam es im November 2020 zu einem massiven Felsabsturz. Die Straße ist seitdem verschüttet und abgesperrt. Ein paar "Hippie-Camper" leben dort aber immer noch.

Immer wieder dieselben Probleme *lach*

Die Schweinebucht auf La Gomera. 

Verlassene Hippie-Höhlen



Nachdem wir am Strand ein wenig relaxt und gebadet hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Mein Knie hatte sich gut erholt, also dachte ich, dass ich den Weg über den Berg wieder schaffen würde. Zudem hatte ich auch ein wenig Angst, dass wir Probleme mit der Polizei bekommen könnten, wenn wir die abgesperrte Straße entlang laufen würden. Diesmal ließ sich Sdravko sogar überreden mit mir mitzukommen. Wir nahmen aber eine andere Route - durch die wunderschöne Schlucht Barranco de Argaga. Dort fanden wir sogar ein paar Tümpel, in die wir kurz hineinspringen konnten. 



Insgesamt kam ich mit ganz schrecklichen Knieschmerzen zurück in der Unterkunft an. Es glühte wahrlich. Die 28 Kilometer und 1.600 Höhenmeter heute waren wohl eindeutig zu viel. Die nächsten Tage werden wieder etwas gemütlicher angegangen. 


Im Appartement erwartete uns eine weniger schöne Überraschung: Es ist scheinbar ein Vogel durch das offene Fenster reingekommen, denn sowohl im Bad als auch auf Sdravkos Bett befand sich relativ frische Vogelkacke *lach*. 


Lorbeerwald

Der "gemütliche" Plan für heute war es, zum Lorbeerwald hinaufzutrampen und dort ein wenig herumzuwandern. Wir hatten Glück mit dem Autostoppen, aber leider weniger Glück mit dem Wetter. Nachdem wir etwa eine Stunde durch den zauberhaften Nebelwald gewandert sind, zog es plötzlich zu. Wenig später begann es auch schon leicht zu regnen. Schade, ich wäre gerne noch länger durch diesen Märchenwald mit seinen knorrigen, von Moos und Flechten bewachsenen Baumstämmen spaziert. Es ist übrigens der größte zusammenhängende Lorbeerwald Europas. Aus diesem Grund wurde er auch von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. 


Der Lorbeerwald auf La Gomera


Morgen möchten wir den Sonntagsmarkt im Valle Gran Rey besuchen. Wenn das Wetter (und mein Knie) mitspielt werden wir dann ab Montag wieder etwas rustikaler weiterreisen: Geplant wäre es mit dem Schlafsack und der Matte einige Tage durch die Berge zu Schluchten auf La Gomera zu ziehen. 


Eure Michi :)




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