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Montag, 22. August 2016

Ausritt in das traditionelle Dorf "Chamula"

Die Welt der Reisenden ist so klein

Ich stand gerade in irgendeiner Seitenstraße von San Cristobal und war in ein Gespräch mit einem Pärchen aus New York verwickelt, als ich jemanden "Michi?" sagen hörte. Ich drehte mich um und traute meinen Augen kaum. Stand doch glatt schon wieder dieser Typ aus Israel vor mir, den ich mittlerweile zum dritten Mal getroffen habe. Das erste Mal sahen wir uns in Copan Ruinas/ Honduras, da er im selben Hostel wohnte, in dem ich arbeitete. Das zweite Mal trafen wir uns in Flores/ Guatemala, da wir doch glatt im selben Hotel waren. Und nun hier in Mexiko - das klingt doch fast unmöglich, oder?

Ausritt nach "Chemula" - ein Erlebnis der Sonderklasse

Zehn Kilometer von San Cristobal entfernt liegt das Dorf "Chemula", in welchem die Tzotziles Mayas wohnen, welche die größte Eingeborenengruppe im Bundesstaat Chiapas darstellen. Das Dorf ist bekannt für seine außergewöhnlichen religiösen Zeremonien. Ich konnte eine Reittour dorthin finden - mittlerweile bin ich schon richtiger Reitprofi. Nach über einer Stunde hoch zu Ross kamen wir in dem Dörfchen an. Die Einwohner tragen eine sehr auffällige traditionelle Kleidung. Die Männer tragen Wolltuniken, während die Frauen schwarze Wolltücher als Röcke tragen, die mit einer Art Gürtel um die Taille gebunden werden. Ich traf zuvor in San Cristobal einen jungen Mann, der meinte er würde mir nicht empfehlen, in dieses Dorf zu kommen, da die Menschen ihre Religion sehr extrem ausüben. Man darf beispielsweise keine Fotos von den Leuten dort machen, da sie glauben, dies würde ihnen die Seele rauben. Es habe schon gewalttätige Auseinandersetzungen mit den Einwohnern dort und Touristen gegeben. Die Religion sei wohl eine Mischung aus dem traditionellen Maya-Glauben und dem katholischen Glauben. Ich hatte großes Glück, denn heute fand der große wöchentliche Markt statt - das war ein wilder Zugang. Gegen eine kleine Gebühr durfte ich in die Kirche eintreten. Sie hat keine Kirchenbänke und keinen Altar. Es herrscht dichter Nebel und es riecht nach Harz, Räucherstäbchen und Alkohol. Der gesamte Boden ist mit Kiefernnadeln und brennenden Kerzen bedeckt. Menschen knien in kleinen Gruppen am Boden vor den brennenden Kerzen und beten in beträchtlicher Lautstärke. Eine Frau stand vor einer Heiligenstatue und schrie und weinte zugleich. Das war beinahe unheimlich. Mich schienen sie nicht sonderlich zu beachten, da sie sehr in ihre Praktiken vertieft waren. Zu den Ritualen gehört ein alkoholisches Getränk aus Zuckerrohr und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure. Ein Schamane beschwört durch Rülpsen schädliche Geister, die nach der Vorstellung der Indianer einen Kranken befallen haben. Dadurch sollte der Dämon in ein lebendes Huhn fahren, das ebenfalls in der Kirche anwesend ist. Das Huhn wird anschließend getötet. Diese Zeremonien finden täglich statt. Der Zuckkerrohr-Schnaps wird getrunken um in einen Rausch zu geraten. Die kohlensäurehaltigen Getränke erleichtern das Rülpsen. Außerdem werden Eier und Knochen vom Schamanen für gewisse Rituale benutzt.  Das Fotografieren und Filmen ist in der Kirche strengstens verboten. Das war auf alle Fälle ein sehr besonderes Erlebnis.
Die Chamulas weigern sich zudem  Krankenhäuser aufzusuchen, da sie stattdessen der heilenden Wirkung ihrer Rituale vertrauen.

Zitrone, Salz und Chili

... das gehört für die Mexikaner zu jeder Mahlzeit. Bier, Suppen, Quesilladas, Burritos, usw werden damit gewürzt. Und glaubt mir, das ist richtig lecker. Zu jeder Mahlzeit werden diese Zutaten gereicht. Das Essen hier ist richtig schmackhaft und lecker. Tipp für den Papa: Bier mit  einer ordentlichen Menge Salz, Chili oder Tabsco und Zitrone probieren - ist traumhaft gut.

Obstverkäufer in San Cristobal 



auf dem Weg nach Chamula 


der lokale sonntägliche Markt in Chamula 







2 Kommentare:

  1. Klasse! Dein Bericht über die religiösen Zeremonien erinnert mich an einen Besuch in einer kleinen Kapelle am Atitlansee in Guatemala. Dort wird der Maximon angebetet, eine ziemlich wild aussehende Puppe, der ständig brennende Zigarren in den Mund gesteckt werden, Alkohol vorgesetzt wird und auf ähnliche Weise gebetet wird, wie Du sie beschreibst. Das sind Zeremonien, die unter die Haut gehen. Chemula kenne ich allerdings nicht. Ich bin immer nur bis San Cristobal gekommen und von dort weiter in Richtung Guatemala gefahren.

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  2. Liebe Michaela,

    ich war im Mai in Chamula und muss sagen, dass ich das alles SEHR befremdlich fand. Du nennst es unheimlich... Auch das trifft es ziemlich genau! Wurde bei dir auch die ganze Zeit geböllert? Also San Cristóbal fand ich super, nach Chamula müsste ich nicht nochmal!

    Liebe Grüße
    Barbara

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