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Dienstag, 22. März 2016

Fragen über Fragen nach 6 Monaten Backpacking in Afrika



Den ersten Kontinenten meiner Reise habe ich nun hinter mir. Ganze sechs Monate ging es für mich und meinen Rucksack quer durch Afrika. Gestartet habe ich in Uganda und machte mich dann über den Landweg auf bis nach Südafrika. Ich traue mich zu behaupten, dass es die beste Zeit meines Lebens war. Natürlich wurde ich sogleich mit unzähligen Fragen bombadiert. Hier habe ich für jeden den es interessiert die wichtigsten nochmals aufgelistet:


1. Wie ging es dir mit dem alleine reisen? Bereust du es?

Natürlich hat man beim Alleinereisen manchmal das Gefühl von Einsamkeit. Vor allem am Anfang meiner großen Reise hatte ich teilweise mit Heimweh und Einsamkeitsgefühlen zu kämpfen. Nach ungefähr einem Monat war das jedoch kein Thema mehr. Wahrscheinlich musste ich erst ein wenig lernen alleine zu sein und mit mir selbst klar zu kommen. Zu Hause hat man schließlich meist Freunde und Familie um sich herum. Das ist am Anfang schon eine krasse Umstellung wenn man plötzlich weiß, dass man nicht einfach Mama oder Papa anrufen kann wenn man Hilfe braucht. Man muss plötzlich alles alleine regeln. Das Gute daran ist, dass sich mit der Zeit mein Selbstvertrauen enorm gesteigert hat. Ich musste so viele schwierige Situationen ganz alleine meistern ohne dass irgendjemand an meiner Seite stand. Ich merkte plötzlich wozu ich eigentlich fähig bin.
Ich kann also sagen, dass ich es definitiv nicht bereue alleine losgezogen zu sein. Ganz im Gegenteil, diese Erfahrung war extrem wichtig für mich und ich freue mich schon richtig Anfang April alleine nach Zentralamerika zu starten. Außerdem habe ich supertolle Reisebekanntschaften gemacht, mit denen ich auch Teilabschnitte meiner Reise bewältigt habe. Viele meiner Bekanntschaften hätte ich höchstwahrscheinlich gar nicht gemacht, wenn ich nicht alleine unterwegs gewesen wäre.
Es gibt natürlich auch ein paar klitzekleine Nachteile: Wenn es einem schlecht geht, ist oft keiner da um einen zu trösten oder Zuspruch zu leisten und man hat niemanden mit dem man diese tollen Erfahrungen teilen kann.
Im Endeffekt bin ich aber unheimlich stolz auf mich, die letzten 6 Monate so gut bewältigt zu haben und mich nicht von Aussagen wie "Afrika alleine als Frau ist doch viel zu gefährlich" abschrecken lassen zu haben. Ich kann jeden Einzelnen nur ermutigen, es einmal zu versuchen, alleine zu verreisen.


2. War Afrika gefährlich? Hast du dich in irgendwelchen Situationen unwohl gefühlt?

Das Afrika, das die meisten von uns kennen kommt aus irgendwelchen Medienberichten, die geprägt sind von Hungersnöten, Kriegen und schweren Krankheiten. Leider vermitteln uns diese ein falsches Bild von diesem wundervolle Kontinenten.
Für mich persönlich gab es keine einzige Situation, in der ich mich ernsthaft bedroht oder unsicher gefühlt hätte. Mir wurde zwar einmal das Handy gestohlen und einmal ein kleiner Betrag an Geld. Dabei muss ich anmerken, dass ich oft wirklich nicht gut genug aufgefpasst habe. Und immerhin gibt es wirklich Schlimmeres als das. Ich wurde niemals bedroht oder mit Waffengewalt ausgeraubt.
Klar fällt man als Weiße teilweise sehr auf und zieht auch Aufmerksamkeit auf sich. Die Menschen haben sich aber großteils sehr freundlich und höflich mir gegenüber verhalten. Wichtig ist bloß, nicht zu viel ungewollte Aufmerksamkeit durch einen zu freizügigen Kleidungsstil oder Wertsachen, die man offen zur Schau stellt, zu erregen. In muslimischen Ländern hatte ich immer meine Knie und Schultern bedeckt. Man sollte auch keinen allzu auffälligen Schmuck tragen.
Im Großen und Ganzen habe ich mich vor allem in Ostafrika sehr sicher gefühlt. Wenn ich mich verlaufen hatte oder sonstige Hilfe brauchte, standen mit die Einheimischen wirklich mit Rat und Tat zur Seite und waren durchwegs außergewöhnlich freundlich.
Auch beim Ausgehen habe ich anfangs mit mehr Zudringlichkeiten der afrkanischen Männer gerechnet. Dabei waren diese zu meinem Erstaunen eher zurückhaltend. Klar wird man sehr oft angesprochen, doch großteils reicht ein klares "nein" um sie abzuweisen. Heiratsanträge gab es natürlich unzählige, aber ich denke solche Situationen kann man auch mit ein wenig Humor meistern.
Das erste Mal Gedanken über meine Sicherheit habe ich mir in Südafrika gemacht. Man hat mich mehrmals gewarnt nicht alleine auf den Straßen in bestimmten Stadtteilen von Kapstadt oder Johannesburg herumzulaufen, nicht in irgendein Taxi zu steigen, nicht in die Townships zu gehen, bei den Bankomaten vorsichtig zu sein, keine Handtaschen mitzunehmen usw. Ich hatte glücklicherweise überhaupt keine negative Erfahrungen dort, obwohl ich mich nicht immer zu hundert Prozent an die wohlgemeinten Ratschläge gehalten habe.
Ich würde sagen, mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen und ein wenig Hausverstand kommt ihr in Afrika gut durch. Ich habe auch von anderen Reisenden wenig richtig schlimme Stories gehört.

3. Wieviel Geld hast du ungefähr ausgegeben?

Ich mache jedes Monat eine kleine Abrechnung. Man kann sagen, dass ich so 300-700 Euro im Monat brauchte. Ich habe natürlich viel couchgesurft und in Uganda teilweise gearbeitet und dafür gratis Unterkunft und Verpflegung bekommen. Außerdem habe ich mich immer mit dem billigsten Transportmittel fortbewegt, auch wenn dieses um Einiges ungemütlicher war und länger brauchte als ein vergleichbar teureres. Ich habe teilweise in fast schon schäbigen Unterkünften mit Ratten und Mäusen geschlafen, die jedoch nur ca 1 Dollar pro Nacht kosteten. Das ist wahrscheinlich nicht für jedermann was. Zwischendurch gab ich aber trotzdem viel Geld aus, weil ich einfach wieder einmal etwas Luxus wollte. Vor allem in den Städten gab ich Einiges für Essen und Shoppen aus. Zudem machte ich auch ein paar Aktivitäten, die nicht gerade billig waren wie zB das Raften am Nil. Was hier in diesem Betrag nicht inkludiert ist, sind Sonderausgaben wie der Heimflug, der Flug nach Costa Rica und die Anschaffung eines neuen Handys.

4. Freust du dich, dass du nun für einen kurzen Besuch zu Hause bist? Würdest du am liebsten gleich hier bleiben? Oder plagt die das Fernweh schon wieder?

Ich freue mich unheimlich alle meine Freunde und Verwandten wieder zu treffen. Vor allem bedeutet es mir sehr viel am 50. Geburtstag meiner Mami dabei sein zu können. Dass ich am liebsten gleich hier bleiben möchte, könnte ich nicht behaupten. Mich plagt das Fernweh jetzt schon wieder, obwohl ich erst ein paar Tage zu Hause bin. Das Reisen macht leider süchtig. Einerseits trauere ich noch Afrika nach, andererseits freue ich mich schon sehr auf Zentralamerika.

5. Denkst du es wird schwer für dich sein in Österreich wieder Fuß zu fassen wenn du von deiner Weltreise zurück kommst?

Ich glaube es wird definitiv nicht einfach werden. Bereits viele Reisende, mit denen ich gesprochen habe, berichteten von einer Art Heimkommensdepression. Beim Reisen ist man total ungebunden und frei, man weiß nie was der nächste Tag bringt. Es gibt keine Routine und keinen Alltag. Jeder Tag steckt voller neuer Abenteuer, Bekanntschaften und Erlebnisse. Zu Hause ist alles geregelt. Man kennt oft den kompletten Tagesablauf, da er immer derselbe ist. Außerdem hat man beim Reisen so viele tolle Sachen erlebt, so viel Leid gesehen usw, dass man sich zu Hause vielleicht sogar unverstanden fühlt. Ich glaube, das Heimkommen wird auf alle Fälle schwer, aber wir werden sehen ;)

6. Was waren deine Top Erlebnisse?

Es gibt einfach zu viele einzigarte und unvergessliche Erlebnisse, die ich hatte. Hier ein paar Beispiele:
- Das Unterrichten in einer Baby-Class in Uganda - die kleinen waren 3-5 Jahre alt, oh Mann, das war anfangs ein ordentliches Chaos
- Das Trinken von frischem Ziegenblut mit dem Massai-Stamm in Tansania => Reisebericht Ziegenblut, => Video: Massai schlachten Ziege
- Jagen mit dem Hadzabe-Stamm in Tansania. Das war eine komplett andere Welt, diese Menschen wohnen noch in Höhlen und leben nur vom Jagen und Sammeln. => Reisebericht Hadzabe-Stamm, => Video: Hadzabe-Stamm
- Die Bergtour und die traditionellen Bergdörfer in Lesotho. Die Menschen hier leben teilweise sehr abgeschieden, jedoch in den eindrucksvollsten Gegenden. Bei meiner Wanderung durch Lesotho habe ich übrigens in einer Höhle geschlafen und die ganze Nacht Angst davor gehabt, dass irgendeine Giftschlange in meinen Schlafsack krabbelt. => Reisebericht: Wandern in Lesotho
- Die unglaubliche Gastfreundschaft, die ich in ganz Afrika erleben durfte, vor allem auch durchs Couchsurfen.

Für Afrika Interessierte

Ich habe vor Kurzem mein allererstes Buch veröffentlicht, in welchem es über meine sechs Monate Backpacking in Afrika geht. Es liefert allen notwendigen Informationen, die man für so eine Reise benötigt und beinhaltet jede Menge spannender Stories, die ich dort erlebte.
HIER könnt ihr euch das Buch im E-Book Format oder als Taschenbuch kaufen :)






14 Kommentare:

  1. Ach wie toll, dass du mal deine persönliche Sicht schilderst. Ich war bisher nur in Tansania und fand Afrika auch echt schön. Irgendwann will ich mal wieder zurück.

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    1. Oh ja Afrika hat mein Herz total gefangen, obwohl ich am Anfang gar nicht wusste was mich dort erwarten wird

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  2. Wow! Was für ein Abenteuer! Ich finde es toll, dass Du Dich auf das Leben der Menschen dort so einlässt. Ich habe lange Jahre in Südafrika, Namibia, Botswana und Zimbabwe gearbeitet und liebe diesen Kontinent, gerade weil er noch so ursprünglich ist.

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    1. Wow, das finde ich toll, dass du dort gearbeitet hast. Ja genau du sagst es, es ist so ursprünglich dort und noch so frei vom Massentourismus!

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  3. Das ist definitiv auch so ein Traum von mir! Vielen Dank für deine vielen Infos und die Buchemfehlung! Bin auf dein e-book gespannt und werde es sicherlich lesen :)

    Ganz lieben Gruß

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  4. Ein schönes Resümée das du da gezogen hast. Afrika war bestimmt ein Erlebnis, leider haben wir es noch nie bis dorthin geschafft. Ich bin schon gespannt was du alles aus Zentralamerika zu berichten hast und wie du da die Länder dann bereisen wirst.

    Viele Grüße
    Victoria

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  5. Hey Michaela,

    danke dir für diesen wirklich persönlichen und informativen Einblick in deine Afrika Erlebnisse. Tatsächlich hast du viele Fragen beantwortet, die sich mir schon immer zu Afrika gestellt haben. Spannend fand ich vor allem deine Erfahrungen zum Thema Sicherheit. Und was das Alleine Reisen angeht, da haben wir die gleichen Erfahrungen gemacht. Ich glaube, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat allein zu sein, dann kann man auch die Vorteile voll genießen. Die von dir erwähnten Reise Bekanntschaften macht man nämlich nicht in der Vielfalt, wenn man als Paar oder in der Gruppe unterwegs ist und gerade diesen Punkt fand ich einen echten Pluspunkt.

    Liebe Grüße
    Nicole vom Reiseblog PASSENGER X

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  6. Hallo Michaela,
    mensch toll Deinen Bericht zu lesen, da hast Du ja wirklich eine spannende Reise gemacht. Ich kenne bisher nur Namibia, würde aber auch gerne Mal in weitere afrikanische Länder reisen.
    Lg Miriam von North Star Chronicles

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    1. Oh ja, vor allem Ostafrika hat mein Herz erobert - Uganda, Tansania, Malawi - sehr zu empfehlen ;)

      Liebe Grüße,
      Michaela

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  7. Liebe Michaela, ein toller Bericht. Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken eine Reise nach Afrika zu unternehmen. Dank deines Artikel weiß ich jetzt, dass ich das auch alleine in Angriff nehmen kann. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie ehrlich du über deine Erfahrungen als Alleinreisende berichtest. Liebe Grüße

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    1. Danke für deinen lieben Kommentar, Annette! Und ja, ich möchte dich wirklich ermutigen es alleine zu wagen, du wirst es auf keinen Fall bereuen.

      Liebe Grüße,
      Michaela

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